Nachrichten - News - Noticias
 published: 2003-12-12

Aufbruch nach Bethlehem

Ein Pferd, Sankt Martin, Hörnchen, Geschenke - und das alles ist Advent oder: Wie aus einem verspäteten Artikel eine aktuelle Botschaft wird

Un caballo ¿en el Santuario de Dietershausen, Fulda, Alemania? ... un caballo ¿en el pesebre?

A horse at the Shrine in Dietershausen, Fulda, Germany? …a horse at the crib?

Ein Pferd beim Heiligtum in Dietershausen?...ein Pferd an der Krippe?

 
 

Como San Martín en camino a los demás, para regalar alegría

Like St. Martín setting out to the others, to give them joy

Wie St. Martin auf dem Weg zu den andern, Freude zu schenken

 
 

Un caballo en la sala - una sorpresa para la Juventud Femenina

A horse in the meeting room - a surprise for the Girls' Youth

Da steht ein Pferd im Flur … die Überraschung bei der Mädchenjugend ist perfekt

Fotos:Hüfner © 2003

 

 

 

DEUTSCHLAND, Julia Hüfner/Michaela Fladung /jmk. In diesen Tagen schleicht so mancher Schönstätter verstohlen auf den Speicher oder in den Keller, um die Krippenfiguren für das bevorstehende Weihnachtsfest ans Tageslicht zu holen. In manchen Familien ist es ein schöner Brauch, in den Tagen des Advents täglich neu eine Figur oder ein Tier an die Krippe bzw. auf den Weg dorthin zu stellen. Dazu gibt es dann eine (oft frei erfundene und erzählte) kleine Geschichte, warum diese Figur oder dieses Tier gerade auf den Weg nach Bethlehem ist. Da sind Maria und Josef, die vom Erlass des Kaisers Augustus berichten, da ist der kleine Esel, der über den weiten Weg von Nazareth nach Bethlehem stöhnt. Da ist die Bauersfrau, die gesehen hat, wie Maria und Josef von den Herbergsleuten abgewiesen wurden und da sind die Schafe, die in den Winternächten vor Kälte zittern.

Vor einigen Tagen sah ich in einem Schaufenster einer Krippenfabrik ein Pferd an der Krippe und ich dachte: "Was soll ein Pferd an der Krippe?"

Ein Pferd an der Krippe?

Dann fiel mir ein Bericht der Fuldaer Mädchenjugend in die Hände und dann war klar – auch Pferde können unterwegs nach Bethlehem sein. Denn unterwegs nach "Bethlehem heute" ist immer da, wo Menschen aufbrechen, um ihr Bestes zu geben, damit Christus in den Herzen der Menschen neu geboren wird.

Hier die Geschichte der Fuldaer Mädchenjugend und dem Pony, die wie St. Martin ihr Bestes gegeben haben, damit Christus in die Herzen der Menschen kommen kann:

Die Fuldaer Mädchenjugend unterwegs mit dem Pony des hl. Martin

Nach der Legende reitet der Hl. Martin auf seinem edlen Ross durch Schnee und Wind und teilt schließlich mit einem armen Bettler seinen Mantel.

Das Motto der 11-12 jährigen Mädchen lautet: Gib dein Bestes! Genau das haben sie sich auf dem Treffen vom 14. bis 16. November, dem Wochenende nach St. Martin, sehr zu Herzen genommen.

Wir hatten zwar kein edles Ross, sondern ein struppiges Pony und auch keinen Mantel, sondern Hörnchen. Diese wurden auch nicht an Bettler verteilt, sondern den Dorfbewohnern direkt an der Haustür überreicht.

Aber von vorne:

Nachdem vormittags in der Gruppenstunde viel theoretisches zum Thema "sein Bestes geben" erarbeitet wurde, sollte dies auch gleich in die Tat umgesetzt werden.

Nach dem Abendessen versammelten sich alle 40 Mädchen im großen Saal, jede mit Jacke, Schal und den selbstgebastelter Laterne ausgerüstet. Von hier aus sollte der große St. Martinsumzug losgehen. Kurz vor Start wurde noch einmal das Mottolied geprobt. Plötzlich geht die Tür auf und wer kommt herein? Ein Pferd stapft in den Saal und schaut belustigt in die Runde. Die Mädels waren ganz aus dem Häuschen, dass sie von einem echten, so süßen Pony – "darf man das streicheln?" begleitet werden sollten. Dem Pony ging es ähnlich, seine Freude drückte es prompt mit einer Portion Pferdeäpfel aus.

Nun konnte es losgehen: wir gingen von Haus zu Haus, stellten uns auf und klingelten an der Tür. Dem Bewohner bot sich ein kurioses Bild: er wurde von 40 Mädels mit 40 Laternen, einer Schwester und einem Pony erwartet. Sobald die Tür geöffnet wurde, begannen wir das Mottolied zu singen. Ein Mädchen erwartete ihn als St. Martin verkleidet und erklärte unsere Aktion, ein anderes überreichte ein Hörnchen und ein weiteres eine verzierte Kerze.

Die meisten waren gerührt, einige zunächst skeptisch, aber alle total überrascht.

Reaktionen: "Alle wollten etwas zurückschenken..."

Einmal haben wir bei einem Zweifamilienhaus geklingelt, da hat erst der Opa etwas skeptisch durch die Glastür geschaut und dann aufgemacht. Als ich ihm dann erklärt habe wer wir sind und was wir machen, hat er gemeint "die jungen Leute kommen schon die Treppe runter und ist weggegangen. Dann kam eine Mutter mit Kind und hat sich besingen lassen. Währendessen ist die Oma wohl neugierig geworden und hat durch die Tür gelugt. Sie hat auch zwei Hörnchen abbekommen (für den verschwundenen Opa gleich eins mit) – darüber hat sie sich auch sichtlich gefreut und bedankt. Als wir schon am Aufbrechen waren steckte sie noch einmal den Kopf aus dem Fenster und rief uns ein weiteres Dankeschön nach.

Bei einer anderen Familie wurde erst einmal das gesamte Haus zusammen getrommelt, bevor es losgehen konnte. "Das ist ja toll, so was schönes – und die originellen Laternen!" "Nehmen Sie auch eine Spende?" – Nein, wir möchten nichts! "Das gibt’s doch nicht, ihr müsst doch was nehmen!" – Spenden Sie es den Schönstattschwestern!

Sie wollten unbedingt etwas geben und als wir es nicht angenommen haben, wollten sie es den Schwestern persönlich geben.

Eine andere Reaktion war: "Das ist ja toll, was ihr da macht! Und ihr nehmt wirklich nichts dafür? Dann spende ich eben an Weihnachten etwas an einen guten Zweck in eurem Sinne!" Ein älterer Mann war ganz gerührt und gebannt und rief dann erst mal seinen Enkel aus dem Haus, der sich das ganze mal anschauen sollte.

Was ich besonders wichtig fand, bzw. was mir besonders aufgefallen ist, war dass alle das Bedürfnis hatten, etwas zurückzugeben. Es wollte sich keiner einfach nur "beschenken lassen".

Weihnachten für alle

Aufbrechen, um andere zu beschenken löst eine tiefe, stille Freude im Schenkenden und im Beschenkten aus. Das Bedürfnis, etwas "zurückzugeben" ist kein Zwang, sondern geschieht in innerer Freiheit. Ein Beispiel dafür ist auch die Aktion "Weihnachten für alle" von der Gruppe "Leben pur" der Schönstatt-Bewegung in Buenos Aires. Bereits im fünften Jahr nacheinander gehen Jugendliche in der Heiligen Nacht durch die Straßen von Buenos Aires und verteilen "einen Weihnachtswunsch und ein Stück Christstollen" an alle, die in dieser Nacht allein feiern, im Dienst sind oder auf der Straße leben: Straßenkinder, Obdachlose, aber auch Floristen, Busfahrer, Polizisten, Krankenschwestern, Kioskbesitzer, Journalisten ...

Weihnachten heute - 2003

Es wäre also eine Überlegung wert: Wem, der gar nicht damit rechnet, könnte ich in diesem Jahr eine kleine Weihnachtsfreude bereiten? Der Nachbarin, die mich auf der Straße kaum grüßt...? Dem Kollegen, der am Heiligen Abend Dienst schieben muss...? Der Mitschülerin, die in der Klasse noch keinen rechten Anschluss gefunden hat..?

"Alle dürfen zu dir kommen, Kind in der Krippe", heißt es in einem Gebet. In einer Abwandlung könnte es heißen: "Alle bringen wir mit zu dir, Kind in der Krippe..."



Zurück/Back: [Seitenanfang / Top] [letzte Seite / last page] [Homepage]

Last Update: 12.12.2003 Mail: Editor /Webmaster
© 2003 Schönstatt-Bewegung in Deutschland, PressOffice Schönstatt, hbre, All rights reserved