Schönstatt - Begegnungen

Die neuen Medien in Erziehung und Seelsorge

Pädagogische Tagung in Schönstatt: Vom Reagieren zum Agieren kommen

Die Pädagogische Tagung zum Thema "Neue Medien in Erziehung und Seelsorge" fand statt im Priesterhaus Berg Moriah.
Tagungsreferent: Hans-Joachim Ludwig, Münster
Projekt IT-Schule St. Mauritz
Ludger Verst, Katholisches Medienbüro Hamm
Tagungsleitung: Pater Dr. Lothar Penners (r) und Pater Ludwig Güthlein
Öffentliche Podiumsdiskussion am Ende der Tagung mit Hans-Joachim Ludwig, Münster, Ludger Verst, Hamm (l), Kornelia Fischer, PressOffice Schönstatt (r), Moderation: P. LudwigGüthlein, Schönstatt (m)
Fotos: PressOffice Schönstatt, hbre © 2001

(mkf) Die Pädagogische Tagung in Schönstatt, vom 24.-27. Mai 2001 im Priesterhaus Berg Moriah vom Referat Bildung veranstaltet, befasste sich mit den Chancen und Gefahren der neuen Medien - konkret vor allem in Blick auf das Internet und seine wachsende Relevanz in allen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens - im schulischen Bereich sowie im pastoralen Raum der Kirche und geistlicher Bewegungen. Dabei wurde deutlich dass es nicht um "die Medien", sondern um die über sie vermittelten Inhalte und vor allem die sie einsetzenden und benutzenden Menschen und deren Erziehung zum verantwortungsvollen Umgang damit geht. Vom Reagieren zum Agieren zu kommen, darin liegt, so das Fazit bei der Podiumsdiskussion am Samstag, die Herausforderung an alle.

Zu Beginn der Podiumsdiskussion am Samstag fasste Pater Ludwig Güthlein als Moderator die wesentlichen Impulse der Tagung zusammen. Die neuen Medien, so sagte er im Anschluss an die Ausführungen von Diplom-Mathematiker Hans-Joachim Ludwig, Münster, stehen nicht irgendwo, sondern in der Mitte des schulischen Alltags und sind Teil des pädagogischen Auftrags, der sich vor allem an Christen richtet.

Kirchliche Öffentlichkeitsarbeit als Diakonie und Zeugnis

Die kirchliche Öffentlichkeitsarbeit steht in der Mitte des Glaubens, ist Teil der Verkündigung. Ludger Verst hatte zuvor auf der Grundlage religionspublizistischer Grundthesen sowohl theologische Perspektiven in Blick auf die Medien- und Informationsgesellschaft entwickelt wie auch anhand des medienpastoralen Modellprojekts des Bistums Münster - Katholisches Medienbüro Hamm - konkrete Erfahrungen ins Spiel gebracht, wie kirchliche Öffentlichkeitsarbeit als Zeugnis und Diakonie verstanden werden kann - Diakonie in sofern, als das Sorgen gegen das Abgehängtwerden von der Kommunikation soziales Handeln im Sinne des diakonischen Auftrags der Kirche ist, wie Verst betonte.

Fast zeitgleich mit dieser Tagung, so Kornelia Fischer, journalistische Leiterin von PressOffice Schönstatt, habe sich das Kardinalskonsistorium in Rom ebenfalls ausführlich damit beschäftigt, dass die Kirche die neuen Medien, besonders das Internet, aktiv zur Neu-Evangelisierung nutzen müsse und verstärkt in diesem Bereich handeln wolle. Erfahrungen aus der Arbeit mit einer dynamischen Internetpräsenz und E-Mail-Kommunikation zeigten auch im Raum der Schönstattbewegung, dass diese Kommunikation nicht zwangsläufig oberflächlich und unpersönlich sein müsse, sondern durchaus zu einem Zuwachs an persönlichem Interesse, Offenheit und Kommunikation und einem verstärkten Wertbewusstsein führen könne.

Vermittlung von Medienkompetenz

Da Information zu einem der wichtigsten Rohstoffe der Zukunft wird und der Umgang mit ihr eine Schlüsselqualifikation der nächsten Generation sein wird, so Hans-Joachim Ludwig, sei es angesichts des bereits eingetretenen rasanten Wandels der Medienwelt und der zunehmenden globalen Vernetzung eine zentrale Aufgabe der Schule, Medienkompetenz zu vermitteln. Er führte anhand pädagogischer Konzepte einzelner Schulen die Chancen und Herausforderungen durch den Einsatz von PC, Intra- und Internet in der Schullandschaft auf. Einer Erweiterung des Horizonts und der Internationalisierung sowie der Vermeidung einer Wissenskluft (knowledge gap theory) und einer Veränderung des Arbeitsstils setzte er auch die Kostenspirale, das Umgehen mit "Datenmüll", die "Powerpointisierung" des Denkens und den Verlust von Primärerfahrungen und Primärkommunikation gegenüber.

Vom Reagieren zum Agieren: Themen setzen statt beklagen

Die Vernetzung ist da, das Wissens- oder Informationszeitalter hat begonnen, ob Schule, Kirche, geistliche Gemeinschaft oder Individuum es wollen oder nicht. Kirchliche Öffentlichkeitsarbeit, sowie überhaupt das Verhältnis der Kirche zu den Medien bzw. den in den Medien Tätigen, jahrzehntelang eher Stiefkind, wenn auch bereits durch das II. Vatikanische Konzil und vor allem durch "Communio et Progressio" ans Licht geholt, müsste heute einen eigenen Stellenwert bekommen, so Ludger Verst. Statt sich defensiv gegen gesetzte Themen zu wehren oder diese zu beklagen, sollten Kirchen und geistliche Gemeinschaften die Chance ergreifen, selbst Themen ins Gespräch zu bringen (Agenda Setting). In Blick auf die Erfahrung mit der Berichterstattung über Ereignisse in der Schönstattbewegung vor allem im Internet ergänzte Kornelia Fischer die Aussage von Ludger Verst über die "Würdigung der eigenen Arbeit", die auch eine positive Rückwirkung im Sinne von Verstärkung, Solidarisierung, Demokratisierung und offener wie evangelisierender Kommunikation innerhalb der jeweiligen kirchlichen Räume habe.

Menschen erziehen für das Informationszeitalter

Nicht das Papier und die Druckerschwärze sind schlecht oder gut, sondern das, was gedruckt wird - und das bestimmen Menschen. So geht es nicht darum, von Chancen und Gefahren von Medien zu sprechen, sondern um die Erziehung und Formung von Menschen, die in diesen Medien aktiv werden und durch ihr Tun prägen und die Medien benutzen. Pater Josef Kentenich riet 1912 in Blick auf die auch damals verbreitete Sorge vor den Folgen technischer Entwicklungen nicht, die Telegrafenmasten umzusägen und die Schienen aufzureißen, sondern sah in diesen Wandlungen den Aufruf zur Erziehung und Persönlichkeitsbildung. Menschen fähig zu machen, in eigener Verantwortung mit der wachsenden Fülle von Informationen umzugehen und Kriterien für die Auswahl zu geben, das sei die Herausforderung am Beginn des Informationszeitalters. Möglichkeiten schneller, unkomplizierter und leicht zugänglicher Vermittlung von Glaubenserfahrungen und - inhalten zu nutzen, dafür könnten und müssten Christen die neuen Medien nutzen, die, so Ludger Verst, in den kirchlichen Dokumenten als "Instrumente" der Kommunikation bezeichnet würden - als Werkzeuge, Werkzeuge auch für die Verbreitung der Frohen Botschaft.



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Last Update: 29.05.2001 19:10 Mail: Editor /Webmaster
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