Nachrichten - News - Noticias
 published: 2007-01-03

Predigt am 29.12.2006 in der Anbetungskirche Berg Schönstatt

Erzbischof Dr. Ignazio Sanna, Oristano, Italien

 

Prédica

Sermon

Predigt

 
   

Liebe Mitbrüder im Priesteramt, liebe Freunde in der Schönstatt-Familie!

Am 29. Dezember vor 32 Jahren habe ich mein Leben als Priester der Dreimal wunderbaren Mutter geweiht und begann meinen geistlichen Weg in der Schönstatt-Familie. Heute komme ich, um auf Berg Schönstatt mein Leben als Bischof dem einen und dreifaltigen Gott zu weihen und am Grab von Pater Josef Kentenich zu beten.

Ich gehe diesen geistlichen Pilgerweg, um aus den Kraftquellen für die Liebe zur Kirche zu schöpfen, die unseren Gründer beseelt haben. Als erster Schönstatt-Bischof in Italien weiß ich mich gerufen, das Charisma Pater Kentenichs in das Herz der italienischen und der weltweiten Kirche zu tragen.

Ich habe meinen Dienst als Bischof in meiner Diözese begonnen mit einem Besuch der "Heiligtümer des Schmerzes": dem Gefängnis und dem Krankenhaus. In den Gesichtern der Menschen, denen ich begegnet bin, habe ich einen tiefen Wunsch nach Freundschaft und die Erwartung von Gemeinschaft gesehen, ein großes Bedürfnis nach Liebe und die die Suche nach einem, der mitleiden will.

Ich habe in diesen ersten Tagen ein neugeborenes Kind gesegnet und auch einen alten Mann, der im Todeskampf lag. Durch die Erfahrung dieser Begegnungen, die ganz alltäglich und gleichzeitig außergewöhnlich waren, habe ich gleichsam die Schwelle des Geheimnisses von Leben und Tod überschritten und damit die Grenzen der menschlichen Existenz, wo eine einfache Geste und ein rechtes Wort zu einer Erfahrung von Gnade wird.

Wie nie zuvor habe ich die übernatürliche Bedeutung meiner Handlungen als Priester erfahren. Im Herzen habe ich dem Herrn gedankt, dass er meinem priesterlichen Dienst eine väterliche Dimension geschenkt hat. Die Zeichen und Worte des Priesters sind wirklich die Zeichen und Worte, die Gott gebraucht, um sich als Liebe zu offenbaren und Vertrauen auf das Leben mitzuteilen. Es sind die Wege der Gnade. Die "heiligen und ehrwürdigen Hände", mit denen Jesus die Eucharistie gefeiert hat, werden auf wunderbare Weise vervielfältigt in den Händen der Priester, die heute die Zeichen des Heils feiern: Sie befreien die Menschen von der Last der Schuld, sie trösten sie in der Krankheit, sie ermutigen sie bei ihrer Arbeit, sie begleiten sie in Zeiten der Prüfungen. Zu den wichtigsten Pflichten des Bischofs in der geistlichen Sorge für seine Priester gehört es, "diese Hände unter seinen Schutz zu nehmen" (Pastores Gregis, 47).

Wenn ich über diese Pflicht nachdenke, bin ich immer mehr überzeugt, dass meine Weihe zum Bischof mich auch zum Erben der Verheißung eines Segens gemacht hat. "Ich will dich segnen… und ein Segen sollst du sein." (Gen 12,2). Denn meine erste Handlung als Bischof bestand darin, die Gläubigen mit dem Zeichen des Kreuzes zu segnen. Dieses Zeichen erinnert an das wichtigste Symbol unseres christlichen Glaubens und will auch ein Hoffnungszeichen sein des Friedens und der Gemeinschaft. So war es zur Zeit von Noach, der ein "Zeichen der Versöhnung nach einer Zeit des Zorns" (Sir 44,17) erhielt.

Wenn ich bei der täglichen Meditation des Wortes Gottes auf das höre, was "der Geist meiner Kirche sagt", wird mir bewusst, dass die Verheißung auch für mich gilt, dass "der Geist Gottes auf mir ruht, denn der Herr hat mich gesalbt. Er hat mich gesandt, damit ich den Armen eine frohe Botschaft bringe und alle heile, deren Herz zerbrochen ist, damit ich den Gefangenen die Entlassung verkünde und den Gefesselten die Befreiung, damit ich ein Gnadenjahr des Herrn ausrufe." (Jes 61,1-2)

Der Geist Gottes erinnert mich daran, dass ich dazu berufen bin, ein Segen für mein Volk zu sein. Er erinnert mich daran, dass ich der sein muss, der hilft, zur Sonne und zum Himmel zu schauen, zu dem, der dem Meer seine Farbe und dem Leben einen Sinn gibt. Er erinnert mich daran, dass ich der sein muss, der ermutigt, nicht nur dann zum Himmel aufzublicken, wenn wir im Krankenbett liegen und nur noch vom Himmel Hilfe erwarten können, sondern auch, wenn wir aufrecht gehen wollen, etwas Neues anfangen wollen, damit wir nicht das göttliche Licht vergessen, das unsere Schritte erleuchtet.

Das Bedürfnis nach Liebe und Mitleiden, das ich im Gesicht der Menschen ohne Freiheit und Gesundheit entdeckt habe, verweist mich auf meinen Wahlspruch als Bischof: "Dio è amore". "Gott ist Liebe." Das war auch das Motiv der ersten Enzyklika von Papst Benedikt XVI.

Ich möchte meinen Dienst als Bischof und alle meine Kräfte des Geistes und des Herzens dafür einsetzen. Weil Gott Liebe ist, ist er auch die Quelle der wahren Hoffnung, die sich nicht auf Überlegungen oder Fähigkeiten von Menschen stützt, sondern auf seine göttliche Verheißung, die den Ereignissen der Zeit ihre eigentliche Bedeutung gibt. Diese göttliche Verheißung verwandelt die Weltgeschichte in Heilsgeschichte.

Liebe Freunde in der Schönstatt-Familie! Erheben wir die Augen auf zu den Bergen, denn unsere Hilfe kommt vom Herrn, der Himmel und Erde gemacht hat (Ps 121,2). Ich möchte Sie herzlich einladen, Zukunft zu bauen, großmütig zu denken, zum Himmel zu schauen. Unser Hoffen muss sich, nach einem Wort von Papst Benedikt, in Geduld und Demut verwandeln (Deus Caritas est, 39). Unsere Hoffnung ist die Bestätigung, dass Himmel und Erde sich berühren, und dass der Himmel nur dann glaubwürdig ist, wenn er die Erde erleuchtet, und nicht, wenn er die Erde verbirgt.

Unser Glaube muss sich darum intensiv bemühen, den schwachen und beschränkten Hoffnungen die frohe Botschaft zu verkünden, und den Weg den weiten und starken Hoffnungen zu öffnen. Als Bischof möchte ich im Leben und Handeln dafür einstehen, dass Gott Liebe ist. Die Liebe erneuert alles, denn sie ist niemals gleich. Sie kann Worte und Taten erfinden und jeden Tag neu werden. Gott bewahrt nicht nur das, was schon immer so war, sondern er schafft auch Neues, was noch nicht ist (vgl. Röm 4,17).

Ich habe meinen Wahlspruch "Dio è amore" ausgewählt, um alle einzuladen, mit Gott neu zu beginnen, das Leben aus dem Glauben zu vertiefen und Liebe und Hoffnung stark zu machen. Das erste Zeichen, das bei der Taufe auf unsere Stirn gezeichnet wurde, war das Kreuzzeichen. Viele haben das nicht gelernt oder verstanden oder haben es vergessen und leben nicht mit dem Zeichen des Kreuzes.

Unsere Spiritualität in Schönstatt zeigt uns den Weg, dem Glauben ein Gesicht zu geben und im Liebesbündnis die Taufe ernst zu nehmen und durch eine persönliche Entscheidung zu erneuern. Das ist unser Angebot als Geistliche Bewegung in der Kirche. Aber wir glauben, dass es vor allem eine Initiative Gottes in unserer Zeit ist und eine liebevolle Einladung Marias, die uns zu ihrem Sohn führen will. "Was er euch sagt, das tut." (Jo 2,5).

Ich bin P. Kentenich nicht persönlich begegnet. Einige von uns haben ihn noch als Lebenden kennenlernen dürfen. Anderen geht es wie mir, die entdecken, wie seine Person, sein Leben und seine Botschaft ganz aktuell sind.

Ich sage Ihnen einige Punkte, wo für mich unser Gründer bleibend wichtig ist:

- In einer von der Technik beherrschten Welt, in der für Gott kein Raum gelassen wird, bringt Schönstatt eine vorsehungsgläubige Deutung der Geschichte ein, die von der Angst vor der Zukunft und vor der Lebensangst befreit.

- In der globalen Welt, in der niemand sich zu Hause fühlt, obwohl er in der ganzen Welt "umhersurfen" kann, macht Schönstatt das Angebot einer Heimat und eines lebendigen Heiligtums.

- In einer Männerwelt, in der die Frau auch im Christentum vielfach noch dem Mann unterlegen ist, fördert Schönstatt die marianische Dimension des Menschen und die Würde der Frau und den Wert des Lebens.

- In einer Welt zunehmend ohne Werte, die geschichtsvergessen sein will und mechanistisch in den Tag hineinlebt, formt die Pädagogik Schönstatts einen freien und verantwortungsbewussten Menschen.

Wir haben von unserem Vater und Gründer ein großes Geschenk erhalten. Seine Sendung ist unsere Aufgabe. Ich verspreche meine Mitarbeit und bitte um Ihr Gebet für meinen Dienst.

 

Zurück/Back: [Seitenanfang / Top] [letzte Seite / last page] [Homepage]

Last Update: 03.01.2007 Mail: Editor /Webmaster
© 2007 Schönstatt-Bewegung in Deutschland, PressOffice Schönstatt, hbre, All rights reserved, Impressum