Schönstatt - Begegnungen

Die Würde des Menschen ist unantastbar – und das von Anfang an

Evangelische Kirchengemeinde Mendig und katholische Seelsorgeeinheit Mendig veranstalten Informationsabend mit Vertreter der Embryonenschutzinitiative der Geistlichen Gemeinschaften

Peter Fischer, Schoenstatt Families' Movement, speaker at the Ecumenical Presentation in Mending in the context of the German Churches "Week for Life".
Peter Fischer, Schönstattfamilien bewegung, Referent bei der Ökumenischen Veranstaltung zur "Woche für das Leben" in Mendig
The pastor of the Protestant community, Manfred Trumpf (front, l) and the Catholic Parish Priest, Fr.Manfred Plunien (l), among the participants in the Evangelical Community Center Mendig.
Unter den interessierten Teilnehmern im Evangelischen Gemeindezentrum Mending: Pastor Manfred Trumpf, Evangelische Kirchengemeinde Mending (vorne l) und Pfarrer Manfred Plunien, katholische Seelsorgeeinheit Mendig.
Deacon Friedel May organized the meeting, welcomed the participants, and gave a meditative introduction.
Diakon Friedel May organisierte die Veranstaltung, begrüßte die Teilnehmer und gab einen meditativen Einstieg ins Thema.
Concerned, but not depressed: "I loved the charming and positive way how the serious matter was presented, it was like an invitation to participate, to get involved... Something touched the heart."
Besorgt, aber nicht niedergeschlagen: "Mir hat die charmante und zu Herzen gehende Art der Darstellung gefallen. Das war kein Verurteilen, sondern eine Einladung sich einzumischen, initiativ zu werden..."
Discussion and sharing in smaller groups at the end of the presentation - and a new invitation.
Austausch, Fragen, Planen am Schluss in kleinen Gruppen - und eine neue Einladung
Fotos: POS, Fischer © 2002

DEUTSCHLAND, mkf. Im Rahmen der "Woche für das Leben", veranstaltet von der katholischen und evangelischen Kirche, finden überall in Deutschland Veranstaltungen statt zum Thema "Von Anfang an das Leben wählen – statt auswählen". Die evangelische Kirchengemeinde Mendig und die katholische Seelsorgeeinheit Mendig hatten zu einem Informationsabend Ruth und Peter Fischer, die Vertreter der Schönstattbewegung in der Embryonenschutzinitiative der Geistlichen Gemeinschaften eingeladen. Vor hochinteressierten und engagierten Zuhörern machte Peter Fischer deutlich: Es geht nicht darum, Experte zu werden in der technologisch-wissenschaftlichen Dimension der Debatte um embryonale Stammzellenforschung, Präimplantationsdiagnostik und Klonen, sondern "Experte zu werden in der Ehrfurcht vor dem menschlichen Leben, das sichere Gespür für den Beginn des menschlichen Lebens zu bewahren und das Wissen, dass wir nicht das Recht haben, darüber verfügen."

Wörtlich erklärte der Vater von vier Kindern, Diplom-Mathematiker, Abteilungsleiter in einem amerikanischen Automobilkonzern, dessen Frau wegen eines Unfalls eines der Kinder zu Hause bleiben musste: "Es gilt, den Menschen davor zu schützen, willkürlich kreiert und zur Ware zu werden." – Diakon Friedel May begrüßte alle, "die heute auf das Fußball-Länderspiel Deutschland gegen Argentinien verzichtet haben". Durch die Berichte im Internet und das Engagement von Schönstättern waren er und Pfarrer Plunien auf die Embryonenschutzinitiative der Bewegungen aufmerksam geworden, die im Januar in Berlin 75.000 Unterschriften überreichen konnten. Die evangelische Kirchengemeinde Mendig und die Seelsorgeeinheit Mendig mit den Pfarreien St. Cyriakus, St. Genoveva, St. Johannes der Täufer in Thür und St. Nikolaus in Kottenheim hatten daraufhin die Schönstattvertreter, Ehepaar Fischer aus Siegburg, Verantwortliche der Schönstattfamilienbewegung Köln, zu diesem ökumenischen Abend im Rahmen der Woche für das Leben als Referenten gewonnen.

"Eine Sternstunde der Demokratie"

In vier Schritten zeigte Peter Fischer, illustriert durch konkrete Erfahrungen, Aspekte auf zum Schutz des Lebens von Anfang an, die über die "Woche für das Leben" hinaus Anstoß werden können zum Handeln: "So wir als blutige Amateure einfach angefangen haben, können Sie es auch!" In einem kurzen Abriss der gut zwanzigjährigen Vorgeschichte zur Bundestagsentscheidung vom 30. Januar – Stichtag 16.4.1982, erstes Retortenbaby in Deutschland - , stellte Fischer den Wandel dar von der Euphorie über den Streit um die medizinische Machbarkeit und das Embryonenschutzgesetz von 1991 und die "Sternstunde" der Demokratie, in der am 30. Januar der Bundestag, sicher stark mitgeprägt vom Meinungsumschwung in der Bevölkerung, sich ernsthaft und verantwortlich mit der Frage des menschlichen Lebens befasst und in seiner überwältigenden Mehrheit – wenn auch letztlich mit einem politischen Kompromiss, der nun alle Schwächen eines Kompromisses zeigt – zum Leben von Anfang an bekannt hat. Zu dieser Urteils- und Meinungsbildung in der Bevölkerung beigetragen zu haben, darauf sie die Initiatoren der Embryonenschutzinitiative – Brot des Lebens, Fokolarbewegung, Schönstattbewegung – stolz und mit ihnen alle, die sich von Juni 2001 an aktiv eingesetzt haben. "Die Politiker haben sehr wohl auf das gehört, was wir übergebracht haben, " erklärte Peter Fischer in Mendig. "Unsere Erfahrung hat auch gezeigt, dass Demokratie noch funktioniert. Wir dürfen nur nicht die Hände in den Schoß legen und sagen, die machen ja doch, was sie wollen."

"Eine Gesellschaft, die selektiert und ausschließt, verarmt – und bricht zusammen!"

Die existentielle Angst vieler Menschen vor dem, was willkürliches "Machen" einerseits, Experimentieren und Selektieren andererseits bedeuten, zeige sich besonders in der Reaktion von Behinderten und Behindertenverbänden. "Eine Gesellschaft, die nicht mehr Rücksicht nehmen lernen muss, verarmt. Und das Denken hört ja nicht in den Labors auf!" Wertesoziologisch gesehen, so zitierte Fischer Dr. Lorenzo Samartino, Buenos Aires, "ist es nicht mehr die Ideologie, sondern der Handel, der unsere Gesellschaften prägt. Man ist nicht mehr, was man denkt, sondern was man kauft. Und so kaufen wir eben Embryonen."

Wo Selektion beginnt, beginnt immer auch Abschottung und Isolierung, erklärte Fischer. "Stellen Sie sich einmal vor, alle wären superintelligent und nie krank," meinte er. "Was wäre das für eine Welt? Eine Gesellschaft, die selektiert und ausschließt, verarmt – und bricht zusammen." Von Apartheid-Regime bis Sowjetunion reichten die Beispiele, doch auch: "Führende Unternehmen in den USA fangen an, ihren führenden Mitarbeitern mehrere Stunden sozialer Pflichtarbeit – im Rahmen der – Arbeitszeit – aufzuerlegen. Die tun das nicht, weil sie so sozial sind, sondern weil sie Marktposition verlieren: ihre Mitarbeiter sind nicht mehr fähig, auf Leute zuzugehen, weil sie den Kontakt verloren haben mit Leben, auf das man Rücksicht nehmen, das man stützen und aufnehmen muss. Sie sollen es jetzt lernen in Behindertenheimen und Kinderdörfern..."

Gott schreibt Heilsgeschichte mit jedem neuen Leben

In einem letzten Schritt griff Fischer den theologischen Aspekt auf mit Rückgriff auf die Bibel. "Da war ein Mädchen, dem schon vor dem biologischen Beginn eines neuen Lebens gesagt wurde, was Gott mit diesem neuen Leben vorhatte. Maria von Nazareth hat Ja gesagt zu diesem Leben. Dieses Muster zieht sich durch die Bücher des Alten Testaments. Jedem der Stammväter wird vor der Empfängnis verheißen, was Gott durch dieses Kind wirken will. Das Geheimnis des Lebens bleibt ein Geheimnis, doch im Hintergrund ist jemand, der mit jedem Menschen neu die Heilsgeschichte schreiben will." Im KZ Dachau habe Pater Kentenich seinen Mithäftlingen vermittelt: Jeder Mensch ist mehr in Gottes Augen wert als die ganze Erde ohne ihn.

"Uns fehlt nicht die Botschaft, sondern die gewinnende Art, sie zu vermitteln"

Ob es angesichts der von Peter Fischer überzeugend vermittelten Botschaft von einem Gott, der den Menschen bedingungslos liebevoll zugewandt ist und bleibt, Sinn mache, sich einzumischen, oder ob es nicht reiche, sich auf Gottes Verheißung zu verlassen: an dieser von Pastor Manfred Trumpf aufgeworfenen Frage nahm das Gespräch zum Schluss eine Wendung hin zur Frage von Weltverantwortung und Weltgestaltung des Christen, die "nicht nur auf Gottes Hilfe hoffen, sondern aktiv mitwirken dürfen und sollen, und die ihre Botschaft in einer Weise verkünden, dass sie Menschen gewinnt". Christliches Glaubenszeugnis in einer pluralistischen Gesellschaft, so Peter Fischer, müsse noch gelernt werden: "Uns fehlen nicht die Argumente und die Wahrheiten, sondern die gewinnende Art, Menschen dafür aufzuschließen. Die Zeit der Sicherheit im geschlossenen Kirchenraum ist vorbei und kommt auch nicht wieder, der Kahn hat das alte Ufer verlassen. Am neuen Ufer finden wir Menschen, die Werte nur freiwillig akzeptieren – und das ist schön und entspricht der Würde des Menschen!"

Die ausgesprochen lebhafte und engagierte Diskussion fasste Diakon Friedel May mit dem Psalm 8 zusammen. Das Gespräch ging in informeller Runde noch lange weiter. "Das Leben wählen", das war an diesem Abend in Mendig, wie eine Teilnehmerin meinte, "ein charmanter und eindringlicher Appell, der vom Leben gedeckt war. Ich gehe nicht bedrückt und schockiert heim, wie ich gedacht hatte bei dem Thema, sondern mit Freude und Initiativgeist!"

Vom Juni 2001 bis Ende des Jahres hatte die Embryonenschutzinitiative der Geistlichen Gemeinschaften, in der sich 14 Bewegungen und Organisationen zusammengefunden hatte, deutschlandweit 75.000 Unterschriften für ein Importverbot von menschlichen Stammzellen gesammelt. Die fünfköpfige Delegation der Initiatoren, Fokolarbewegung, Brot des Lebens und Schönstatt, hatte am 23. und 24. Januar die Unterschriften an Friedrich Merz (CDU/CSU-Fraktion), Christa Nickels (Bündnis 90/Grüne, Menschenrechtsausschuss) und Staatsekretär Schröder als Vertreter der Bundesregierung überreicht.

 



Zurück/Back: [Seitenanfang / Top] [letzte Seite / last page] [Homepage]

Last Update: 19.04.2002 12:54 Mail: Editor /Webmaster
© 2001 Schönstatt-Bewegung in Deutschland, PressOffice Schönstatt, hbre, All rights reserved