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 published: 2006-10-19

Schönstatt unser Weg - Du führst uns hinaus ins Weite

Eröffnung der Oktoberwoche mit Blick in die Weite und Tiefe des Charismas

 

Eröffnung der Oktoberwoche 2006 unter dem Thema: Du führst mich hinaus ins Weite: Unsere Botschaft das Liebesbündnis

 

Pater Dr. Lothar Penners hielt den Eröffnungsvortrag

 
 

Blick in die Aula; gut 600 Delegierte nehmen teil

 
 

Referentin des zweiten Vortrags: Dr. Daniela Mohr-Braun

 
 

Die Bühne ist mit den Farben des Schönstatt-Logo gestaltet

Fotos: POS  Brehm © 2006

 

 

 

SCHÖNSTATT, mkf. Die Oktoberwoche 2006 ist eröffnet. Nachdem die Delegierten der deutschen Schönstatt-Bewegung am Abend des 18. Oktober mit der Bündnisfeier am Urheiligtum in den Ur-Lebensvorgang Schönstatts hineingekommen, das Liebesbündnis vom 18. Oktober 1914, stand am Vormittag des 19. Oktober die programmatische Vertiefung auf dem Programm: Pater Dr. Lothar Penners zeichnete die Strukturinien der Zeit, in die hinein Schönstatt aufbrechen will und soll in die Weite, um dort die Botschaft Liebesbündnis zu künden, und Dr. Daniela Mohr-Braun führte in die Tiefe des Charismas Schönstatts, in dem sie seine Konturen im Spiegel eines anderen Charismas leuchtend zeichnete.

Gott ist ein Gott der führt: so der Ausgangspunkt der Darlegungen von Pater Penners, mit denen er die Delegierten auf die neue Jahreslosung geradezu einschwor: Du führst mich hinaus ins Weite - Unsere Botschaft das Liebesbündnis. Will Gott in die Weite führen? Das ist die Frage und das Anliegen dieser Oktoberwoche, so Penners. Sind wir überzeugt, dass Gott in die Weite führen will, dass das nicht nur eine schöne Idee des Zentralrates ist, sondern Gottes Wunsch für die deutsche Schönstatt-Bewegung in diesem Jahr?

Der Besuch Benedikts XVI. in Bayern als christliches Zeitzeichen

Eine starke Zeitenstimme, so Pater Penners, ist der Besuch Benedikts XVI. in Bayern, der sich als christliches Zeitzeichen deuten lasse. Dieser Besuch solle an diesem Morgen allerdings nicht erlebnismäßig aufgegriffen, sondern dem Anliegen der Oktoberwoche als Studienwoche entsprechend inhaltlich gedeutet werden. In der Spannung zwischen "Heimat" und Welt, zwischen Gebundenheit und Verantwortung habe sich Benedikt in seiner Verkündigung, verbal und in Gesten, bewegt. Dieselbe Spannung, so Penners, deutete Pater Kentenich in einer Charakterisierung von Mario Hiriart an: gemüthaft und intellektuell. Menschliche Verwurzelung in der bayrischen Heimat war verbunden mit der großen weiten Weltverantwortung.

Glaube vollzieht sich in Gemeinschaft und inmitten der modernen Kultur, das habe der Papstbesuch gezeigt und betont: Der Gottesglaube und die "vom Menschen gemachte Welt" müssen zusammenkommen. Papst Benedikt habe auch, so Penners, eine "vornehme Ergänzung des katholischen Klimas in Deutschland" vorgenommen. Es ging darum, Gott in den Mittelpunkt zu stellen: Gott mitten in der Welt, Diakonie nicht ohne Evangelisierung hat er in seinen Reden betont; die Art, wie er Liturgie gefeiert hat, sprach für sich. Es gibt eine Art, über den Glauben zu sprechen oder aus dem Glauben zu sprechen, und der Papst hat aus einer "zweiten Naivität" - im vollen, klaren Wissen um komplexeste theologische Zusammenhänge - in einfacher Sprache aus dem Glauben gesprochen. Es ging um die Präsenz Gottes und auch der Gottesmutter in Zeugnis und Verkündigung. Das Gebet an der Mariensäule in München und die Auslegung des Evangeliums von der Hochzeit zu Kana in Altötting sind Perlen marianischer Botschaft.

Auch die Bereitschaft, unnötige Härten zu mildern, gehört zu den Merkmalen dieses Besuches. Wenn der Vortrag in Regensburg nach aller ersten Aufregung bewirkt, dass die Träger des Islam und der katholischen Kirche in tieferen Dialog kommen, dann, so Pater Penners, sei das ein starkes Zeichen. So wie ein Josef Ratzinger vor Jahren der Überzeugung war, dass das Thema des Marxismus in Lehre und Leben der katholischen Kirche ein und für allemal und in der Tiefe geklärt werden müsse, so sei er wohl jetzt überzeugt, dass das Thema Religion und Gewalt dran ist. Im Umgehen mit den anderen Bekenntnissen sei eine milde Form zu spüren gewesen.

Es war ein Fest des Glaubens, so scheint die einhellige Meinung in der Bevölkerung. Die Zuhörerschaft des Papstes war eine religiöse offene, Beifall kam vor allem immer beim Religiösen, da, wo es um Gott ging. In der Welle der Zustimmung und Begeisterung ist sogar das Wort vom "Papst der Herzen" gefallen. Bindungsfreude und zugleich klare Entschiedenheit, sprachliche Klarheit, schichtenübergreifende Kommunikationsfähigkeit, und eine marianische Sprache - einfach und zugleich präzise: Elemente, die zusammengenommen den Papstbesuch zu einem menschlich-religiös-sprachlichen Ereignis haben werden lassen. Benedikt ist als Bote des Evangeliums gekommen. Sein Blick auf Maria - "den Segnenden tragend, (bist du) zum Segen geworden" - ist ein Kompendium marianisch-mariologischer Verkündigung.

II. Das offene Feld suchen - sich neuen Fragen stellen

Es geht um die Frage: brechen wir auf? Einzelbeobachtungen zur psychokulturelle Befindlichkeit, die Pater Penners aneinanderreihte, sollten fragen wecken: Wovon sind die Seelen bewegt?

Sorge macht im politischen Bereich die Radikalisierungsendenz m interkulturellen Gefälle: Libanon, Nord-Korea, Irak, USA, Iran...

Eine emotionale Aussöhnung der Deutschen scheint durch einige in sich gar nicht zusammen gehörende Ereignisse in Gang gekommen zu sein: Wende, Papstwahl, Weltjugendtag, Fußball-WM, Papstbesuch. Es schient darin wie ein Botschaft Gottes aufzuklingen: Werdet wieder normal, habt ein gesundes Selbstbewusstsein. Deutschland wurde erlebt als ein Gastgeberland in der Mitte Europas, und das ist schön. Gott führt durch die verschiedenen Elemente.

In einem letzten Blitzlicht verwies er auf Aussagen von Chiara Lubich (Kulturelle Nacht)und Andrea Riccardi (Europa der gelähmte Kontinent -Heilung des Gelähmten) im Kontext der Frage nach Wurzeln und Vision Europas.

Eine neue Zeit beginnt

Abschließend zeigte Pater Penners auf, wie sich in zahlreichen Ereignissen und Aufbrüchen dieses Jahres in Schönstatt Leben entfaltet hat: Katholikentag, Rom, Schoenstatt Summer. Eine deutliche Sprache spreche der Tod von drei jungen Menschen aus der Schönstatt-Bewegung, die beim Liebesbündnis für die Jugend der Welt dabei waren. Fragen wir uns: .Gibt es noch Heldensodalen in der Familie? Ohne solche Menschen können wir unsere Sendung nicht erfüllen.

Ein besonderer Blick galt wie auch im letzten Jahr dem Urheiligtum und den Entwicklungen, die es dort gibt, sowohl im Blick auf die Pastoralkommission aus Vertretern der Pallottiner und Schönstatts, die gebildet wurde, wie im Blick auf das Leben am und aus dem Urheiligtum. Die Wallfahrtsgnaden, so Penners, sind nicht nur für die Pilger da. Schönstatt sei eine Beheimatungs-, eine Veränderungsbewegung.

Mit dem Tod Johannes Pauls II., so Pater Penners abschließend, sei die Nachkonzilszeit und die Nachkriegszeit in gewissen Weise beendet - wie das 20. Jahrhundert. Es gibt Zeichen, dass auch die Wehen der unmittelbaren Nachgründerzeit in Schönstatt beendet sind und eine Zeit, eine Zeit des Aufbruchs in die Weite beginnen kann.

Was bleibt, stiften die Liebenden

In die Tiefe des Charismas Schönstatts führte im zweiten Teil des Vormittags Dr. Daniela Mohr-Braun, vielen bekannt als Autorin des Liedes: "Überall sehen wir deine Spuren". Die promovierte Theologin lud die Schönstattfamilie ein zu einem Blick in die weite Tiefe des Liebesbündnis als Ur-Lebensvorgang Schönstatts als einer von vielen charismatischen Veraktualisierungen der christlichen Kernerfahrung: Gottes freundliche Zuwendung zur Welt in Jesus Christus. Weil alle Charismen diese eine christliche Kernerfahrung in unterschiedlichen Farben spiegeln und darstellen, sind letztlich alle christlichen Charismen untereinander kompatibel, so die Grundthese von Dr. Mohr-Braun. Im Dialog der Charismen wird nicht nur das Fremde faszinierender, sondern auch das eigene leuchtender - aus dieser Überzeugung stellte sie Ähnlichkeiten des Charismas Pater Kentenichs und des Charismas der Teresa von Avila in Relation, beide immer in tiefer Weise basierend auf den sie tragenden biblischen Impulsen. Was bleibt, stiften die Liebenden - dieses Wort von Jörg Zink war dabei Leitfaden der Darlegungen. Bestand hat in einem Zerfall katastrophalen Ausmaßes, wie wir ihn heute erleben, nur das, was Liebende stiften. Das Liebesbündnis Schönstatts ist die Stiftung der Liebe.

Garten, Heiligtum, Liebe

Der vertraute Umgang der Menschen im Garten Eden mit Gott, die Begegnung des Auferstandenen mit Maria Magdalena im Garten: in diesen biblischen Bildern wird der Beginn der Liebe zwischen Gott und Mensch vermittelt, die Begegnung in Liebe. Bei Teresa von Avila spielt der Garten in der Gebetslehre eine zentrale Rolle, bei Josef Kentenich ist das Bild des Mariengartens in der Heiligkeitslehre zentral geworden.

Gestifteter Ort der Begegnung zwischen Gott und Mensch ist im Alten Testament das Bundeszelt, später der Tempel. Jesus bringt eine "Entmachtung" des Tempels: nicht der Tempel ist seit ihm der Ort der Anbetung Gottes, sondern in seinem Tod und seiner Auferstehung wird der heilige Ort universalisiert. In der Gebetslehre Tersas ist es die Seelenburg, in deren innerstem Innern die Seele Gott gegenübersteht und ihn in ihrer eigenen Tiefe findet, bei Pater Kentenich ist es das Herzensheiligtum: als Wort und reflektierter Teil des Heiligtumsorganismus am Ende der Entwicklung stehend, hat die Wahrheit vom Herzensheiligtum Schönstatt von Anfang an geprägt.

Im Blick auf den Vorgang des Liebens, so Mohr-Braun, finden sich in der Lehre Teresa von Avilas und Josef Kentenichs viele strukturelle Gemeinsamkeiten - verständlicherweise, geht es doch um den einen Kernvorgang der Freundschaft mit Gott.

Die vor Liebe glühen verbrennen nicht

Liebe fordert Liebe heraus, Bindung an Jesus Christus und an Maria sind wesentlich, Gottes- und Nächstenliebe untrennbar miteinander verbunden. Den Stufen der Liebe entsprechen Stufen des Gebetes. Und vor allem: Authentische christliche Kernerfahrung fordert Nachfolge in dieser Erfahrung, Nachfolge zuerst in der Kernerfahrung derer, auf deren Charisma sich Menschen oder Gemeinschaften berufen. Es gibt nicht die vielen Liebesbündnisse der vielen Schönstätter, es gibt das eine Liebesbündnis, das am 18. Oktober von zwei Menschen, Maria und Josef Kentenich, geschlossen wurde. In das Charisma Josef Kentenichs begibt sich hinein, wer dieses Liebesbündnis schließt, wie die Prophenteschüler, - als biblische Urform karmelitischer Geistigkeit - den Elias bitten: Möchten doch zwei Anteile deines Geistes mir zufalle (2 Kön 2,9).

Sympathisch zwei kleine Streiflichter am Schluss, wo sich schönstättische und karmelitische Geistigkeit auch konkret berühren: Maria Laufenberg, die aus der karmelitischen Prägung kommend im Institut der Frauen von Schönstatt ihren Karmel fand, und die "Karmelzeit" Pater Kentenichs, die Monate im Gefängnis in Koblenz, einem ehemaligen Karmelkloster.

Was bleibt, stiften die Liebenden. Wilhelm Willms hat es in "Wagnis und Liebe" in Blick auf Josef Kentenich so ausgedrückt: Die vor Liebe glühen verbrennen nicht.


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Last Update: 23.10.2006 Mail: Editor /Webmaster
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