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 published: 2005-11-22

An diesem Taufstein hat es begonnen.

Mons. Dr. Peter Wolf - Predigt zum 120. Geburts- und Tauftag von Pater Josef Kentenich

 

Mons. Dr. Peter Wolf

St. Kunibert in Gymnich am 20. Nov. 2005

Liebe Pfarrgemeinde von St. Kunibert, liebe Bürger von Gymnich, liebe Schönstattfamilie von Köln, liebe Schwestern und Brüder im Glauben,

es ist eine Initiative aus Ihrer Mitte, dass wir heute in Ihrer Kirche der Geburt und Taufe eines Bürgers Ihrer Stadt und Ihrer Pfarrgemeinde gedenken. Hier in Gymnich stehen das Geburtshaus und die Taufkirche eines Mannes, der weit über diese Gemeinde hinaus bekannt geworden ist, Pater Josef Kentenich, der Gründer der internationalen Schönstattbewegung. Mit unserem gemeinsamen Weg vom einfachen Geburtshaus zur weithin sichtbaren Kirche wollten wir den Weg nachgehen, den die Patin Anna Maria Blatzheim und vielleicht auch die junge Mutter mit ihrem neugeborenen Kind vor 120 Jahren gegangen ist. Ihr damaliger Pfarrer Dechant Johann Josef von der Burg taufte den Kleinen auf den Namen Peter Josef und trug die Taufe in das Taufbuch der Gemeinde ein. Dies mag uns Anlass sein, in diesem Gottesdienst zu danken für das, was in dieser Taufe geschehen ist.

I. In einem Christenleben beginnt alles mit der Taufe.

Mit der Taufe des kleinen Josef Kentenich vor 120 Jahren in dieser Kirche begann sein Leben als Christ. Folgen wir der Sicht der ersten Christen, dann dürfen wir in diesem Geschehen etwas entdecken wie eine zweite Geburt. Die Taufe schenkt dem kleinen Kind, das die Patin zur Kirche bringt, ein neues Leben, ein Leben, das bleibt und Zukunft über den Tod hinaus verheißt. Das Sakrament der Taufe schenkt ihm Anschluss an Jesus Christus, den Träger eines neuen und unzerstörbaren Lebens. Seit der Taufe gehört der kleine Peter Josef zu Jesus Christus und hat Teil an dessen Beziehung zum Vater. Die Taufe ist der Anfang neuer und unzerstörbarer Beziehungen. Der Täufling wird Bruder Jesu Christi und Kind des Vaters im Himmel und Träger des Heiligen Geistes. Es war eine große Freude in der frühen Kirche, das "Vater unser" nach der Taufe erstmals beten zu dürfen. Man hielt es vor der Öffentlichkeit geheim und lehrte es den Katechumenen erst unmittelbar vor ihrer Taufe.

In der griechisch-römischen Umwelt von damals haben die Christen die Taufe verstehen gelernt als ein Zeichen endgültiger Zugehörigkeit zu Jesus. In ihren Städten beobachten sie oft das Siegelzeichen, das damals einen Sklaven an seinen Herrn übereignete. Damit verglichen sie die Taufe, die sie bleibend an ihren Herrn Jesus Christus übereignete und an ihn binden sollte. Es war ihr ganzer Stolz, zu diesem Herrn und König zu gehören und in seinem Dienst zu stehen. Es ist der gleiche Herr und König, den wir heute am Christ-Königsfest feiern.

Mit der Taufe wird der Täufling hineingestellt in das Beziehungsnetz der Kirche. Seit dem Augenblick der Taufe gehört der Täufling zur Pfarrfamilie und ist er hineingenommen in die Geschwisterlichkeit einer Pfarrgemeinde und der ganzen Kirche, die früh damit begonnen hat, sich gegenseitig Bruder und Schwester zu nennen. So beginnt auch für den kleinen Peter Josef das Hineinwachsen in das große Beziehungsgeflecht der Kirche, angefangen von Ihrer Pfarrgemeinde bis hinein in die große Weltkirche, in der er einmal daheim sein sollte, wie wir noch sehen werden. Jeder Täufling wird hineingestellt in das große Beziehungsgeflecht der Engel und Heiligen, die von nun an seine Beschützer, seine Brüder und Schwestern sind. Von der Taufe an dürfen wir darauf setzen, dass Maria die Mutter derer wird, die zu Jesus gehören und die er am Kreuz ihr anvertraut hat. All diese Beziehungen dürfen wir im Leben Josef Kentenichs entdecken. Vom Tag der Taufe an sind sie ihm geschenkt und stehen sie ihm offen. Im Laufe des Lebens wurden sie ihm kostbar und erfüllte er sie mit Leben.

II. Pater Kentenich hat weltweit dahin gewirkt, dass viele Christen ihren Taufbund leben.

Was in der Taufe grundgelegt wurde, sollte sein ganzes weiteres Leben bestimmen und in einer weithin sichtbar werdenden Weise zum Leuchten bringen. Sie wissen um die wichtigsten Stationen seinen bewegten Lebens, das ihn hinausführt über Gymnich nach Oberhausen, Ehrenbreitstein, Limburg und Schönstatt und später über Dachau in die weite Welt. Nach seiner Priesterweihe im Missionshaus der Pallottiner in Limburg und einem Einsatz als Lehrer werden ihm in Schönstatt junge Leute anvertraut, denen er Seelsorger und Spiritual sein darf. Mit ihnen entwickelt er als Programm: "Wir wollen lernen, uns unter dem Schutze Mariens selbst zu erziehen zu festen, freien, priesterlichen Charakteren."

Er will sie gewinnen für ein bewusstes und engagiertes Leben aus dem Glauben und aus den Beziehungen der Taufe. Dabei greift er auf der einen Seite den Drang der Jugend auf, sich selbst zu entdecken und etwas Großes zu tun. Gleichzeitig gelingt es ihm, sie ganz in Beziehung zu bringen mit der Welt des Glaubens, mit Christus und seiner Mutter. Ja die lebendige Beziehung zu Maria wird ihm zum Schlüssel für eine Verlebendigung aller Beziehungen, die uns in der Taufe eröffnet sind: zu Vater, Sohn und Heiligem Geist, zur ganzen Kirche und zum ganzen Himmel. Es ist seine Erfahrung, die ihm in seiner Pastoral zuwächst und aus der er ein Leben lang als Seelsorger und Gründer wirkt.

"Liebesbündnis" wird das große Wort und die tragende Erfahrung seines Lebens. Um ihn wächst eine geistliche Bewegung, die in einer lebendigen Verbindung untereinander und in einem "Bündnis der Liebe" mit der Mutter Jesu. Daraus wird ein gelebtes Liebesbündnis mit Vater Sohn und Heiligen Geist, ja mit dem ganzen Himmel. Es ist ein "Christsein mit Maria", zu dem er einlädt und womit er eine Verlebendigung des Lebens aus der Taufe bei unzähligen Menschen in der weiten Welt in Gang bringt.

Um ihn entsteht eine internationale geistliche Bewegung mit vielen Berufungen. Es sind Laien, Frauen und Männer, Jugendliche und Studenten, die er anregen kann zu einem Leben aus dem Taufbund und zu einem apostolischen Einsatz in ihren Pfarrgemeinden und an ihrem Arbeitsplatz. Es sind Hunderte von Priestern, und Tausende von Schwestern, die sich ihm anschließen und die aus seiner Inspiration leben und sich einbringen in der Kirche in allen fünf Erdteilen. Er wird zu einem Gründer, der der Kirche 25 lebendige neue Gemeinschaften schenkt und eine weltweite geistliche Bewegung hinterlässt, die inzwischen über zwei Millionen Menschen umfasst. Wie viel eine Million ist, konnten wir vor wenigen Monaten drüben auf dem Marienfeld in unmittelbarer Nähe sehen.

III. Weltweit gibt es Menschen, die dankbar sind für dieses Leben und für das, was Gott daraus gemacht hat.

Vor einem Monat war ich zu Besuch bei der Schönstattbewegung in Mexiko. Eine Woche lang feierten Mexikaner - so wie nur sie es können - das 25jährige Bestehen der Bewegung und des ersten Schönstattheiligtums in ihrem Land. Auf dem Weg zur Kapelle zwischen unzähligen Kakteen stellten sie am Weg eine lebensgroße Statue von Josef Kentenich auf. Ein junger mexikanischer Künstler hat die Figur aus Bronze geschaffen. Es ist keine Heiligenfigur auf einem Podest mit einem Heiligenschein. Es ist die Gestalt eines Menschen, dem man etwas verdankt, den man in Erinnerung behalten will. Es ist ein Priester, ein Vater auf dem Weg zur Kapelle. Sie gehen völlig natürlich mit ihm um. Kinder geben ihm die Hand. Eine Frau legt ihm eine Rose in die Hand. Ein Priester, der vor drei Monaten seinen Vater verloren hat, umarmt ihn. "Sie nennen ihn Vater", so heißt der deutsche Titel einer Biographie, die ein Argentinier über Josef Kentenich geschrieben hat. Der einst von seinem Vater nicht angenommen war, ist Vater geworden für Hunderte und Tausende in aller Welt.

In vielen Ländern Lateinamerikas und Afrikas, ja in allen Kontinenten, kennt man diesen Mann von Gymnich, diesen Christen und Priester, der hier in Ihrer Kirche getauft wurde. Ihr Taufbrunnen steht am Anfang seines Weges. Er markiert den Anfang eines überaus segensreichen Lebens für die Kirche. Er erinnert an die unverdiente Gnade des Anfangs, an das, was Gott aus einem Leben machen kann. Viele in aller Welt sind überzeugt, dass aus diesem Täufling von Gymnich ein großer Mann, ein engagierter Christ, ja sogar ein Heiliger geworden ist. Wenn die Kirche sich diese Erfahrung und Einschätzung zu eigen machen wird, werden es unzählige sein, die an diesem Taufstein Gott für diese Taufe von damals preisen. Viele werden hierher kommen und an diesem wunderschönen Taufstein ihre Taufe erneuern. Beim Weltjugendtag vor wenigen Wochen haben viele Jugendliche bereits diese Möglichkeit gesucht und genutzt. Die Kirche braucht viele, die ganz aus ihrer Taufe leben. Die Kirche braucht viele, die zu Christus stehen, sonntags und werktags, in unseren Kirchen und mitten in der Welt.

 


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Last Update: 22.11.2005 Mail: Editor /Webmaster
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