Freude an der Vielfalt

Begegnungen, Streiflichter und Gedanken am vorletzten Tag des Katholikentags

El P. Hoffacker (83) peregrinó con bicicleta a Osnabrück Father Hoffacker (83) made a bike pilgrimage to Osnabrück Pfr. Hoffacker (83) kam mit dem Fahrrad vom Niederrhein nach Osnabrück
Los globos, regalos para niños – una alegría también para el P. Elmar Busse The balloons, a gift for the children, are also a joy for Fr. Elmar Busse Die Luftballons, die es am Schönstattstand für die Kinder gibt, machen auch P. Busse Freude
Ahora para los niños And now for the children Und hier gibt es Luftballons für alle! Fotos: POS Fischer © 2008
Pater Güthlein mit jungen Schönstättern in der Nähe des Domes. Fotos: POS Brehm © 2008

KATHOLIKENTAG, Martina Rasch. Vielfalt nicht als Bedrohung sehen, sondern als Bereicherung: ein Wort von einem der Podien zum Miteinander der Geistlichen Gemeinschaften und Bewegungen. Vielfalt der Bewegungen, Vielfalt der Kirche, Vielfalt Schönstatts ... Vielfalt lebt von der Freude am Anderen, am Neuen, das nur geht, wenn man von der eigenen Berufung und Sendung erfüllt und getragen ist. Beim Rundgang über die Kirchenmeile mit den vielen Zelte und Ständen und besonders im Gespräch mit den Menschen dort fällt immer wieder auf, wie sehr die einzelnen in Ihrer Spiritualität zu Hause sind und mit viel Sendungsbewusstsein und Liebe ihre Sache vertreten.

Ganz in der Nähe des Schönstattstandes befindet sich der Stand der Katholischen Ärzte. Dort ist ein Arzt im Gespräch mit einem Elternpaar aus der Diözese Paderborn. Es stellt sich heraus, dass dort ein reiches Betätigungsfeld für die Vereinigung der katholischen Ärzte wäre. Die Mutter, deren Sohn auch Medizin studiert und sich sehr interessiert, ist mehr als überrascht, als der Arzt spontan anbietet, in ihre Heimatstadt zu kommen und dort im Krankenhaus einen Informationsabend anzubieten. Er selber wohnt nicht gerade in der Nähe, sondern in München. Auf erstauntes Nachfragen meint er nur, dass er im Notdienst tätig sei und sich relativ frei einteilen könne.

Es werden kurz Adressen ausgetauscht und immer wieder betont der Arzt es gehe in keinem Fall um Geld bei seiner Vereinigung. Die Mediziner sollen in ihrem Tun gestärkt werden und nicht verzweifeln und müde werden bei den heutigen Arbeitsbedingungen in ihrem Berufsfeld. Warum bringt solch ein Einsatz soviel Erstaunen hervor? Ist es die Selbstlosigkeit, oder die Hilfe, die jemand anderen anbieten möchte, ohne konkret um deren Situation zu wissen? Oder doch die Tatsache, dass ein solche Reise total ergebnisoffen sein wird und es nicht um Erfolgsbilanzen geht.

Freude am bunten, kreativen Wirken Gottes

Diese Tage in Osnabrück zeigen einen gelassenen, neugierigen Umgang mit anderen Lebensaufbrüchen. Es geht nicht darum, andere zu missionieren und vom rechten Weg zu überzeugen zu müssen. Vielmehr freuen sich alle an der Vielfalt und dem kreativen und bunten Wirken Gottes in seiner Kirche.

Bei einer Unterhaltung am Zelt der Charismatischen Erneuerung geht es darauf hinaus, dass doch ein jeder nur davon profitieren kann, wenn er seinen Reichtum mit den anderen teilt. Der eigene Schatz kann nur schöner und strahlender werden, wenn man ihn im Licht des Ganzen sieht.

Der Kern, die Liebe zu Gott und den Menschen, verbindet alle, und es ist schön, wenn man sieht, dass so viele ihren urpersönlichen Weg gefunden haben, der so individuell ist, wie die Menschen nur sein können.

Eine dieser Gelegenheiten, einander kennen zu lernen – auch in Schönstatt

Die Tatsache, dass sich auf der Strasse Mensch fröhlich und teilweise überschwänglich begrüßen, obwohl sie sich nicht kennen, aber eben das gleiche Halstuch in Gelb-Blau mit Schönstattloge tragen, ist sicher auch ein Zeichen dieser offenen, von Wohlwollen getragenen Atmosphäre. Ob man sich kennt oder nicht, es tut einfach gut, so viele aus der „eigenen Familie“ zu treffen, und spätestens jetzt kennt man sich dann. Hier ist mal wieder eine der wunderbaren Gelegenheiten, gliederungsübergreifend miteinander etwas zu erleben. Ganz unverhofft und einfach toll, Pfarrer Hoffacker getroffen zu haben, ihm mit einer Flasche Wasser aushelfen zu können und von seiner Fahrradtour vom Niederrhein zum Katholikentag zu erfahren. Fünfunddreißig Schönstätter fuhren in drei Tagen die über zweihundert Kilometer nach Osnabrück. Und Sonntag dann auch wieder zurück!

Am Schönstattstand fragt man sich öfter nicht nur nach dem Namen, sondern auch zu welcher Gliederung der andere gehört. Dabei kann es durchaus passieren, dass man noch genauer von der eigenen Gliederung berichten muss, weil das Gegenüber davon noch nicht wirklich gehört hat.

Vielleicht sind solche kleinen Begegnungen und Gespräche ein Blick „hinaus ins Weite“. Ein Beginn für das Miteinander der Gemeinschaften und der Ökumene.

Auf dem Weg hin zu Jubiläum 2014 gilt es, sich immer mehr an der Vielgestaltigkeit innerhalb Schönstatts erfreuen und einander zu beschenken, von Gliederung zu Gliederung, von Generation zu Generation, von Berufung zu Berufung.