Die in Jahren gesammelte gute Erfahrung in die Kirche geben | ||
Pünktlich um 9.00 ziehen, angeführt von zwei
Ministranten und Bruder Jakob, die acht Konzelebranten mit Weihbischof Dr. Genn
ein: Msgr. Zimmerer, Generaldirektor der Schönstätter
Marienschwestern, P. Marmann, P. Strada, Prof. Hommens, Dr. Holkenbrink,
Domkapitular Leininger, der Kaplan von Metternich, Pfr. Kaiser von Isringhausen. Weihbischof Genn begrüßte zu Beginn besonders die Gäste aus
dem Sauerland, Sr. Emilies Heimat, und die Gemeinschaft der
Schönstätter Marienschwestern mit ihrer Generaloberin, Sr. M. Jacoba
Kesselheim, sowie alle Schönstätter und alle Freunde von Schwester
Emilie, die in so großer Zahl gekommen seien. Der Blick auf Menschen wie
Schw. Emilie lasse uns immer auch den Abstand wahrnehmen, doch solle uns dies
nicht mit Trauer, sondern mit Vertrauen auf Gottes Erbarmen erfüllen. Der Chor der Schönstätter Marienschwestern singt die Cor Ecclesiae-
Messe, die in der Liebfrauenkirche mit ihrer hervorragenden Akustik voll und
jubelnd erklingt. Für diesen festlichen Gottesdienst waren auch zwei Gebete von Schw.
Emilie für mehrstimmingen Chorsatz vertont worden, die zum Antwortgesang
und zur Gabenbereitung erklingen: "Wenn ich mich dir, o Heiliger Geist, ganz
rückhaltlos, ganz willenlos schenke" (1937) und "Ehre dem Vater, dem
Höchsten und Letzten" (1953). Helles Sonnenlicht brach durch die Fenster der Liebfrauenkirche, als Bischof
Genn in seiner Predigt davon sprach, dass es mit dem Geschehen dieser Stunde
darum gehe, Schwester Emilie und ihr Leben der ganzen Kirche anzubieten. Er
hatte zuvor auf zwei andere Momente hingewiesen, die diesen Tag
prägten: Was heute geschehe, sei noch nicht die Seligsprechung, sondern die
Eröffnung eines kirchenamtlichen Prüfungsverfahrens, an dessen Ende
die Bitte an die Kirche stehen könne, diese Frau ins Verzeichnis der
Heiligen aufzunehmen. Es gehe aber allen, die sich hier zur Danksagung, zur Eucharistie versammelt
hätten, bei aller Nüchternheit um Dank und um eine Überzeugung:
um den Dank für das, was sie durch das Leben und Wirken dieser Frau,
Schwester Emilie, erfahren hätten. In den Herzen sei der Wunsch, dass die
Seligsprechung geschehen werde. In vielen - man sehe es an der großen Zahl
der Anwesenden - sei die Überzeugung, da habe ein Mensch gelebt, der nicht
privat geblieben sei, ein Mensch, der der Kirche ganz gehören sollte. Die
Freunde und Verehrer Schwester Emilies seien überzeugt: Das, was sie selbst
in ihrem Leben mit Schwester Emilie verbindet, sollten viele wissen. Es gehe aber in dieser Stunde nicht nur um den Beginn einer Prüfung und
um den Wunsch und die Überzeugung vieler, dass diese Frau zum Lob und zur
Ehre des Vatergottes gelebt habe. Es komme noch ein positiver Gesichtspunkt
dazu. Wenn ein Mensch aus dem engen Familien- oder Freundeskreis gestorben sei, so
erklärte er, dann sei es guter katholischer Brauch, für diesen
Menschen zu beten; aber es gebe auch die ganz private Gewohnheit, in bestimmten
Situationen zu diesem Menschen zu beten - ein Tun, das aus tiefer
Überzeugung komme, das nicht in den Raum der offiziellen Liturgie
gehöre, aber seinen festen Platz im Leben vieler Menschen habe. Hier sei es ähnlich; Menschen beten nicht für, sondern zu Schwester
Emilie, die sie als Vorbild erleben und von der sie Hilfe erfahren. Und es seien
nicht Einzelne, sondern viele. Jetzt sei der Augenblick gekommen, genau das in
die Kirche zu geben. Es sei heute die Stunde der Übergabe dieser von den
Schwestern, den Schönstätter und allen Freunden Schwester Emilies in
Jahren gesammelten Erfahrungen an die ganze Kirche mit der Bitte: Nun prüfe
du, ob das echt und wahr ist und ob das etwas ist, das für die ganze Kirche
von Segen und Fruchtbarkeit sein wird. Das sei nicht selbstverständlich -
die eigene Erfahrung und Überzeugung der Kirche hinzuhalten. Anstelle einer
Privatisierung der Frömmigkeit gehe es hier und heute darum, alles der
Kirche anheim zu stellen in der Bitte, dass der Vater sein Werk tue. Das sei die
Haltung, die Menschen an Schwester Emilie ablesen: Ja, Vater - Ja, Mutter. Und
in diesem 'Ja, Mutter' dürften wir sicher auch neben Maria die Kirche
mitgemeint wissen. Sie, die ihrer Provinz den Namen 'Prodvidentia' gegeben habe,
würde sicher wünschen, dass dieses Hineingenommensein in die
Prüfung durch die Kirche im Sinne ihres Lieblingstextes aus dem Evangelium,
dem Johanneswort vom Weizenkorn, das in die Erde falle, um reiche Frucht zu
bringen, geschehe. Heute vor 44 Jahren habe Schw. Emilie das Sakrament der Krankensalbung
empfangen. Die Schwestern in Metternich machten eine Fußwallfahrt um ihre
Heilung. Sie habe ihnen damals gesagt: "Lasst uns die Wallfahrt im rechten Geist
machen!" Das sage sie auch heute in Blick auf den Prozess. Das kostbare Erbe ihres Grabes in Metternich erhalte nun noch eine tiefere
Bedeutung. Es gehe im Gebet zu ihr und für ihre Seligsprechung darum, die
Heiligkeit der Kirche heller aufstrahlen zu lassen. Wenn wir für ihre
Seligsprechung beteten, dann beteten wir darum, dass es zur Ehre des Vaters
geschehe. Während der Chor zur Gabenbereitung sang, lud Weihbischof Genn die
Konzelebranten mit einer Geste ein. Die Vertreter der Diözese Trier und die
Vertreter Schönstatts traten vor und umstanden den Altar, symbolischer
Ausdruck dessen, was in der Predigt angesprochen war. Das Vatersymbol für
das Urheiligtum lag während des heiligen Messe am Erntealtar, der noch vom
vergangenen Erntedankfest in der Liebfrauenkirche stand. Ein sprechendes Zeichen
auch dies. Nach der heiligen Messe bat Dr. Holkenbrink, iudex delegatus, die dazu geladenen Personen -
Dr. Hommens, Promotor iustitiae, Pfr. Kaiser, Domprobst Leininger, Sr. M. Thomasine, Postulatorin, die
Generalleitung der Marienschwestern, die Provinzleitung der Westprovinz, P. Dr.
Michael Marmann, P. Strada, Verwandte von Emilie und zwei Notarinnen und andere - zur
halböffentlichen offiziellen Prozesseröffnung in den Gotischen Saal, im Kreuzgang des Domes.
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Fortsetzung:
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