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 published: 2003-02-18

Alles unter einem Dach

Studientage für Kentenich-Pädagogik in Mämetschwil (SG), Schweiz, 7./8. Februar 2003

Colegio Santiago en Mömetschwil, Suiza

St. James School, Mömetschwil, Switzerland

Privatschule St. Jakob in Mömetschwil, Schweiz

 
 

Erich Ruggli: pedagogia del Padre Kentenich en la esucela

Erich Ruggli: Father Kentenich's pedagogy in the schoool

Erich Ruggli: Schule nach der Pädagogik Pater Kentenichs

 

Los principios de la pedagogía del Padre Kentenich en imagenes

The pedagogical principles of Father Kentenich in pictures

Die pädagogischen Prinzipien Pater Kentenichs in Bildern

 
 

Clase Gramatical

Grammar lesson

Grammatikunterricht

 
 

Imelda Ruggli: bienvenida a cada niño

Imelda Ruggli: welcome to each child

Imelda Ruggli: jedes Kind wird begrüßt

 
 

Oración

Prayer corner

Gebetsecke

 
 

estudios

Studying

Selbststudium

Foto: Berger © 2003

 
 

Erich Berger durante el trabajo con el articulo, en el seminario en la Oficina de Prensa

Erich Berger working on this article during the PressOffice seminar

Erich Berger bei der Arbeit an diesem Artikel beim PressOffice-Seminar

Foto: Brehm © 2003

 

 

 

SCHWEIZ, Erich Berger. Nach Tagen intensiven Schneefalls liegt das Hügelland rund um St. Gallen in idyllischer weißer Pracht. Für Erich Ruggli, der mit seiner Frau Imelda die Privat-Schule St. Jakob in Mämetschwil bei Degersheim leitet, war diese Idylle mit harter Arbeit verbunden: Bis nach Mitternacht des 6. Februar war er damit beschäftigt, ein vom Weg abgekommenes Auto von Besuchern aus einer Schneewechte auszugraben.

Einige Teilnehmer der Studientage kamen aus Österreich, Mitglieder des Arbeitskreises Schönstatt-Pädagogik und der Kentenich-Akademie für Führungskräfte.

Der nächste Tag – ein normaler Schultag in St. Jakob. Den Besuchern kam aber nicht alles "normal" vor.

Wo ist die Tafel?

Der Unterricht für die 12 Schüler findet in einem großen, lichtdurchfluteten Raum mit Panoramablick auf die herrliche Winterlandschaft statt. Moderne Arbeitstische stehen in Dreiergruppen zusammen, ein großer Tisch, um den herum alle Platz haben, steht in der Mitte – doch: "Wo ist die Tafel?" ist eine der ersten Fragen der Besucher. "Wenn wir zur Erkenntnis kommen, dass wir eine brauchen, bestellen wir eine und haben sie innerhalb weniger Tage hier", ist die Antwort von Erich Ruggli. "Nach meiner Beobachtung wird eine Tafel automatisch zum Mittelpunkt im Raum, alle schauen zur Tafel. Bei uns steht einerseits die Gemeinschaft im Mittelpunkt, daher sitzen wir gerne auf dem Teppich im Kreis, andererseits ist es für bestimmte Themen wichtig, dass der Lehrer durch seine Persönlichkeit führt, auch dabei ist die Tafel mehr Ablenkung als Hilfe."

Starke Persönlichkeiten in einer starken Gemeinschaft

Die Formung der individuellen Persönlichkeiten und Erziehung zur Gemeinschaftsfähigkeit kann man bei der Morgenbesprechung beobachten: In einem geschützten Bereich des Raumes sitzen Lehrer und Schüler auf dem Teppich im Kreis. Auf der einen Seite an der Wand ein Kreuz, auf zwei Seiten eine große Fensterfront, auf einem Fenster ein großes Bild des Hl. Jakobus, des Namenspatrons der Schule. Man bespricht das Arbeitsprogramm des Tages. Im vorgegebenen Unterrichtsplan haben die Schüler den Freiraum, selbst Lernschwerpunkte zu setzen. "Ich übe heute rechnen", sagt der 8-jährige Thomas. Die 13-jährige Robina hat gestern schon versprochen, für die Erstkommunionvorbereitung von Alf eine Geschichte zu schreiben. Nach wenigen Minuten hat jeder Schüler sein individuelles Lernprogramm und seine persönlichen Lernziele, jeder weiß, was er zu tun hat.

Die Einstimung auf den Tag endet mit einem Gebet. Das gemeinsame Gebet geht auf eine Initiative des 15-jährigen Rob zurück, der auch die Morgen-Runde moderiert.

Das Klima bestimmt, was wächst

Imelda Ruggli beobachtete ein Problem: In der Früh dauerte es sehr lange, bis im Klassenraum das richtige Klima aufgebaut war, in dem fruchtbares Wachstum der einzelnen Person und der Gemeinschaft möglich ist. Es dauerte einfach lange, bis die Unruhe, die die Kinder mitbrachten, abgebaut war. Seit einigen Wochen packt sie ihr Strickzeug und setzt sich zum Eingang und spricht die Kinder kurz an, wenn sie hereinkommen. "Grüezi Urs!" und eine kurze persönliche Frage. Eine kurze - manchmal auch keine - Antwort der Kinder. Sie ziehen sich die Stiefel aus, den Anorak und nach ein, zwei Minuten erzählen sie Imelda etwas. Sie ist einfach da – und sie bewirkt, dass auch die Kinder "da sind", bevor sie in den Klassenraum gehen.

Grammatikunterricht – Lernen fürs Leben

Die Schule hat zwölf Schüler zwischen sechs Jahren und 15 Jahren. Für acht von ihnen steht Grammatik am Lehrplan. Wie schafft das der Erich Ruggli?

Sie sitzen auf dem Teppich im Kreis. Es geht um Zeitformen. Der Lehrer erklärt die Aufgabenstellung, vereinfacht wiedergegeben, etwa so: "Die Großen", er nennt die Namen, "können nachher alle Zeitformen und können auch die Regeln den anderen erklären", eine weitere Gruppe soll die Zuordnung zu "präsens", "perfect" und "futur" können, die Kleinen sollen aufpassen und versuchen sich etwas zu merken. Dann setzen sich alle Schüler zu ihren Tischen und schreiben Sätze in verschiedenen Zeiten auf schmale Streifen.

Die eigentliche Grammatikstunde beginnt. Die Spannung steigt! Wie schafft das der Erich Ruggli, dass alle etwas lernen und keinem fad wird, niemand unterfordert, keiner überfordert ist?

Ein spannende halbe Stunde beginnt – am Schluss stehen zwei Erkenntnisse:

  • Er schafft es souverän, alle haben Grammatik gelernt, sind persönlich gewachsen und die Gemeinschaft wurde gestärkt.
  • Das Lernen ist ein vielschichtiger Prozess, dem ein Frontalunterricht mit Merksätzen auf der Tafel, Unterstreichen der Zeitworte usw. nicht gerecht werden kann.

Mehr lernen als Grammatik

Die Zettel werden vorgelesen und auf den Teppich gelegt, die Phase des Sammelns. Dann die Frage: "Wie können wir Ordnung hinein bringen?" Ein Großer weiß die Regeln, er erklärt sie den Kleineren. Dann beginnen sie die Sätze zu "futur", "präteritum", usw. zuzuordnen. Alle sind gefordert: einer ordnet einen Satz einer Zeitform zu, die anderen kommentieren, erklären, helfen. Nur langsam verschwinden die Zweifel bei den Zuschauern, sie merken das Training in sozialer Kompetenz, sie merken, wie der kleine David wächst, als er den Fehler eines Großen ausbessert und wie das "Wissen" zum "Können" wird, durch die Notwendigkeit sein Wissen anderen zu erklären. Und schließlich haben sie die Methode: Sammeln – Kriterien festlegen – Umsetzen der Kriterien – Ergebnis betrachten, gelernt.

Gesamtkonzept – alles unter einem Dach

"Arbeit, Gespräch, Begegnung, Gebet, Feier der Eucharistie – alles unter einem Dach", so fasst ein Teilnehmer die Studientage zusammen. Diesen ganzheitlichen Ansatz formulieren Erich und Imelda Ruggli so: "Wir helfen, die Idee Gottes von den Schülern zu verwirklichen!" Für die konkrete Umsetzung dieser Vision wenden sie die pädagogischen Prinzipien von Pater Kentenich an:

Idealpädagogik­ das Bild der Tanne: Aus der kleinen Tanne wird eine große Tanne,"Die Barbara soll nicht so werden, wie ich mir das vorstelle, sondern so wie Gott sie gedacht hat."

Spannungspädagogik ­ das Bild vomFluss: Der Fluss bahnt sich seinen Weg durch die Landschaft. Die Kräfte der Natur bestimmen seinen Lauf. Bevor der Pädagoge korrigierend eingreift, beobachtet er sich selbst, er schaut auf das Kind und er hört: Seinstimmen, Zeitstimmen, Seelenstimmen. Was ist die Grundströmung in meinem Leben, in der Schule? Erst wenn er die Grundströmung klar hat, kann er pädagogisch handeln. Er setzt sich der Spannung aus, zwischen dem was ist, und dem was er anstrebt.

Vertrauenspädagogik­ das Bild vom Ei: Das Huhn sitzt wochenlang auf dem Ei und vertraut darauf, dass im Inneren des Eis tatsächlich ein Küken heranwächst. Der Pädagoge vertraut darauf, dass Gott alle Anlagen in den Menschen gesteckt hat, die ihn befähigen, ein einzigartiges Original zu sein.

Bindungspädagogik ­ das Bild vomTisch: Der Tisch, der Ort des Gespräches, der gemeinsamen Mahlzeiten, des miteinander Arbeitens. Der Pädagoge baut einen vielschichtigen Bindungsorganismus auf: Bindung an den Ort, an Bilder, Gesänge, Erzählungen über Heilige, heilige Zeichen, heilige Handlungen. Die seelischen Bindungen, die Bindung an Personen werden durch gemeinsame Erlebnisse, durch gemeinsames Tun, durch Austragen von Konflikten gestärkt.

Bestätigung

Der 6-jährige Johannes, einer der Besucher, bestätigt in seiner Art die Richtigkeit der Prinzipien von Erich und Imelda Ruggli: Kurz entschlossen angelt er sich ein Übungsblatt für Rechnen und nimmt am Unterricht teil.

Weitere Informationen: www.schule-maemetschwil.ch


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