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Pater
Ludwig Güthlein, Schönstatt |
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Mind Map
Visualisierte Disposition des Vortrags |
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Father Ludwig
Güthlein spoke about human sexuality.
Pater Ludwig Güthlein sprach über das Thema "Menschliche
Sexualität" |
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Fotos: Brehm,
POS © 2001 |
(mkf) Angestoßen durch den Blick auf Jugendliche
und junge Menschen in der Schönstattbewegung ging es beim Studientag
der Oktoberwoche um den Lebensvorgang Sexualität, um einen ersten
Blick auf die veränderte Situation, Zugangswege, die ganzheitliche
Sicht Pater Kentenichs und erste Überlegungen zu Konsequenzen für
die Pastoral – vom leidvollen Wegschauen zu einem Weg, Menschen zu helfen,
mit Leib und Seele zu lieben.
Neu war beides: das Thema, zumindest im Rahmen einer Oktoberwoche,
und die Methode des Studientages. Dem Vortrag von Pater Ludwig Güthlein,
Jugendseelsorger in der Schönstatt-Mannesjugend, folgte am Nachmittag
eine Auswertung und Weiterarbeit in den Gliederungen. Pater Güthlein
verstand den Vortrag nicht als Rezept, Positionsbestimmung oder Festlegung
einer einheitlichen Linie Schönstatts, sondern als Impuls, den Lebensvorgang
Sexualität in den Blick zu nehmen und zur Auseinandersetzung – reflexiv
und pädagogisch – anzuregen.
Fünf Zugangsthemen: Brüche und Umbrüche
- Situationsblitzlicher, aktuelle Studien und eigene Erfahrungen – als
Eltern, als Jugendseelsorger – zeigen ein Absinken des Alters der Geschlechtsreife,
der sexuellen Erstkontakte sowie gravierende Veränderungen im gesamten
Bereich des Umgangs mit menschlicher Sexualität.
- Zur Sprache gekommene Sexualität:
Eine Kultur, für die Ehrfurcht durch Schweigen ausgedrückt
wird, ist in Frage gestellt. Sexualität kommt heute zur Sprache.
Pater Kentenich schützt die Ehrfurcht vor dem Geheimnis des Lebens
nicht durch Schweigen, sondern durch Sinngebung und Durchsichtigmachen,
und das bereits in der Zeit des Ersten Weltkriegs. Er klärte die
jungen Männer auf, bevor sie zum Militär kamen, wollte sie
nicht ohne Orientierung gehen lassen.
- Frühreife, Unreife, pubertäre Gesellschaft
Die Kluft zwischen körperlicher Sexualreife und geistig-psychischer
Reifung wird immer größer. Klarheit im Bereich der eigenen
Sexualität und des Umgehens damit wird von Jugendlichen in einer
Zeit gefordert, die von totaler Unsicherheit geprägt ist. Es sind
Erwachsene, betonte Güthlein, die mit Filmen und Illustrierten
Geld machen. Dem Beispiel Pater Kentenichs folgend, gelte es, die Mentalität
des Guten Hirten auszuprägen.
- Sollen, wollen, können
Treue, Familie - die klassischen Werte sind hoch im Kurs, nach wie vor.
Dabei heißt "Treue" allerdings: Stehen zum Partner solange es
glückt. In der Konfrontation mit Normen herrscht nicht nur im Bereich
der Sexualität Scheu getreu der Mentalität: Ich halte das
für mich für wichtig/gefährlich, wie andere damit umgehen,
müssen sie selber entdecken. Die Verantwortungslosigkeit toleranter
Nicht-Einmischung wird nicht empfunden. Pater Kentenich betont Wahrhaftigkeit
und Treue als wichtigste Tugenden zur Zielausrichtung für lebenslang
haltende Beziehungen.
- Geistliche-spirituelle Akzentverschieungen
In Schönstatt werden die Berufung zur Ehe und zur gottgeweihten
Ehelosigkeit als gleichwertige Berufungen gewertet. Das hat Konsequenzen
sowohl in der Sicht von Ehe wie in der von zölibatärem Leben.
Grundlegung: Lebensvorgang Sexualität - die Heilige
Stadt
Im Bild der "Heiligen Stadt" zeigte Pater Güthlein
nun aus der Sicht Pater Kentenichs den Lebensvorgang Sexualität im
Kontext einer ganzheitlich-organischen Spiritualität.
- Sexualität ist ein anthropologisches Grunddatum, an dem Lebenssinn
und Lebenserfüllung hängen. Pater Josef Kentenich hat alles
zurückgeführt auf die menschlichen Grundkräfte; und
eben nicht auf Angst, sondern auf den Urtrieb Liebe.
- Der Mensch als leib-seelische Ganzheit
Eine gewisse grundlegende Bejahung der Sexualität gehört
bei Pater Josef Kentenich zu jedem Lebensweg; abwertende Strömungen
gegen das Leibliche und Sexuelle, die das Christentum auch geprägt
haben, will Pater Kentenich klären.
Die Ganzheit der menschlichen Liebe ist eine vielschichtige Ganzheit.
Ihm geht es nicht darum, eine einzige kirchliche Norm in Frage zu
stellen, sondern an der Wurzel anzusetzen, bei der Ermöglichung
von Normerfüllung durch das Verstehen menschlicher Sexualität
von der Tiefe her. Bei Pater Kentenich gehören sexuelle, erotische,
geistige und übernatürliche Liebe in wechselseitiger Ergänzung
zusammen und sollen integriert gelebt werden. In einem von seiner
organischen Denkweise her vertrauten Griff versteht er Sexualität
als Ausdruck, Mittel und Schutz sowohl für eheliche Liebe wie
selbst für ganzheitliche Liebe zu Gott. In der Ehepädagogik
verweist er auf die bindende Funktion der Sexualität und betont,
dass in einer bindungsschwachen Zeit alle bindenden Kräfte ausgewertet
werden müssen.
- Eine angeschlagene Ganzheit
Den kerzengeraden Weg zum Himmel gibt es nicht, er führt durch
Bruch.
- Eine natürlich-übernatürliche Ganzheit
Hier rührt Pater Kentenichs Sicht der Sakramentalität der
Ehe an das Moment des Staunens. Das vollkommenste Abbild des Dreifaltigen
Gottes sind die Eheleute im Moment des ehelichen Aktes, hält
er fest. Das Sehen-Können Gottes in allem Geschaffenen, auch
und gerade im Geschlechtlichen, gehört zum radikal Neuen seiner
Botschaft.
Konsequenzen, Chancen und Herausforderungen
Einige Ansätze in Blick auf einen Weg zum Leben und
Vermitteln einer so gesehenen Geschlechtlichkeit zeigte Pater Güthlein
im abschließenden dritten Teil seines Vortrags auf:
- Unbefangenheit und Gespräch
Die Art der Befangenheit hat sich verändert. Die
Befangenheit im Aussprechen früherer Generation ist zur Gefangenheit
in Zweideutigkeiten geworden. Es gilt, klärend und sinngebend zu
sprechen und eine Sprache zu finden für den verlorenen Symbolgehalt
der Sexualität
- Persönlichkeitsstärkung
In einem Alter, wo es so wichtig ist dazuzugehören, erwarten
wir Gegensatzbewusstein von den Jugendlichen. Die schönstättischen
Jugendgemeinschaften müssen wir noch mehr verstehen als Räume,
wo sich Eigenart von männlicher und weiblicher Identität
entfalten kann. Die geschlechtsspezifische Jugendarbeit, schon von
früh an, gibt den Raum, unbefangen und konkret über Gefühle
und Sexualität zu reden.
- Körperkultur
Der Fitness-Welle ist die Wellness-Welle gefolgt. Die
heutige Kultur ist eine Körperkultur.
Lebens- und Kleidungsstil sind nicht zuerst Vermeidungsrichtlinien,
sondern dienen der Kultivierung eines gesunden Körpergefühls.
Schutz beginnt mit Faszination. Verzicht ist erst möglich, wenn
die Werthaftigkeit der zu opfernden Wirklichkeit erlebt ist.
- Beheimatung in klarer Orientierung
Es geht darum, mit Klarheit den Ernst und die Wichtigkeit
des Themas zu vermitteln und gleichzeitig die Botschaft der zweiten
Chance; im Potential der Bekehrung liegt das Potential zur Heiligkeit.
Wichtig ist die Vermittlung oder das Erfahren, mit der eigenen Einstellung
zur Sexualität nicht allein zu stehen. Klarheit auch in der Beurteilung
von objektiv nicht den christlichen Normen entsprechendem Verhalten;
Freiheit des Willens und klare Einsicht in die Schwere des Vergehens
fehlen oft, so dass die objektive Konsequenz – Ausschluss von den Sakramenten
– subjektiv selten gegeben ist.
- Geistliche Herausforderung
Es geht um den eigenen Glaubenssprung und die Herausforderung an die
Eindeutigkeit des eigenen Lebensentwurfes. Und zum Schluss geht es
um Gott als den Vater der Liebe – den Vater der barmherzigen Liebe
und die "außergewöhnliche Größe dieser barmherzigen
Liebe" (J.Kentenich, 13.12.1965)
Starke Resonanz
Nicht nur der starke Beifall, sondern auch die nachmittäglichen
Besprechungen und viele Bemerkungen und Kommentare am Samstag zeigten,
wie stark dieser Vortrag und diese Thematik an einen Lebensnerv getroffen
hatten und wie intensiv der Wunsch nach Weiterarbeit an diesem Thema ist.
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