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 published: 2004-06-22

Gertraud: die erste Schönstätterin

Gräfin Gertraud von Bullion: sie hat Maria geliebt und wollte ihr dienen

   
   
   
   
   
   
   

Fotos: © 2004

SCHÖNSTATT, Christel Sonnekalb. Ich bin eine Frau. Bin eine Frau in Schönstatt. Vor ein paar Tagen angekommen, habe ich an eine Tür geklopft, und es hieß: "Herein!" Vor 84 Jahren hat Gertraud von Bullion auch an die Türen Schönstatts geklopft. Sie war die erste Frau, die zu Schönstatt gehörte, und mit ihr wurden die Frauen Teil dieser wunderbaren Erfahrung, die Schönstatt ist.

Ihr Leben war von Anfang an von der Liebe geprägt. Mit meinen Augen einer Jugendlichen und mit wenig Ahnung, was ein Krieg bedeutet, hat es mir anfangs Mühe gemacht, mehr zu sehen als die typische Geschichte von Heiligen im Krieg. Doch als ich ihre Biographie gelesen habe, stolperte ich über den Satz: "Sie liebte den Tanz, die Musik und das Theater. Aber auch nach einem Abend in Gesellschaft sah man sie morgens um fünf Uhr in der Messe zur Kommunion gehen, manchmal mit dem Ballkleid unter dem Mantel".

(Mama, wenn du das liest, siehst du, dass ich nicht die einzige bin?). Diese wenigen Worte gaben den vielen schwarz-weißen Fotos, die ich an diesem Tag von ihr gesehen hatte, Leben.

Gräfin Gertraud von Bullion wurde am 11. September 1891 in Würzburg geboren. Ihre Eltern, Grauf Arthur von Bullion und María Theresia Startz, ließen sie auf den María Theresia Wilhelmine Gertraud Johanna taufen, aber zu Hause wurde sie einfach Traudl genannt, wie man in Süddeutschland den Namen Gertraud abwandelt. Der Vater entstammte eine französischen Adelsfamilie, die während der Französichen Revolution nach Deutschland gekommen war. Wenn er selbst auch nicht praktizierte, schickte er doch alle seine Kinder auf katholische Schulen. Ihm war wichtig, dass seine Töchter eine gute Ausbildung erfuhren und dann heirateten. Doch Gertraud hatte sich von klein an in den Kopf gesetzt, Missionsschwester zu werden.

Ihre Lebenssendung klärte sich mit dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs. Sie meldete sich als Freiwillige zum Roten Kreuz im Dienst ihres Vaterlandes. Zuerst in Augsburg, dann in Ulm und später in Cambrai (Frankreich), Mons und Hasselt (Belgien) war ihr Einsatz gefragt. Die Soldaten erlebten sie immer mit Ehrfurcht, hohem Einsatz und mütterlicher Liebe.

Mit 27 Jahren kehrte sie mit angegriffener Gesundheit nach Hause zurück; der Traum vom Eintritt in eine religiöse Gemeinschaft sollte daran scheitern. Ein Jahr zuvor hatte sie Kontakt aufgenommen mit Pater Kentenich und der Zeitschrift MTA, dank des verwundeten Unteroffiziers Franz Xaver Salzhuber, der auch im Lazarett ein reiches Schönstatt-Apostolat entfaltete und der ihr ein MTA-Bild geschenkt hatte.

Das Getraud-von-Bullion-Haus in Schönstatt

Das Haus, das ihrem Andenken gewidmet ist, ist eines der ersten Häuser in Schönstatt. Am Eingang rechts ist eine Holztreppen, weiter hinten ein Raum mit einem Gästebuch. Links davon ist das erste von drei Zimmern mit Fotos aus ihrer Kindheit und Jugend. In diesem Raum 1 sind es zwei Dinge, die Aufmerksamkeit erregen: einmal der Stammbaum an der Wand mit Fotos ihrer Eltern und Geschwister, und dann eine Vitrine in einer Ecke. Darin sieht man, mit roten Fäden zusammengenäht, Figuren aus Karton, die Gertraud einem kleinen Mädchen aus ihrer Bekanntschaft geschenkt hatte. Eines Tages kam eine alte Frau in diesen Raum, sah, wie liebevoll diese einfachen Figürchen dort aufbewahrt wurden, und begann zu weinen. Jahrelang hatten diese Figuren, die in den Augen der Menschen keinerlei Wert haben, in ihrem Zimmer gestanden. Gertraud hatte sie ihr geschenkt.

Im Raum 2 sind Fotos aus der Kriegszeit und des Beginns der Beziehung, die sie zur Heiligkeit führen sollte. In dieser Zeit lernte sie Pater Kentenich kennen und Mitgründer Schönstatts, darunter auch Nikolaus Lauer, ihren ersten Biographen und Freund. Damals bat Gertraud Pater Kentenich, ihr die Zeitschrift MTA zu schicken, obwohl sie weder Studentin noch Theologin war. So lernte sie Schönstatt kennen.

Etwas an ihr, das mir aus dieser Zeit auch besonders aufgefallen ist, ist , wie wichtig es ihr war, die Messe schön zu gestalten, mit Gitarre und Harmonium. Es ging ihr dabei aber vor allem darum, die Soldaten zur Kirche zu führen.

Raum 3 ist im zweiten Stock. Hier sind Fotos aus dem Jahr 1925, von den ersten Frauen des Apostolischen Bundes, und überhaupt den ersten Frauen in der Schönstatt-Bewegung. Auch gibt es Fotos ihrer letzten Lebensjahre und von den Häusern, in denen sie war. Dazu kommt der Original-Fensterrahmen des Zimmers, in dem sie in Schönstatt gewohnt hatte, von dem aus sie aufs Urheiligtum schaute - das Urheiligtum ist jetzt hinter den Rahmen gemalt.

Ich möchte dienen

Jedes Zimmer wird durch eine Medaille geprägt. Die erste ist die der Marianischen Kongregation, in die sie eingravieren ließ: Serviam - Ich möchte dienen. Die zweite ist von einer Ehrung, die sie beim Roten Kreuz erhielt: Für Verdienste um das Rote Kreuz, die dritte ist die MTA-Medaille, wodurch ihr Beitrag als Mitgründerin aufleuchtet.

"Serviam" war das Ideal einer Frau, die von der Gnade Gottes erfüllt war, und die die Türen Schönstatts für uns alle aufgestoßen hat. Ein Leben, das sie, wie sie sagte, der Gottesmutter für den Bund schenkte. Schon sterbenskrank, schrieb Gertraud von Bullion, dass ihre Liebe reifen möge bis zum Lebensopfer...

Am Abend des 24. Juni um 19.00 Uhr lädt der Schönstatt-Frauenbund ein zu einem Rundgang durch Schönstatt auf den Spuren von Gertraud von Bullion, um etwas zu vermitteln von ihren Leben; der Rundgang beginnt am Alten Haus beim Urheiligtum und endet da, wo dieser Artikel beginnt: im Haus Gertraud von Bullion.



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Last Update: 22.06.2004 Mail: Editor /Webmaster
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