Die Person Johannes Paul II. - eine Osterzeichen in Zeiten von Krieg und GewaltRömische Betrachtungen: Kreuzwegstationen 2003 |
ROM, P. Alberto Eronti. Die "Große Woche" des Jahres ist vorbei, wir leben in der "österlichen Zeit". Es war eine intensive Heilige Woche in Rom, stark geprägt von einem Klima, das ausgeht von der überragenden Person Johannes Paul II. und seiner Art, die Wirklichkeit von Kirche und Welt ins Wort zu bringen. Zwei Erfahrungen sollen diesmal im Vordergrund stehen: die Person Johannes Paul II. und zentrale Momente des Kreuzwegs im Kolosseum. Seit Dezember hat der Papst in den Medien einen starken, vielfältigen Eindruck hinterlassen. Der Krieg, das war der Erfolg, war und ist nicht eine Notiz am Rande, fern und weit weg von uns, dank der mutigen Interventionen des Papstes für den Frieden, durch die Kraft seiner Worte und das offensichtliche Leid, das der von ihm trotz allem nicht verhinderbare Krieg ihm zugefügt hat, körperlich und seelisch. Dass gerade vor Ausbruch der Feindseligkeiten die römische Kurie ihre geistlichen Exerzitien machte, dass der Papst sagte, er ziehe sich zurück "zum Gebet und Fasten", dass er, nachdem der Krieg ausgebrochen war, immer wieder seine Meinung dazu gesagt hat, dass alles hat bewirkt, dass wir diesen Konflikt intensiv, schmerzlich und leidvoll erlebt haben. Und das gilt nicht nur für die Kirche, sondern für die ganze Gesellschaft in Italien. Eine der aufsehenerregendsten Phänomene war wohl, dass sich die politische Linke sich hundertprozentig mit sowohl ideologisch wie praktisch mit dem Papst identifiziert hat. Über die Heilige Woche in Rom und die Eucharistie-Ezyklika möchte ich nicht schreiben, einmal weil es zu lang würde, zum anderen weil erfreulicherweise die internationale Nachrichtenagentur ZENIT (www.zenit.org) beides ausgezeichnet dokumentiert hat. Darum will ich hier zwei Erfahrungen weitergeben: die Person Johannes Paul II. und Momentaufnahmen des Kreuzwegs im Kolosseum. Die spirituelle Kraft, die von ihm ausgeht, überstrahlt die körperlichen GebrechenDer Papst benutzt seit Palmsonntag bei allen Feiern einen neuen Rollstuhl,
der eigens für ihn entworfen und angefertigt worden ist. Bei den
öffentlichen Feiern hat er immer gesessen, außer bei der Übertragung
des Allerheiligsten nach dem Abendmahl am Gründonnerstag, als er
sich niederkniete. Diese Geste war eine neue Unterschrift unter die Eucharistieenzyklika,
die er zuvor in der Messe unterzeichnet hatte und in der er von der Gefahr
spricht, das Geheimnis des Glaubens zu banalisieren. Der Gute HirteSpontan kommen mir dabei immer wieder Erinnerungen an unseren Vater und Gründer in den letzten Monaten seines Lebens. Die äußeren Zeichen seiner gesundheitlichen Probleme waren augenscheinlich; aber jedes Mal, wenn wir ihn gesehen oder gehört haben, waren es der Eindruck seiner inneren Kraft, die er ausstrahlte, und der Gipfel seiner Väterlichkeit, die uns seine körperliche Begrenztheit vergessen ließen. Der Raum, den er in der Familie und in jedem von uns einnahm, war so, dass man sich schlicht geweigert hat, daran zu denken, dass er eines Tages physisch nicht mehr anwesend sein könne. Diese Erfahrungen haben mich nachdenken lassen über die Worte aus der Apostelgeschichte: "Aber ihr werden die Kraft des Heiligen Geistes empfangen, der auf euch herabkommen wird; und ihr werdet meine Zeugen sein..." (1,8). Hier ist dieses Erlebnis! Wenn ein Mensch von der Kraft aus der Höhe umkleidet ist, wird sein Leben Licht, Zeugnis und Erfahrung der Väterlichkeit. Heute ist der Papst, wie unser Vater am Ende seines Lebens, auf dem Gipfel der Väterlichkeit, das heißt: er ist ganz der Gute Hirt geworden. Am Ostersonntag, als ich den endlosen Strom von mehr als 100.000 Pilgern sah, die gekommen waren, um den Segen "für die Stadt und den Erdkreis" zu empfangen, dachte ich, dass vor meinen Augen die Worte Jesu noch einmal wahr werden: Ich bin der Gute Hirt. Der Gute Hirt gibt sein Leben für seine Schafe. Ich bin der Gute Hirt, ich kenne die Meinen, und die Meinen kennen mich (Joh 10,11.14). Ein Zeichen und ein Aufschrei des Schmerzes und des Leids, das die Welt erlebt, während die Kirche dieses Ostern feiertKreuzweg, Karfreitag Abend. Das Kolosseum hell erleuchtet, das feuerfarbene Kreuz, das sich in den Nachthimmel erhebt, zu seinen Füßen Johannes Paul II. Der Papst betet das Einleitungsgebet. Seine Stimme klingt kraftvoll, auch wenn man nicht immer versteht, was er sagt. Er spricht die Teilnehmer an, in der Mehrzahl Jugendliche, die brennende Kerzen in den Händen halten, was dem Ganzen eine besondere Atmosphäre gibt. Die Kreuzträger von Station zu Station waren so ausgewählt, dass dieser Kreuzweg ein Zeichen und ein Aufschrei des Schmerzes und des Leids würde, das die Welt erlebt, während die Kirche dieses Ostern feiert. Als der Papst selbst bei der letzten Station das Kreuz empfängt, bewegt es alle. Seine Konzentration, seine Gesten, seine Stimme, das alles lässt uns begreifen, dass hier vor unseren Augen der Stellvertreter Christi steht, völlig eins mit ihm. Einige Worte des Papstes haben sich mir tief eingeprägt und die Predigt ins Gedächtnis gerufen, die R. Cantalamessa am Nachmittag bei der Karfreitagsliturgie im Petersdom gesagt hatte. "Wie viele vergessene Kreuzwege gibt es!""Seht das Holz des Kreuzes, an dem das Heil der Welt gehangen! Der Mensch kann ein solches Geheimnis nicht erfingen. Nur Gott konnte die Erlösung so geschehen lassen." Ich dachte, als ich den Papst hörte, dass der Tod das letzte Wort des Menschen, aber das vorletzte Wort Gottes ist. Für Gott ist das letzte Wort das Leben, das heißt: der auferstandene Mensch. Mehrfach ließ der Papst den vorbereiteten Text auf der Seite und improvisierte. Diese nicht vorbereiteten Worte kamen mit ungewöhnlicher Kraft. Er war bewegt, und es bewegte uns, als er sagte: "Wie viele vergessene Kreuzwege gibt es!" Er bezog sich auf die Kriege und Auseinandersetzungen, auf Ungerechtigkeiten, auf den Tod durch Verhungern, auf all diese Wirklichkeiten, die so vielen Menschen und Völkern ihre Würde nehmen. Wie viele zerstörerische Handlungen werden im Namen Gottes begangen, als sei Gott ein Gott des Todes und nicht des Lebens! "Können wir davor gleichgültig bleiben?", fragt der Papst. Keine Angst haben vor den Wunden des Menschen und der GesellschaftHier kamen mir Sätze aus der Predigt von Cantalamessa in den Sinn. Er sagte, ausgehend von einem Text des heiligen Paulus: "Jesus hat die Feindschaft besiegt, nicht den Feind. Der Friede Jesu ist die Frucht der Siege über sich selbst und nicht über die anderen. Es handelt sich um innere Siege, geistige Siege. Der einzige Weg zum Frieden ist, unsere Feindschaften zu vernichten, nicht den Feind. Die Feinde bringt man heute mit Waffen um, wir aber wollen die Feindschaften durch Dialog vernichten." Schließen möchte ich mit den Worten, die Johannes Paul II. am Ostersonntag sagte. Si sind eine Bitte: "Dass die Kette des Hasses zerbreche, die die Entwicklung der Menschheitsfamilie hemmt. Dass Gott uns vom dramatischen Zusammenprall der Kulturen und Religionen befreie..." Ich glaube, dass auch wenn uns diese Themen manchmal fern scheinen, wir müssen uns damit befassen und "Friedensstifter", "Werkzeuge des Friedens" werden. Hören wir den Ostergruß Jesu und geben wir ihn weiter: "Der Friede sei mit euch", lernen wir, wie aus den Wunden jedes Menschen und der Menschheit ein Weg zum Leben werden kann, wie Jesus es verheißen hat: "Seht meine Hände und meine Füße, ich bin es. Berührt mich und seht..." Haben wir keine Angst vor den Wunden des Menschen und der Gesellschaft, auch sie sind unsere Sendung! |
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Last Update: 29.04.2003
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