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 published: 2005-01-11

Gott, wo warst du am 26. Dezember?

Versuche einer Antwort aus dem Vorsehungsglauben von P. Dr. Otto Amberger

 
 

„Niños ante Dios“ – una respuesta a la tragedia

“Children before God” – an answer to the tragedy

“Kindsein vor Gott” – eine Antwort auf das unbegreifliche Leid

Foto: Editorial Patris Argentina © 2005

 

ZEITFRAGEN, pos. "Wo war Gott am 26. Dezember?" – so befragte Thomas DeKiff für die Kirchensendung bei RPR in den vergangenen Tagen Priester und Ordensleute. Er bat auch "bei Schönstatt" um eine Antwort – 45 Sekunden Redezeit. Gott, wo bist du? Gott, wo warst du, als der Tsunami über 160.000 Menschen in den Tod gerissen hat? Nicht nur RPR stellt diese Frage. Pater Dr. Otto Amberger, Schönstatt-Pater, versucht eine ausführlichere Antwort.

Diese Frage ist eine Frage, die sich angesichts einer so großen Naturkatastrophe, die vielen Menschen das Leben gekostet hat, schnell stellen kann. Und trotzdem muss man ehrlicher Weise sagen, ist es kurz nach so einer Katastrophe die falsche Frage, eigentlich eine peinliche Frage, weil sie eine Frage ist, die mit dem Rücken zu den Opfern gestellt wird. (D.h., wenn ich eine Frage stelle, muss ich auch beachten, in welchem Kontext ich diese Frage stelle.)

Wer ein bisschen Einfühlungsvermögen hat, wird spontan fragen: Wie geht es den Menschen, die von dieser Naturkatastrophe betroffen worden sind? Wie kann ihnen geholfen werden, zu Mal, wie die schnell zur Verfügung stehenden Fernsehbilder gezeigt haben, viele von ihnen Angehörige, Hab und Gut verloren haben.

Deswegen die erste Frage lautet: Was sagt Gott uns in dieser Situation? Was sollen wir tun?

Darauf hat die Weltöffentlichkeit sehr schnell eine sehr positive Antwort gegeben. So, wie es auch Jesus nach Auskunft der Schrift fordert: Es muss den Notleidenden geholfen werden. Kurz- und langfristig. (Vgl. Mt 25, 31-46)

Zweitens wird man mit der Heiligen Schrift sagen können: Wer mit dem Leben davon gekommen ist, darf dankbar sein. Denn das ist ja angesichts des großen Ausmaßes der Verwüstung nicht selbstverständlich. Dafür kann ich Gott danken. (Vgl. Lk 17, 11-19)

Und drittens: Angesichts der weltweiten Solidarität wird sichtbar, was Menschen leisten können, wenn sie zusammenhelfen. Ein sehr schönes Zeichen!

Wenn etwa Staaten, Ärzte und Pharmaunternehmen zusammenarbeiten würden, könnte man auch so eine Krankheit wie Malaria ausrotten, oder mindestens weitgehend reduzieren. Eine Krankheit, die jährlich Tausenden von Menschen in den tropischen Ländern das Leben kostet.

Die Frage nach der Verantwortung Gottes für das Geschehen in der Welt

Natürlich gibt es die Frage nach der Verantwortung Gottes für das Geschehen in der Welt, die sogenannte Theodizee-Frage. Eine Frage, die Theologen und Philosophen immer wieder beschäftigt hat und die angesichts solcher Ereignisse wie dem Seebeben in Südostasien eine neue Aktualität erhält. Sie wurde zum Beispiel auch sehr deutlich von den Philosophen nach dem Erdbeben in Lissabon 1755 gestellt. Man kann das Ringen um diese Frage und ihre unterschiedliche Beantwortung durch die letzten 2000 Jahre verfolgen.

Die Frage erübrigt sich, wenn ich entweder die Existenz Gottes bezweifle, oder diese zwar bejahe, aber grundsätzlich davon ausgehe, dass er mit dem Geschehen in dieser Welt nicht viel zu tun hat. Der christliche Glaube - und dies in Verbundenheit mit der gesamten biblischen Tradition - ist aber der Überzeugung, dass Gott das Schicksal dieser Welt nicht egal ist. Sie ist seine Schöpfung, und das bleibt sie auch bei aller relativen Autonomie der Welt.

Weil wir an Gott glauben, und weil wir der Überzeugung sind, dass Gott mit dieser Welt zu tun hat, dürfen wir diese Frage stellen. Ohne unbedingt sofort eine Antwort haben zu müssen.

Wohl kann es sein, dass jemand den Glauben an Gott und die Beziehung zu seiner Schöpfung bejaht, und trotzdem diese Frage nicht zulässt. So etwa nach dem Motto: Du darfst in Bezug auf Gott so eine Frage nicht stellen, denn damit könnte ja auch seine Existenz ins Wanken geraten. Es könnte seinen Glauben verunsichern.

Die katholische Kirche ist der Meinung, dass sich Glaube und Vernunft letzthin nicht widersprechen können. D.h., wer an dem festhält, was die christliche Offenbarung über Gott sagt, und gleichzeitig mit seiner Vernunft diesen Gottglauben mit den Herausforderungen dieser Welt, und dazu gehört eben eine solche Naturkatastrophe mit ihren Konsequenzen für Mensch und Umwelt, konfrontiert, wird am Schluss zu neuen Einsichten kommen können, die seinen Glauben nicht schwächen, sondern eher stärken. Und dazu darf man jeden mit Vernunft begabten Menschen einladen. So verschieden die Antworten auch sein mögen ...



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Last Update: 11.01.2005 Mail: Editor /Webmaster
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