Zwischen Apotheke und Sparkasse - mittendrin

Bildstockeinweihung in Mainz-Laubenheim

Bendición Blessing Einweihung
Se encienden velas Candles are lit Kerzen werden entzündet
Mons.  Arulappan Amalraj de la diocesis de Ootacamund en Tamil Nadu, India Bishop Arulappan Amalraj of Ootacamund in Tamil Nadu , India Bischof Dr. Arulappan Amalraj aus der Diözese Ootacamund in Tamil Nadu, Indien
La ermita The wayside shrine Der Bildstock
Oración Prayer Im Gebet Fotos: Spang © 2008

DEUTSCHLAND, Bernd Spang. Am 9. November – diesem für Deutschland so bedeutungsvollen Tag der Erinnerung an schreckliche (Reichskristallnacht) und wunderbare Ereignisse (Fall der Mauer) – wurde in Mainz Laubenheim ein Bildstock eingeweiht. Der Platz befindet sich an der Ecke Rheintalstraße / Rüsselheimer Allee und wurde von der Stadt Mainz zur Verfügung gestellt. Es ist eine belebte Straßenecke denn gegenüber befindet sich ein lokaler Markt, ein Ärztehaus sowie eine Apotheke, Sparkasse usw. Es fahren täglich sehr viele Fahrzeuge am Bildstock vorbei, denn er steht wenige hundert Meter von der Autobahn entfernt.

Der Bildstock wurde von dem Ortspfarrer Gerold Reinbott gestiftet. Er ist mit der Intention verknüpft " Schönstatt vor Ort" lebendig werden zu lassen.

Mittendrin steht dieser Bildstock im Getriebe der Stadt; mittendrin aber auch im Zeitgeschehen:

Am 9.11.1938 brannten in Deutschland die Synagogen. Polizei, Feuerwehr und Bevölkerung schauten zu. Es war das Fanal für die systematische Ermordung von 6 Millionen Juden durch den deutschen Staat.

Am 9.11.1989 fiel die Berliner Mauer, das Trennungszeichen für Deutschland, Europa und die ganze Welt. Es war das Ende des kalten Krieges und der Weltordnung, wie sie nach dem zweiten Weltkrieg entstanden war.

Am 28.11.2000 starb Frau Cäcilia Spang. Am 7.12.2000 wurde sie in Laubenheim beerdigt. Sie war maßgeblich beteiligt an der Errichtung der ersten Bildstöcke dieser Art und begleitete bis zu ihrem Tod alle Bildstöcke in den Gemeinden, die Schönstatt am Ort lebendig machen sollen.

Am 19.1o.2008 besuchte Papst Benedikt XVI. den Marienwallfahrtsort Valle di Pompei und betete am Grab von Bartolo Longo. Der hatte Anfang des letzten Jahrhunderts diesen Wallfahrtsort begründet, indem er Maria bat, hier ihren Gnadenthron aufzuschlagen. Dieses Ereignis nahm Pater Kentenich zum Anlass, mit seinen Schülern am 18.10.1914 die Gottesmutter zu bitten, sich im kleinen Kongregationskapellchen in Schönstatt niederzulassen und Wunder der Gnade zu wirken.

Es ist der 26. Bildstock dieser Art, der aufgestellt und eingeweiht wurde. Der erste dieser Bildstöcke wurde 1978 in Udenheim errichtet, das auf ein Refugium iro-schottischer Mönche zurückgeht. Sie brachte das Kreuz als Lebensbaum mit.

Der Schaft des Bildstocks soll den Lebensbaum symbolisieren. Die sieben Knöpfe deuten auf die Sakramente als Lebensquellen hin. Das Kapitell des Bildstocks soll das Schönstattkapellchen darstellen - als Krone des Lebensbaums. Deshalb sind die fünf Ecken als Knospen ausgebildet. Das Zentrum des Bildstocks ist das Bild der dreimal wunderbaren Mutter. Es bringt den Bildstock in Zusammenhang mit dem Heiligtum von Schönstatt, um die Gnaden, die Maria dort austeilt, der Gemeinde hier anzubieten.

Gott wohnt mitten in der Stadt

Eingeweiht wurde der Bildstock von Bischof Dr. Arulappan Amalraj aus der Diözese Ootacamund im Bundestaat Tamil Nadu in Südindien, zu der aus der Pfarrgemeinde schon vor vielen Jahre Kontakte aufgebaut wurden. Die Feier war um 17Uhr mit Beginn der Dämmerung angesetzt. Obwohl es am Nachmittag öfters genieselt hatte, blieb es während der gesamten Feier von oben her trocken. Weit über 100 Personen hatten sich in einem Kreis versammelt. Mit brennenden Kerzen in den Händen setzen die Anwesenden auch ein Gegenzeichen zu den schrecklichen Vorgängen vor 70 Jahren, als die Synagogen in ganz Deutschland brannten. Vor dem Bildstock brannten Fackeln. Es war eine andächtige und getragene Stimmung. Mit dem Bischof waren der Ortspfarrer Gerold Reinbott sowie 2 Messdiener im passenden Gewand gekommen. Höhepunkt der Feier war die Einweihung des Bildstockes durch den Bischoff, die darauf folgende Weihe der Anwesenden an Maria und der Segen des Bischoffs über alle Teilnehmer.

Beim anschließenden Imbiss standen die meisten der Teilnehmer noch einige Zeit in Gruppen zusammen. Viele positive Rückmeldungen konnten aufgenommen werden. Auch in der heutigen Zeit sind die Menschen aufgeschlossen für sichtbare Zeichen von Gottes Gegenwart im Alltag. Der Bildstock ist bei den Laubenheimern "angekommen".

Im Jahr 2008 lebt erstmals mehr als die Hälfte der Menschheit in Städten. Der UNO-Weltbevölkerungsbericht 2007 bezeichnet die Verstädterung als "größte Herausforderung für die Zukunft". In Lateinamerika leben jetzt schon sieben von zehn Menschen in Ballungsräumen. Unter dem Motto "Gott wohnt in ihrer Mitte" stellt ADVENIAT das Thema Großstadt in den Mittelpunkt ihrer diesjährigen Weihnachtsaktion. Wohnt Gott auch in den Städten Europas, in den Städten Deutschlands? Ein kleiner Bildstock mittendrin, zwischen Apotheke und Sparkasse, den "Tempeln" des Menschen 2008, kann eine Antwort sein.