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Vortrag beim zweiten Oberhausentag
DOKUMENTATION - DOCUMENTATION - DOCUMENTACIÓN
 published: 2008-04-16

"Damit aus dir was wird!"

Anregungen aus dem Schicksal eines ehemaligen Kindes dieses Waisenhauses (Oberhausen)

 
Statue der Gottesmutter aus der Hauskapelle des Waisenhauses in Oberhausen

Estatua de la Virgen, de la capilla de casa del orfaneato en Oberhausen

Statue of the Blessed Mother, from the House Chapel of the orphanage in Oberhausen

Statue der Gottesmutter aus der Hauskapelle des Waisenhauses in Oberhausen

 

Vortrag von Pater Elmar Busse am 12. April 2008 beim zweiten Oberhausentag

0. Annäherung an das Thema

"Als ich anfing zu studieren, lehrte man uns, dass ein Säugling erst mit einem Jahr richtig lächeln würde, am Ende meines Studiums, konnte ein Säugling schon mit 3 Monaten lächeln. Heute wissen wir, dass ein Embryo schon nach der 12. Woche Gefühle hat und Schmerzen empfinden kann." – So Ludwig Janus aus Heidelberg (*1939), dessen Spezialgebiet heute die pränatale und perinatale Psychologie ist, also die Psychologie, die sich mit der Entwicklung vor der Geburt und um die Geburt herum beschäftigt. Er ist Präsident der Internationalen Studiengemeinschaft für pränatale und perinatale Psychologie und Medizin (ISPPM).

Wenn wir die Forschungsergebnisse dieses jungen Forschungszweiges ernst nehmen und aus dieser Perspektive auf das Leben des Josef Kentenich schauen, dann verwundert es einen, was trotzdem aus ihm geworden ist. Wir kennen aus der Geschichte die Biographien von vielen vaterlosen Berühmtheiten: Barlach, Baudelaire, Canetti, Handtke, Hölderlin, Jean Paul, Keller, Kleist, Lenau, Heinrich und Thomas Mann, Mörike, Nietzsche, Pestalozzi, Saint Exupéry, Sartre, Tolstoi, Twain und Martin Walser. Entweder haben sie ihren Vater nie gekannt oder zwischen früher Kindheit und Jugend durch Krieg, KZ, Krankheit, Suizid oder Trennung verloren. Sie alle haben mehr oder weniger erfolgreich versucht, durch Kreativität das Trauma des Vaterverlustes zu verarbeiten. So können wir Kentenich einreihen in den Kreis derer, die auf diese Weise reagiert haben. Oder wenn Sie an den zur Zeit publikumswirksamsten Versuch der Aufarbeitung der Vaterentbehrung denken, - schließlich komme ich aus der Jugendarbeit – dann sehen Sie auf den Kinderbuchautor

Joachim Masannek (* 1. September 1960 in in Bockum-Hövel, heute kreisfreie Stadt Hamm), der vor allem bekannt wurde durch die Buchreihe Die Wilden Fußballkerle und deren fünf Verfilmungen. Er wurde von drei Frauen aber keinem Vater erzogen. Die wilden Kerle sind wild, nicht lieb und nicht brav. Die wilden Kerle dürfen richtige Jungen sein. So arbeitet sich Joachim Masannek zumindest in der Phantasie seiner Bücher durch das Trauma, als Junge immer ein schlechtes Mädchen gewesen zu sein.

Auf diesem Hintergrund wollen wir auf Josef Kentenich schauen. Wie hat er das Trauma seiner Vaterentbehrung verarbeitet?

1. Zunächst erst noch einmal die Fakten:

Der biologische Vater Matthias Josef Koep, der nichts von der Mutter und dem werdenden Kind wissen will.

Die Mutter, die in ihrer Verzweiflung von der Versuchung heimgesucht wird, sich das Leben zu nehmen.

Und der Leidensweg des geborenen Josef Kentenich geht ja weiter. Zwar erlebt er in Gymnich im Schutzraum der Verwandtschaft schöne Zeiten, aber als die allein erziehende Mutter eine Stellung außerhalb der Verwandtschaft als Haushaltshilfe antreten will, muss sie zwangsläufig ihren achteinhalb jährigen Josef in ein Waisenhaus geben.

Vorausgegangen war der Aufenthalt in Straßburg, wohin die Mutter mit ihrem Josef im Dezember 1891 zog. Der dort lebende Onkel vom kleinen Josef hatte plötzlich seine Frau verloren und stand mit 3 kleinen Kindern allein. Katharina Kentenich half dort im Haushalt, bis der Onkel Peter Joseph im August 1892 erneut heiratete. Mutter und Sohn kehrten in großelterliche Haus nach Gymnich zurück. Die Mutter bekommt eine Stelle bei einer Familie Guilleaume angeboten, aber dorthin kann sie ihren Sohn nicht mitnehmen. Dass er bei der Großmutter in Gymnich bleibt, dagegen spricht sich Pfarrer Savels aus. Er hatte 1882 ein Waisenhaus gegründet. Seine leibliche Schwester, die Arenberger Dominikanerin geworden war, wurde die erste Leiterin dieses Waisenhauses. Zu Ostern 1894 sollte im Waisenhaus eine eigene Schule eingerichtet werden.

Vom 12.April 1894 bis 22.September 1899 war Josef in Oberhausen. Einige Male ist er weggelaufen aus dem Waisenhaus, weil er den Stil, der mehr an eine Kaserne als an ein Kinderheim erinnerte, nicht aushielt.

Als 16jähriger schreibt er ein Gedicht, dem er den Titel "heimatlos" gibt. Die Strophen lauten:

Verlassen und einsam
Durchwandr’ ich die Welt
Vom Vater verstoßen
Ohn heimisch Gezelt.
Dem mütterlich Lieben
Mit eiserner Hand
Entrissen; im kalten
Gewühle mißkannt.
Ringsum seh ich Frieden.
Begeistertes Wort
Lobt gerne die Eltern –
Ich wein und geh fort.
Mein Herz zehret Kälte
Von niemand geliebt'
So harr ich, ob jemand
Mir Liebe wohl giebt. (15.September 1902)

Auch die Tatsache, dass er sich stets weigerte, einen Lebenslauf zu schreiben, [Schlickmann, S.119] und lieber Ordensbruder werden wolle und Kranke pflegen wolle, macht deutlich, dass Josef Kentenich nicht über die Tatsache seiner unehelichen Geburt sprechen bzw. schreiben konnte und deshalb einen Schleier über dieses Tatsache legen wollte.

Als weitere Folge dieser Biographie ist die große Einsamkeit zu nennen. Er hatte zwar viele Bewunderer aber keine richtigen Freunde in den Jahren bei den Pallottinern.

Hören wir, wie er selber den Wandel aus der Erinnerung von 1955 aus beschreibt:

"Ich habe einfach niemanden mehr in meine Nähe gelassen, als unbedingt notwendig war. So ist es geblieben bis nach der Priesterweihe. Was dann in mir aufkeimte, war eine umfassende Paternitas, die letzten Endes in dienender Liebe überall nur schöpferisch tätig sein wollte, die aber auch durch das Gegenüber schöpferisch geweckt und weitergeleitet wurde. Fast möchte ich so sagen: Alles, was an unangebrochener Liebeskraft in mir lebte, hat sich in väterliche Liebe umgewandelt und weiteste Strecken des mir zugänglichen Erdreiches bewässert, ohne je im geringsten das Gesetz der inneren und äußeren Unberührtheit zu verletzen."

2. eigene Sinndeutung – eigene Verarbeitung

2.1. Später konnte er seinem Leid einen Sinn geben:

In einer Studie schreibt er 1955:

Als Typ des modernen Menschen durfte ich dessen geistige Not reichlich auskosten. Es ist die Not einer mechanistischen Geistigkeit, die die Idee vom Leben (Idealismus), die die Person vom personalen Gegenüber (Individualismus) und das Übernatürliche von der natürlichen Ordnung trennt (Supernaturalismus). Die Seele wurde während dieser Jahre einigermaßen in Gleichgewicht gehalten durch eine persönliche, tiefe Marienliebe. Die während dieser Zeit gemachten erlebnismäßigen Erfahrungen ließen mich später die Sätze formulieren: Die Gottesmutter ist schlechthin der Schnittpunkt zwischen Diesseits und Jenseits, zwischen Natur und Übernatur... Sie ist die Waage der Welt. Will heißen, sie hält durch ihr Sein und ihre Sendung die Welt im Gleichgewicht.

Nach Abschluss der Studien tauchte der Geist kraft der neuen Aufgabe als Lehrer und Erzieher tief in das Leben ein. Dem Psychologen dürfte es selbstverständlich erscheinen, dass meine außergewöhnlich starke transzendentale Grundeinstellung durch diese Verbindung mit dem Leben in all seinen Verzweigungen anfing, ein Gegengewicht zu finden, und dass durch die Vermählung zwischen Idee und Leben oder durch organische Denk- und Lebensweise nicht nur eine volle Gesundung des eigenen Seelenlebens erreicht wurde, sondern auch die eigentliche Lebensaufgabe - Überwindung der mechanistischen Denk- und Lebensweise - eine außerordentlich starke Prägung erhielt. Nimmt man die innere Verknüpfung mit der Marienliebe hinzu, so dürfte im Wesentlichen mein Kampf um den Organismusgedanken im rechten Lichte erscheinen. Nachdem ich während meiner Reifejahre dem metaphysischen Zug meiner Seele Spielraum ließ, entwickelte sich durch die Fühlung mit dem Leben die psychologische Einfühlungsfähigkeit und Gestaltungskraft. Die eigentliche schöpferische Tätigkeit, die sich im Laufe der Jahre mehr und mehr verwirklichte, besteht in der harmonischen Verbindung zwischen natürlicher und übernatürlicher Ordnung und der gegenseitigen Wechselwirkung.

2.2. Blick von außen auf die Selbstzeugnisse:

An Pater Kentenich können wir anhand der Selbstzeugnisse – bei aller eher verschleiernden als erhellenden Beschreibung und Deutung seiner seelischen Entwicklung – eine Gesetzmäßigkeit göttlicher Führung und göttlicher Personalentwicklungsstrategie erkennen:

Gelöste Aufgaben sind spätere Sendung.

Im seelsorglichen Kontakt ist er sehr erfolgreich. Und ein Schlüssel seines Erfolges ist sein Einfühlungsvermögen in fremde Not. Wenn er selber nicht so verletzt gewesen wäre, dann hätte er sich auch nicht so gut einfühlen können. Außerdem erkennt er, dass es vielen Menschen in ihrer seelischen Entwicklung ähnlich ging wie ihm. Schauen wir noch einmal auf seine Selbstaussage:

"Als Typ des modernen Menschen durfte ich dessen geistige Not reichlich auskosten."

Was kennzeichnet denn dann den Typ des alten Menschen?

Wir können es mehr erahnen und erschließen als belegen.

Ein Kind, das in der Geborgenheit von Vater und Mutter aufwächst, ahnt gar nicht, was es alles für Störungen geben kann, wenn das nicht gegeben ist. Ich möchte einen Vergleich bringen:

Wenn unsere Lunge oder unser Magen ganz gesund funktionieren, dann erleben wir gar nicht, dass wir so etwas in unserem Inneren haben. (Wir wissen es zwar, weil wir im Biologieunterricht aufgepasst haben.) Erst wenn etwas wehtut, merken wir, dass es da im Innern etwas Besonderes gibt, das nicht so funktioniert, wie es funktionieren soll und deshalb wehtut. "Erst als mein Blinddarm entzündet war, erlebte ich, dass ich einen hatte", meinte ein Patient.

Weil Kentenich vaterlos aufwuchs, weil sein biologischer Erzeuger nichts von ihm wissen wollte, fehlten ihm entscheidende Wurzeln, die ihm Halt gegeben hätten. Zu den normalen Turbulenzen der Pubertät kamen aufgrund dieser Verletzbarkeit weitere extreme Schwierigkeiten dazu, die er erst viel später so präzise beschreiben konnte. Er brauchte den kritischen Abstand zu seiner Krankheit, wie sie die Gesundung ermöglicht.

Er erlebt seine Heilung in der Begegnung mit dem ganz heilen Menschen Maria. Von daher gibt es gewisse Parallelen zu der Krise des jungen Studenten Franz von Sales in seiner Pariser Studienzeit. Er litt an der Zwangsvorstellung, verdammt zu sein. Alle Argumente der Vernunft konnten diesen Zwang nicht auflösen. Zwangsläufig führte eine solche Vorstellung auch zum körperlichen Zusammenbruch, so dass sein Erzieher voller Angst die Eltern nach Paris bestellte, weil er befürchtete, der junge Franz würde sterben. Dieser schleppte sich in eine nahe Kirche. Und vor dem Marienaltar dieser Kirche schenkte er sich der Gottesmutter. Auf einmal war er von diesem Zwang befreit. – Im Nachhinein konnte Franz von Sales seine Krise deuten als die beste Vorbereitung auf seinen Einsatz als Seelsorger und Vertreter der katholischen Lehre in dem vom Calvinismus geprägten Genf. Franz hatte die Schattenseite dieser modischen theologischen Strömung und christlichen Praxis erlitten: Wenn es – wie Calvin behauptete – eine absolute Vorherbestimmung des Menschen gäbe und der Mensch nicht frei sei, dann muss ja das Rechnen mit der Verdammung für den Betroffenen katastrophal sein. – Genau das hatte der Student Franz erlebt. Er erlebte die Heilung von dieser Zwangsvorstellung als Geschenk der Gottesmutter.

Ähnlich sieht Josef Kentenich seine seelische Heilung als Geschenk der Gottesmutter.

Aber er entdeckt noch mehr. Es gibt eine theologische Begründung, warum die Gottesmutter so wirken kann:

Sie ist der ganz heile Mensch, der vollerlöste Mensch. Damit ist sie auch der voll beziehungsfähige Mensch. Und in der Nähe dieses ganz heilen Menschen werde ich selber heil.

Aus diesem persönlichen Schlüsselerlebnis wird dann eine eigene Spiritualität.

Hören wir wieder ein Selbstzeugnis:

"Ungezählt viele Belege ließen sich für diese innere Gemeinschaft und für die Identität zwischen meiner Seelengeschichte und der Familiengeschichte anführen. Ich hebe hier nur zwei hervor. Denke dabei zunächst an ein Stoßgebet, das langsam in mir geworden und in seinen Anfängen in frühe Kindestage zurückreicht. Als zweiter Beleg diene das Ereignis, das die Studie eine Marienweihe nennt, die in das Leben des Neunjährigen hineingriff und sich im Laufe der Jahre ausgewirkt haben soll. Ich möchte noch nicht den Schleier von diesem Ereignisse wegziehen. Wenn man es eine Marienweihe nennt, so muss man beifügen, es sei eine solche mit eigenartiger Prägung gewesen. Spätere Historiker werden leicht feststellen, dass tatsächlich darinnen das ganze Schönstattwerk bereits keimhaft grundgelegt worden ist."

Und weiter:

"verwunderlich ist auf jeden Fall - darin dürften alle interessierten Leser übereinkommen -, dass Gottes Plan mit mir und meiner Sendung offensichtlich dahin ging, mich gleichsam in der geistigen Wüsteneinsamkeit meines Lebens - ähnlich wie seinerzeit Johannes und andere Werkzeuge in der Hand des Allweisen - vorwiegend auf mich selbst und auf Gott zu stellen, d.h. mich in weitestgehender innerer Unberührtheit und Unabhängigkeit von herrschenden geistigen Strömungen und von lebenden Menschen aufwachsen zu lassen. Er stellte mich fast ausschließlich unmittelbar unter den erziehlichen Einfluss der Gottesmutter, die deutlich das Ziel verfolgte, mich auf eine spezielle Sendung für Konstituierung des Gottesreiches am neuesten Zeitenufer vorzubereiten. Rückblickend auf meine gesamte Vergangenheit muss ich gestehen: wo es sich um Menschen handelt, um Lehrer und Erzieher jeglicher Art, könnte ich bei sorgfältigster Gewissenserforschung niemand, aber auch gar niemand mit Namen nennen, der nennenswerten Einfluss auf meine geistige und seelische Entwicklung ausgeübt hat. Unter diesem Gesichtspunkte hat das Wort 'Autodidakt' einen gewissen, wenn auch nicht so gemeinten Sinn. Es hat fast den Anschein, als wären jenseitige Mächte sorgfältig - fast eifersüchtig - darauf bedacht gewesen, mich von den gewöhnlichen Bildungs- und Erziehungsmächten fernzuhalten, um mich - das Wort sei einmal gewagt - für meine spezifische Sendung nicht "verderben" oder "unbrauchbar machen" zu lassen. Meine Hauptaufgabe sollte offenbar darin bestehen, nicht so sehr und unmittelbar für die Gegenwartsmächtigkeit der Kirche eine Lanze zu brechen, sondern mich mit allen Kräften für ihre Zukunftsträchtigkeit einzusetzen."

3. Schlussfolgerungen

3.1. Egal welche Traumata oder seelischen Mängelerfahrungen ein Mensch erlebt hat – sie führen nicht zwangläufig und automatisch zu schweren Störungen bis hin zum Selbstmord. In der Seele sind viel mehr Selbstheilungsmechanismen angelegt, die solche seelischen Wunden vernarben lassen können.

3.2. Die enge Bindung an den vollerlösten und ganz heilen und voll beziehungsfähigen Menschen Maria fördert seelische Heilungs- und Wachstumsprozesse. – Das ist das Urcharisma Schönstatts.

3.3. In Nacherlebnissen oder Ergänzungserlebnissen kann der Mensch Mängelerfahrungen aufarbeiten und so den eigenen seelischen Heilungsprozess fördern.

Bei Kentenich war er bevorzugt das Ergänzungserlebnis: In dem kindlichen Vertrauen, das die jungen Schüler ihm entgegen brachten, wuchs in ihm – nach dem Schlüssel-Schloss-Phänomen – die passende komplementäre Haltung, die Väterlichkeit. Hören wir noch einmal seine Beschreibung des Vorgangs:

"Was dann in mir aufkeimte, war eine umfassende Paternitas, die letzten Endes in dienender Liebe überall nur schöpferisch tätig sein wollte, die aber auch durch das Gegenüber schöpferisch geweckt und weitergeleitet wurde. Fast möchte ich so sagen: Alles, was an unangebrochener Liebeskraft in mir lebte, hat sich in väterliche Liebe umgewandelt."

Beim sogenannten "Nacherlebnis" kann ein Mensch in späteren Jahren durch einen väterlichen Freund die Kind-Vater-Beziehung nachleben und nacherleben. Diese Nacherlebnisse reichen bis in die tiefsten Seelenspitzen hinein.

In seiner Systematik erwähnt der geheilte Pädagoge und Therapeut auch noch der Vollständigkeit halber das "Gegensatzerlebnis". Es ist aber von der Wirksamkeit die schwächste Möglichkeit, frühkindliche Traumata aufzuarbeiten. Der Vorgang: Ich soll mir immer das Gegenteil von dem vorstellen, was ich erlebt habe. Dann komme ich den Aussagen Jesu über den barmherzigen Vater näher. Und der ist ja wiederum eine Wirklichkeit und keine Hypothese oder Wunschvorstellung zur therapeutischen Behandlung.

3.4. Der Blick auf das Leben und die seelische Entwicklung Josef Kentenichs möchte uns Mut machen, die Nähe des ganz heilen und voll beziehungsfähigen Menschen Maria zu suchen. Wir dürfen ihr unsere Bruchstellen und Schwachstellen zeigen und hinhalten. Und wir dürfen sie auch bitten, dass sie die seelischen Wunden, die wir anderen zugefügt haben, mit ihrem heilenden Blick anschaut. Liebe heilt. Die endlose Liebesfähigkeit des voll erlösten Menschen Maria ist das Geschenk Gottes an uns heutige Menschen.

3.5. Damit tut sich auch noch einmal eine neue Möglichkeit auf, Eltern den Mut zu Kindern und zur Erziehung zu geben. Eltern werden – weil sie selber nur Menschen und nicht Gott sind – ihre Kinder zwangsläufig verletzen bzw. nicht das an Liebe und Zuwendung schenken können, was die auf Unendlichkeit hin angelegte Kinderseele eigentlich bräuchte. Die Kette der Erbsünde ist eine Realität. Aber wir glauben nicht nur an die Erbsünde sondern auch an die Erlösung. Und wir glauben an die Möglichkeit, dass wir in erleuchteter Weise mit der erlösenden Gnade zusammen arbeiten können.

Ich habe meinen Vortrag überschrieben: "Damit aus dir was wird!"

Das ist die Kernbotschaft, die wir vom heutigen Tag mitnehmen wollen. Wir dürfen diese Botschaft uns selber sagen. Wir dürfen diese Botschaft andern vermitteln. Wir müssen nicht zwangsläufig die Sklaven einer schrecklichen bzw. düsteren Vergangenheit bleiben. Älterwerden bedeutete nicht zwangsläufig, dass aus Opfern Täter werden, weil sie zeitlebens Gefangene eines unmenschlichen Interaktionsmusters bleiben und nur die Seiten wechseln.

Im Vertrauen auf den Heilswillen Gottes und im Vertrauen auf die liebende Fürsorge der Gottesmutter dürfen wir mit Wandlungs- und Heilungswundern rechnen.

Diesen Glauben immer wieder zu pflegen und gegen alle aufkommenden Zweifel zu immunisieren – dabei kann uns die Beschäftigung mit dem Leben Josef Kentenichs eine große Hilfe sein.

Ich wünsche Ihnen allen, dass auch Ihnen was wird.

 




 

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Last Update: 16.04.2008