Schönstatt - Begegnungen

Das Heiligtum des Lichts – eine kleine Oase in einer großen, verwundeten Stadt

New York: Gesprächsabende "Mein inneres Gleichgewicht finden"

Schoenstatt "Shrine of Light", New York
Schönstatt-Heiligtum New York
Foto: Schoenstatt New York © 2001

(Sr. M. Isabel Bracero) Der Monat September ist für die Schönstattfamilie von New York ein unbeschreiblicher Monat – war es doch dieser Monat, in dem Pater Kentenich auf dem Weg von Milwaukee nach Rom der kleinen Schönstattfamilie von New York, puertoricanischen Einwanderern, am 16. September einen Besuch abstattete. Seit diesem Jahr ist dieser Monat auch geprägt von den tragischen Ereignissen des 11. September. Diese beiden Ereignisse, so gegensätzlich sie auch sind, bringen den machtvollen Einbruch des Göttlichen ins Bewusstsein: Auf der einen Seite der Jubel beim Besuch von Pater Kentenich vor 36 Jahren, als ein Flugzeug den Vater und Gründer nach New York brachte; auf der anderen Seite die beiden Flugzeuge, die Tod und Verderben über New York brachten und diese Stadt und ihre Menschen tief verwundet haben – mitten darin steht das Heiligtum des Lichts. Am 6. November ist der Jahrestag seiner Einweihung (6.11.1977); eine kleine Oase mitten in einer großen, verwundeten Stadt.

Am 16. September kam die Schönstattfamilie von New York aus einem doppelten Grund zusammen – um wie jedes Jahr die Ankunft Pater Kentenichs zu feiern, und um der Opfer der Terroranschläge zu gedenken. Das durch diese Ereignisse verursachte Leid geht durch Herz und Seele jedes New Yorkers. Mitten in diesem Leid hat die Schönstattfamilie von New York sich besonders intensiv daran erinnert, mit welcher Freude sie die Ankunft von Pater Kentenich erwarteten. Auf dem Weg von Milwaukee nach Rom nahm er sich die Zeit, New York zu besuchen. Pater Kentenich betrat den Boden New Yorks, um der Schönstattfamilie dort seine Person und seine Liebe zu bringen; er kam als Vater, als Freund und als Botschafter der größeren Liebe.

Er kam als ein Vater

Als Pater Kentenich in New York ankam, schenkte er die wenige Zeit, die zur Verfügungen stand, den einfachen Leuten, die ihm hier begegneten – wie ein Vater, der sich um seine Kinder sorgt. Viele der Leute, die ihn sehen wollten, hätten eigentlich arbeiten müssen, aber sie nahmen sich einfach Urlaub, um zum Flughafen zu fahren und ihn zu begrüßen. Am frühen Nachmittag kam Pater Kentenich Kennedy Airport an. Die Leute waren mit zwei Bussen zum Flughafen gefahren, die sie dafür gemietet hatten. Für viele der Männer und Frauen, die da auf das Flugzeug warteten, war es, als erwarteten sie ihren eigenen Vater. In den Jahren zuvor hatten viele von ihnen die zwanzigstündige Autofahrt von New York nach Milwaukee unternommen, um Pater Kentenich zu besuchen und das Heiligtum zu erleben. Als Pater Kentenich an diesem 16. September 1965 seinen Flug in New York unterbrach, da kam nicht der große Gründer, der die Entwicklung des Werkes überblicken wollte, sondern einfach der Vater. Er sprach zur Schönstattfamilie in dem Haus in der Castleton Avenue in Staten Island. Seine Frage: "Sind wir wirklich eine Familie? Sind wir eine Familie geworden?" Er sprach von der Kindlichkeit und davon, wie man Kind vor Gott und der Gottesmutter wird und bleibt. Er sagte wörtlich, die Gottesmutter sage vom Heiligtum aus zu jedem: "Wenn ihr wie Kinder werdet, dann kann ich euch gebrauchen..." Pater Kentenich sprach mit den Leuten, wie es nur ein priesterlicher Vater kann. Manche von denen, die damals dabei waren, erzählen noch heute mit Begeisterung, wie er Süßigkeiten und Rosenkränze in die Luft warf, damit sie sie auffingen und mit nach Hause nähmen. Es war ein Fest für die Schönstätter in New York, die ihm an diesem Tag begegneten.

Ein Freund und ein Botschafter der Dreimal Wunderbaren Muter

Er kam auch als Freund, zu einem Freundschaftsbesuch. Wir alle, so meinte er, würden gewisse Anstandsregeln beachten. Die Leute aus New York hätten ihn schon so oft besucht, denn wenn sie die Gottesmutter im Heiligtum besucht hätten, hätten sie auch nach ihm geschaut und ihn besucht. Da schicke es sich einfach, nun einen Gegenbesuch zu machen. Schließlich wollten wir ja "anständige Schönstätter" bleiben. Großes Gelächter war die Antwort. Pater Kentenich kam an diesem 16. September auch als Botschafter der Dreimal Wunderbaren Mutter, Königin und Siegerin von Schönstatt. Er sagte, es sei die Aufgabe der Gottesmutter, für die Beheimatung im Heiligtum zu sorgen. Weil sie das bräuchten, sollten die New Yorker sich um ein Heiligtum bemühen – mitten in New York. Diese Worte waren die Initialzündung für das Wachstum der Bewegung in New York; es war, als hätte sich die Liebe Pater Kentenichs zur Gottesmutter auf die kleine Schönstattgemeinschaft übertragen. Das Herz der Gottesmutter, so erklärte er ihnen, schlage im Herzen von New York, im Herzen der Schönstattfamilie von New York.

"Nicht nur unsere Häuser, auch unser Mut und unsere Hoffnung müssen wieder aufgebaut werden!"

Auf diesen "Herzschlag" der Gottesmutter mitten in New York will die Schönstattbewegung dort hören in den Wochen nach den Terroranschlägen, die von Unsicherheit und vielen offenen Fragen geprägt sind. Das Heiligtum in Staten Island ist zu einem Zufluchtsort geworden für viele Menschen, die dorthin gefunden haben in ihrer plötzlich aufgebrochenen Suche nach Gott seit dem 11. September. Die Schönstattfamilie von New York ist spürbar gewachsen in der Überzeugung, dass das Licht des Glaubens starker ist als Zerstörung und Hass. Pater Kentenich hat vom Licht dieses Glaubens gesprochen, als er in New York war, und von der Freude und der Fruchtbarkeit des Opfers. Pater Kentenich, so ist den New Yorker Schönstättern tiefer aufgegangen, hat das nicht einfach so gesagt; er hatte Zerstörung und Neuaufbau erlebt in den Jahren des Dritten Reiches und danach. Im Moment geht es genau darum für die Stadt New York und für jeden Bewohner. Nicht nur die zerstörten Gebäude müssen wieder errichtet werden, wie einer es ausdrückte, sondern auch der Mut und die Hoffnung nach dem Erleben von soviel mörderischer Zerstörung.

Neun Wochen lang: Workshop "Mein inneres Gleichgewicht finden"

Nach den Terroranschlägen haben die Schwestern in Staten Island bald angefangen, den Frauen aus der Gegend die Möglichkeit zu einem solchen Wiederaufbau zu geben. Am 25. September fand der erste Workshop zum Thema "Mein inneres Gleichgewicht finden" statt, auf der Grundlage der Vorträge vom "Tag der Frau" in Deutschland. Die Teilnehmerinnen haben sich bisher ausgesprochen dankbar geäußert – und im Augenblick sucht jeder in New York nach irgendetwas, das Kraft, Klarheit und Sicherheit gibt. Viele sind durch diese Workshops zum ersten Mal ins Heiligtum gekommen und dort noch mehr als inneres Gleichgewicht gefunden: eine neue Heimat, wie es Pater Kentenich 1965 den New Yorkern ans Herz gelegt hatte. Viele sagten, dass sie nicht nur öfter wiederkommen, sondern auch andre mitbringen wollten. Das Heiligtum des Lichts ist zu einer kleinen Oase in einer großen, verwundeten Stadt geworden. 



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Last Update: 06.11.2001 16:15 Mail: Editor /Webmaster
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