Schönstatt - Begegnungen

Für eine authentische "Kultur des Lebens" - Option für die Familie

Aktuelle Fragen der menschlichen Fortpflanzung im Mittelpunkt der dritten Bio-Ethik-Tagung in Nuevo Schoenstatt, Argentinien

Panelistas
Panel discussion
Podiumsdiskussion
Dr. Elena Lugo, Puerto Rico

Dr. Lorenzo Samartino, Hna. María Teresa, Dra. María Inés Passanante, Dra. Elena Lugo (r)
Participants on the was to the Shrine
Teilnehmer auf dem Weg zum Heiligtum
Fotos: Nuevo Schoenstatt, PressOffice Schönstatt © 2001
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(Lorenzo García Samartino) Mediziner, Professoren, Priester, Ordensleute, Seminaristen, Studenten, Ehepaare - insgesamt 320 Personen hatten sich für die Dritte Bioethik-Tagung in Nuevo Schoenstatt, Florencio Varela, Argentinien, angemeldet. "Bioethische Fragen rund um die menschliche Fortpflanzung" war das brandaktuelle Thema, das am 30. Juni unter ethischen, spirituellen und pastoralen Aspekten behandelt wurde.

Neue Aspekte und Argumente zu bioethischen Fragen der menschlichen Fortpflanzung und Fruchtbarkeit in die gesellschaftliche Diskussion einzubringen war das Anliegen der 3. Bioethik-Tagung. Bioethik im Licht der Spiritualität Pater Kentenichs war das Thema der ersten Bioethik-Tagung, die in Nuevo Schoenstatt, Argentinien, 1999 von den Schönstättern Marienschwestern und dem Interdisziplinären Philosophischen Zentrum der Universität von Puerto Rico veranstaltet wurde. Im Jahr 2000 ging es um bioethische Fragen in Blick auf den Anfang des Lebens.

Bei dieser Tagung ging es um Methoden der natürlichen Empfängnis - im Unterschied zu Fortpflanzungstechniken - als wesentlichen Beitrag für die Formung der Familie als des Milieus in dem, als Geschenk Gottes, das Leben empfangen und geschützt werden soll.

Für die Zukunft der ehelichen Liebe

Das Anliegen der Tagung war, "den Respekt gegenüber der in das personenzentrierte Konzept integrierten natürlichen Biologie zu fördern, inspiriert von einer organischen Sicht von Vater- und Mutterschaft als Teilhabe an der Schöpfung und Vorsehung Gottes und eine Pädagogik der Keuschheit vorzustellen als spirituelle Dimension der Liebe, in der die Triebe und Gefühle in eine ganzheitliche, ausschließliche und treue Liebe der Ehegatten integriert sind, um sie als Paar und als Familie sie als Paar und als Familie glücklich zu machen - und heilig." Nach der Eröffnung hieß die Provinzoberin der Schönstätter Marienschwestern, Sr. María Teresa Etcheberry, die Teilnehmer herzlich willkommen und wünschte ihnen eine fruchtbare Tagung.

Naturwissenschaftliche, medizinische, soziologische, ethische und spirituelle Aspekte

Dr. Cristian García Roig, Chefarzt der pädiatrischen Notaufnahme und Intensivstation der Kinderstation im Sanatorio Mater Dei, Buenos Aires, war für die Koordination und Moderation der Tagungsbeiträge verantwortlich. Er stellte zu Beginn die einzelnen Themen und Referenten und die entsprechenden naturwissenschaftlichen, soziologischen, philosophischen und spirituellen Aspekte des Programms vor.

  • Dr. Zelmira Bottini de Rey, Kinderärztin und Dozentin (U.B.A.) sprach über neue Erkenntnisse in Blick auf die Fruchtbarkeit der Frau im Sinne einer natürlichen Familienplanung mit Rücksichtnahme auf die Liebe der Eheleute und die Ehrfurcht vor dem Natürlichen.
  • Dr. María Inés Passanante, Doktor der Soziologie(U.C.A.), hatte das Thema "Familie und Gesellschaft"; in der Gesellschaft, so Dr. Passanantes Grundthese, ist die Familie nach wie vor das ausgezeichnete Milieu für die Wertevermittlung; die Familie, so die Referentin, ist das "Heiligtum des Lebens".
  • Dr. Marína Inés Curriá, Fachärztin für Innere Medizin (U.B.A.), ging auf klinische Aspekte in der Praxis der Fruchtbarkeitsregelung ein und brachte dabei auch die Sensibilität weiblicher Sexualität ins Wort in Blick auf natürliche Methoden, für die das gegenseitige Annehmen, Verstehen und Zusammenwirken des Paares charakteristisch sind.
  • Dr. Lorenzo García Samartino. Doktor der Medizin (U.B.A.) und Magister in biomedizinischer Ethik (U.C.A.), ging auf Persönlichkeitsmerkmale und -entwickungen ein; seine Erkenntnis zeigte auf, dass natürliche Methoden mit ihren Herausforderungen und Schwierigkeiten eine mehrfache Rückwirkung auf die Persönlichkeit haben - in Blick auf eine stärkere Fähigkeit der Nächstenliebe, größerer Opferbereitschaft, Respekt vor der Freiheit und Originalität des anderen und Vertrauen angesichts von Unannehmlichkeiten.
  • Prof. Dr. Hugo O. M. Obiglio, Mitglied der Päpstlichen Akademie für das Leben, behandelte das Thema "Verantwortung der Mediziner gegenüber der Fruchtbarkeitsregelung" vom Standpunkt der Moral aus, wonach die im Gesundheitswesen Tätigen ein klares und aktuelles Wissen über den Themenkomplex und einen ausgeprägten Respekt gegenüber dem Recht auf Leben und der Würde der Person ausprägen müssen.

Eine organische Sicht von Vater- und Mutterschaft nach der marianischen Pastoraltheologie Pater Kentenichs

Dr. . M. Elena Lugo, Spezialistin auf dem Gebiet der Bioehtik, Mitglied der Päpstlichen Akademie für das Leben, Schönstätter Marienschwester, war Hauptreferentin der Tagung, wie schon der beiden vorausgegangenen. Ihre Themen kreisten um Gewissensbildung und eine organische Sicht von Vater- und Mutterschaft entsprechend der marianischen Pastoraltheologie Pater Kentenichs. Sie zeigte die Schritte im Prozess der Ausprägung eines erleuchteten und freien Gewissens und entfaltete ein Panorama ehelicher Liebe. Aus der Sicht Pater Kentenichs wertete Dr. Elena Lugo die vorhergehenden Beiträge und rundete die Tagung ab.

Aus organischem Denken das Leben studieren

Die Veranstalter der Tagung empfehlen, aus organischem Denken heraus das Leben zu studieren, um alle seine Aspekte zu verstehen und zu berücksichtigen - vom physischen bis zum spirituellen, ohne den eine echte Kultur des Lebens nicht möglich ist.

Mit der Überreichung der Zertifikate an die Teilnehmer endete die Tagung. Als genuinen Ausdruck der organischen Verbindung von Natur und Übernatur lagen die Zertifikate auf dem Alter des Heiligtums, von wo aus Dr. Elena Lugo sie nahm und jedem persönlich überreichte.

Die Bioethik-Tagung in einem größeren Rahmen: die "Kultur des Lebens"

Diese dritte Bioethik-Tagung stellt nach Meinung des Autors dieses Artikels einen neuen Abschnitt dar in der Verbreitung der Kultur des Lebens, die das Institut der Schönstätter Marienschwestern von Argentinien aus unternommen hat.

Seit Pater Kentenich das Vater-Heiligtum eingeweiht hat, hat sich in der Gemeinschaft der Marienschwestern ein Lebensstrom entwickelt, der von einer starken Treue und Kindlichkeit gegenüber dem Vatergott geprägt ist. Daraus ist in organischer Weise, in Treue zum Charisma Schönstatts und als Geschenk von Maria eine Sensibilität für das Leben gewachsen, die sich in der Durchführung der Bioethik-Tagungen niedergeschlagen hat. Es geht um eine "Kultur des Lebens" als gelebtes Evangelium; dabei nützt es nichts, Diskussionen zu halten, es geht darum, Herzen zu gewinnen; die heutige Zeit ist nicht eine Zeit der Diskussionen, sondern des gelebten Lebens.

Eine Kultur des Lebens - eine "Kultur des Vaters"

In seinem Lehrschreiben "Evangelium Vitae" spricht Papst Johannes Paul II. von einer Kultur des Lebens; damit bezeichnet er ein Leben in Christus, der die christliche Ethik in die Welt gebracht hat. Da Jesus das inkarnierte Wort ist und sein Leben Ausdruck des Willens Gottes ist, ist die Kultur des Lebens, die er verkörpert, ist seine "Kultur" die des Vaters. Die Kultur des Lebens könnte man auch "Kultur des Vaters" nennen..

Schönstatt und die "Kultur des Lebens"

Für die Zeit, auf die wir zugehen, sind Worte nicht mehr ausreichend, es braucht gelebtes Leben, wie es sich in der Geschichte Pater Kentenichs deutlich zeigt. Am Ende des 19. Jahrhunderts hat Nietzsche die Philosophie des "Gott ist tot" verkündet. Schritt um Schritt hat der dialektische Materialismus die sozialen Beziehungen zerstört. Freud tritt auf und sagt, der Glaube sei ein Mythos. Der Mensch will sein wie Gott, wieder einmal.

Am Ende des 20. Jahrhunderts sagt man nicht, Gott sei tot, sondern er sei unnötig. Und ein Gott, den man nicht mehr braucht, der existiert auch nicht mehr. Und warum? Weil der Mensch nicht mehr Geschöpf sondern Schöpfer sein will. Er will den genetischen Code entschlüsseln! Und das ist nicht die einzige Umakzentuierung. Seit der Mitte des 20. Jahrhunderts geht es nicht mehr wie in den ersten Jahrzehnten um Ideologie, sondern um Handel. Es ist nicht wichtig, was man denkt, sondern was man kauft. Und schließlich, seit die Psychoanalyse ihre transzendente Beziehung verloren hat, geht es nicht mehr darum, den Ursprung von Verhalten zu erklären, sondern es zu bewältigen. Ich persönlich glaube, dass Pater Kentenich in Nuevo Schoenstatt den Samen einer Hoffnung für das Leben gelegt hat: und aus diesem Keim können wir versuchen, die Vision des Heiligen Vaters, das Evangelium des Lebens, in die Praxis umzusetzen."

Das Vater-Heiligtum und eine auf den Willen Gottes zentrierte Kultur

Der Lebensstrom, der sich in den Bioethik-Tagungen manifestiert, ist zutiefst verbunden mit einem offensichtlichen Geschenk der göttlichen Vorsehung in Blick auf das Vater-Heiligtum: der Gnade, an der Verbreitung einer "Vater-Kultur" mitzuwirken. Warum? In Blick auf drei Teilfragen soll hier geantwortet werden: Warum Schönstatt? Warum die Schönstätter Marienschwestern? Warum Nuevo Schoenstatt?

Warum Schönstatt? Wegen der Erfahrung des Lebens, die in Schönstatts Charisma wurzelt. Pater Kentenich wuchs auf in einer Zeit, in der die "Kultur des Todes" entstand. Er sah wie der humanistische Idealismus im Nationalsozialismus und Bolschewismus Realität wurde. Der Wahnsinn von Dachau, den er am eigenen Leib erlebte, hörte nicht auf, als die Alliierten die Tore der Konzentrationslager öffneten, im Gegenteil. Dem Dachau der Nationalsozialisten folgten Abtreibung, Euthanasie, Manipulation am Menschen - und das nicht nur in einem Land, sondern weltweit. Pater Kentenich hat sich konsequent einer reduktionistischen und materialistischen Sicht des Menschen widersetzt und ihr einen organischen Lebensstil gegenübergestellt, in dem die Bindung an den Vatergott sich in einem Organismus von menschlichen Bindungen realisiert: in der Beziehung mit sich selbst, mit anderen Menschen, mit Dingen und mit Gott. In Dachau hat er eine "Kultur des Todes" erlebt, erkannte wie man sie überwindet, und lebte gerade dort die Vision des neuen Menschen in der neuen Gemeinschaft vor. Mehr noch, die Kentenich'sche anthropologische Vision, in der Gründungsurkunde von 1914 vorgezeichnet, enthält die philosophischen Grundlagen der "Kultur des Lebens" und trägt als Saatkorn in sich was Papst Johannes Paul II der Ethik und Bioethik in Veritatis Splendor, Evangelium Vitae und Fides et Ratio anbietet.

Warum die Marienschwestern? Wahrscheinlich weil sie Frauen sind. Die "Kultur des Lebens" verlangt die Entfaltung eines verkörperten Evangeliums im Alltag. Es ist eine Aufgabe der Evangelisierung und Re-Evangelisierung einer nicht gerade geringen Zahl von Mitgliedern der Kirche. Es ist notwendig, den Blick des Herzens auf das Leben zu werfen, und in diesem Sinn sind die Frauen wohl näher am Verstehen als die Männer. Allerdings braucht es dazu ein demütiges und kindliches Herz - ein Herz wie Maria es hat -, um Ja zu sagen zum Wunsch des Vaters auch gegenüber leidvollen Erfahrungen, die scheinbar keinen Sinn machen. Eine Herausforderung für alle, aber besonders für die Frauen, die wie Maria ein absolutes und hochherziges Ja sagen möchten. In den Marienschwestern stellt Schönstatt der Welt das Modell einer Frau vor Augen, die im Geist der Immakulata eine vollkommene kindliche Verfügbarkeit für Gott leben will. Daher wundert es nicht, dass sie intuitiv den Schutz des Lebens zu ihrem Anliegen gemacht, um im neuen Jahrtausend sich der gleichen Herausforderung zu stellen, die der Gründer angenommen hat als er 1914 das Liebesbündnis verkündete.

Und schließlich, warum Nuevo Schoenstatt? Es ist das Geheimnis einer Gabe und Aufgabe. Wenn die Dreimal Wunderbare Mutter im Schatten des Heiligtums von Nuevo Schoenstatt drei Bioethik-Tagungen hat stattfinden lassen, deren Ergebnisse die Veranstalter staunen lassen, dann erwartet sie eine erneute und entschiedene Verfügbarkeit. In diesem Liebesspiel ist irgendwo wohl auch Pater Kentenich beteiligt. Der Wahnsinn, den er jahrelang erlebt hat, ist unser tägliches Brot. Mir geht der Gedanke nicht aus dem Kopf, dass er in seiner neuen Seinsweise durch seine Familie die Verteidigung der Kultur des Lebens anführt. Er stellt sich als Vater der Schönstattfamilie einer Sendung zur Verfügung: Schönstatt für die Kirche, die Kirche für die Welt, die Welt für den Dreifaltigen Gott.

Heute und wohl noch auf lange Zeit heißt wohl sein Leben für Gott leben, sich für die "Kultur des Vaters" einzusetzen. Es ist eine Herausforderung und eine Sehnsucht, dass das Charisma Pater Kentenichs vom Vater-Heiligtum aus Hoffnung für Kirche und Welt werde. Im 21. Jahrhundert sind seine Söhne und Töchter gerufen, sein organisches Denken zu verkörpern und zu in der Welt die Kultur des Vaters zu leben, das heißt: den Willen Gottes zu erfüllen.

Weitere Informationen und Material der Tagung (spanisch): http://www.familia.org.ar


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Last Update: 18.07.2001 10:17 Mail: Editor /Webmaster
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