Schönstatt - Begegnungen

"Wir haben die Chance, unsere Gesellschaft christlicher zu prägen"

Ruth und Peter Fischer, Schönstattvertreter in der Embryonenschutzinitiative, zur Entscheidung des Deutschen Bundestages in der Frage embryonaler Stammzellenforschung

On January 22, 2002: First Meeting in the Schoenstatt Center in Berlin-Frohnau. Before, the initiators had only known each other via e-mail and phone.
22. Januar 22: erstes Treffen im Schönstatt-Zentrum Berlin-Frohnau. Bis dahin hatten sich die Initiatoren nur über Telefon und E-mail gekannt.
January 23, 2002: At the beginning of the day, the small delegation celebrated Holy Mass in the Schoenstatt Shrine. Andrea Fleming, Focolar Press Office, during the reading.
23. Januar 2002: Zum Tagesbeginn feierte die kleine Delegation heilige Messe im Schönstatt-Heiligtum von Berlin-Frohnau. Andrea Fleming, Pressesstelle der Fokolarbewegung, bei der Lesung.
On the way to the Reichstag (Parliament) in Berlin's subways
'Mit der U-Bahn unterwegs zum Reichstag.
Souvenir snapshot in front of the Reichstag (Parliament) - only later they found out that the meeting was transferred to the Jakob-Kaiser-House that was only inaugurated on that day.
Erinnerungsfoto vor dem Reichstag - erst kurz danach fand man heraus, dass das Treffen mit Herrn Merz ins an diesem Tag erst eingeweihte Jakob-Kaiser-Haus verlegt worden war.
In discussion with Friedrich Merz, head of the CDU/CSU faction.
Im Gespräch mit Friedrich Merz, Vorsitzender der CDU/CSU-Fraktion
A huge squad of media representatives in the Jakob Kaiser House
Großes Presseaufgebot im Jakob-Kaiser-Haus
Praised the dialogical style of the initiative: Christa Nickels, Bündnis 90/Grüne
Lobte den guten dialogischen Stil der Initiative: Christa Nickels, Bündnis 90/Grüne
Dr. Klaus Theo Schröder acted in the name of the Government.
Im Namen der Bundesregierung: Dr. Klaus-Theo Schröder
The Berlin Fokolar in the Prinzregentenstraße became the base for the activities and press release - and the place of encounter on the evening after the passing on of the signatures.
Fokolar Prinzregentenstraße, Berlin - in diesen Tagen der "Heimat-Stützpunkt" mitten in der Stadt, von wo Pressemeldungen in alle Welt gingen und man sich am Abend zum Austauschen traf.
Members of the Fokolar Movement had prepared a night meal and invited the Berlin members of all three movements to come.
Mitglieder der Fokolarbewegung richteten einen Abendimbiss und luden die Berliner Mitglieder aller drei Bewegungen ein.
"We are few Christians, fewer Catholics, and very, very few members of the Ecclesial Movements here in the Capital of Germany..." A member of the "Bread of Life" community asked for more presence in Berlin.
"Wir sind hier wenige Christen, noch weniger Katholiken und eine Handvoll Mitglieder geistlicher Bewegungen in der Hauptstadt Deutschlands..." Ein Berliner Mitglied von "Brot des Lebens" wirbt um eine stärkere Präsenz in Berlin.
The first pictures ...
Die ersten Bilder...
Moments of encounter and sharing.
Augenblicke des Austauschs und Kennenlernens.
Fotos: PresOffice Schoenstatt, Fischer und Andres Fleming, Pressestelle Fokolar-Bewegung © 2002

DEUTSCHLAND, Peter und Ruth Fischer. Am 30. Januar 18.07 Uhr entschied der Deutsche Bundestag nach einer langen, sachlichen und von hoher Verantwortung geprägten Parlamentssitzung in der Frage der embryonalen Stammzellenforschung. Es zeigte sich, wie stark das Lager der Importgegner ist: 263 der 599 gültigen Stimmen können sie sammeln, 226 entfallen auf den vom Kanzler unterstützten Antrag, 106 auf die Position von Hintze und der FDP.

Erst der zweite Wahlgang ergibt die erforderliche absolute Mehrheit: 340 Abgeordnete plädierten für den Import unter strengen Auflagen, 265 für ein totales Verbot des Imports.

Unmittelbar in der Woche vor der Parlamentsdebatte war die Embryonenschutz-initiative der geistlichen Bewegungen in Berlin, um mit der Übergabe ihrer 75.000 Unterschriften Einfluss zu nehmen. Familie Fischer (Schönstatt-Familienbewegung) äußert sich zu der Entscheidung und zu ihren Eindrücken aus Berlin.

Am 30. Januar entschied der Bundestag für den Import embryonaler Stammzellen für die gentechnische Forschung unter strikten Auflagen und Kontrollen. Hat sich Ihr Einsatz gelohnt?

Mit einer solch guten und von ethischer Verantwortung geprägten Diskussion war im Sommer diesen Jahres noch nicht zu rechnen. In der letzten Woche haben sich die Positionen in den Reihen der Abgeordneten sehr stark bewegt. Dies geschah zeitgleich zu unseren Gesprächen in Berlin mit den Vertretern der Fraktionen und der Regierung. Hierbei sprachen wir jeweils mit Personen, die die beiden Verbotsanträge verantwortlich mit vorbereitet haben. Herr Merz, Frau Nickels und Frau Böhmer ließen keinen Zweifel daran, dass unsere Meinung und die Art, wie wir sie eingebracht haben, in die Entscheidung und Diskussion einfließen. Der Einsatz hat sich gelohnt.

Sind Sie nicht dennoch vom Ausgang enttäuscht?

Ein uneingeschränktes Importverbot war nicht realistisch zu erwarten. In den nächsten Wochen der Gesetzgebung wird sich zeigen müssen, wie stark der Wille zum Schutz des menschlichen Leben und der menschlichen Würde ist. Wenn ein großer Teil der Abgeordneten uneingeschränkt den Import der Stammzellen unterbinden will und ein weiterer großer Teil die ethischen Bedenken teilt, und sich in Güterabwägung zu einer kontrollierten Öffnung entscheidet, so sind wir zuversichtlich, dass eine tragbare Lösung zu Stande gekommen ist, wenn auch der Kompromiss sehr schwer fällt.

Was war Ihr wichtigster Eindruck aus den Gesprächen in Berlin?

Die Politiker suchen den Kontakt zur Basis. Daher waren wir in allen Gesprächen nicht nur willkommen, sondern unser Urteil war gefragt und unser Wissen geschätzt. Das Stärkste war aber, dass wir in jedem Gespräch die Aufforderung erhielten, diesen "neuen Stil politischer Stellungnahme", wie es immer wieder hieß, diese "qualitative Auseinandersetzung und Meinungsbildung" in die Gesellschaft und Politik zu tragen.

Wie werden Sie weitermachen?

Das wissen wir noch nicht, aber da wird der liebe Gott sicher eine Tür öffnen. Vielleicht werden auch nicht wir als Schönstattbewegung, wir als Familie Fischer, wir als Mitglieder des Initiativkreises Embryonenschutz diejenigen sein, die für die geistlichen Gemeinschaften den nächsten Schritt leiten.

Wir sollten aber auf jeden Fall nach der offenen Tür Ausschau halten und den Weg als Schonstattbewegung mit den geistlichen Gemeinschaften zusammen gehen. Unsere Aktion hat gezeigt, dass wir gut miteinander arbeiten, weil uns der gleiche Geist trägt. In der Verschiedenheit der Einzelnen liegt dann unsere Stärke.

Wie haben Sie in den intensiven Tagen in Berlin die Zusammenarbeit mit den anderen Bewegungen erlebt?

Als wir uns am Abend des 22.Januar in Berlin trafen, da haben wir uns als die fünf Hauptvertreter der Initiative das erste Mal gesehen. Vorher hatten wir 6 Monate lang miteinander per Internet und Telefon eine bundesweite Initiative abgestimmt, organisiert und ihre Präsentation vorbereitet. Das ging alles neben Beruf, Familie und der Bewegungsarbeit. Alleine hätte keine Gemeinschaft diese Aktion geschafft. Zusammen haben wir uns ergänzt. Unseren ersten Abend werde ich nicht so schnell vergessen, denn wir hatten nicht nur das Gefühl, uns schon ewig zu kennen, sondern wir waren uns einig und haben uns einfach verstanden. Am nächsten Morgen feierten wir im Schönstattheiligtum in Berlin-Frohnau gemeinsam die heilige Messe als Beginn unserer Übergabe. Nach der Messe hat uns Herr Knoche (Fokolarbewegung) als Motto für unseren Tages ein Wort vorgeschlagen - das letzte Wort, das Bischof Klaus Hemmerle vor seinem Tod der Fokolarbewegung gesagt hatte: ´Lasst uns gemeinsam die Liebe Gottes bezeugen....`. Wir sind sicher, das war unsere geistige und geistliche Basis und das Überzeugende für unsere Gesprächspartner in der Politik. Wir können nur werben, diesen Weg entschieden weiter zu gehen.

Uns wurde die wirkliche Gemeinsamkeit unter den geistlichen Gemeinschaften besonders deutlich am Abend als wir uns im Fokolar in Berlin mit Berliner Mitgliedern der drei Bewegungen zum Berichten zusammenfanden. Für uns persönlich war dies das eindrucksvollste Erlebnis.

Welche Rolle hat die Aufmerksamkeit der Medien für Ihre Aktion gespielt?

Das ist schwer zu beantworten. Für die politische Entscheidung spielte dies eine untergeordnete Rolle. Hier war es wichtiger, die Argumente an die Entscheidungsträger zu vermitteln. Da war der Brief an alle Abgeordneten im Bundestag wichtiger und die Gespräche selber. Es kennzeichnet aber auch einen guten politischen Stil, selber die Presse zu informieren und das eigene Handeln publik und durchsichtig zu machen.

Von entscheidender Bedeutung ist dies aber für all die Tausende, die unsere Aktion mit ihrer Unterschrift unterstützt haben. Die meisten erfahren nur aus Internet, Presse, Funk oder Fernsehen von der erfolgreichen Begegnung. Und es ist eben auch das Handwerkszeug, um sich in der Öffentlichkeit einen Namen für solche und ähnliche Aktionen zu machen.

Gab es noch Pressekontakte über die Veröffentlichungen im Internet hinaus?

Neben den Meldungen in der Tagespresse, die ja auch alle im Internet zu finden sind, haben auch einige Fernsehsender nachgefragt. Gerade die Fernsehteams haben sehr viel mehr Informationen aufgenommen. Es kamen jetzt auch noch mal Anfragen. Somit ist dies auch ein erstes Kontaktaufnehmen und Vorbereiten auf nächste Schritte.

Was würden sie als Fazit der Schönstattbewegung mitgeben?

In den dreißiger und vierziger Jahren war Schönstatt in der deutschen Gesellschaft eine prägende Kraft, so einflussreich, dass das damalige Regime Schönstatt als gefährlichen Staatsfeind eingestuft hat. Wir haben in der Gemeinschaft mit den geistlichen Bewegungen die Chance unsere Gesellschaft christlicher zu prägen. Es war wichtig, dass wir in der aktuellen Frage der Embryonalen Stammzellenforschung unsere Position und Überzeugung in die Gesellschaft eingebracht haben. Dadurch gewinnt unsere Schönstattbewegung nicht nur an Bekanntheit, sondern auch an Attraktivität. Denn wer in den gesellschaftlichen Fragen Gewicht hat, der empfiehlt sich auch als Ratgeber in den konkreten Fragen des Alltags für den Einzelnen. Daher sollten wir als Schönstattbewegung  die aktuellen Fragen unserer Gesellschaft nicht aus den Augen verlieren. Hierin teilen wir uns die Verantwortung  auch mit den geistlichen Gemeinschaften. Mit ihnen zusammen haben wir die Chance, unsere Gesellschaft christlicher zu prägen. Wir sollten dieses Apostolat neu entdecken und gezielt in Angriff nehmen.

Hinweis: Am 18. Februar 2002, nach der Bündnisfeier um ca. 20.15 Uhr wird Familie Fischer in Schönstatt "live" von ihren Erfahrungen berichten, Bilder von den Ereignissen in Berlin zeigen und für Fragen zur Verfügung stehen; dazu sind alle herzlich eingeladen.


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Last Update: 05.02.2002 15:40 Mail: Editor /Webmaster
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