Schönstatt - Begegnungen

Neuevangelisierung: Die Erfahrung der Schönstattbewegung

Vortrag von Pater Dr. Michael Joh. Marmann beim Theologisch-Pastoralen Kongress

Pater Dr. Michael Johannes Marmann, Vorsitzender des generalpräsidiums der internationalen Schönstatt-Bewegung
Fotos: PressOffice Schoenstatt, hbre © 2001

Pater Marmann, Vorsitzender des Generalpräsidiums des internationalen Schönstattwerkes, stellte beim 10. Theologisch-Pastoralen Kongress im Zentrum Mariapolis, Castelgandolfo, die Erfahrung der Schönstattbewegung in Blick auf die Neuevangelisierung vor. Der Kongress wurde von der Fokolarbewegung veranstaltet.

DOKUMENTATION des Referates:

Vorbemerkungen

Schönstatt ist die älteste der Bewegungen. Schon 1912 und dann, als der 1. Weltkrieg ausbrach: 1914, war ein Werk gegründet, das sich zwar noch entwickelte, aber doch erst heute im Kontext der neuen Bewegungen als Lebensaufbruch besser zu verstehen und einzuordnen ist. Die Zeiten waren ganz anders: nicht nur vorkonziliar sondern aus heutiger Sicht schwer verständlich. Dennoch: -P. Kentenich hat viele Entwicklungen vorausgesehen und dafür gearbeitet und gegründet. Viele Aussagen des Papstes heute finden wir in prophetischen Texten P. Kentenichs aus den 20er, 30er Jahren.

Ein Leben voller Nicht-Verstehen: Pater Kentenich hat einmal gesagt: es hat mich ja keiner verstanden: Was wollte er eigentlich? Oft sprach er vom Prophetenlos und -schicksal. Seine 3 ½jährige Zeit im Konzentrationslager und seine 14-jährige Entfernung von seiner Gründung durch die Autorität der Kirche, die er gläubig und gehorsam angenommen hat, waren dafür nur die herausragenden Zeiten.

Unter seinen Erzieherhänden ist ein Werk, eine Organisation – besser ein gegliederter Organismus entstanden, der sich in alle Welt (über 80 Länder) entfaltet hat und über 20 neuartige Gemeinschaften zählt, darunter das Institut der Marienschwestern, mehrere Priestergemeinschaften und viele Gruppierungen für Frauen, Männer, Jugend – und vor allem eine stets wachsende Familienbewegung. Alles was sich bewährt hat im Laufe der Geschichte der Kirche sollte Heimatrecht in dieser weitgefächerten Gründung haben.

Die Focolare-Bewegung ist opus mariae: das Werk Mariens. Pater Kentenich hat die Schönstattbewegung schon früh genannt: Werk und Werkzeug in der Hand Mariens. Ich werde hier die Erfahrung des Gründers mit seinen Gefährten darstellen, wie er 1935 - bei seinem silbernen Priesterjubiläum - gesagt hat: dass er alles der Mutter des Herrn verdankt. Und er wollte mit seiner Gründung für die Kirche der Zukunft den Beweis liefern, wie viel Maria vermag – diese Magd des Herrn, die wie Piero Coda heute morgen sagte, so viel, alles verlieren und weggeben konnte, um für die Welt so viel, alles zu gewinnen.

Hier stelle ich Schönstatt vor, besonders im Blick auf unser Thema der Evangelisierung!

Vom Ursprung her missionarisch

Schönstatt ist durch die Arbeit mit Jugendlichen entstanden. Der spirituelle Begleiter der Schüler in dem kleinen Seminar der Pallottiner in Vallendar Nähe Koblenz am Rhein, P. Joseph Kentenich, hatte die Jungen zur Eigentätigkeit und Selbständigkeit erzogen und dazu u.a. auch einen Missionsverein gegründet. Dadurch wollte er den missionarischen Elan der ihm Anvertrauten, die alle Priester und möglicherweise Missionare in Kamerun in Afrika werden wollten, ansprechen und auf ein Ziel ausrichten. So ist von Anfang an das Programm Schönstatts mit der Evangelisierung verbunden. Freilich, das war dem Gründer Schönstatts klar, das konnte nur durch eine entsprechende Erziehung geschehen, - zumal, wenn man die Erschütterungen der Zeit witterte.

So ist Schönstatt als apostolische Bewegung auch von Anfang an eine Erzieher- und Erziehungsbewegung, und ein wichtiger Vortrag, die sogenannte Gründungsurkunde, bringt zum Ausdruck, wie sehr die jungen Gründungsmitglieder geformt werden wollten: zu Werkzeugen Gottes und Werkzeugen Mariens, die in Schönstatt von Anfang an in einer aktiv erzieherischen Rolle und im Horizont der Sendung gesehen wird. Was Papst Paul VI. später gesagt hat und was auch der jetzige Papst - zuletzt in Novo Millennio Ineunte - immer wiederholt: Maria ist für Schönstatt immer schon "Stern der Neuevangelisierung" gewesen.

Die Gottesmutter ist die eigentliche Gründerin Schönstatts. Was P. Kentenich als Erzieher, Vater und Gründer getan hat, ist immer in der inneren ganz konkreten und werkzeuglichen Verbundenheit mit ihr geschehen. So nimmt es nicht Wunder, dass der eigentliche Gründungsakt mit und durch P. Kentenich das Handeln Mariens ist, die sich bewegen lässt, sich in der kleinen Kapelle "niederzulassen" d.h. ihre Fürbitte und von dort aus, indem sie Menschen an sich zieht, zu wirken: um zu erziehen und brauchbare Werkzeuge zu senden.

So ist ein wesentlicher Akzent, ein wesentliches Element der Schönstatt-Spiritualität (der einzigen, die im Laufe der Geschichte in Deutschland entstanden ist) vom Gründer mit dem Ausdruck "Werkzeugsfrömmigkeit" benannt worden. Er hat dazu sogar in der schwierigen Situation des Konzentrationslagers in Dachau ein Buch geschrieben. Es geht um eine Spiritualität, in der, wie schon durch das Miteinander von Erziehung und missionarischen Einsatz angedeutet, das Sein, die Persönlichkeit in Gemeinschaft, erzogene Persönlichkeit in erzogener Gemeinschaft, zusammengeht mit dem Engagement, dem Einsatz für die Erneuerung von Kirche und Welt im Sinne des Evangeliums.

Primat des persönlichen Seins vor dem Wirken

In einem zweiten Schritt nehmen wir die Originalität des Apostolates, wie Schönstatt es versteht, im Blick: es geht um die geformte Persönlichkeit und die gewachsene Gemeinschaft. Der mündige Christ kann schon durch die Art seines Lebens, durch seinen Stil, durch das – wie man früher gesagt hat – "gute Beispiel" eine eminent apostolische Wirkung haben. P. Kentenich hat sehr bald erkannt, dass in der heutigen Zeit, in der es zunehmend Massenphänomene in der Gesellschaft gibt, der Einzelne in seiner originellen Persönlichkeit und dann auch diese Persönlichkeit in einer möglichst vollkommenen Gemeinschaft als missionarische Zelle wirken müssen, - oder dem Wirken ist keine dauernde Fruchtbarkeit beschieden. Deswegen ist das Charisma Schönstatts als Erziehungsbewegung in sich auf die Causa finalis der Evangelisierung bezogen. Dabei geht es uns – vielleicht im Unterschied zu manchen anderen Bewegungen – nicht nur um das direkt Religiöse, Christliche; es geht immer um das Zueinander von der Entfaltung der natürlichen Anlagen und Kräfte mit der Wirkung der Gnade: es geht immer um das ganz irdisch-natürlich Menschliche im Zusammenhang mit dem Göttlichen. So ist auch diese kleine Kapelle als der Ort, mit dem sich Maria verbunden hat und von dem aus sie durch ihr Bündnis mit den Menschen brauchbare Werkzeuge erzieht, zu einem Sendungsort, einem Coenaculum geworden.

Zum Apostolat des menschlichen Seins gehört auch die Tatsache, dass es Geschichte gibt: Wie sich in Schönstatt etwas entfaltet hat, spielt für die Art seiner Evangelisierung eine große Rolle. Das hängt mit der Spiritualität des Vorsehungsglaubens zusammen: der Gott des Lebens zeigt uns offene Türen: gibt uns die Winke für unseren konkreten Einsatz. Die Menschen, die sich im Liebesbündnis mit Maria an Schönstatt binden, haben eine große Offenheit für die Zeit und für das, was durch die Ereignisse und Strömungen als Stimme Gottes erkannt werden kann, und lassen sich so durch Gott selbst immer wieder zu ihren apostolischen Engagement anregen. Das Evangelium ist in seiner Zeitlosigkeit doch immer in die Zeit hinein zu übersetzen und zu verkünden. Das gelingt durch den lebendigen beseelten Kontakt mit dem Zeitgeschehen, worin der Gott des Lebens und der Geschichte handelt.

Zwei Akzente möchte ich hier noch betonen: P. Kentenich hatte nicht eine Idee oder schuf eine Organisation sondern er wollte dem Leben dienen. Dadurch konnte er in der konkreten Realität seiner Gründung experimentieren So ist ein Organismus entstanden, in dem die Glieder zu Menschen, zu Orten, zu Ideen Bindungen entfaltet haben. Ein Organismus, der nun auch als Ganzes eine apostolische Ausstrahlung hat. Was Schönstatt eigentlich ist, was Schönstatt eigentlich will, das kann man im gelebten Leben – mehr als durch Geschriebenes und Gesagtes - am besten erkennen. Maria ist gleichsam als Seele dieses Organismus: wir setzen uns ein für eine marianische Kirche dadurch, dass wir selber diese marianische Kirche leben.

Das Zweite: unsere Zuordnung zur Kirche. P. Kentenich als Architekt seines Werkes hat in den verschiedenen Bindungsgraden der Menschen, die dazu gehören wollen, die Bewegung (immer mehr) in die Kirche hineingefügt. So sehr, dass die einzelnen Gruppierungen in den Pfarreien, in denen sie leben und mitwirken, sich als Organ, als Werkzeug in der Hand des Pfarrers sehen sollen. Ich betone dieses Moment vor so vielen Priestern hier besonders. Im missionarischen Ethos des Gründers ist man bereit, auf die Fragen und Einladungen des jeweiligen Pfarrers, der für das Apostolat in seinem Sprengel zu sorgen hat, hochherzig einzugehen.

Welche Botschaft hat Schönstatt zu künden als originelle Färbung der Verkündigung des Evangeliums?

Ich möchte hier drei Akzente nennen Das erste ist der Bund. Schönstatt betont vor allem die alt- und neutestamentliche Bundeswirklichkeit. Gott ist der Bundesgott. Was Chiara vom Hl. Vater zitiert: "Gott liebt die Menschen" als den eigentlichen Inhalt unseres Auftrags zur Evangelisierung, ist hier gemeint. Dabei spielt das Liebesbündnis mit Maria die Initialrolle: durch Maria werden wir auf ganz lebendige Weise zu Christus geführt, dem uns zugewandten Antlitz des Vaters. Symbol dafür ist das Kreuz der Einheit, wo der gute Hirte, der sein Leben hingibt, mit Maria dargestellt ist. Maria in ihrer aktiven Rolle im Erlösungsplan Gottes ist die dauernde Gefährtin und Helferin Christi zu jeder Zeit.

Ein zweites Element ist, was ich schon angesprochen habe, der Glaube an den Vorsehungsplan Gottes, an den Gott des Lebens. D.h., wir sind überzeugt, dass Gott eingreift, dass Gott uns missionarische Wege weist, aber auch führt und begleitet. Sowohl durch die Zeit als auch durch die Realitäten unseres Lebens und schließlich durch die Anregungen der Seele werden wir zu Aposteln, die geöffnete Türen finden (wie Paulus, bevor er nach Europa kam) - durch die Gott selbst uns zu den Menschen führt.

Und schließlich das Gottesbild, das Schönstatt betont: Von der Verbundenheit mit Maria sehen und erleben wir Gott sehr nahe und persönlich. Er ist wirklich der Vater, der sich um jedes seiner Kinder kümmert, wie der Herr es in der Bergpredigt sagt, der den Fahrplan meines Lebens als einen Weisheits- und Liebesplan festgelegt hat und der alles, auch das schicksalhaft Schwere und Leidvolle aus Liebe fügt und durch Liebe realisiert.

Unsere Schönstattzentren - weltweit über 160

Sie bestehen immer in der Zweiheit von Gnadenort, nämlich dem Heiligtum, wo Gott und die Gottesmutter handeln und Erziehungsort: einem Besinnungs- und Bewegungshaus, wo die menschlichen Werkzeuge handeln. Diese Schönstattzentren haben ihren Wert vor allem unter dem Gesichtspunkt der Beheimatung der Menschen. Das ist nach unserer Meinung für jede Glaubensverkündigung, für alle Schritte im Prozess der Evangelisierung notwendig: dass wir an einer Stelle gebunden, beheimatet sind, wo wir uns wohlfühlen wie die Apostel auf dem Tabor, aber gleichzeitig auch immer wieder hinausgesandt werden wie die Apostel aus dem Coenaculum. Deswegen sprechen wir von der Gnade der Beheimatung, die die Mutter und Erzieherin schenkt. Ein weiteres Geschenk aus dem Heiligtum: die Gnade der seelischen Umwandlung: dass Menschen geformt, gewandelt werden in echte, mündige Christen – diese zweite Gnade, die zu unseren Kapellen, zu unseren Heiligtümern gehört, ist nach allem Gesagten, wohl auch einsichtig. Schließlich gibt es ein besonderes Geschenk, das P. Kentenich (auch aufgrund der konkreten Erfahrung als Gründer) die Gnade der apostolischen Fruchtbarkeit genannt hat: es geht letztlich tatsächlich um so etwas wie Erfolg in unserem missionarischen Einsatz, - ein Geschenk, das in der heutigen Zeit – zumal für den Steinbruch der Kirche in Europa – besonders verheißungsvoll ist.

Gott handelt. P. Kentenich spricht vom Einbruch göttlicher Kräfte. Aber auch der Mensch muss handeln – als Bundespartner Gottes. Wie es in der Bündnisspiritualität genannt wird: nichts ohne Dich, nichts ohne uns. Jeder, auch der, der sich etwa in Krankheit und Alter kaum noch bewegen kann, ist Missionar. Durch seine Beiträge, die er in Gebeten und Opfer verschenken kann, nimmt er teil an dem Apostelwirken der Gesamtbewegung, am Wirken Mariens. Wir sprechen in einem – zwar missverständlichen aber doch sehr volkstümlichen Wort - von "Beiträgen zum Gnadenkapital": alle sind beteiligt, auf dass vom Heiligtum aus ein Gnadenstrom fließen kann.

Apostolische Bewegung – ein Blick aufs Ganze.

P. Kentenich hat in seinem langen Leben 1885 – 1968 sich führen lassen: Er hatte nicht von vorne herein ein klares Konzept, sondern in der Zeit und Geschichte musste das was in ihm als Sendung als Auftrag Gottes schlummerte, entfaltet werden. Dabei hat er seine Gründung in werkzeuglicher Abhängigkeit von Maria, der Dreimal Wunderbaren Mutter, als Erfüllung ihres Auftrages gesehen. Maria mit ihrem Denken, mit ihrer Haltung, mit ihren Möglichkeiten muss neu zur heutigen Zeit, wie in der Verkündigungsstunde ihr Fiat, ihr JA sagen. In dieser Zeitenwende bedarf es in allen Ebenen, auf allen Gebieten einer Neubesinnung und eines Neubeginnens. Deshalb ist Schönstatt als Ganzes evangelisierend: als Ideenbewegung, Lebensbewegung und Gnadenbewegung. Drei Stichworte also: Schönstatt ist

Ideenbewegung:

P. Kentenich bewegte sich Zeit seines Lebens in geistiger Auseinandersetzungen, weil er das Neue – seinen charismatischen Auftrag – begründen, erklären wollte und musste. Was er z.B. über Glauben (an die Vorsehung Gottes) in der heutigen Zeit, über Anthropologie und Geschlechterpsychologie, - was er über das Zueinander von Erst- und Zweitursache gelehrt hat, ist auch heute noch wegweisend. Oft hat er – aus dem Leben, für das Leben – Erkenntnisse als Grundsätze formuliert, - als Maximen für das Handeln. Z.B. im Blick auf Leitung und Regierung: es solle "autoritativ im Prinzip und demokratisch in der Anwendung" geschehen; oder: die niedere Ordnung ist für die höhere Ausdruck, Mittel und Schutz (z.B. die Bindung an Maria ist Ausdruck, Mittel und Schutz der Bindung an Christus, der Bindung an den Dreifaltigen Gott). Einen der wichtigsten Grundsätze will ich hier hervorheben: "Freiheit soviel wie möglich – Bindung soviel wie nötig – Geistpflege im Höchstmaß". In Freiheit Bindungen eingehen und durch Bindungen an Orte und Personen zur wahren Freiheit gelangen, verlangt viel an lebendiger Fühlung, atmosphärebildender Bewegungsarbeit und Motivierungskunst (Geistpflege). Nur so kann sich ein Lebensgebilde entfalten, das aus Gemeinschaften und Gliederungen besteht, die keine Zentralgewalt kennen, in der die Mitglieder das Ideal der Freiheit der Kinder Gottes konkret leben wollen und wo es höchstens vertragliche Bindungen gibt, die (nach entsprechender Kündigungsfrist) wieder gelöst werden können.

Apostolische Lebensbewegung

Die Bewegung ist in den einzelnen Ländern auf die Inspiration von zentralen Animatorengruppen, den sogenannten "Zentralen" angewiesen. Diese bestehen aus Mitgliedern der Institute und föderativen Gemeinschaften, die sie für die verschiedenen Aufgaben ausbilden und zur Verfügung stellen. Das Engagement der internen Formationstruppe steht in einer kreativen Spannung zu den Anforderungen des konkreten Apostolates. Dabei entsteht selbstverständlich eine fruchtbare Spannung auch zur katholischen Aktion in allen Spielarten der Kirche. P. Kentenich sah drei Weisen, w ie sich eine solche Polarität darstellen kann: je nach Situation können die Mitglieder der Bewegung in der katholischen Aktion engagiert sein, bzw. im Sinne eines wechselseitigen Miteinanders neben ihr, oder schließlich, wo es die katholische Aktion nicht gibt, an ihrer Stelle.

Eines der wichtigsten Lebensgrundsätze ist das sogenannte Spannungs-Prinzip, das der Gründer seiner Schau der Weltregierung durch Gott selber entnommen hat. Demzufolge hat P. Kentenich Gemeinschaften und Institutionen in eine energiegeladene Nähe zueinander wachsen lassen und nur, wenn das funktioniert, bleibt Schönstatt beseelt, lebendig und kreativ.

Gnadenbewegung:

Ohne dass Gott "alles tut", kann die Bewegung nicht existieren und fruchtbar werden. Im Heiligkeitsstreben der Mitglieder und in den Glaubenswagnissen der Werkzeuge erfahren der einzelne und die Gemeinschaften das Getragen- und Erfülltsein durch die fügende Macht des lebendigen Gottes, der zwar den Menschen als freien Partner sucht und braucht, aber auch lenkt und beschenkt. – Diese Ausrichtung auf Gott und seine liebende Führung wird konkretisiert durch die Gravitationspole der Bewegung: die Heiligtümer, die somit das originelle Kennzeichen Schönstatts sind.

VI. Vision einer Kirche, die von unten her wächst: Aktion der Pilgernden Gottesmutter

Zum Schluss möchte ich auf eine Aktion zu sprechen kommen, die uns in aller Welt viel Freude macht, und die auch die stärkste Ausbreitung gefunden hat, nämlich die Aktion der "Pilgernde Gottesmutter". Joao Pozzobom, ein Vater von sieben Kindern in Südbrasilien, Santa Maria, wurde in den 1950er Jahren beauftragt und wusste sich angeregt, mit dem Bild Mariens zu den Menschen zu gehen. Daraus ist eine Bewegung entstanden, die inzwischen über 2 Millionen Menschen in den verschiedenen Ländern und Erdteilen erfasst hat. Der Sinn ist: Maria die Mutter und Erzieherin der Einzelnen und Familien besucht die Häuser, begegnet den Menschen, die in ihren sozialen und natürlich auch religiösen Fragen zu neuer Aufgeschlossenheit und Offenheit für Gottes Willen finden. Das ist ein ganz einfacher und konkreter Vorgang: jemand ist verantwortlich für ein Bild Mariens, das entweder für 15 oder für 30 Häuser gedacht ist, so dass dieses Bild von Tag zu Tag oder alle zwei Tage in ein anderes Haus kommt. Das wiederholt sich Monat für Monat. Maria erweist sich tatsächlich als diejenige, die die Menschen zu Christus, zu Gott, aber auch neu zueinander führt, - die eine neue Aufgeschlossenheit für das Evangelium bewirkt. Vision einer marianischen Kirche: als eine Kirche, die von unten, von der Basis her wächst.

Das Leben der Kirche von innen her gestalten, ihr ein marianisches Gesicht geben - wie Piero Coda heute morgen eindrucksvoll geschildert hat - das ist die bleibende und je neue Aufgabe der Schönstattbewegung: dass der Primat des persönlichen Seins vor dem Tun, der Primat des Lebens und Dienstes vor jeglicher Macht und jeglichem Machen, der Primat der Barmherzigkeit vor dem Gericht, der Primat der Liebe gegenüber allem anderen zur Realität der Kirche der Zukunft gehört. Diese wird zum geistlichen Ort des Fiat Mariens, ihres Magnificat, des Stabat (unter dem Kreuz) und des Pfingstereignisses.



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