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 published: 2006-05-09

Als Christen nicht anderen die Weltgestaltung überlassen

Wallfahrtstag in Kösching zu Ehren der Patrona Bavariae

 

Fiesta de la Patrona Baviariae en Kösching, Alemania

Feast of the Patrones of Bavaria in Kösching, Germany

Fest der Patrona Banvariae in Kösching

Foto: Sr. Elinor © 2006

 

DEUTSCHLAND. Zum Fest "Patrona Bavariae" am 1. Mai kamen mehr als 1500 Pilger zum Schönstattzentrum beim Canisiushof. Viele waren ab Ingolstadt, von der Dreimal Wunderbaren Mutter aus, über Bettbrunn, bzw. Jugendliche ab Denkendorf, zu Fuß gepilgert. Den Festgottesdienst zelebrierte Pater Dr. Otto Amberger zusammen mit 11 weiteren Priestern.

In seiner Predigt motivierte Pater Amberger, den Besuch Papst Benedikts in Bayern zu unterstützen und die Weltgestaltung nicht anderen zu überlassen. Hier Auszüge aus der Predigt.

Maria, die Schutzpatronin Bayerns

Es war Papst Benedikt XV., der im Ersten Weltkrieg der Bitte von König Ludwig III. entsprach, auch kirchlicherseits Maria als Schutzpatronin Bayerns anzuerkennen. Die Marienverehrung im Freistaat ist also nicht etwa erst seit kurzer Zeit, sie ist schon lange in Bayern allgegenwärtig. Bayern ist ein marianisches Land. Ein Land, das Maria und ihren Sohn, ihr Kind, in den Mittelpunkt stellt. Es hat damit auch eine menschliche Kultur, ein Land mit menschlicher Lebenfreude. Mutter und Kind- die ersten menschlichen Lebenserfahrungen - sind heilig. Das ist der Wurzelgrund einer ganzen menschlichen Gesellschaft, das gibt ihr Herz und Seele.

Ehrlicher Weise müssen wir heute sagen - nicht mehr oder immer weniger selbstverständlich. Und deswegen wieder neu zu erobern. Es geht hier nicht darum, ein Unheilsprophet zu sein - mit schwarzen Farben eine düstere Zukunft zu malen. Wohl aber spüren wir: Der Umbruch der Gesellschaft läßt sich nicht aufhalten.

Wir sehen die Säkularisierung, - den Verlust christlicher Werte. Wir erleben die Pluralisierung der Lebensformen - der eine lebt so, der andere so.

Es gibt einen Schub einer zunehmenden Individualisierung - jeder probiert mal aus und bastelt an dem, was seinem Leben entspricht - aber auch eine zunehmende Ökonomisierung des Lebens: Mobiblität und Fexibilität der Menschen sind gefragt, nicht immer zu ihrem Vorteil. Nicht jeder kommt da mit.

Wo positioniert sich die Kirche heute?

Die Kirche muß da schauen, wo sie bleibt: In einer Studie hieß es kürzlich:

"Die Kirche findet nur noch Gehör in den konservativen und traditionsverwurzelten Milieus, sowie in Teilen der bürgerlichen Mitte. ... Selbst dort aber sei ihre Akzeptanz erheblich in Frage gestellt. In moderne Lebenswelten der Gesellschaft dringe sie außer bei besonderen Ereignissen wie dem Sterben des Papstes oder wichtigen privaten Ereignissen wie einer Hochzeit derzeit kaum vor."

Und doch haben die Menschen eine Sehnsucht nach der Gemeinschaft im Glauben: Wo finde ich Heimat, wenn nicht hier. Wer sagt mir die Wahrheit, die meinem Leben Halt und Sicherheit gibt, wenn nicht hier. Welchen Sinn hat mein Leben? Es hat Sinn, weil es getragen ist von Gottes Hand. Die Zukunft der Kirche beginnt hier und heute, mit Maria, der Mutter der Kirche. Wie sie gehen wir zu den Menschen und machen durch unser Leben die Kirche neu gegenwärtig in unserem Land. Jeder von uns ist eine lebendige Ikone Christi. Wir tragen Christus in unseren Herzen und wir bringen ihn zu den Menschen. Durch jeden von uns kommt sein Segen, sein Frieden und seine Menschenfreundlichkeit zu vielen Menschen in unserer Zeit.

Wir freuen uns, dass Papst Benedikt XVI dieses Jahr seine bayerische Heimat besucht. Wir wollen diesen Besuch mit ganzem Herzen unterstützen. Dieser Besuch zeigt, wie wichtig der christliche Glaube für unser Land ist, wie viele Menschen solidarisch mit Papst Benedikt aus diesem Glauben leben. Und wir wollen uns mit ihm einsetzen für eine Kultur der christlichen Liebe, in der jeder Mensch in seiner unveräußerlichen Würde geachtet und geehrt wird - vom ersten Augenblick seines Lebens bis zum letzten Atemzug.

Eine Kultur christlicher Liebe braucht Mittun und ein klares Programm

Zu dieser Achtung des Menschen gehört auch der besondere Schutz von Ehe und Familie im Rahmen der staatlichen Ordnung, wie ihn Artikel 6,1 des Deutschen Grundgesetzes vorsieht.

Es ist klar: Damit es in unserem Land eine neue Kultur christlicher Liebe gibt, braucht es unser Mittun. Und ein klares Programm.

Wir blicken auf Pater Joseph Kentenich, der Gründer der Schönstattbewegung - auf ihn geht letzthin auch dieses Schönstattzentrum mit Wallfahrts- und Marienkapelle auf dem Canisiushof zurück. Er war im Konzentrationslager Dachau, von 1942-1945, so wie Priester der umliegenden Pfarreien Kösching und Lenting. In dieser Notsituation hat er Gebete geschrieben, die seine Kraft des Glaubens zeigen.

Und da heißt es: Du hast o Vater uns erwählt in Christus für das Heil der Welt als Saatkorn, Licht und Sauerteig als Werkzeug für sein Königreich mit seiner Braut, dem großen Zeichen, des Teufels Einfluß zu verscheuchen.

Lass ihn - Christus - in uns die Welt durchschreiten mit - Maria - seiner Braut sein Reich zu weiten ..., in der die Liebe triumphieret und Recht und Wahrheit stets regieret.

 Pater Kentenich sagt uns deutlich: Wir sind erwählt.

Manchmal meinen wir, das Heil der Welt hänge nur von den Großen dieser Welt ab. Das stimmt nicht. Der christliche Glaube sagt uns: Gott ist es, der gerade die größten Dinge durch die Kleinsten tut. Und herausragendes Beispiel hierfür ist eben jene Frau, die wir heute feiern, Maria. Obwohl sie eine unscheinbare unbekannte Frau aus Palästina war, hat sie Großes bewirkt. Durch ihr Ja begann das neue Reich Gottes, die Umwertung aller Ordnungen dieser Welt. So singt sie es in ihrem Lobgesang, dem Magnificat: " Er stürzt die Mächtigen vom Thron und erhöht die Niedrigen."

Wir sind erwählt - wie Maria - mitzuwirken für das Heil der Welt.

Wir sollen Saatkorn sein durch Hingabe unseres Lebens und reiche und vielfältige Frucht bringen. Wir sollen Licht sein für unsere Welt, dass die Dunkelheit verdrängt wird. Wir sollen Sauerteig sein, der wie im Brotteig alles durchdringt.

Manchmal habe ich den Eindruck, wir Christen sind nur Zuschauer und überlassen anderen die Veränderung der Welt. So schien es, als man um Fragen von Ehe und Familie in den vergangenen Jahrzehnten redete. Nun auf einmal erscheint von allen Seiten der Ruf: Das Land hat keine Kinder mehr, und wir brauchen sie, weil die Altersversorgung und die Gesundheitsfürsorge auf die Dauer nicht mehr gesichert sind. Im gleichen Zug wird aber auch gesagt: Die Frauen sollten nach der Geburt möglichst schnell wieder beruftätig sein können.

 Ehe und Familie als Berufung

Wir sind Licht und Sauerteig der Welt heißt: Wir entdecken neue Ehe und Familie als unsere Berufung. Wir nehmen uns Zeit für das Gespräch in unserer Partnerschaft. Wir haben auch Zeit für unsere Kinder. Sie brauchen unsere Zuwendung und Aufmerksamkeit, weil wir ihnen von Herzen wünschen, dass aus ihnen etwas Großes wird. Und dafür investieren wir auch unser Geld.

Manchmal wird viel über den Weltfrieden gesprochen. Das ist wichtig und richtig. Aber wenn wir ganz ehrlich sind: Der Frieden beginnt bei uns zu Hause, und sei es nur, dass man die Türen ein bißchen leiser schließt.

Es ist ein Irrtum zu meinen, dass wir in einem wertneutralen Raum leben. Wer den christlichen Glauben verläßt, ist schon dabei, seine Tür anderen Göttern und Götzen zu öffnen. Der Teufel und das Böse sind durch Christi Tod und Auferstehung grundsätzlich besiegt, aber noch nicht ganz überwunden. Ihre Wirkungen bleiben und zeigen sich immer neu.

Wer sagt - und durch die Medien wird das ja ganz leicht weitergegeben - wenn es in deiner Ehe schwierig wird und nicht klappt, na ja, es gibt ja noch einen anderen Weg, du kannst dich trennen und scheiden lassen. Er tut damit den Menschen keinen guten Dienst. Natürlich, es gibt in jedem Leben Momente der Spannung und der Versuchung. Aber den Menschen zur Trennung zu führen, heißt immer auch, ihnen die Chance und Hoffnung auf Einheit, auf ein gutes Stück gemeinsames Glück und Lebensfreude zu nehmen.

Wir wissen, und das ist eine wichtige Erkenntnis der vergangenen Jahrzehnte: In eine Partnerbeziehung muß genauso investiert werden wie in einen Hausbau - vielleicht sogar noch viel mehr.

Wir dürfen aber auch mit Gottes Hilfe rechnen.

Ein altes Gebet sagt: "Wenn du meinst, es geht nicht mehr, kommt von irgendwo ein Lichtlein her ..." Da, wo alle menschlichen Kräfte versagen, hat der Glaube noch andere Möglichkeiten der Hilfe. Es gibt viele Menschen, die sagen: Gerade da, wo es schwierig wurde, habe ich Hilfe erfahren: Eine innere Sieghaftigkeit. Ein Christ ist nie allein. Er hat das innere Licht des Heiligen Geistes. Er hat ein Gespür für das, was Gott jetzt von ihm will. Und so darf ich mein Leben sehen: Es soll eine Spur von Licht und Liebe in diese Welt hinein sein.

Maria, die Mutter Jesu, war eine Frau, die ein feines Gespür für die Nöte der Menschen hatte: Das hat sie gezeigt bei der Hochzeit von Kana, wo den Brautleuten der Wein ausging. Auf ihre Bitte hin hat Christus das Wunder gewirkt: Aus Wasser wurde Wein. Es ist ein Vorausbild für die Feier der Eucharistie, in der Christus uns ein dauerndes Zeichen seiner Liebe gibt, täglich neu. Sein Leib und sein Blut sind für unser Herz Stärkung und Kräftigung, damit er mit uns durch diese Welt schreiten kann. Stark und würdig, schlicht und mild, verbreiten wir Liebe und Freude in dieser Welt. Wir treten eine für jene, die zu den Schwachen unserer Gesellschaft gehören, Kinder und Alte. Wir wirken mit an der Erneuerung der Kirche. Sie soll fest sein wie ein Fels in der Brandung der Zeit. - Sie lebt in der Freude einer zeitüberwindenden Sieghaftigkeit. - Und doch ist sie beweglich, weil wir wie Maria ein feines Gespür für die Nöte unserer Mitmenschen haben.

Manchmal haben wir das Gefühl, dass wir in unserem Leben nicht viel fertigbringen. Es ist oft nicht viel mehr als Wasser, was bleibt. Maria macht uns aufmerksam, dass Christus auch aus diesen Schwachheiten Großes machen kann, wenn wir sie ihm mit aufrichtigem Herzen schenken. Wir sind seine Glieder und er wirkt durch uns.

In Schönstatt werden die Menschen eingeladen, das Bild der Gottesmutter Maria mit nach Hause zu nehmen. Warum tun sie das? Weil sie sich als Mutter und Erzieherin der Familie vielfach bewährt hat. Sie möchte zu uns kommen und uns helfen. Was können wir dafür tun?

Wir geben dem Bild der Muttergottes einen Ehrenplatz in unserem Haus. Wir nehmen uns Zeit, bei ihr zu sein und bringen ihr unsere Sorgen und Anliegen vor.

Besonders gern hat es die Muttergottes, wenn wir ihr Taten der Liebe, die der Familienalltag von uns fordert, schenken: Taten der Liebe zum Ehepartner, zu den Kindern.

Wenn die Muttergottes zu uns kommt, bringt sie uns Christus spürbar ins Haus und schenkt uns eine neue Liebe und ein neues Verstehen füreinander. So segnet die Muttergottes unsere Familie und alle Menschen, mit denen wir in Berührung kommen.


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