Schönstatt - Begegnungen

"Zehn Minuten an der Krippe"

Trotz Schnee etwa 500 Besucher am ersten Tag – "Weiße Weihnacht" 2001 in Schönstatt

Zehn Minuten an der Krippe in der Anbetungskirche Berg Schönstatt.
Zehn Minuten an der Krippe, die Schönstätter Marienschwestern gestalten das Programm, Kinder die mitfeiern können sich beteiligen.
Krippe in der Anbetungskirche
Hirten auf dem Weg zur Krippe.
Maria und Kind
Weihnachtlicher Schmuck in der Gründerkapelle.
Anbetungskirche im Schnee
Im dichten Schneetreiben: Schwestern besuchen die Statue von Pater Kentenich vor dem Pater Kentenich Haus
Fotos: PressOffice Schönstatt, Brehm © 2001

SCHÖNSTATT, mkf. Etwa 400 – 500 Besucher zum Auftakt der "Zehn Minuten an der Krippe" in Schönstatt, und das bei starkem Schneefall und schlechten Straßenverhältnissen am zweiten Weihnachtstag: auch im fünften Jahr hat diese weihnachtliche Veranstaltung in Schönstatt nichts an Attraktivität verloren. Noch bis zum 8. Januar einschließlich finden die "Zehn Minuten an der Krippe" täglich um 15.00 und 16.00 Uhr in der Anbetungskirche auf Berg Schönstatt, Vallendar, statt. Alle Besucher sind auch in den liebevoll weihnachtlich dekorierten ehemaligen Stall zu Weihnachtstee und Plätzchen eingeladen. – Weiße Weihnachten gab es in Schönstatt in diesem Jahr; die Weihnachtsfeiern waren geprägt von der Freude an der Wiedereröffnung des Urheiligtums, vom 60. Jahrestag der Gefängnisweihnacht Pater Kentenichs und dem Werden des "Mariengartens" sowie von der Konzentration auf das Wesentliche angesichts des 11. September und der Krisensituation in Indien, Pakistan, dem Heiligen Land, Argentinien und an vielen anderen Orten.

"Ich komm immer wegen der selbstgebackenen Plätzchen", sagt ein Mann mittleren Alters beim Herausgehen aus der Anbetungskirche zu einem anderen, der zustimmend nickt. Noch erklingen die letzten Takte von "Süßer die Glocken nie klingen", von Marienschwestern auf Keyboard und Gitarre begleitet, unterstützt von gut dreißig Kindern, die mit Glöckchen und Rasseln auf den Stufen des Altars sitzen, bunte Sterne schwenken oder einfach nur zugucken. "Aber," so fährt der Besucher fort, "das hier, das geht auch ganz schön rein." – "Das hier", das sind einfache Texte, die die Besucher nicht herausreißen aus den konkreten Erlebnissen des Alltags für ein paar Minuten der Idylle, sondern sie mit diesen Erlebnissen – von den letzten Mails und der kranken Großmutter bis zu den Waldbränden in Australien und dem 11. September – mitnehmen an die Krippe. "Wir kommen seit dem ersten Jahr," sagt ein Mann aus Höhr-Grenzhausen. "Auch wenn wir keine Kinder mitbringen heute, wir kommen auch einfach für uns selbst!"

Friedenslicht von Bethlehem

Die Kinder werden voll in das Geschehen einbezogen: einige ziehen als Maria, Josef, Hirten und Engel ein (manchmal reichen die Gewänder nicht, aber das ist auch nicht weiter tragisch), andere führen eine Lichtrhythmik auf, bei der das Friedenslicht von Bethlehem – in Schönstatt sei zwei Jahren gehütet – in der Mitte steht, hochaktuell in Blick auf die Auseinandersetzungen dieser Tage. Die Kinder begleiten mit Glöckchen und Rhythmusinstrumenten sowie mit Handsternen die Lieder. Und viele kennen sich aus, waren schon in den vergangenen Jahren da. "Unsere Mara war das erste Mal hier, als sie drei war," sagt eine Mutter. "Die kennt gar kein anderes Weihnachten, und die hat schon seit Tagen nur von dem hier geredet."

"...dann wird ein neues Licht entzündet in unserem Innern, wird ein tragfähiger Friede herrschen in unserem Herzen, wird eine ansteckende Freude in unser Gesicht geschrieben sein," heißt es gegen Schluss mit einem modernen Krippengebet aus Argentinien. "Und die Finsternis der Nacht machen wir ein wenig heller, die Nervosität der Menschen ein wenig ruhiger und die Traurigkeit ein wenig froher...". – "Irgendwie stimmt das", sagt eine junge Frau. "Ich meine, so im Moment."

Mein Stern an der Krippe

"Da bin ich wieder!" Strahlend steht ein Mädchen am Donnerstag vor dem Ständer mit den Gewändern. "Gestern war ich ein Hirte!" Martina Rasch, die ihren Urlaub für die "Zehn Minuten an der Krippe" reserviert hat, fragt sie: "Und was willst du heute sein?" Kurzes Überlegen, dann: "Die Maria!" Bei der zweiten Zeit am Donnerstag sind weniger Kinder da. Während die Erwachsenen die Namen von Menschen, die ihnen wichtig sind, auf Sterne schreiben, führen die Kinder die Lichtrhythmik vor. Als es fertig ist, hören sie: "Jetzt könnt ihr euch auch Instrumente holen und mitspielen!" – "Keine Zeit!" erklärt ein Junge. "Ich muss mir einen Stern holen, ich hab so viele, die ich aufschreiben muss!" Viele warten auf den Moment, wo die Sterne an die Reihe kommen: die Namen von Menschen, die man dem Kind in der Krippe und dem Gebet anvertraut, machen das Weihnachtsgeschehen personal und sehr konkret. Wie immer, haben Menschen aus aller Welt schon Tage vor Weihnachten über Internet Namen weitergegeben, die auch auf Sterne an der Krippe sollen.

Im Stall lassen sich die Besucher heißen Tee und Plätzchen schmecken; wochenlang haben Freiwillige Plätzchen gebacken und beim Dekorieren des Stalles geholfen. Rustikal-einfach und einfach schön ist es da mit Strohballen, Holzbänken, Tannenbäumen, Sternen, einem Jesuskind auf Stroh – und vielen Leuten, die einfach da sind, um miteinander zu reden!

Weihnachten –ein wenig mehr so wie vor 2000 Jahren

Der 11. September, das andauernde Blutvergießen im Heiligen Land, die dramatische Wirtschaftskrise in Argentinien, die zu Gewalt und Angst geführt hat, die sich zuspitzende Kriegsgefahr zwischen Indien und Pakistan, Afghanistan, die anhaltende Angst vor neuen Terroranschlägen, die Waldbrände bei Sydney, die auch das Heiligtum bedroht haben, und die unterschwellige Bedrohung des menschlichen Lebens - das alles hat Weihnachten 2001 mitgeprägt. Und gerade darum konnte und Weihnachten an vielen Orten dem Weihnachten der Gottesmutter vor 2000 Jahren und dem Weihnachten Pater Kentenichs vor 60 Jahren viel ähnlicher sein. "Es ist ein völlig anderes Weihnachten als wir es je gefeiert haben", hieß es immer wieder in Mails aus Argentinien; ein Weihnachten ohne Feuerwerk und Geschenke, aber eines "bei dem wir den eigentlichen Sinn von Weihnachten vielleicht viel tiefer verstanden und gefeiert haben als sonst." Ein Weihnachten, das dem Weihnachten von Maria ähnlicher war als viele andere.

Zum ersten Mal seit über 20 Jahren gab es weiße Weihnachten in Schönstatt, weiße Weihnacht mit blauem Himmel und Sonne. Weniger Menschen als sonst kamen aufgrund der Straßenverhältnisse zur Christmette um Mitternacht in der Anbetungskirche. Die Seminaristen der Schönstattpatres aus Nord- und Südamerika waren in der Christmette dabei, dazu sorgten noch Jugendliche und Familien aus Chile, Südafrika, Paraguay, England, Portugal, Argentinien, Mexiko für eine starke internationale Vertretung am Ursprungsort. Die Schönstattfamilie in den Ländern, in denen dieses Weihnachten von Gewalt, Naturkatastrophen, Terror, wirtschaftlicher Existenznot überschattet war - Australien, Argentinien, Indien, Pakistan, Israel, Palästina – und alle Menschen dort wurden besonders ins Gebet eingeschlossen.

Die Gründerkapelle ist mit einer Fülle von Rosen, Lilien und Veilchen geschmückt, Hinweis auf das 60-jährige Jubiläum des Mariengartens. In der Nacht des 24. Dezember 1941 wurde Pater Kentenich durch den Brief einer Schwester mit dem Namen Mariengard klar, in welchem Bild sich das Miteinander und Füreinander der Schönstattfamilie im universellen Liebesbündnis in der letzten Tiefe und Konsequenz konkretisieren sollte: Mariengarten. In der Predigt in einer der Messen am Weihnachtsmorgen griff Pater Heinrich Walter das alte Lied auf: "Maria durch ein Dornwald ging... Da haben die Dornen Rosen getragen". Um diesen Lebensvorgang gehe es auch beim Mariengarten. Die Dornen sind noch da und verletzen noch, aber wer die Rosen sieht und erlebt, nimmt die Dornen nicht mehr als Mittelpunkt seines Lebens. Bei der Entstehung des Mariengartens vor 60 Jahren in der Gefängniszelle, im Leid von Trennung und Entfernung, war es auch so – die Entfernung war noch da, aber sie wurde überbrückt und bedeute keine Trennung mehr; es war immer noch eine dunkle, arme Gefängniszelle, aber es war "Licht und Wärme" darin, sie wurde zu einem Ort, wo der Himmel die Erde berührt, weil Liebe stärker war.

Zu Weihnachten: Urheiligtum wieder offen

Nicht nur der Schnee, auch ein Hauch von Weihnachten war schon am vierten Adventssonntag zu spüren, als mit der Messe um 7.00 Uhr das Urheiligtum wieder eröffnet wurde nach der wochenlangen Renovierung des Dachstuhls. Es war ein eiskalter und dunkler Morgen mit Neuschnee, aber sich dem Urheiligtum nähern und zum ersten Mal seit Wochen wieder das Licht aus den Fenstern scheinen zu sehen, das war wirklich wie unterwegs sein zur Krippe. "Dein Heiligtum ist unser Bethlehem!"
Der Pallottinerpater, der die Messe zelebrierte, wählte schon das Weihnachtsevangelium, wie um die Freude dieses Tages zu unterstreichen, und betonte die in der Hl. Schrift immer wieder herausgestellte Spannung zwischen "mächtig" und "klein". Gott wählt das Kleine – wie so ein kleines Heiligtum -, und er wählt, selbst klein zu sein, ein Kind, um große Wunder zu wirken. In der Heiligen Nacht und an den Weihnachtstagen beteten viele Menschen im Urheiligtum. Viel mehr waren es aber, die sich aus allen Kontinenten in dieser Nacht geistig dorthin auf den Weg begaben mit der Bitte, das Christus neu geboren würde für die ganze Welt.



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Last Update: 28.12.2001 16:02 Mail: Editor /Webmaster
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