Schönstatt
Eröffnung des Seligsprechungsprozesses
für Sr. Emilie Engel



Feierstunde in der Europahalle
Ganz da für andere

12.10.1999: Bühne im Saal der Europahalle. Ein Ährenstrauß weist hin auf Schw. Emilies Lieblingsewort aus der Heiligen Schrift: "Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und stirbt, bleibt es allein; wenn es aber stirbt, bringt es reiche Frucht" (Joh 12,24).
12.10.1999: Feierstunde im Saal der Europahalle.

Nach dem Imbiss begann das Programm in einem Saal, dessen Bühne mit einem großen MTA-Bild, Foto von Sr. Emilie und großen Blumengestecken geschmückt war.

Heute kämen viele gern aus dem Sauerland

Vier Schwestern spielten zu Beginn mit Gitarren und Querflöten, aus den ausgeteilten Liedblättern konnten alle Anwesenden mitsingen. Schw. M. Thomasine Treese, Schönstatt, führte als Moderatorin spannend und gekonnt durch das Programm und verstand es, auf die jeweils folgenden Beiträge neugierig zu machen. "Dadurch kam sofort eine ganz familienhafte Stimmung auf, wir fühlten uns richtig wie zu Hause!"

Zu Beginn begrüßte sie Schw. M. Jacoba Kesselheim, die Generaloberin der Schönstätter Marienschwestern. Schw. Jacoba sprach einige Worte zu den Anwesenden und schloss mit dem Kommentar eines 12jährigen Jungen beim Tod von Schwester Emilie: "Das ist eure beste Schwester, so eine kriegt ihr nicht noch einmal!"

Dann bat Schw. Thomasine alle Verwandten von Emilie, einmal aufzustehen - 13 Personen waren das! Dann forderte sie zuerst den Pastor Kaiser von Iseringhausen und schließlich alle Sauerländer - "und alle, die heute gerne aus dem Sauerland kommen würden!" - auf, sich einmal zu stellen. Da standen mehr als die etwa 90 Personen, die mit den beiden Bussen aus Emilie Engels Heimat gekommen waren!

Wie Menschen Emilie erlebt haben und erleben, davon sprachen in der folgenden knappen Stunde Zeugen ganz unterschiedlicher Lebensstationen und Wirkkreise von Emilie Engel.

Wie Verwandte und Nachbarn sie erlebten

Zuerst kamen Verwandte und Nachbarn zu Wort. "Wir nannten sie Tante Milchen", sagte Emilies Nichte Paula. Sie erzählte von einem Brief, den Schwester Emilie am 20. 12. 1938 als Scherkranke während einer Liegekur in Friedrichroda an ihre Familie geschrieben habe. "Ob wir als Familie dem Glauben treu bleiben werden in dieser Zeit?" Sie habe daran erinnert, wie sie früher als Familie täglich den Rosenkranz miteinander gebetet hätten. Das sei jetzt nicht mehr möglich. Aber: "Was haltet ihr davon, wenn wir die Gesätze unter uns aufteilen?" Wenn alle mitmachten, kämen alle drei Rosenkränze zusammen, denn sie seien ja 12! Die Familie habe damals diese Anregung aufgegriffen, und Emilie sei ihnen sehr dankbar dafür gewesen.

Emilies Neffe Heinz berichtete von Notizen über das "Geschehen im Krieg in unserer Heimat", die Emilie während der Ferien zu Hause verfasst habe. Sie habe 1942 notiert: "Nur 2 junge Männer sind von Husten gefallen, warum? Vielleicht deswegen, weil bei uns täglich Kriegsandacht gehalten wird?" In der Dorfkapelle fand dies statt; dort stand ein MTA-Bild, jeden Tag betete man dort Mariengebete, sang Lieder, brannte so viele Kerzen an, wie Soldaten aus Husten im Krieg waren. Später gab es kaum noch Kerzen, aber die Andachten gingen weiter.

Ihrer Nichte Gertrud schenkte Emilie zur Erstkommunion 1946 ein Bildchen mit einem selbstverfassten verfassten Kindergebet in Gedichtform. "Ich kann es auswendig und hüte dieses Kleinod wie einen kostbaren Schatz!"

Eine Nachbarin gab weiter, was man über Emilie in der Nachbarschaft gesagt habe: "Sie war ein feines Mädchen. Sie war die Blume im Iseringhausener Grund."

Ganz da für ihre Schülerinnen - im Ruhrgebiet, in Schönstatt, heute

Nach einem Lied betraten eine frühere Schülerin, Schw. M. Imelda Warth, Architekt Christens und eine 17jährige Schülerin das Podium.

Die 83jährige frühere Schülerin aus Sodingen/Ruhrgebiet erzählte von "Lehrerin Engel III", wie sie Emilie Engel immer genannt hätten - ihre beiden älteren Schwestern unterrichteten an der selben Schule. "Sie war großartig, einfach toll. Ich habe mein Zeugnis lange aufbewahrt, ihre Schrift, das E mit dem Schnörkel. Einmal schrieb sie: "Betragen nicht ohne Tadel!" Diese Bemerkung war mir schwer, ich war ein Quecksilber, lebhaft - aber ich liebte unsere Lehrerin Engel III."

Später habe sie erfahren, dass Emilie Engel 1924 an Pater Kentenich geschrieben habe: "Alle meine Schülerinnen habe ich der Gottesmutter anvertraut und geweiht!" Dafür möchte sie ihr heute noch danken.

Schw. M. Imelda Warth erzählte, wie sie die Lehrerin der jungen Schwestern erlebt habe: Da gab es am ersten Abend süße Suppe, ganz ungewohnte Speise. Eine andere Novizin meinte zu ihr, wenn sie es nicht könne, brauche sie das nicht essen. Aber Schwester Emilie habe zu ihr gesagt: "Du wirst tapfer sein!" Das habe ihr damals, aber auch später immer wieder Kraft gegeben, nicht zu schnell aufzugeben. Das Wort "Du wirst tapfer sein!" lebe noch heute, nach über 60 Jahren, in ihrem Kurs. Sie erzählte auch, wie Schwester Emilie ihr Mut gemacht habe, als sie zum ersten Mal Oberin wurde, und von ihrer letzten Begegnung mit ihram 26. 10. 1955. Emilie habe schon nicht mehr sprechen können und im Rollstuhl am Schreibtisch gesessen. Sie habe ihr erzählen sollen, und immer, wenn sie mit einem Erlebnis fertig war, schrieb Emilie "Danke" auf ihr Täfelchen - nach jedem Erlebnis neu.

Der Glückwunsch zur Geburt der Tochter

Wie erlebt ein Mann, der in der freien Wirtschaft tätig ist, eine Frau wie Schwester Emilie?

Herr Christens sprach davon, wie er 1952 im Rahmen einer Baumaßnahme in Schönstatt als junger Architekt Schwester Emilie kennengelernt habe. Was ihn beeindruckt habe, sei ihre Ausstrahlung, ihr inneres Strahlen gewesen. "Alles, was sie sagte, war gut für die Menschen." Sie habe ihm klar zu verstehen gegeben, dass die Schwestern arm seien, aber dass er abschnittweise bauen und zügig arbeiten lassen solle. Sie habe sich für seine Familie interessiert. 1952 sei seine zweite Tochter geboren, und der einzige Glückwunsch, den er, damals noch ein unbekannter Architekt, erhalten habe, sei von Schw. Emilie gekommen. "Wie geht es Mutter und Kind?" habe sie geschrieben, und: "Möge das kleine Prinzesschen einmal eine glückliche Marienschwester werden." Marienschwester sei sie zwar nicht, fügte er hinzu, aber glücklich als Ärztin! Dass eine Frau in einer solchen Position so natürlich sein könne, sei für ihn damals ganz neu gewesen. Sie habe nicht fromm daher geredet, sie sei ganz echt gewesen. "Frauen können zauberhaft sein. Sie war es!" Er fügte an: "Sie war aber auch eine stille Kämpferin, eine Kämpferin für Gott und die Gottesmutter. Sie kann uns sagen: Fürchte dich nicht, glaube daran, dass es ein ewiges Leben gibt. Täglich bete ich für die Seligsprechung von Schwester Emilie und ich freue mich, dass ich heute hier Zeugnis geben durfte."

Den Abschluss machte Dorte Freisberg (17 J.), die davon erzählte, wie sie als 13jährige Schülerin auf die Idee gekommen war, in ihrer Schulklasse Unterschriftenlisten für Emilies Seligsprechung herumgehen zu lassen. Auf Anregung der Lehrerin habe sie auch ein kleines Referat über Emilie gehalten, und die Schülerinnen seien begeistert gewesen. Sie selbst glaube fest, dass Emilie Jugendlichen helfen könne.


Fortsetzung:
Feier rund ums Trierer Heiligtum






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Letzte Aktualisierung: 25.10.99, 12:40
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