Schönstatt - Begegnungen

"Wahrnehmen, dass am 18. Oktober etwas Großes geschehen ist"

Aus Anlass des vierzigjährigen Priesterweihejubiläums: Interview mit Pater Tilmann Beller

Pater Tilmann Beller
Pater Tilmann Beller
 

POS. Pater Tilmann Beller, Bewegunsleiter der deutschen Schönstattbewegung (und als solcher Verantwortlicher von Press Office Schoenstatt) feiert am 29. Juni sein vierzigjähriges Priesterweihejubiläum.

Die Schönstattbewegung in Deutschland feierte dieses Jubiläum mit ihm am Sonntag, 7. Juli 2002 mit einem Festgottesdienst um 14.30 Uhr in der Anbetungskirche auf Berg Schönstatt, zu dem alle eingeladen waren.

In einem Interview anlässlich seines Jubiläums nannte Pater Beller als "Herausforderung des Augenblicks" für die deutsche Schönstattbewegung das "Freiwerden von konkreten nebensächlichen Vorstellungen wie: Nachwuchs, Erfolg, Anerkennung durch irgendwen. Die Herausforderung des Augenblickes ist wahrzunehmen, dass in unseren Heiligtümern der Himmel die Erde berührt. Der Rest gibt sich."

Die Arbeit der Pressestelle sieht er "als großen Gewinn für Schönstatt insgesamt, denn wir wissen nun voneinander."

Was war das wichtigste Ereignis für Sie in diesen vierzig Jahren?

Ich bin wunderbaren Menschen begegnet, und das geschieht bis heute.

Ich denke an eine Begegnung mit Pater Johannes Tieck. Ich hatte ihn öfters in der Gemeinschaft wahrgenommen, aber begegnet bin ich ihm, als ich ihn mitgenommen habe nach Österreich zu einer Familientagung. Pater Tieck war ein großer Schweiger, ein Westfale - bis man ihm die richtigen Fragen stellte. Eine Frage über Familienarbeit brachte ihn zum Reden, und dann redete er eine Viertelstunde ohne Unterbrechung. Ich habe das ausgenützt. Wir haben zusammen die Familientagung gehalten. Ich habe ihm die Fragen gestellt, im persönlichen Gespräch, und er hat ohne Unterlass geredet, Stoff für meine nächsten Vorträge. Und es tat ihm gut, dass da ein Junger war, der ihm zuhörte. Und mir tat es gut, dass ein so großer Mensch sich mir zuwandte.

Begegnung mit wunderbaren Menschen ist das Stichwort: Sind Sie Pater Kentenich begegnet?

Meine eigentliche Begegnung war in der Jugend. Da war bei uns der Gedanke, wir sind eine Gründergeneration, die dritte Gründergeneration. Pater Klein hat uns nahe gebracht, wie es mit der Schönstattbewegung stand (in der Zeit der kirchlichen Prüfung). Dann haben wir in einem ganz kleinen Kreis der Gottesmutter unser Leben für ihn angeboten. Das war die eigentliche Begegnung mit ihm. Natürlich haben wir ihn dann studiert, das Studium in Tübingen kannte wirklich eine akademische Freiheit (man musste nur am Schluss Examen machen). Damals habe ich ein ganzes Semester lang jeden Tag fünf Stunden Pater Kentenich studiert, den Hirtenspiegel. Das war meine geistige Welt. In Milwaukee habe ich ihn dann getroffen und war ein wenig enttäuscht am Anfang. Enttäuscht, weil er so wenig Theater machte. Bei ihm war alles so verborgen. Dann und wann konnte man bei ihm, wie durch eine Ritze in der Mauer, in eine wunderbare Welt hineinschauen. Damals etwa, als er mir den 20. Januar 1942 erklärt hat. Er blieb dann stehen und sagte: Können Sie das verstehen, dass ich so gehandelt habe? Ich sagte ja, aber ich hatte das Gefühl, da redet ein Riese mit einem Zwerg. Ich bin nie mehr einem Menschen begegnet, der mir so gut getan hat.

Eine Frage an den Bewegungsleiter: Wo sehen Sie für die Zukunft den größten Wachstumsbereich Schönstatts?

In der Familienbewegung.

Und Ihre Vision von Schönstatt 2014?

Solange Sie nicht von mir erwarten, dass ich etwas dafür tue!! Das macht mein Nachfolger. ­ Meine Vision ist eine Wahrnehmung. Eine Wahrnehmung, die die Schönstattfamilie hat. Es ist die Wahrnehmung, dass am 18. Oktober 1914 etwas ganz Großes geschehen ist. So etwas kann man nicht machen, selbst wenn man gut reden kann, das muss geschehen. Das geht nur, wenn der Geist uns berührt. Und wenn Gott Erbarmen hat mit uns.

Was ist die Herausforderung des Augenblicks für Schönstatt?

Das Freiwerden von konkreten nebensächlichen Vorstellungen wie: Nachwuchs, Erfolg, Anerkennung durch irgendwen, Aufbau einer neuen Gesellschaftsordnung, wo alles auf die Schönstätter hört, die dann der Welt sagen, wie diese Welt gehen soll ­ also frei werden von solchen Nebensächlichkeiten und das Wesentliche entdecken: dass die Gottesmutter eine wunderbare Frau ist und dass Gott alles ist und das so sehr, dass es keinen Unterschied mehr macht, ob ich Einsiedler bin oder Bewegungsleiter, oder ob ich Misserfolg habe oder irgendwo in einem neuen Land Schönstatt gründe als Gegenstand allgemeiner Beachtung. Die Herausforderung des Augenblickes ist, dass wir wahrnehmen, dass in unseren Heiligtümer der Himmel die Erde berührt. Der Rest gibt sich.

Sie haben sich persönlich sehr eingesetzt für das Werden von PressOffice Schönstatt. Wo sehen Sie dessen Bedeutung, was erwarten Sie konkret?

Eine grundlegende Wandlung unserer Mentalität. Wir tragen bis heute die Spuren der Verbannung unseres Gründers an uns. Und wir haben eine Verteidigungshaltung, die längst nicht mehr nötig ist.

Die Pressestelle sagt, was bei uns geschieht, und was sie sagt, wird gehört. Es sind zwischen 15.000 und 18.000 Zugriffe pro Monat auf die Internetseiten der Schönstattbewegung.

Ich denke mir, dass von der Pressestelle ausgehend in allen unseren Diözesen eine solche Pressestelle entsteht. Und dass wir alle lernen, uns so auszudrücken, dass es anderen gut tut, unsere Texte zu lesen.

Es gibt noch eine Seite, die unsere Pressestelle als großen Gewinn für die Schönstattbewegung insgesamt zeigt: wir wissen nunmehr voneinander. Von Gemeinschaft zu Gemeinschaft und von Land zu Land fließt ein Strom von Information. Wir nehmen das Netz wahr, das Schönstatt darstellt. Die Pressefreiheit ist in diesem Zusammenhang von großer Bedeutung: das internationale Schönstatt liest nicht nur die von einer Zentralstelle in einer einzigen zentralen Zeitschrift freigegebenen Informationen, in unseren Internetseiten findet sich wirklich alles, können Lebensvorgänge weitergegeben und zur Anregung werden.

Glückwünsche per Post:
Büro des Bewegungsleiters, Höhrer Str. 84, 56179 Vallendar
oder per Mail: bewegungsleiter@schoenstatt.de


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