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 published: 2006-07-07

Fussball-WM, Heiligtumsfest und Liebesbündnis der Völker

Delegiertentagung der Schweizer Schönstatt-Bewegung

 

Jornada Nacional del Movimiento de Schoenstatt de Suiza: Misa en Weesen

National Leaders’ Convention of the Schoenstatt Movement in Switzerland: Mass in Weesen

Jahrestagung der Schweizer Schönstatt-Bewegung: Messe in Weesen

 

Simone Gehrig en su presentación sobre el encuentro con personas de otros paises

Simone Gehrig during her conference about the encounter with people from other nations

Simone Gehrig bei ihrem Vortrag über die Begegnung mit Menschen aus anderen Nationen

 
 

Grupo de trabajo; en el centro el P. August Ziegler

Discusión group; center: Fr. August Ziegler

Arbeitskreis; in der Mitte: Pater August Ziegler

 

Hna. Beatriz Lingg: „Visión de Weesen, alianza de los pueblos“

Sister Beatriz Lingg: „Vision of Weesen, covenant of the nations“

Schwester Beatriz Lingg: Vision Weesen

 
 

Durante la Misa en Weesen

During Holy Mass in Weesen

Bei der Messe in Weesen

Fotos:  Zimmermann © 2006

 
 

SCHWEIZ, Claudia Zimmermann. Premiere beim Delegiertentreffen der Schweizer Schönstattbewegung: Nicht das Suchen der Jahresparole war neu. Das Hinhören auf die Zeitenstimmen, das Nachfragen "Was will der liebe Gott in der nächsten Zeit von uns?" war immer Bestandteil des Delegiertentreffens. Neu aber war, dass die Delegierten die Parole auch gleich selber formulierten. Dass das Vorhaben gelang, zeigt wohl, dass die Premiere im Sinn der Gottesmutter war!

Ob die etwas lichten Reihen im Bühnesaal des Quartner Bildungszentrums etwas mit der Fussball-WM zu tun hatten- diese Frage konnte nicht einmal der Bewegungsleiter beantworten. Pater René Klaus, der nach eigenen Angaben "fast direkt aus Rom" kam , wies jedoch darauf hin, dass das Delegiertentreffen im letzten Jahr aufgrund des Heiligtumsjubiläums bewusst grösser gehalten worden war. Für das Arbeiten – so zeigte sich im Verlauf der Tagung – kann eine kleinere Anzahl von Teilnehmenden durchaus ein Vorteil sein.

Das Heiligtum als gemeinsame Sprache

Symbolisch für die vielen verschiedenen Gliederungen, die dennoch vertreten waren, wurde eine bunte Kette gestaltet. Am Tisch und später auch in der großen Runde erzählte man sich, was denn geblieben sei vom grossen Fest und von der Beschäftigung mit dem "Lebensvorgang Heiligtum". Mirjam Troxler von der Mädchenjugend brachte es wohl auf den Punkt, als sie sagte: "Wir haben das Heiligtum als gemeinsame Sprache aller Völker entdeckt."

Die Schweizer Schönstattbewegung ist durch das Heiligtumsfest internationaler geworden, da es zum ersten Mal zu einer grossen Begegnung zwischen den Teilnehmenden der Kreise der Pilgernden Gottesmutter und der "traditionellen" Schönstattbewegung gekommen war.

Die Vielfalt der Heiligtümer (Filialheiligtum, Herzensheiligtum...) ist neu ist Bewusstsein gekommen. Und alle schätzten die föderalistische Vorgehensweise der Festkommission: Es wurde nichts "von oben" befohlen, alle waren eingeladen, ihren Beitrag zu bringen. Und dadurch entstand eine Vielfalt, wie sie keine noch so phantasievolle Kommission hätte ausdenken können!

Sortierter Abfall und unverzichtbarer Terminkalender

Die Internationalität auch als Aufgabe zu begreifen, das war eine der Früchte des Heiligtumsfestes. So waren denn zum Delegiertentreffen erstmals Angehörige anderer Nationen eingeladen. Sie wurden gebeten, zu berichten, wie sie die Schweiz und die SchweizerInnen erleben. Die Kolumbianerin Frau Hanan und die Peruanerin Frau Bajona hielten den Schweizern auf liebenswürdige Weise, aber doch sehr deutlich, einen Spiegel vor. Von wohltuender Pünktlichkeit war da die Rede, aber auch von mangelnder Spontaneität. Frau Bajona: "Wenn die Personalverantwortliche des Alterheims mich fragt, ob ich dann und dann arbeiten könne, sage ich einfach zu. Meine Schweizer Kollegin antwortet: ‚Ich hole den Terminkalender.’"

Diese Terminkalenderwelt erlebt Frau Hanan insbesondere beim Abmachen von Besuchen. Auch nach mehreren Jahren in der Schweiz ist es für die Südamerikanerin seltsam, dass man im Mai anruft, um einen Besuch im Juni oder Juli zu vereinbaren. Und so erzählt sie von ihren ersten Eindrücken in der Schweiz: "Das Abfallsortieren war für mich ein Schock!" Die Religion erleben sie einerseits als Brücke: Durch die Pilgernde Gottesmutter treffen sie Gleichgesinnte. Andrerseits empfinden sie Religion als unglaubliches Tabu bei den Schweizern. Frau Bajona: "Von vielen meiner Arbeitskolleginnen habe ich keine Ahnung, welche Religion sie haben." Dass Religion doch ganz selbstverständlich zum Alltag dazu gehört, das gehört sicher zu den Dingen, die wir uns von den "Ausländern" neu schenken lassen dürfen, so das Resumee einer Schweizerin.

Weltjugendtag als Impuls

Internationalität und selbstverständlich gelebter Glaube prägten auch den Weltjugendtag, von dem einige Jugendliche berichteten: "Der Glaube war das gemeinsame Erkennungszeichen." Man sang und erzählte beim Essen, in der U-Bahn, beim Anstehen... Andrea Kempter: "Tausende von jungen Leuten um ich herum, die auch glauben, das war eine ungeheure Erfahrung. Bei uns in der Kirche bin ich doch oft die Einzige, die noch keine grauen Haare hat..."

Mut zur eigenen Lebensart

In Gruppengesprächen wurden eigene Erfahrungen mit Fremden diskutiert: Was ist wertvoll daran? Wo empfinden wir Grenzen, was macht uns im Umgang mit Menschen anderer Nationen Mühe? – Im Plenum konnten viele wertvolle Begegnungen erzählt werden. Oft sind es die Kinder, welche Brücken schlagen. Doch auch die unterschiedlichen Lebensstile und Lebensrhythmen kamen zur Sprache. Hier haben es viele als hilfreich erfahren, solche Probleme offen anzusprechen und den Mut zu haben, zur eigenen Lebensart zu stehen. Eine Frau erzählte, dass sie sehr oft bei ihren frisch eingezogenen, ausländischen Nachbarn eingeladen waren. Bei diesen Einladungen wurde regelmässig Alkohol konsumiert. Am Anfang wagten sie nicht Nein zu sagen, um die neuen Nachbarn nicht vor den Kopf zu stossen. Nach einiger Zeit hatten sie aber den Mut, ihren Nachbarn zu sagen, dass sie gern ab und zu kämen, aber nicht so oft. Auch den Alkohol lehnten sie in der Regel ab. Seither lebe man im besten Einvernehmen und das schon über viele Jahre.

Vision Weesen

Vor sechzig Jahren hat Pater Kentenich in Weesen die Gottesmutter zur Königin der Völker gekrönt. Im Vergleich zu damals sind wir heute viele, sagte Schwester Beatris Lingg bei ihrem Referat. Etwa dreissig Personen standen damals um ein kleines, gemauertes Heiligtum. Heute sind allein in der Schweiz 28 Nationen durch die Pilgernde Gottesmutter mit der Schönstattbewegung verbunden. Aus etwas Kleinem ist etwas Grosses geworden. Haben wir diese Vision auch für heute?

Da die Herausforderungen unserer Zeit uns manchmal entmutigen können, stellte Schwester Beatris Pater Kentenich in einem fiktiven Interview einige Fragen. Die überraschend aktuellen Antworten Pater Kentenichs waren alle dem Krönungsvortrag von Weesen entnommen.

Der Abend war der Spurensuche gewidmet. In gliederungsgemischten Gruppen gingen die Delegierten der Frage nach: Was hat mich heute oder in den letzten Tagen besonders angerührt? Die Zusammenfassung dieser "Spuren Gottes" bildete eine der Grundlagen für die Weiterarbeit am Sonntag.

Mein Herz – deine Heimat

Am Sonntag wurde schliesslich gezielt auf die neue Jahresparole hingearbeitet. Was soll Element der Jahresarbeit sein? Wo sind die Fragen der Menschen heute? Welches sind unsere Sehnsüchte und welches unsere Visionen? Es war ein ungeheures Geschenk, dass punkt zwölf Uhr Mittags die neue Parole feststand: "Mein Herz – deine Heimat."

Heimatlos und ungeborgen fühlen sich in unserem Land nicht nur Menschen mit fremdländischem Pass. Vielen fehlt die Freude im Leben, der Sinn, der Boden. Da wir selber im Heiligtum beheimatet sind, können wir unser Herz weit auftun für andere Menschen. Die weltweite Dimension soll auf der Jahresparolenkarte mit einer Weltkugel angedeutet werden.

Sechzig Jahre Krönung von Weesen

Um das Sechzig-Jahr-Jubiläum der Krönung von Weesen am Ort selbst zu feiern, verlagerte sich die Delegiertentagung am Nachmittag nach Weesen. Auf einige vorgesehene Berichte über das Treffen in Rom und weitere Informationen wurden zugunsten einer "stressfreieren" Fahrt verzichtet. Die rund dreissig Kilometer von Quarten nach Weesen wurde in Privatautos zurückgelegt.

In seiner Predigt griff Pater Niklaus Stadelmann jenen Teil der Landessendung heraus, der als Thema über dem ganzen Treffen gestanden hatte: Bündnis leben. Mit dem Bild der Kette zeigte Pater Stadelmann auf, was Bündnis heisst: Miteinander und füreinander leben. Nur im Du kann ich Ich sein. Maria ist das Du des Dreifaltigen Gottes. Im Liebesbündnis dürfen wir deshalb Anteil nehmen an der Herrlichkeit Gottes. So aufgehoben und angenommen, können wir andern Heimat sein.

Königin für heute

Zur Bündniserneuerung begab man sich schliesslich zum Bildstöckchen, zu dem Ort also, wo Pater Kentenich selber vor sechzig Jahren die Krönung vorgenommen hatte. Sprecherinnen der Schönstattmütter versuchten zunächst, so schwierige Begriffe wie "Immaculata" oder "Königin" in unsere heutige Zeit und Welt zu übersetzen. Zum Beispiel so: Eine Königin habe die Aufgabe, neben dem König zu stehen und mitzuhelfen bei den Regierungsgeschäften. So stehe auch die Gottesmutter am Thron Gottes für uns ein und bringe unser Sorgen und Nöte zu ihm.

Zu diesen Sorgen und Nöten gehört sicher auch die Tatsache, dass Schönstatt in der Schweiz nur langsam wächst, dass manche Gemeinschaften und Gliederungen nur mit Mühe Nachwuchs finden und Liebgewordenes loslassen müssen. Ihnen allen rief Pater Kentenich am Nachmittag des Dreifaltigkeitssonntags 2006 in Erinnerung, was er vor sechzig Jahren hier in Weesen gesagt hatte:

"Aber ach, werden Sie sagen, wir diese kleinen unansehnlichen Menschlein, wir sollen eine derartig gewaltige Aufgabe lösen! ... Haben Sie denn vergessen, wie klein Schönstatt angefangen? Nur eine Handvoll kleine Studentlein waren damals als Werkzeuge auserkoren. ... aber Gott hat ja gerade das Kleine erwählt, um das Grosse zuschanden zu machen."

So müssen wir auch nicht fürchten, dass unser Herz zu klein ist, um allen Menschen und Nationen Heimat zu geben!


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Last Update: 07.07.2006 Mail: Editor /Webmaster
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