Schönstatt: Begegnungen am Ursprungsort

Ringen um Einheit
Kirchentagung in Schönstatt

Vortragssaal, Priesterhaus Moriah
3 Referenten: Dechant Wolfgang Müller, Pater Günther M. Boll, Dr. Guido Bausenhart (v.l.)
Pater Dr. Lothar Penners
Tagungsteilnehmer
Gemütliches Beisammensein im Kaminzimmer, Priesterhaus Moriah

(hbre/mkf) Die "Gemeinsame Erklärung" der lutherischen und der römisch-katholischen Kirche vom 31. Oktober 1999 war Ausgangspunkt der Überlegungen der Kirchentagung, die vom 18. – 19. März 2000 im Priesterhaus Berg Moriah, Schönstatt, stattfand. Zwanzig Personen, überwiegend aus den Liga-Gliederungen Schönstatts, nahmen teil.

"Ich bin dankbar, dass ich mir bei dieser Tagung einige Grundinformationen zu der ganzen Thematik besorgen konnte. Ich werde noch manches lesen und betrachten müssen, um alles besser zu verstehen und zu durchdringen." So zog ein Teilnehmer das persönliche Fazit der Tagung. Ein anderer: "Toll, dass dieses Thema in Schönstatt endlich mal aufgegriffen wird. Sonst scheint mir Ökumene ja nicht gerade ein besonders beackertes Feld in der Schönstatt-Bewegung zu sein." Einige Teilnehmer hätten sich allerdings mehr Zeit zum Diskutieren gewünscht und mehr Erfahrungen aus der - auch in der Schönstattbewegung vorhandenen – Praxis von Ökumene.

In seinem Einstiegsreferat zeigte Dechant Wolfgang Müller, Dudweiler, Chancen und Problemfelder im Bereich der christlichen Ökumene auf.

Dr. Guido Bausenhart, Rottenburg, Ausbildungsleiter der Pastoralassistenten im Bistum Rottenburg-Stuttgart, griff in zwei Vorträgen die beiden hauptsächlich umstrittenen Komplexe - Wirkung der Rechtfertigung durch Gott und Mit-Wirkung des Menschen an der Rechtfertigung durch Gott - auf.

Das Bild von der Kugel

" Mitgenommen habe ich das Bild von der Kugel," meint ein Teilnehmer. "Katholiken und Protestanten schauen dieselbe Sache aus unterschiedlichen Blickwinkeln an und kommen deshalb zu unterschiedlichen Folgerungen. Die Leistung der gemeinsamen Erklärung ist es, eine gemeinsame Sprache gefunden zu haben, durch die zum Ausdruck gebracht wird, dass man in einigen wesentlichen Punkten übereinstimmt, ohne die zweifelsohne vorhandenen Unterschiede jetzt einfach zuzuschütten."

In einem Videozusammenschnitt konnte die Unterzeichnung der Gemeinsamen Erklärung am Reformationstag 1999 in Augsburg miterlebt werden, kommentiert von Pater Dr. Lothar Penners, Leiter des Referates Bildung und Gastdozent an der Philosophisch-Theologischen Hochschule der Pallottiner in Schönstatt, der bei diesem Ereignis anwesend war. Er hob besonders die offene Atmosphäre in der Stadt hervor. Nach der vorausgehenden Presseberichterstattung sowie Irritationen durch Anfragen des lutherischen Weltbundes und Antworten der katholischen Kirche war dies nicht selbstverständlich.

Augsburg habe in einer ganzen Woche mit Duzenden von Veranstaltungen das Ereignis vorbereitet.

Der Moment der Unterzeichnung des Dokumentes, als Bischof Walter Casper und der Generalsekretär des lutherischen Weltbundes, Ischmael Noke, sich nach der Unterzeichnung spontan umarmten, sei ein sehr befreiendes Erleben gewesen.

Pater Penners berichtete auch von einer Begegnung im nahen Zentrum der Fokolare-Bewegung in Ottmaring, wo Chiara Lubich, Gründerin der Fokolar-Bewegung, und Andrea Riccardi, Gründer der Gemeinschaft San Egidio, sich mit Vertretern von etwa 50 protestantischen Gemeinschaften trafen, um auszutauschen, wie das ökumenische Miteinander bereits konkret gelebt wird.

Christliche Existenz als gelebtes Liebesbündnis

Am Sonntag stand die Frage nach den Auswirkungen der gemeinsamen Erklärung auf das spirituelle Leben der Kirche im Mittelpunkt.

Pater Günther M. Boll, Chefredakteur der Zeitschrift BASIS, zeigte zu Beginn zunächst auf, dass Luther seine neuen Positionen formulierte auf Grund seiner persönlichen Erfahrung, dass er trotz "qualvollen Ringens" den gnädigen Gott nicht erfahren konnte.

Die Befreiung brachte ihm die Erkenntnis, dass er allein aus Gnade vom gnädigen Gott schon angenommen war und er gar nichts mehr dazu tun musste. Daraus entstand seine Kritik an katholischen Frömmigkeitsformen und das Kernanliegen der absoluten Souveränität Gottes.

Pater Boll zeigte, ausgehend von der Schönstatt-Spiritualität, Eckpfeiler einer Spiritualität, in der der Gesamtorganismus von Gott und Welt im Sinne der Zweitursachen einerseits, das protestantische Anliegen der Souveränität Gottes andererseits Ernst genommen und in Zusammenklang gebracht werden.

In vielen Punkten des spirituellen Lebens sind die Positionen gar nicht so weit voneinander entfernt.

Ein Teilnehmer meinte: "Es ist schön, dass andere Gemeinschaften wie z.B. die Fokolare beim Thema praktisch gelebte Ökumene bereits so viel erarbeitet haben und leben. Wir können uns da einfach einklinken." Vielleicht auch ein Anstoß, ökumenischen Erfahrungen in der Liebesbündnis-Spiritualität Gewicht zu geben in der tiefen Sehnsucht nach einer Kirche.





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Letzte Aktualisierung: 23.03.00, 23:10
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