published: 2007-05-11 |
Über den eigenen Zaun hinausschauen und Grenzen überwindenStuttgart II: Reichtum, der zur Sendung wird – für Europa, für das Leben, für die Menschen |
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MITEINANDER FÜR EUROPA, mkf. "Ich bin gefragt worden: Was können die geistlichen Bewegungen beitragen, um das Leben der Kirche zu befruchten? Meine Antwort: Sie können beitragen, indem sie erstens geistlich und zweitens Bewegung sind", erklärte Kardinal Walter Kasper, Präsident des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen, am 11. Mai beim Kongress "Miteinander auf dem Weg". Christen sollten über den eigenen Zaun hinausschauen und Grenzen überwinden, weltweite Netzwerke schaffen und den Menschen Antworten auf Individualismus und Hoffnungslosigkeit geben. "Sie sind geistlich, wenn Sie deutlich machen, dass Ihr Leben und das Leben der Kirche vom Heiligen Geist getragen, belebt und geleitet wird", so Kasper. Nach einem altkirchlichen Autor sei Kirche dort wo der Geist aufblüht. "Der Geist ist es, der Jesus Christus und sein Evangelium immer wieder neu gegenwärtig macht, jung und frisch hält. Der Geist ist immer auch für Überraschungen gut. In der Wirkung des Heiligen Geistes ist die Kirche nie veraltet, staubig, alt, sie ist immer wieder jung und lebendig." Unter dem tosenden Applaus der über 2500 evangelischen, katholischen, anglikanischen und orthodoxen Christen wie Mitgliedern von Freikirchen und neuen Gemeinden beim Kongress "Miteinander auf dem Weg" sagte Kasper: "Der Geist Gottes ist größer als die jeweilige Gemeinschaft. Es gibt viele Geistesgaben, aber nur einen Geist und nur einen Leib des Herrn, sagt Paulus. Deshalb müssen wir über den eigenen Zaun hinausschauen und Grenzen überwinden, ökumenisch offen sein für andere Christen, weltweite Netzwerke bilden, wir können auch sagen, weltweite Freundschaften bilden. Dann werden wir erstaunt und auch erfreut feststellen, dass der Heilige hl. Geist so frei ist, auch außerhalb unserer Gemeinschaft zu wehen!" Antworten auf Individualismus und Hoffnungslosigkeit gebenChristen sollten Antworten auf Individualismus und Hoffnungslosigkeit geben, so Walter Kasper. "Die Bewegungen sollen sagen, da ist noch Vision, da ist noch Hoffnung. Hoffnung, das ist heute Mangelware. Aber ohne Hoffnung, da ist kein Weg, kein Volk und auch keine Kirche. Diese neue Art Kirche zu sein, ist nicht eine Frömmigkeit, die nur sich selbst erbaut, die wohlig, kuschelig und gemütlich ist. Zur neuen Art Kirche zu sein, gehört Beispiel zu geben, zum Beispiel eine neue Kultur des Teilens und der Solidarität, der zwischenmenschlichen Beziehungen gegen die Versachlichung aller Verhältnisse. Dazu gehört Einsatz für Frieden, der aufbaut, für Gerechtigkeit." Verschiedene Formen der Spiritualität leisten Beitrag für erneuertes EuropaKardinal Kasper schlug mit seinem engagierten und von den Teilnehmern begeistert beklatschten Statement den Bogen vom Blick auf die Quellen, aus denen die Bewegungen und ihr Miteinander schöpfen, und der Sendung, die aus diesem Reichtum erwächst. In diesem Spannungsbogen stand der von Thomas Römer und Angelika Wagner moderierte Vormittag des 11. Mai in der Liederhalle in Stuttgart. Schwester Anna-Maria aus der Wiesche von der evangelischen Christusbruderschaft Selbitz hob in ihrem Einstiegsreferat den geistlichen Reichtum im Leben der Bewegungen. "Überall, wo wir ins auf unserem Weg des Miteinander konkret aufeinander einlassen, leuchtet etwas auf vom "Reichtum an Herrlichkeit", den Gott uns geschenkt hat und schenkt", so die Referentin. Gott habe in den verschiedenen Charismen der Bewegungen unterschiedliche Schwerpunkte geschenkt – Anbetung, Lobpreis, Leben aus dem Wort Gottes, Heiligung verletzter Beziehungen, Versöhnung, Hinwendung zu den Verletzten und Verletzlichen - Armen, Alten, Drogenabhängigen, Kindern..., Schaffung heiliger Orte und Räume, Gebet. Auf den ersten Blick könnten die verschiedenen Formen der Spiritualität und des gemeinschaftlichen Lebens als gegensätzlich empfunden werden. Wenn sich die Bewegungen jedoch vorurteilsfrei begegneten, könnten alle von den speziellen Berufungen und geistlichen Gaben profitieren. So könnten Christen gemeinsam einen Gegenpol zum Konsum- und Profitdenken setzen, indem sie sich auch um die Armen und gesellschaftliche Randgruppen kümmerten, sagte von der Wiesche. Prof. Dr. Lothar Penners, Leiter der Schönstatt-Bewegung, öffnete mit der Perspektive von "Innen und Außen", Form und Geist, Wege zum Verstehen des geistlichen Reichtums. "Wichtiger als die verschiedenen Frömmigkeitsstile und Lebensformen ist das Hören auf den Geist, der zur Gottes- und Nächstenliebe anleitet", sagte er. Bei der Frage nach Lebensformen komme es immer darauf an, dass diese echt und nicht angeklebt, dass sie geistbeseelt und nicht leer seien. Lebensformen könnten Ausdruck, Mittel und Schutz des Geistes sein; der Gründer der Schönstattbewegung, P. Josef Kentenich, habe jedoch immer darauf hingewiesen, dass Geist und Leben wichtiger seien als Organisation und Formen. Der Beauftragte der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) für Gemeinschaften und Kommunitäten, Landesbischof Dr. Jürgen Johannesdotter (Schaumburg-Lippe/Bückeburg), hob die Rolle der geistlichen Bewegungen hervor als Orte, wo Gemeinschaft und Familie erlebt werden können. Dies sei angesichts der Trennungen und Spaltungen in Familie und Gesellschaft unverzichtbar. Dankbar sei er, dass sich Gemeinschaften und Kommunitäten für Außenstehende öffnen, damit sie Trainingsorte des Glaubens werden. Steh auf, Europa!"Steh auf, Europa, entdecke deine Sendung!" Prof. Dr. Marco Impagliazzo, Präsident der katholischen Gemeinschaft Sant'Egidio, ermutigte die Teilnehmer, "den Geist wehen zu sehen über den anderen" und nicht nur hier während des Kongresses ein Herz und eine Seele zu sein, sondern Europa "ein Herz und eine Seele" zu schenken. Was wird aus Europa?, so seine Frage, aus diesem Europa, das im Gegensatz zu Asien etwa, alt, müde und von wenig Zukunftslust geprägt sei. Europa fehle eine Vision, Europa müsse aufgeweckt werden, aufzustehen und seine Berufung für die Welt zu erkennen. "Ohne Berufung kämpft man nicht!", so Impagliazzo: "Steh auf, Europa, und geh, du hast eine Aufgabe für die Welt, eine Aufgabe, die aus dem Reichtum deiner Kulturen kommt." Aus diesem Reichtum gelte es, im Sinne einer "Sendung der Menschlichkeit" auf andere Kontinente, besonders Afrika, zu schauen. Zuvor hatte Dr. Markus Müller (Pilgermission Chrischona) die Gefahr der wachsenden Komplexität und der zentrifugalen Kräfte in Europa gezeichnet und den "kommenden Mangel" – an Zeit, Geld, Zukunftsaussichten, Bindungsfähigkeit... -, der, wenn er nicht in Jammer führen solle, eine neue Initiative der Bildung verlange, von der auch der schwer erkrankte Helmut Niklas, einer der Pioniere des Miteinander für Europa, immer gesprochen habe. Vor Journalisten erklärte in diesem Sinn der Leiter der französischen Gemeinschaft "Fondacio", Gérard Testard (Paris), er sehe das Miteinander christlicher Gemeinschaften als Chance, der möglichen Isolierung Frankreichs entgegenzuwirken. Nach der Ablehnung der Europäischen Verfassung, der Polarisierung im Präsidentschaftswahlkampf und den neuen Unruhen in den Vorstädten sei Frankreich verstärkt auf engagierte Christen angewiesen. Die von Gottes Geist inspirierte und Grenzen überwindende Geschwisterlichkeit werde den Nationalismus und Partikularismus eindämmen, erklärte Testard. Walter Heidenreich schloss den mit künstlerischen Darbietungen und Lobpreisgebet gestalteten Vormittag mit einem persönlichen Zeugnis davon, wie man die Christusliebe in die Städte und zu den Menschen tragen könne, die sie am meisten brauchen."Unsere Berufung ist, die Menschen zu lieben", schloss Heidenreich. In Podien am Nachmittag sollte dann diese Sendung für die Menschen, die Sendung für Europa konkrete Züge erhalten – Übergang schon auf das große Treffen "Miteinander für Europa" am 12. Mai in der Schleyerhalle. DOWNLOAD als PDF: Beitrag von Walter Kardinal KasperMehr auf: www.europ2007.org |
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Last Update: 12.05.2007
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