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 published: 2004-04-20

Die Würde des Menschen am Ende seines Lebens

Etwa 10.000 Unterschriften gegen die Legalisierung der aktiven Sterbehilfe und für die Förderung der Palliativmedizin

La „Semana por la vida“ 2004, una iniciativa ecumenica de la Iglesia en Alemania, trata de la dignidad humana en la ultima etapa de su vida.

The „Week for Life“ 2004, an ecumenical initiative of the Church in Germany, is about the human dignity in the final stage of life

Die „Woche für das Leben“, eine Initiative der christlichen Kirchen in Deutschland, befasst sich mit der Menschenwürde in der letzten Lebensphase

 

Fotos: © 2004

 

DEUTSCHLAND, mkf. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Karl Kardinal Lehmann, und der stellvertretende Vorsitzende des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Landesbischof Christoph Kähler, eröffnen am Samstag, den 24. April, in Aachen die bundesweite Woche für das Leben 2004 unter dem Motto "Die Würde des Menschen am Ende seines Lebens". Während die Woche für das Leben vorbereitet wird, wird der Vorstoß des Bundestagsabgeordneten Rolf Stöckel, SPD, die bislang verbotene aktive Sterbehilfe per Gesetz zu ermöglichen, kontrovers diskutiert. Voraussichtlich am 26. April steht das Thema wieder auf der Tagesordnung des Europarats in Straßburg. Unterdessen hat die Initiative der Schönstattbewegung fast 10.000 Unterschriften gesammelt "für die Menschenwürde in allen Phasen des Lebens: Nein zur Legalisierung der aktiven Sterbehilfe."

Logotipo de la „Semana por la vida“

Logo of the „Week for life“

Logo der „Woche für das Leben“

 
 

Listas con firmas que llegaron de los Legionarios de Cristo; en total, hay más de 10.000 firmas en contra de la legalización de la eutanasia

Lists with signatures sent by the Legionaries of Christ; altogether, there are more than 10,000 signatures

Unterschriftenlisten, die von den Legionären Christi geschickt wurden; insgesamt sind über 10.000 Unterschriften gesammelt worden

Foto: POS Fischer © 2004

 

 

 

Die Woche für das Leben ist eine gemeinsame Initiative der katholischen und der evangelischen Kirche. In diesem Jahr finden vom 24. April bis 1. Mai in zahlreichen katholischen und evangelischen Kirchengemeinden und kirchlichen Einrichtungen in ganz Deutschland Veranstaltungen, Aktionen und Gottesdienste statt, in deren Mittelpunkt ein Umgang mit der Endlichkeit menschlichen Lebens steht, der die Achtung vor der Würde des Menschen wahrt.

Für die Würde des menschlichen Lebens in allen Phasen sensibilisieren

Die Kirchen wollen damit die Menschen in Kirche und Gesellschaft für die Schutzbedürftigkeit und die Schutzwürdigkeit menschlichen Lebens in allen seinen Phasen sensibilisieren. Auch das Lebensende gehört zur Sinneinheit menschlichen Leben unverzichtbar hinzu und es gibt viele Möglichkeiten, das Lebensende in Würde zu gestalten. Genau um dieses Anliegen geht es der Schönstatt-Bewegung Frauen und Mütter, den Hauptinitiatoren der Unterschriftenaktion gegen die Legalisierung der aktiven Sterbehilfe. "Es hat heiße Diskussionen gegeben", sagt Edeltraud Teuschert aus Reutlingen. "Wir sind mit drei oder vier Müttern durch acht Pfarreien gegangen und haben jeweils nach allen Gottesdiensten die Leute angesprochen. Am Anfang war es enttäuschend... ganz zwölf Unterschriften haben wir nach einem Gottesdienst bekommen. Die Leute wussten nicht, um was es geht, denken es geht darum, lebensverlängernde Maßnahmen zu machen oder sagen direkt, bevor ich es vor Schmerzen nicht aushalte oder andern zur Last falle, will ich die Spritze. Wir haben viel mit den Leuten geredet und haben nun 647 Unterschriften gesammelt!" "Die Angst vieler Menschen vor einem schmerzhaften, qualvollen und einsamen Sterben nehmen wir sehr ernst. Diese Angst lässt viele Menschen nach "aktiver Sterbehilfe" fragen.," sagt Kardinal Lehmann. "Insbesondere wenn in Umfragen im Zusammenhang mit einem leidvollen Lebensende nach der Akzeptanz einer "aktiven Sterbehilfe" gefragt wird, sprechen sich in Deutschland 70% der Befragten für diese Möglichkeit aus (Allensbach-Umfrage 2001). Wird jedoch in der Fragestellung die Alternative zwischen "aktiver Sterbehilfe" einerseits und Schmerztherapie und Hospizarbeit andererseits angesprochen, sinkt die Akzeptanz auf – immerhin noch - 35, 4 %. Bei Frauen ist diese Akzeptanz deutlich geringer als bei Männern. (Zahlen der Deutschen Hospizstiftung). Bei aller Vorsicht ist die Tendenz deutlich erkennbar: Je weniger sich Menschen vor einem qualvollen Sterben fürchten müssen, desto weniger drängen sie auf eine aktive Tötung Sterbender. Zu einem achtungsvollen Umgang mit Sterbenden gehören unabdingbar persönliche Begleitung und Betreuung, respektvolle Pflege, aber auch eine medizinische Versorgung, die Schmerzen lindert und den Prozess des Sterbens begleitet, ohne ihn in unnötiger Weise zu verlängern."

Alle Kräfte bündeln und zusammenarbeiten: Von Regnum Christi und vom Schmetterlingspark

Alle Kräfte bündeln und zusammenarbeiten mit allen, denen die Würde des Lebens ein Anliegen ist: die Stärke der Schönstattbewegung zur Zusammenarbeit zeigt sich immer dann, wenn es konkret wird. Um Zusammenarbeit mit anderen Bewegungen, Verbänden haben sich die Vertreter des Initiativkreises intensiv bemüht. Mit Erfolg. Von Maria Schmidt, Gemeinschaft "Regnum Christi", kamen 10 ausgefüllte Unterschriftenlisten; ebenso engagierten sich andere führende Mitglieder dieser Bewegung (Legionäre Christi). Das leichte Staunen über einen Brief vom Schmetterlingspark Sayn löste sich in freudigem Staunen, als aus dem Umschlag zwei volle Listen mit Unterschriften kamen mit dem Vermerk: "Anbei senden wir Ihnen die im Garten der Schmetterlinge ausgefüllten Listen." Fokolarbewegung, Kolping, Ärzte und Pflegepersonal eines Krankenhauses, Hospize, Sozialstationen, Altenheime wurden zu Sammelstellen für Unterschriften. "Ich bin zu unserer Apotheke gegangen und habe mit dem Apotheker gesprochen," berichtet eine Frau aus Schwäbisch Gmünd. "Er war dann gleich bereit, in der Apotheke Listen auszulegen."

"Ein Pfarrer hat schon nach ein paar Tagen mehr Listen erbeten," berichtet jemand anders, verschweigt aber auch nicht, dass der Gang auf die Pfarrämter nicht immer einfach war. "Ein Schönstattpriester hat allein 140 Unterschriften gesammelt," heißt es allerdings auch. Und: Beharrlichkeit und Überzeugungskraft haben manches in Bewegung gesetzt. "Man muss überzeugt sein", sagt Edeltraud Teuschert, "Was wichtig ist, muss man sagen, wir dürfen nicht hinter dem Mond leben."

Einsatz in stiller Kleinarbeit: Nicht nur Unterschriften, sondern Meinungsbildung

In Dekanatsblättern und Pfarrbriefen, in der Lokalzeitung wurde das Thema angesprochen, aber vor allem im konkreten Gespräch: "Es sind so etwa 60, 70 Personen, die ich im Gespräch umstimmen konnte," erzählt Edeltraud Teuschert, "denen aufgegangen ist, was die Würde des Menschen im Sterben ist. Wir müssen und doch mal vorstellen, was passiert, wenn so ein Gesetz durchgeht." Kardinal Lehmann dazu: " Angebliche Freiwilligkeit und faktischer Zwang lassen sich in einer solchen Praxis kaum mehr trennen. Die Erfahrungen aus Belgien und den Niederlanden sprechen eine deutliche Sprache: Der Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion in der Enquetekommission "Ethik und Recht der modernen Medizin" des Deutschen Bundestags, Thomas Rachel, spricht von etwa 3000 Menschen jährlich, die dort auf Verlangen aktive Sterbehilfe durch Ärzte erhalten. Bei ungefähr 1000 Patienten werde aktive Sterbehilfe durchgeführt, ohne dass sie darum gebeten hätten. Nur etwa die Hälfte der Fälle werde den Aufsichtsbehörden gemeldet. Diese Zahlen sind alarmierend."

Der Vorstoß, die in der Karwoche in Deutschland für Wellen sorgte, hat dabei den Einsatz beflügelt. Noch ist die Kritik stark an SPD-Politiker Stöckel, der sich vorher offenbar mit keinem seiner Fachkollegen in Gesundheitsausschuss und Enquetekommission auseinandergesetzt habe, sagte die Vorsitzende des Menschenrechtsausschusses, Christa Nickels (Grüne). Dies sei eine "nicht hinnehmbare Missachtung des Parlaments". Zudem offenbare der Stil des Vorstoßes "eine Leichtfertigkeit, dass einem die Haare zu Berge stehen". Es gebe auch keine Not für einen solchen Schnellschuss, sagte Nickels und verwies auf die "intensive Arbeit" der Enquetekommission "Ethik und Recht der modernen Medizin", die noch in diesem Jahr ihre Empfehlungen zu Schmerzmedizin und Patientenverfügung vorlegen wolle. "Die gehen dann aber eindeutig in eine andere Richtung." Hannelore Spannagel, Sprecherin der Initiative.

Schmerzen lindern und liebevoll begleiten

Für Professor Klaschik ist die "Palliativmedizin der Antagonist zur aktiven Sterbehilfe". Schmerzen, Leiden, Angst vor weiterem Leiden und Würdelosigkeit der Patienten sind die Hauptgründe für den Ruf nach aktiver Sterbehilfe. Patienten mit adäquater palliativmedizinischer Therapie und Betreuung wünschen sich jedoch keine aktive Sterbehilfe, weiß Klaschik. Die Legalisierung der Sterbehilfe in den Niederlanden hält er für "einen Hemmschuh für die Entwicklung der Palliativmedizin" in diesem Land.

"Die Palliativmedizin hat sich in den letzten Jahren als wichtiges Instrument der medizinischen Betreuung Schwerstkranker und Sterbender etabliert", so Kardinal Lehmann in seiner Vorstellung der "Woche für das Leben". Die Erkenntnisse in diesem Bereich ermöglichen heute ein ausgesprochen individuelles Eingehen auf die jeweilige Situation eines im Sterben liegenden Menschen. So ist eine medizinische Betreuung möglich, die tatsächlich eine erhebliche Linderung von Schmerzen und Qualen bedeutet. Die Herausbildung eines eigenen Profils von "Palliative-Care" spiegelt diese Entwicklung in Wissenschaft und Praxis der Pflege wider. Es bleibt eine Herausforderung, diese Versorgung der Bevölkerung mit palliativpflegerischer und palliativmedizinischer Betreuung gerade am Lebensende in unserem Land auszubauen und zu fördern.

Die Initiatoren der Initiative "Menschenwürde in allen Phasen des Lebens - Nein zur Legalisierung der aktiven Sterbehilfe" bemühen sich augenblicklich um einen Termin beim Europarat. Aber- auch wenn die Unterschriften möglicherweise schon bald übergeben werden, ist der Einsatz für die Würde des Menschen am Ende des Lebens damit nicht zu Ende: "Da haben wir uns nun einmal engagiert, da sind wir nun in Pflicht," sagt Hannelore Spannagel.

Die dritte Wallfahrtsgnade

Und dann ist da noch eine Erfahrung. "Wenn ich vorher überlegt hätte, was ich sagen sollte, hätte ich gar nicht erst angefangen," sagt Edeltraud Teuschert. "Aber als ich angefangen habe zu reden, da habe ich gewusst, was ich sagen muss." Jesus hat es ja genau so versprochen. Habt keine Angst, meinen Namen vor Statthalter und Könige zu tragen. Der Geist wird euch in jener Stunde eingeben, was ihr sagen sollt. Das steht in der Bibel, aber das erlebt nur, wer vor Statthalter und Könige (oder auch nur vor die Kirchtür am Schluss des Sonntagsgottesdienstes) geht. Und: "Je mehr man macht, um so mehr Kraft und Begeisterung kommt einem angeflogen." Die Gnade der apostolischen Fruchtbarkeit bekommt man im Apostolat.

Mehr zur Woche für das Leben: http://dbk.de/woche/2004/index.html


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Last Update: 20.04.2004 Mail: Editor /Webmaster
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