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 published: 2007-05-12

Als in der Verschiedenheit vereinte Europäer in der heutigen Welt eine Quelle der Menschlichkeit

Miteinander für Europa: Mehr Weg als Ereignis - Erwartungen und Erfahrungen aus den Bewegungen, den Kirchen, der Politik

 

Miteinander für Europa in der Hanns-Martin-Schleyer-Halle, Stuttgart

Foto: Ulz © 2007

 

Chor, Sant'Egidio

Foto: Haaf © 2007

 

Andrea Riccardi

Foto: Haaf © 2007

 

Viele Schönstätter waren unter den ca. 8000 Teilnehmern

Foto: POS, Brehm © 2007

 

Kirchliche Repräsentanten würdigten das Miteinander der geistlichen Bewegungen (v.l.): Pastor Ingolf Ellßel (Europäische Pfingstgbewegung); Kardinal Walter Kasper, Jean-Arnold de Clermont (Konferenz Europäischer Kirchen)

Foto: Distefano © 2007

 

Lucia Fronza Crepaz, Fokolar-Bewegung

Foto: Distefano © 2007

 

Künstlerische Darbietungen von Gruppen aus den Teilnehmerländern

Foto: Distefano © 2007

 

Pressekonferenz mit (v.l.n.r.) Ulrich Parzany, ProChrist, Gerhard Proß, CVJM Esslingen, Hubert Schulze Hobeling, Andrea Riccardi, Sant' Egidio, Lucia Fronza-Crepaz, Fokolar-Bewegung

Foto: Distefano © 2007

 
   

MITEINANDER FÜR EUROPA, mkf. Über 8000 Christen aller Konfessionen wollen einen Beitrag leisten für ein geeintes Europa, wollen, wie Andrea Riccardi, Gründer der Gemeinschaft Sant'Egidio, Italien, sagte, den Traum von tieferer Einheit untereinander weiter verfolgen, denn: "Wenn unsere Kirchen mehr Schwestern sind, werden die Völker Europas mehr Brüder sein." Mit Freude und großen Erwartungen, begleitet von einer überraschend starken Medienpräsenz, begannen Christen aus mehr als 15 Nationen und mehr als 250 Bewegungen und Gemeinschaften am Morgen des 12. Mai in der Hanns-Martin-Schleyer-Halle in Stuttgart die zweite Auflage von "Miteinander für Europa".

Mehr Weg als Ereignis ist das "Miteinander für Europa", mehr Netzwerk als Organisation: die große Veranstaltung in Stuttgart fasst wie in einem Brennpunkt zusammen, was auf dem Weg des Miteinander der Bewegungen und Gemeinschaften gewachsen ist und weiter wächst. In 15 Sprachen werden die Beiträge simultan übersetzt, via Satellit sind Menschen in 60 europäischen Städten zugeschaltet. Auf den Plätzen finden die Teilnehmer ein Programmheft mit Grußworten von Spitzenpolitikern und Kirchenführern aus ganz Europa. Ministerpräsident Romano Prodi, Italien, ist persönlich da, zahlreiche weitere Politiker sind gekommen, über 40 Bischöfe der verschiedenen Kirchen. Mehr als 130 Journalisten von Presse, Funk und Fernsehen sind da, aus Deutschland, aus Italien, aus Frankreich, Kroatien, Österreich, der Schweiz, Kolumbien, Spanien ... Pressegespräche mit Kardinal Kasper, Präsident des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Kirchen, eine überfüllte Pressekonferenz mit Vertretern der Bewegungen, eine spontane Pressekonferenz mit Ministerpräsident Romano Prodi am Ende der Veranstaltung: noch im Lauf des Tages gehen Meldungen in alle Welt. Später am Tag wird Kardinal Vlk, Prag, aus vollem Herzen sagen: "Die Welt, Europa hört diese Stimme, sieht dieses Wunder. Es macht Hoffnung, dass diese Begegnung solches Echo weckt. Was hier geschieht, wird über den Raum der Bewegungen hinaus gehen."

Ein neues Europa bauen

Lobpreis, Gebet, Lieder und ein Videorückblick auf "Miteinander für Europa 2004" stimmen ein und bringen die vielen Menschen zusammen. "Beim letzten Europakongress 2004 hatte ich ja gesagt: "I have a dream" - "Ich habe einen Traum". Ich träume ihn immer noch", so Kardinal Walter Kasper in seiner durch viel Applaus mehrfach unterbrochenen Antwort auf die Frage nach dem, was aus seiner Sicht seit 2004 geworden ist. "Ich denke, Gott hat einen Traum und ihr seid ein Teil dieses Traums. Gott will nicht eine neue Kirche, aber er will eine neue Art des Kirche-Seins." Christen und Europa brauchten kein neues Evangelium, sondern mehr Hoffnung und Schwung aus dem Evangelium. Die Solidarität, wie sie unter den Bewegungen gewachsen sei, sehe er als "Baustein und Garantie des Friedens und der Friedensordnung - nicht nur in Europa."

Ulrich Parzany von der missionarischen Initiative ProChrist bezeichnete Jesus Christus als Schlüsselfigur für das Gelingen des persönlichen Lebens als auch der Gemeinschaft unter Menschen überhaupt. Christen sollten wie bei dem Treffen in Stuttgart dem, was sie eint, Vorrang geben gegenüber den Unterschieden in Lehre und Glaubenspraxis. Dann könnten sie auch einen Beitrag leisten als Gegenpol zu trennenden wirtschaftlichen, ethnischen, kulturellen und konfessionellen Prägungen und Interessen.

Der Präsident der Konferenz der Europäischen Kirchen, Jean-Arnold de Clermont, forderte die Teilnehmer auf, Europa zu einem Ort der Versöhnung zu machen und mehr der Kraft des Gebets zu vertrauen. Liebevolle Begegnungen von Person zu Person seien ein wichtiges Zeichen für die Gesellschaft, so Pastor Ingolf Elissel, Präses des Bundes Freikirchlicher Pfingstgemeinden. Ein Thema, das Ulrich Parzany am Rand der Pressekonferenz im Gespräch mit Carolina Lizarazo, einer Journalisten aus Kolumbien aufgreift. Diese bewegt die Gleichzeitigkeit des Papstbesuches in Brasilien und die Eröffnung der Vollversammlung von CELAM mit dem Ereignis von Stuttgart, und sie will wissen, ob der Prozess von Stuttgart auch in irgendeiner Weise in Südamerika zu einem Miteinander beitragen könne. "Dazu braucht es Menschen, die das aus ganzem Herzen als ihre Berufung erkennen und von Person zu Person liebevolle Brücken bauen", so Parzanys Antwort, und Vermitteln von Verstehen: Vor fünfzig Jahren hat das in Deutschland auch noch niemand sich träumen lassen, und auch hier gibt es heute noch Christen, die diesen Prozess nicht mittragen. Ein herzlicher Händedruck, eine Brücke zwischen Ulrich Parzany und Carolina Lizarazo.

Eine europäische Identität und Sendung

Lucia Fronza Crepaz, Fokolar-Bewegung, bezeichnete das Treffen in Stuttgart aus politischer Sicht als Startpunkt einer weltweiten Geschwisterlichkeit.

"Die Einheit unter uns Christen muss zur Mutter der täglichen Zusammenarbeit werden, die uns zu Geschwistern macht, und des gemeinsamen Gebetes, das uns zusammenführt", so Andrea Riccardi, Gründer der Gemeinschaft Sant'Egidio. "Das ist der Zement eines vereinten Europa. Viele beklagten, dass in unserer Zeit Visionen fehlten, für die man sich einsetzen könne. "Oft sieht man die Visionen nicht", so Riccardi, "weil man über sein alltägliches Leben gebeugt ist, über sich selbst, über den eigenen Nachbarn. Lassen wir uns heilen und richten wir uns auf, um endlich zu schauen!" Wenn Institutionen erstarrt seien, Prozesse sich verzögerten, Politiker zauderten, wenn eine Gruppe der anderen die Verantwortung zuschiebe, "dann müssen wir europäischen Christen den Mut aufbringen, ein gemeinsames europäisches Empfinden zu fördern." Er wies hin auf Roger Schutz als einen prophetischen Menschen, der unermüdlich in Europa unterwegs war, um die europäischen Jugendlichen zu Gebet und Begegnung einzuladen. Die Angst, das nationale Umfeld zu verlieren, verlangsame die Einigung. Doch nationale Gebilde, die allein bleiben, werden schließlich zum Ghetto. "Vereint, als in Verschiedenheit vereinte Europäer, werden wir in der heutigen Welt eine freundliche und solide Quelle Kraft sein: eine Quelle der Menschlichkeit." Christen, so Riccardi, könnten das Herz der europäischen Menschlichkeit sein, die in der Lage sei, Frieden aufzubauen - über Europa hinaus. Denn Europa dürfe nicht für sich allein leben, müsse vor allem Afrika im Blick halten. "Miteinander für Europa muss nach dieser Begegnung zu einer Bewegung von Gefühlen und Ideen in Europa werden, damit Europa auf Afrika schaut, damit es seine Seele mit Menschlichkeit nährt, damit ein Strom der Leidenschaft für die Einheit das Erstarrte und die Grenzen fortreißt."

Chiara Lubich rief in einer Botschaft dazu auf, "mehr als je zuvor die Netze zu erweitern und durch die Liebe untereinander zu einem Netzwerk weltumspannender Geschwisterlichkeit zu verknüpfen." In den Dunkelheiten Europas gelte es, den Schrei der Gottverlassenheit Jesu zu hören und diesen Schmerz zu teilen, um daraus eine "Kultur der Auferstehung" zu wachsen zu

lassen und zu leben. In Wirtschaft, Medien, Politik und allen Lebensbereichen gelte es, das Gebot der gegenseitigen Liebe zu leben.

Dokumentation der Reden demnächst auf www.europ2007.org
 

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