Oktoberwoche Schönstatt- 20.10.2001

Ganzheitliche Liebe – unser Weg zur Heiligkeit

Vortrag von Pater Ángel Strada zum Heiligkeitstyp Schönstatts

Father Ángel Strada, postulator for the process of canonization for Fr. Kentenich
Pater Ángel Strada, Schönstatt, Postulator im Seligsprechungsprozess für Pater Kentenich
The objective of the tlak was to show a type of holiness that is adequate to the people of the new millennium - holiness in and with limitations.
Anliegen war, die Züge des Heiligkeitstyps aufzuzeigen, der Menschen des neues Jahrtausends anspricht.
"On the road towards God we may suffer some accidents!"
"Der Weg zum Himmel wird nicht unfallfrei verlaufen."
"It's more difficult to sanctify the Monday, than the Sunday!"
"Der Montag ist schwerer zu heiligen als der Sonntag!"
"Love is stronger when we commit ourselves to do something."
"Liebe ist stärker, wenn wir uns engagieren!"
Fotos: Brehm, POS © 2001

(mkf) Er ist der Postulator im Seligsprechungsprozess für Pater Kentenich; aber genau darum ging es nicht im Vortrag von Pater Ángel Strada am letzen Arbeitstag der Oktoberwoche. Sein Anliegen war, im Kontext der Zeitsendung Schönstatts die Züge des Heiligkeitstyps aufzuzeigen, der im Sinne Pater Kentenichs Menschen des neues Jahrtausends ansprechen kann, zur Fülle ihrer christlichen Berufung (=Heiligkeit) aufzubrechen. Wesentliche Charakteristika dieses Heiligkeitstyps sind Personalität und Weltverantwortung; erlebter Bruch und Misserfolg sind in das Konzept solcher Heiligkeit integriert.

Der Heilige Vater hat im Laufe seines Pontifikates bei 129 Seligsprechungen 1.272 Menschen seliggesprochen, und in 42 Heiligsprechungsverfahren 452 neue Heilige erhoben. An welche erinnert man sich noch?

Es werden neben dem Seligsprechungsverfahren für Pater Kentenich weitere Prozesse für Schönstätter geführt: Mario Hiriart, Josef Engling, Franz Reinisch, João Pozzobon, Sr. Emilie, Gertraud von Bullion. Sind diese Prozesse nur ein Spezialgebiet für einen kleinen Kreis von Interessenten, oder stehen sie als Zeugnis für den Platz Schönstatts in der Kirche?

Nicht um Prozesse und Kanonisation von Heiligen geht es. Heilige, so Pater Strada, sind der anschauliche, vom Leben gedeckte Beweis dass das Evangelium Menschen tatsächlich verwandelt hat.

Der synthetische Heilige – der Treibhausheilige

Eine "Treibhausversion" von Heiligen, "synthetische" Heilige, die alle Tugenden besitzen, alles können und meistern und Fehler weder kennen, noch haben oder gar machen - dieses Zerrbild der idealtypischen mittelalterlichen Heiligenbiographie kritisiert Ida Friederike Görres; ein Bild, das den Heiligen die Erde weggenommen hat. Pater Strada machte deutlich, dass dieses Heiligenklischee bis heute die Vorstellung vieler von Heiligkeit und Heiligen bestimmt. Dem gegenüber stehe in Schönstatt der Heilige der ganzheitlichen Liebe.

Auf dem Weg zur Vollentfaltung der persönlichen Berufung – nicht immer unfallfrei

Heiligkeit, so Pater Strada, ist die Vollentfaltung der originellen menschlichen und christlichen Berufung; es gehe darum, auf dem Weg zu sein – nicht immer unfallfrei, aber in radikaler Liebe, "mit ganzem Herzen und mit allen Kräften". Das "ganz" und "alle" könne ein Schlüssel sein: Es gebe keine Heiligen ohne Leidenschaft, ohne Entzündbarkeit. Leben entzündet sich am Leben, kündet Pater Kentenich, und erklärt: "Wir sind beieinander, um uns gegenseitig zu entzünden." Das ganze Leben mit all seinen Dimensionen sei gemeint.

Der Montag ist schwerer zu heiligen als der Sonntag

Es geht um eine "werktagsheilige Liebe" oder eine Heiligung des ganzen Lebens mit allen Konflikten und gesellschaftlichen Herausforderungen, um eine "aktive Heiligkeit" in meinem eigenen Lebensraum – dem einzigen Raum, in dem ich den Gott des Lebens entdecken kann. Alles, was zu diesem Lebensraum gehört – Auto, Sport, Fernsehen, Gesundheit – sind darum nicht ein dem sakralen Bereich inkompatibler Raum, im Gegenteil. Vielleicht, so Pater Strada, liege in Blick auf die Erziehung der Schwerpunkt gar nicht so sehr auf dem Verzichten, sondern auf dem richtigen Genießen und Gebrauchen; nur ein in den richtigen Genuss und Gebrauch der Dinge integrierter Verzicht mache Sinn, nicht ein Verzicht aus Abwehr oder Ablehnung.

Zum Gott des Lebens, so Pater Strada, gehört die Heiligkeit des konkreten Lebens und nicht die Heiligkeit synthetischer Räume.

Urtrieb und integrative Kraft

Liebe ist nicht eine Tugend, noch weniger Gefühl und Sentimentalität, betonte der Referent zu Beginn der zweiten Teils seiner Ausführungen, in dem er in biblischer Begründung – vom ersten Gebot ausgehend – den Kosmos der Liebe, ganzheitliche Liebe darstellte. Die einzelnen Elemente des ersten Gebotes – Du sollst den Herrn, deinen Gott, liebem aus ganzem Herzen, mit all deinen Kräften, und deinen Nächsten wie dich selbst – wurde zur Leitlinie einer Theologie und Pädagogik ganzheitlicher Liebe mit dem Zielpunkt: Integration, Fülle, Heiligkeit.

Nach einer Rundschau verschiedener philisophischer und psychologischer Deutungen stellte Pater Strada den Ansatz Pater Kentenich in die Mitte: Der Mensch ist aus Liebe und für Liebe geschaffen. Eine ganzheitliche Liebe verbindet Vernunft, Wille und Herz, alle Kräfte der Seele und der Geistes.

Lieben wie dich selbst

Jahrhundertelang, so Pater Strada, war Selbstliebe mit Stolz und Egoismus gleichgesetzt worden. Ganz anders geht Pater Kentenich vor. Ehrfurcht vor den Seelenstimmen als zentraler Aspekt der Schönstatt-Spiritualität setzt Selbstliebe voraus und den Glauben an ein einmaliges Konzept Gottes von jedem Menschen. Der freie Zugang zu sich selbst ist die psychologische Voraussetzung für den schönstättischen Weg, den Gott des Lebens überall zu finden. Der Papst spricht in diesem Zusammenhang – in Blick auf die traditionelle Theologie schon revolutionär – von der eigenen Existenz als Ort der Offenbarwerdung Gottes. Eine Illustration des aus solcher gesunden, integrierten Selbstliebe wachsenden "Liebe deinen Nächsten wie die selbst", so Pater Strada, sind die Statements bei der Oktoberwoche vom Donnerstag.

Liebe muss konkret werden oder: Im Einsatz für andere manifestiert sich die Qualität der Gottesliebe

Im Einsatz für andere manifestiert sich die Qualität der Liebe zu Gott. Pater Kentenich nahm nicht nur Gott in sich auf, sondern auch die Menschen mit ihren naturhaften Bedürfnissen. "Pater Josef Kentenich gehörte ganz Gott und ganz uns," meinte Pater Strada. Personale Bindungen waren Kraftwquelle für ihn; und gerade die Qualität personaler Bindungen, nicht seine Gottesliebe, war es, was in der Exiszeit l in Frage gestellt war, ganz konkret seine Theorie der personalen Bindungen als Ausdruck, Mittel und Sicherung der Bindung an Gott.

Wenn das erste Gebot sagt, "mit all deinen Kräften", dann ist damit der Bereich der naturhaften Liebe angesprochen. Diese ist die erste grundgelegte Kraft; sie ist eng und selbstsüchtig, aber unerstezbar. Natürliche Liebe veredelt sie. Solche Liebe braucht die "Taufe", damit sie eine christliche wird, doch wird sie nicht zurückgelassen auf dem Weg zu Gott. Das meint Pater Kentenich, wenn er sagt: "Der übernatürlichste Mensch muss immer der natürlichste sein".

Die Zerbrechlichkeit der Liebe

Es ist die tägliche Erfahrung in unserem Leben und auch in dem der Heiligen: In jeder Seele gibt es Wunden und Schatten, in jeder Biographie Krisen. Liebe ist zerbrechlich; die Selbstliebe ist ständig bedroht durch Inverkrampfung, die Nächstenliebe durch Eifersucht und Neid, die Gottesliebe durch uneingestandene Schuld und unerlaubte Kompensation.

Der Heimweg zum Vater wird nicht ohne Unfall glücken, bei Pater Kentenich steht nicht die Warnung vor Gefahren im Vordergrund seiner Liebespädagogik, sondern das positive Aufarbeiten der Erfahrung von Schwäche und Kleinsein. Nicht Barrieren, sondern Triebkräfte werden die Erfahrungen von Kontingenz. Der Heiligkeitstyp Schönstatts ist nicht das ethische Vollkommenheitsideal sondern eine Spiritualität, in der Kontingenz und Erlösungsbedürfnis des Menschen und die barmherzige Liebe des Vatergottes Raum bekommen.

Jede Liebe muss ausmünden in eine tiefe Gottesliebe, die wie jede Liebe mit dem Empfangen von Liebe beginnt und kindliche Antwort ist.

Eine Liebe für das Leben der Welt

Wer sich geliebt fühlt, so Pater Strada, ist auch bereit, Aufgaben. für das Reich des Vaters zu übernehmen. Wir müssen den Mut haben, im Bündnis mit Gott die Welt zu gestalten. Wenn wir nicht eingreifen, so Pater Strada mit einem Rückgriff auf Pater Kentenich, "dann haben wir einen schönen Traum geträumt." Schönstätter, die den Weg ganzheitlicher Liebe betonen und gehen möchten, müssen sorgen, dass die sozialen Fragen in ihrem Umkreis gelöst werden.

Es geht im Liebesbündnis mit der Frau der ganzheitlichen Liebe. Mario Hiriart, João Pozzobon, Sr. Emilie, Josef Engling, Franz Reinisch, Gertraud von Bullion sind diesen Weg vorausgegangen und sind der überzeugende Beweis, dass dieser Weg geht – der Weg einer Liebe, die konkret wird: konkret in dem, was in den Statements aus dem Apostolat dargestellt wurde. Liebe – als Weg zur Heiligkeit - ist dazu da, sich apostolisch weiterzugeben.



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