Schönstatt - Begegnungen

Schlüssel zur Führungsverantwortung: sich immer wieder neu verlieben

Tagung der Kampagne der Pilgernden Gottesmutter in Henderson, Argentinien, zum Thema Führungs­ und Apostolatsstil Schönstatts

Jornada para dirigentes de la Campaña del Rosario de la Virgen Peregrina en Henderson, Argentina.
Seminar for leaders of the Schoenstatt Rosary Campaign in Henderson, Argentina.
Tagung für Verantwortliche der Kampagne der Pilgernden Gottesmutter in Henderson, Argentinien
Taller
Workshop
Arbeitskreis
Oratorio: ocho señoras sellaron su Alianza de Amor y todos los presentes renovaron su compromiso misionero, expresión de amor a la Mater y a su misión.
Chapel: eight women here sealed their covenant ans all those present renewed their missionary commitment, expression of their love for the Blessed Mother and her mission.
Oratorium: acht Frauen schlossen hier ihr Liebesbündnis und aller erneuerten ihre Sendungsweihe, Ausdruck der Liebe zur Gottesmutter und zu ihrer Sendung
Auxiliar y Peregrinas, expresión de amor y confidencia
Auxiliary and Pilgrim MTA's, expression of love and confidence
Auxiliar und Bilder der Pilgernden Gottesmutter, Ausdruck von Liebe und Vertrauen
Detalles del oratorio
Details of the chapel
Oratorium, Details
En unión con el Papa
In unity with the Pope
In Verbundenheit mit dem Papst
Foto: Badano © 2002

ARGENTINIEN, Monina Badano. Etwa 60 – 70 Personen aus drei Diözesen, Nueve de Julio (Trenque Lauquen, 30 de Agosto, Pehuajó, Henderson), Bahía Blanca (Daireaux und Coronel Suárez) und Azul (La Colina) nahmen an einer Tagung für Verantwortliche der Kampagne der Pilgernden Gottesmutter von Schönstatt im Centro Mariano in Henderson teil. Das Thema "Schönstättischer Führungsstil" war ihnen wichtig, sind sie doch das Jahr über mehr oder weniger völlig auf sich allein gestellt bei der Führung der Kampagne und der Ausbreitung Schönstatts in ihren Diözesen; weder Schwestern noch Patres arbeiten dort, und dazu kommen enorme wirtschaftliche Probleme.

Pater Guillermo Carmona, Landes-Assistent der Kampagne der Pilgernden Gottesmutter in Argentinien, hielt drei Vorträge, auf deren Grundlage die Verantwortlichen in Arbeitsgruppen einen intensiven Austausch führten, dessen Ergebnisse die Richtung der weiteren Arbeit bestimmen.

Berufen, andere zu führen

"Was ist ein Führer?" Mit dieser Frage eröffnete Pater Guillermo Carmona die Tagung, die am 25. August 2002 stattfand. Der Audruck enthält verschiedene Aspekte. Führer ist, wer andere führt; ist Haupt - im Sinne der Vertretung anderer -; ist Hirte - zeigt den Weg; Anführer.

Wer Verantwortung für eine Gruppe, ein Volk oder irgendeine Art von Gemeinschaft hat, ist immer auch Vertreter dieser Gemeinschaft; das heißt, die Menschen müssen sich auch mit ihm identifizieren können. Der Führer kennt die Bedürfnisse der Seinen und bemüht sich im Rahmen seiner Möglichkeiten, diese zu erfüllen. Er ist in ständigem Dialog mit den Menschen und hat ein gewisses Charisma, eine Gabe, anzuziehen und zu begeistern. Er ist gleichzeitig das lebende Zeichen der Wirklichkeit der Gruppe, die er führt, ein "ausgezeichneter Fall".

Unter dieser Perspektive ist Führung nicht eine Frage der Macht, sondern der Berufung; einer Berufung, die jeder der Anwesenden erhalten hat, eine Sendung, die nicht einfach zur Disposition steht.

Es gibt falsche Führungsstile, die in diesem Sinn bedeuten, die Berufung zur Führung anderer zu verfehlen oder zu verfälschen:

- autoritärer Stil: despotisch, dominant, nicht beratend sondern bestimmend
­ fürsorglicher Stil: überbeschützend
- machiavellistischer Stil: manipulierend, mit doppelter Absicht
- desinteressierter Stil: apathisch, passiv, "großväterlich"
- Verwaltungsstil: hält und bringt Dinge in Ordnung, orientiert nicht, inspiriert nicht

Meist führt man selbst so, wie man geführt worden ist. Ein ursprünglicher persönlicher Führungsstil kommt aus dem Erleben in der Familie, sowie außerhalb der Familie von Menschen, die einen tieferen Einfluss gehabt haben, die man bewundert hat, und selbstverständlich aus den jeweiligen Umständen.

Der Führungsstil ist wichtig, sei es in großen Gemeinschaften oder in der Familie oder im Team; gleichzeitig ist es entscheidend, die Gemeinschaftsgesetze zu kennen: jede Härte führt zur Rebellion, jede Führungslosigkeit zur Willkür und zum Autoritarismus.

So führen, dass die anderen es kaum spüren, so führen, dass alle innerlich zustimmen...

Das ist, was Pater Kentenich schon in der Vorgründungsurkunde sagt: "Ich werde nichts tun ohne eure volle Zustimmung."

Führungsstil im Sinne Pater Kentenichs ist dialogisch, kommunikativ, offen; das erfordert die Fähigkeit, die Bedürfnisse und Konflikte der anderen wahrzunehmen und zuzuhören; die Fähigkeit, zwischen den Zeilen zu lesen, verborgene Nöte aufzuspüren, und auch die Fähigkeit, klar zu vermitteln, was man eigentlich erwartet. Es gibt viele, die sich, einmal "im Amt", vom eigentlichen Leben der Ihren entfremden.

Weiter ist dieser Führungsstil partizipativ, das heißt, man führt nicht allein, sondern mit andren. Dafür ist es wichtig zu informieren, Informationen weiterzugeben, und vor allem in wichtigen Entscheidungen die anderen mit zu Rate zu ziehen. Je mehr die anderen einbezogen werden, desto besser; Entscheidungen werden im Konsens gefällt, in einem Gleichgewicht, bei dem alle gewinnen; wichtig ist auch das Delegieren, allerdings so, dass man auch weiß, was man delegiert hat, an wen und wie. Gerade durch Delegieren entstehen Entscheidungsräume.

Drittens ist dieser Führungsstil kreativ, fordert dazu heraus, Phantasie zu entwickeln und neue Methoden.

Er ist auch prophetisch, antwortet auf die Zeit, schaut über den Tellerrand hinaus, weiß woher wir kommen und wohin wir gehen.

Und schließlich ist er ganzheitlich: klar im Ziel, sicher in der Methode, gütig in der Anwendung. Wiederum, wichtig ist, zielklar zu sein und sicher in der Methode, um niemanden blind den eigenen Willen überzustülpen.

Anziehen, bewegen, begeistern

Dem Vortrag folgten Arbeitsgruppen mit hervorragenden Beiträgen. Die Resonanz der Teilnehmer auf die Konturen des Führungsstils nach Modell und Theorie Pater Kentenichs war sehr gut, auch wenn mehrere natürlich zugaben, dass die Anwendung dessen, wofür man sich dabei begeistert, nicht immer glückt. Zusammenfassend: das, was im Vortrag gesagt wurde, ist das, was wir in Schönstatt erleben, sonst nicht. Der Vortrag habe geholfen, die Konturen klarer zu sehen und zu wissen, welche Mittel man an der Hand habe; das verpflichte nun allerdings auch jeden persönlich darauf, am persönlichen Führungsstil so zu arbeiten, dass das Ziel erreicht werde. Als besonders wichtigen Aspekt stellten die Arbeitsgruppen die Freiheit heraus, die anzieht, bewegt und begeistert.

Manche meinten, dies sei der ideale, aber nicht der übliche Stil ­ oft genug hindere Perfektionismus am rechten Delegieren! Auch sei wichtig, als Verantwortliche mit einem Team zu arbeiten. Oft genug blieben aber einfach Charakterfehler, fehlende Befähigung und Erziehung, ein Hang zum Autoritären oder ewige Schwarzseherei, was es schwierig mache, zu einer inneren Zustimmung zu kommen.

Das Geheimnis von Kraft und Kreativität: Menschen, die an einen glauben und einen arbeiten lassen

Was hat mir in meiner Führungsaufgabe bisher geholfen und was hat mich belastet? Mit dieser Frage nahmen die Arbeitsgruppen die Wende hin den konkreten Realitäten, um sie unter der Perspektive des Führungsstils zu betrachten. Die Schwierigkeiten, die genannt wurden, sind ein getreuer Spiegel des Alltags, in dem Schönstatt stattfindet, der ganz normalen Kämpfe und Grenzen: ungenügende Befähigung, Drängen nach häufigeren größeren Treffen, Kommunikationsprobleme, Methodenprobleme, Delegieren von wichtigen Aufgaben an Leute, die sich dann nicht verantwortlich fühlen, fehlendes Vertrauen in die Regierung, wirtschaftliche Krise, Beziehungsverlust...

Was hilft und stärkt in der Erfüllung der Sendung, hilft und stärkt auch bei der Übewindung der Schwierigkeiten, war die – gar nicht so überraschende und doch befreiende Erkenntnis: der Glaube, Schönstatt, die Gottesmutter, und ein Aspekt, den alle sehr betonten: die Freiheit, die man in Schönstatt hat, sowie auch die persönlichen Bindungen, die aus der Begegnung und dem Zeugnis der anderen wachsen. Immer wieder genannt wurde das erlebte Beispiel der Schönstattpatres, die nicht nur anregen, sondern auch an einen glauben und einen arbeiten lassen.

In der konkreten Aufgabe: Priorität Arbeit oder menschliche Beziehung?

Oft fühle man sich in der Spannung zwischen zwei Ansprüchen, ergänzte Pater Carmona: zwischen der eingentlichen Aufgabe und der damit zu erledigenden Arbeit einerseits und den menschlichen Beziehungen, die eben aus dieser Aufgabe erwachsen. Je nach Typ und Einstellung legt man das Schwergewicht dann entweder auf die menschlichen Beziehungen oder auf die Arbeit.

Die Gefahr bei der "Arbeit vor Beziehungen" ist, dass man bei vollem sichtbarem Erfolg das Leben tötet. Bei "Mensch vor Sache, Beziehung vor Arbeit" kann es passieren, dass nie etwas wirklich fertig wird und das Ziel aus den Augen kommt. Nur in der Ergänzung beider Schwerpunkte kommen sowohl effiziente wie menschliche Ergebnisse zustande. Im allgemeinen geben wir in Schönstatt, so machte er dabei auch klar, den Beziehungen Priorität, da dies zur Schönstattspiritualität und damit zum "Erfolg" schönstättischen Arbeitens gehört.

Nicht Worte, sondern Zeugnis

Im zweiten Vortrag beschrieb Pater Carmona dann Haltung und Handeln des Führers. Haltungen - innere Einstellungen - und Handlungen - konkrete Taten- klingen zusammen in dem biblischen Bild des Guten Hirten.

In diesem Zusammenhang sei es wichtig, den Unterschied zwischen Autorität und Macht klar zu haben. Auf den Punkt gebracht: Autorität heißt, Menschen führen um ihretwillen und zu ihrem Wohl; Macht heißt, Menschen führen zum seiner selbst willen und zum eigenen Wohl. Er führte sechs Eigenschaften auf, die einen wahren Führer kennzeichnen:

  1. Kennen: die Seinen kennen, sowohl ihre Arbeit wie ihre Person; sie liebend, mit dem Herzen kennen und um ihre Anliegen wissen.
  2. Aufmerksamkeit: in die Augen schauen, sich auf die konkrete Person konzentrieren, sie entdecken, Zeit haben
  3. Verstehen: ein Schritt mehr als nur Zuwendung; es heißt, die Gründe des Handelns suchen und verstehen. Niemand wird sich ändern, der sich nicht zuvor akzeptiert weiß.
  4. Dienen: die wirklichen Bedürfnisse des andern erfüllen, nicht verwöhnen und immer nachgeben.
  5. Anregen: loben, Anerkennung schenken
  6. Helfen: der andere muss wissen, dass er mit mir rechnen kann
  7. Führen: immer das Wohl des anderen und der Gemeinschaft im Blick haben

Nur wo Freiheit ist, kann von "Führen" gesprochen werden, alles andere ist Despotismus. Führen heißt, dem anderen helfen, dass er sich zum Guten bessert. Mittel dazu sind weniger Worte als vielmehr das Zeugnis.

Und wie wächst Schönstatt hier?

Das zweite Thema der Tagung, die Frage nach der Ausbreitung Schönstatts, schloss sich dem Hauptthema nahtlos an; denn Schönstatt verbreiten bedeuted nichts anderes, als Menschen - seien es Pfarrer, Familien oder Bischöfe- hin führen zum Kern der Kampagne, zum Vater und Gründer und zur MTA. In Arbeitsgruppen wurden anschließend die jeweiligen Bereiche "bearbeitet" und Strategien enwickelt.

Erstes Feld: die Pfarrer - helfen wir ihnen einfach!

Erstes Feld sind natürlich die Pfarrer. Einige Teilnehmer meinten ganz schlicht: Die beste Strategie, um über kurz oder lang jeden Pfarrer für Schönstatt zu gewinnen, ist ihnen durch unser Zeugnis und unsere konkrete Arbeit zu helfen. Warum darum nicht den Pfarrer für Schönstatt gewinnen durch selbstlose Mitarbeit bei der Katechese, durch Gebet und andere Beiträge zum Pfarrleben?

Natürlich gibt es manchmal Schwierigkeiten: manche Pfarrer, so die Verantwortlichen, meine, in Schönstatt würde die Gottesmutter "angebetet", trete Jesus in den Hintergrund. Da müsse man dann eben ganz schlicht zeigen, dass dem nicht so ist, war die Antwort. Eine andere Schwierigkeit ergibt sich manchmal aus den verschiedenen lokalen Marienwallfahrtsorten, den vielen wandernden Bildern und Statuen. Man muss dann eben aufzeigen,was bei der Pilgernden Gottesmutter von Schönstatt spezifisch ist.

In seinem Vortrag griff Pater Carmona diese Beiträge auf und erklärte, dass sich der Widerstand der Pfarrer oft genug schon als ein Segen erwiesen habe, da sich dadurch die Schönstattarbeit profiliert habe, besser als durch viele Seminare... In drei Bereichen könne sich die Hilfe in der Gemeinde konkretisieren: im Zeugnis, im Dienst an den realen Bedürfnisssen und im Gespräch und kleinen Gesten konkreter Hilfe.

Befähigung

Ein anderes Feld ist die Befähigung. Da es keinen Überfluss an Verantwortlichen gibt, müssen die Verantwortlichen stärker befähigt werden und die Beziehungen untereinander vertiefen. Verständlich daher der Wunsch der Verantwortlichen nach mehr Treffen und gemeinsamem Tun. Zeitmangel, die wirtschaftliche Lage, fehlende Unterstützung - das alles sind zwar echte Schwierigkeiten, aber trotzdem entbindet das nicht davon, gute Führer im Sinne Schönstatts zu sein.

Vertrauen auf das Bündnis

Das große Mittel, um Schönstatt zu verbreiten, so stellten die Arbeitsgruppen fest, ist ein größeres Vertrauen auf das Liebesbündnis mit der Gottesmutter. Ausgehend davon gilt es, sich selbst zu erziehen, zu beten, ernst zu machen.

In Blick auf dieses Feld, auf dem sich die Ausbreitung Schönstatts in der Diözese entscheidet, betonte Pater Carmona besonders die eigene Begeisterung, denn: Leben entzündet sich am Leben. Wichtig seien natürlich auch Gebet und Opfer, Beiträge zum Gnadenkapital.

Persönliche Beziehungen und ein offenes Herz

Eine Arbeitsgruppe schlug häufigere Treffen sowohl für die Missionare wie für die besuchten Familien vor. Pater Carmona bestätigte dies und ergänzte, dass es immer auch wichtig sei, neue Missionare zu gewinnen, und das natürlich zu erst bei denen, die bereits die Pilgernde Gottesmutter erhalten. Von der Kampagne aus gelte es dann, Familien-, Mütter- und Jugendgruppen zu bilden, wo es möglich ist, ohne die Kampagne zu lassen.

Dabei sei das Zentrale das persönliche Ansprechen, die persönliche Einladung. Gut sei es, wenn dies auch durch junge Leute geschehe.

Zusammenfassend lasse sich die Aufgabe des Führers in drei Worten zusammenfassen: Befähigen, verbinden, schöpferisch arbeiten. Das passiert von selbst, wo Liebe im Spiel ist. Und im Grunde gelte es schlicht und einfach, sich täglich neu zu verlieben!

Das Treffen schloss mit der heiligen Messe, in der acht Frauen ihr Liebesbündnis schlossen und alle Anwesenden ihre Sendungsweihe erneuerten als Ausdruck der Liebe zur Gottesmutter und ihrer Sendung.



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Last Update: 16.10.2002 23:38 Mail: Editor /Webmaster
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