Zum Weiterdenken - Considerations - Para reflexionar
 published: 2005-12-21

Pendelsicherheit

Text von Pater Josef Kentenich

 

 

Pendelsicherheit

 

 

Foto: Wieland © 2005

Wie äußert sich das praktisch? In ganz schlichter, einfältiger Vorsehungsgläubigkeit beugt er sich überall dem Plan der ewigen Liebe, ob es sich handelt um wirtschaftliche Nöte oder irgendwelche anderen. Er sagt: Es wird schon recht sein! Er sorgt nicht ängstlich, er kennt keine heidnische Sorge. Wir dürfen nicht völlig aufgesogen werden von den materiellen Nöten. Anstatt hinter die Dinge zu schauen, geben wir uns schlicht dem Vatergott, der ewigen Liebe hin, die wird schon sorgen. Wir hören es ja aus des Heilandes Wort, daß Gott soviel Ungewißheit läßt, damit der Mensch sich bewußt bleibt, abhängig zu sein von Gott. Wir können uns noch so sehr sichern, über Nacht kann das alles zerschlagen sein. Ich kann einen gesicherten Posten haben morgen kann ich hinausgeworfen werden. Weil der vorsehungsgläubige Mensch die Pendelsicherheit kennt, darum ist er so ruhig und wagemutig. Das will heißen: Alle Dinge sind im Fluß, alles Menschliche wird so geworfen. Sicherheit hat der Mensch nicht in den Dingen der Welt, auch nicht in Gesetzen und Gebräuchen. Sicherheit gibt es nur oben in der Hand Gottes. Der wagemutige Mensch weiß überall den Lebensplan Gottes zu sehen und sich einzugliedern. Unsere einfältigen Schwestern in Südamerika sagen: Mag kommen, was will, es steht im Plane, also wird es recht sein! Wenn ich heute zu essen habe, lasse ich es mir schmecken; morgen wird es wieder etwas geben. Natürlich darf ein bißchen Sorge und Klugheit dabei sein, aber nur ein bißchen. Der Ochse muß wieder saufen lernen. Wir haben das vergessen. Wir haben den Himmel verloren, wir sind so diesssitig geworden. Darum läßt uns Gott pendeln und baumeln. Gott gibt erst nach, wenn wir auf seine Pläne eingehen, wenn wir einfältige Kinder der Vorsehung werden, Vorsehungskinder, Providentia-Kinder. Unser altes Wort, das schier Unmögliches gewirkt hat, lautet: "Mater habebit curam". Mit "Mater habebit curam" sind wir über das Meer gefahren, haben Häuser gebaut. Das "Mater habebit curam" ist eines der vorzüglichsten Wirtschaftsmittel. Nicht bloß die geniale Fähigkeit, zu organisieren - man organisiert heute alles: Benzin, Schweine usw. -, auch das Bittgebet ist ein Wirtschaftsmittel: "Bittet, und ihr werdet empfangen". Wir sollen nicht ängstlich sorgen. Die Ungesichertheit ist nach Gottes Absicht eingebaut in seine Pläne, damit der Mensch gezwungen wird, sich abhängig zu wissen. Der tiefere Sinn der Ungesichertheit des heutigen Lebens: Es tut uns gut, eine gewisse wirtschaftliche Ungesichertheit durchzumachen. Warum? Der Sinn der Ungesichertheit ist letzten Endes eine Pendelsichertheit auf der höheren Ebene, die Pendelsicherheit in Gott. Das müssen wir nur recht verstehen und jeweils Antwort geben.

Pater Josef Kentenich: Kampf um die wahre Freiheit. Priesterexerzitien, 7.-10. Januar 1946

 


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