Schönstatt
Eröffnung des Seligsprechungsprozesses
für Sr. Emilie Engel



Die in Jahren gesammelte gute Erfahrung in die Kirche geben

12.10.99: Einzug der Priester in die Liebfrauenkirche. Vorne rechts Domkapitular Leininger, in der Mitte Weihbischof Dr. Felix Genn, links Dr. Holkenbrink, Beauftragter für die Durchführung der Seligsprechungsprozesse in der Diözese Trier.

Pünktlich um 9.00 ziehen, angeführt von zwei Ministranten und Bruder Jakob, die acht Konzelebranten mit Weihbischof Dr. Genn ein: Msgr. Zimmerer, Generaldirektor der Schönstätter Marienschwestern, P. Marmann, P. Strada, Prof. Hommens, Dr. Holkenbrink, Domkapitular Leininger, der Kaplan von Metternich, Pfr. Kaiser von Isringhausen.

Weihbischof Genn begrüßte zu Beginn besonders die Gäste aus dem Sauerland, Sr. Emilies Heimat, und die Gemeinschaft der Schönstätter Marienschwestern mit ihrer Generaloberin, Sr. M. Jacoba Kesselheim, sowie alle Schönstätter und alle Freunde von Schwester Emilie, die in so großer Zahl gekommen seien. Der Blick auf Menschen wie Schw. Emilie lasse uns immer auch den Abstand wahrnehmen, doch solle uns dies nicht mit Trauer, sondern mit Vertrauen auf Gottes Erbarmen erfüllen.

Der Chor der Schönstätter Marienschwestern singt die Cor Ecclesiae- Messe, die in der Liebfrauenkirche mit ihrer hervorragenden Akustik voll und jubelnd erklingt.

Für diesen festlichen Gottesdienst waren auch zwei Gebete von Schw. Emilie für mehrstimmingen Chorsatz vertont worden, die zum Antwortgesang und zur Gabenbereitung erklingen: "Wenn ich mich dir, o Heiliger Geist, ganz rückhaltlos, ganz willenlos schenke" (1937) und "Ehre dem Vater, dem Höchsten und Letzten" (1953).

Helles Sonnenlicht brach durch die Fenster der Liebfrauenkirche, als Bischof Genn in seiner Predigt davon sprach, dass es mit dem Geschehen dieser Stunde darum gehe, Schwester Emilie und ihr Leben der ganzen Kirche anzubieten. Er hatte zuvor auf zwei andere Momente hingewiesen, die diesen Tag prägten:

Was heute geschehe, sei noch nicht die Seligsprechung, sondern die Eröffnung eines kirchenamtlichen Prüfungsverfahrens, an dessen Ende die Bitte an die Kirche stehen könne, diese Frau ins Verzeichnis der Heiligen aufzunehmen.

Es gehe aber allen, die sich hier zur Danksagung, zur Eucharistie versammelt hätten, bei aller Nüchternheit um Dank und um eine Überzeugung: um den Dank für das, was sie durch das Leben und Wirken dieser Frau, Schwester Emilie, erfahren hätten. In den Herzen sei der Wunsch, dass die Seligsprechung geschehen werde. In vielen - man sehe es an der großen Zahl der Anwesenden - sei die Überzeugung, da habe ein Mensch gelebt, der nicht privat geblieben sei, ein Mensch, der der Kirche ganz gehören sollte. Die Freunde und Verehrer Schwester Emilies seien überzeugt: Das, was sie selbst in ihrem Leben mit Schwester Emilie verbindet, sollten viele wissen.

Es gehe aber in dieser Stunde nicht nur um den Beginn einer Prüfung und um den Wunsch und die Überzeugung vieler, dass diese Frau zum Lob und zur Ehre des Vatergottes gelebt habe. Es komme noch ein positiver Gesichtspunkt dazu.

Wenn ein Mensch aus dem engen Familien- oder Freundeskreis gestorben sei, so erklärte er, dann sei es guter katholischer Brauch, für diesen Menschen zu beten; aber es gebe auch die ganz private Gewohnheit, in bestimmten Situationen zu diesem Menschen zu beten - ein Tun, das aus tiefer Überzeugung komme, das nicht in den Raum der offiziellen Liturgie gehöre, aber seinen festen Platz im Leben vieler Menschen habe.

Hier sei es ähnlich; Menschen beten nicht für, sondern zu Schwester Emilie, die sie als Vorbild erleben und von der sie Hilfe erfahren. Und es seien nicht Einzelne, sondern viele. Jetzt sei der Augenblick gekommen, genau das in die Kirche zu geben. Es sei heute die Stunde der Übergabe dieser von den Schwestern, den Schönstätter und allen Freunden Schwester Emilies in Jahren gesammelten Erfahrungen an die ganze Kirche mit der Bitte: Nun prüfe du, ob das echt und wahr ist und ob das etwas ist, das für die ganze Kirche von Segen und Fruchtbarkeit sein wird. Das sei nicht selbstverständlich - die eigene Erfahrung und Überzeugung der Kirche hinzuhalten. Anstelle einer Privatisierung der Frömmigkeit gehe es hier und heute darum, alles der Kirche anheim zu stellen in der Bitte, dass der Vater sein Werk tue. Das sei die Haltung, die Menschen an Schwester Emilie ablesen: Ja, Vater - Ja, Mutter. Und in diesem 'Ja, Mutter' dürften wir sicher auch neben Maria die Kirche mitgemeint wissen. Sie, die ihrer Provinz den Namen 'Prodvidentia' gegeben habe, würde sicher wünschen, dass dieses Hineingenommensein in die Prüfung durch die Kirche im Sinne ihres Lieblingstextes aus dem Evangelium, dem Johanneswort vom Weizenkorn, das in die Erde falle, um reiche Frucht zu bringen, geschehe.

Heute vor 44 Jahren habe Schw. Emilie das Sakrament der Krankensalbung empfangen. Die Schwestern in Metternich machten eine Fußwallfahrt um ihre Heilung. Sie habe ihnen damals gesagt: "Lasst uns die Wallfahrt im rechten Geist machen!" Das sage sie auch heute in Blick auf den Prozess.

Das kostbare Erbe ihres Grabes in Metternich erhalte nun noch eine tiefere Bedeutung. Es gehe im Gebet zu ihr und für ihre Seligsprechung darum, die Heiligkeit der Kirche heller aufstrahlen zu lassen. Wenn wir für ihre Seligsprechung beteten, dann beteten wir darum, dass es zur Ehre des Vaters geschehe.

Während der Chor zur Gabenbereitung sang, lud Weihbischof Genn die Konzelebranten mit einer Geste ein. Die Vertreter der Diözese Trier und die Vertreter Schönstatts traten vor und umstanden den Altar, symbolischer Ausdruck dessen, was in der Predigt angesprochen war. Das Vatersymbol für das Urheiligtum lag während des heiligen Messe am Erntealtar, der noch vom vergangenen Erntedankfest in der Liebfrauenkirche stand. Ein sprechendes Zeichen auch dies.

Nach der heiligen Messe bat Dr. Holkenbrink, iudex delegatus, die dazu geladenen Personen - Dr. Hommens, Promotor iustitiae, Pfr. Kaiser, Domprobst Leininger, Sr. M. Thomasine, Postulatorin, die Generalleitung der Marienschwestern, die Provinzleitung der Westprovinz, P. Dr. Michael Marmann, P. Strada, Verwandte von Emilie und zwei Notarinnen und andere - zur halböffentlichen offiziellen Prozesseröffnung in den Gotischen Saal, im Kreuzgang des Domes.


Fortsetzung:
Staunen in der Fußgängerzone - eine große Familie in der Europahalle






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Letzte Aktualisierung: 25.10.99, 12:38
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