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 published: 2007-05-12

Europa fordert die Christen heraus

Ministerpräsident Romano Prodi ruft auf zu Einheit, Geschwisterlichkeit, Versöhnung und Frieden – Botschaft von "Miteinander für Europa": Ja zur Verantwortung für die Gesellschaft

 

Botschaft von "Miteinander für Europa": Ja zur Verantwortung für die Gesellschaft

Foto: Haaf © 2007

 

Ca. 8.000 Teilnehmer bei Miteinander für Europa

Foto: Distefano © 2007

 

Aufruf zu Einheit, Geschwisterlichkeit, Versöhnung und Frieden: Ministerpräsident Romano Prodi

Foto: Haaf © 2007

 

Die Bewegungen in ihrem Miteinander sind wie das Licht am Ende des Tunnels der Trennung: Bischof Wolfgang Huber (Ratsvorsitzender der EKD)

Foto: Haaf © 2007

 

Die Kongress-Hymne betont das "Ja" zu Europa in verschiedenen Sprachen.

Foto: Haaf © 2007

 

Jugendliche aus den Bewegungen verlesen in mehreren Sprachen die Botschaft "Miteinander für Europa"

Foto: Distefano © 2007

 

Gen Verde und Gen Rosso tanzen das Miteinander

Foto: Distefano © 2007

 

Das Leitungskomitee von „Miteinander für Europa“

Foto: Distefano © 2007

 

Pressekonferenz mit Ministerpräsident Romano Prodi

Foto: Distefano © 2007

 
   

MITEINANDER FÜR EUROPA, mkf. Mit der von Verantwortlichen aus über 240 Bewegungen und Gemeinschaften proklamierten Botschaft "Miteinander für Europa" ist am späten Nachmittag des 12. Mai das Treffen von über 8000 Christen in der Schleyer-Halle in Stuttgart zu Ende gegangen. Die Bewegungen und Gemeinschaften aus verschiedenen christlichen Konfessionen wollen ihr gewachsenes Miteinander einbringen in eine gemeinsame Verantwortung für die Gesellschaft. Das entschiedeneJa zum Leben, zu Ehe und Familie, zur Schöpfung, zu einer verantworteten Wirtschaft, zur Solidarität mit den Armen, zum Frieden und zur Verantwortung für die Gesellschaft hat gesellschaftlich-politische Relevanz und steht 50 Jahre nach den Römischen Verträgen im Horizont einer Vision für Europa, die an die der Väter und Mütter der Europäischen Gemeinschaft anknüpft.

Bilder, die mitgehen von diesem gefüllten Nachmittag in der Schleyer-Halle, der im Zeichen des "Für" stand – für Europa, das heißt für die Menschen, für den Frieden, für die Familien, für das Leben: Vertreter von über 240 Bewegungen und Gemeinschaften aus verschiedenen Ländern, Sprachen und Konfessionen miteinander auf der Bühne; Jugendliche aus den Bewegungen, die in mehreren Sprachen die Botschaft "Miteinander für Europa" verlesen; ein Ministerpräsident, der ein engagiertes Zeugnis als Christ ablegt, für Europa, für die Menschen, gegen Todesstrafe und Krieg; Judy Bailey und ihr mitreißendes Singen; ein Miteinander-Chor aus vielen Bewegungen, der wie aus einem Mund und Herzen singt; 8000 Menschen, die am Schluss Lichter schwenken – Licht für Europa; Erich Berger, Wien, ist vor allem ein Bild geblieben: "Da stürzt sich eine Traube von Journalisten nach seiner Rede auf Romano Prodi, und die Kamera bleibt oben auf die Bühne gerichtet, wo die Vertreter der Bewegungen die Botschaft verlesen – das war stark." Und im Sinne von Romano Prodi, dessen Anwesenheit italienische Medienvetreter in großer Zahl nach Stuttgart geholt hat, die kommunistische Unità inklusive.

Lebensbereiche, in denen Christen Europa verändern können

Kurze Animationsvideos zeigen am Nachmittag – nach der begeisternden Einstimmung durch Judy Bailey – fünf Bereiche auf, in denen Bewegungen und Gemeinschaften, in denen Christen wirksam werden: zur Förderung von Ehe und Familie, in Arbeit und Wirtschaft, im geschwisterlichen Umgang mit Armen und Benachteiligten, im Einsatz für Frieden und Gerechtigkeit, zum Wohl der Stadt. Fast ein wenig verloren wirken die je vier, fünf, sechs Personen auf der großen Bühne, die Zeugnis geben von ihrem Einsatz – und so mag sich auch mancher vorkommen im Bemühen, etwas zu tun gegen die Armut in der Welt, gegen Gewalt und Korruption, für Frieden und Gerechtigkeit. Aber es wird deutlich: eine Ehe, die hält, ein Kind, das leben darf, ein Straßenkind in der Mongolei, das im Abwasserkanal Zuwendung erfährt: das verändert Europa, das bewirkt etwas in der Welt. Bürgerkriegsflüchtling Beatrice aus Liberia erzählt, wie sie in einem Flüchtlingslager in der Elfenbeinküste die durch Jugendliche die Gemeinschaft Sant'Egidio kennen lernte und anfing, an ein Afrika ohne Krieg zu glauben, und wie die "Schulen des Friedens" Kindern in Afrika den Traum vom Frieden vermitteln. Emma und Jez Barnes, wenige Wochen verheiratet, berichten, wie sehr der Ehevorbereitungskurs von Alpha ihnen Rüstzeug für die Ehe mit auf den Weg gegeben hat, Erich und Eva Berger vermitteln die Freude daran, dass 400 Ehepaare aus Österreich, Deutschland, Ungarn, der Schweiz und Sloweniens durch die Familienakademie Kompetenz in Ehe- Familienthemen erworben haben und diese an andere Familien weitergeben.

Nach jedem einzelnen Zeugnis tut es einem leid, dass die Zeit schon vorbei ist, möchte man weiterfragen: Wie geht das mit dem Stadtteilnetzwerk? Mit der Freundschaft von Jugendlichen des CVJM mit moslemischen Kindern in München, die ausgerechnet aus dem Drama des 11. September erwachsen ist? Mit der Unterstützung von albanischen Jugendlichen, die in Italien gestrandet sind? Was Erich Berger aus dem Medientreffen beim Kongress mitgenommen hat, gilt auch hier: "Für uns allein haben wir da und da ein paar kompetente, engagierte Leute. Zusammen, setzen wir wirklich etwas in Bewegung!"

Licht am Ende des Tunnels

Bischof Anastasios Yannoulatos, Orthodoxer Erzbischof von Tirana und ganz Albanien, Kardinal Miloslav Vlk, Prag, und - durch Verspätung des Zugs buchstäblich erst in letzter Minute – Bischof Wolfgang Huber (Ratsvorsitzender der EKD) geben in ihren Zeugnissen zu verstehen, wie positiv und bereichernd sie das Miteinander der Bewegungen erfahren. Bischof Huber betont, seit 2004 seien Kirchen und Bewegungen einander näher gerückt. "Ich suche das Bündnis mit den Bewegungen und Gruppen", sagt er. Die Begegnung mit den Bewegungen sei ihm immer wichtiger geworden. "Das Licht Christi leuchtet für alle", dieses Motto der Konferenz von Sibiu sei ihm auf der Zufahrt beim langen Stopp im Tunnel noch einmal ganz neu aufgegangen. Die Bewegungen in ihrem Miteinander seien wie das Licht am Ende des Tunnels der Trennung.

Das die Begegnung der Bewegungen so viel Echo gefunden habe, so Kardinal Vlk, gebe ihm Hoffnung, dass "das Wunder weitergeht" und "Europa hört diese Stimme".

Unser Herz auf die Welt und ihre Zukunft hin öffnen, Propheten der Hoffnung sein

Europa habe eine eigene Berufung zum Frieden, so der italienische Ministerpräsident Romano Prodi, der auch beim ersten Kongress von "Miteinander für Europa" im Jahr 2004 in Stuttgart mitgewirkt hatte, damals als Präsident der EU-Kommission. Ausgehend vom Motto des Kongresses "Miteinander für Europa" würdigte er das Bemühen der christlichen Gemeinschaften trotz unterschiedlicher Prägungen zu Einheit, Versöhnung und Geschwisterlichkeit zu kommen. Einheit sei aber kein Selbstzweck, sondern müsse Folgen haben im Einsatz für andere: "Wir Christen – ganz gleich wo wir in Europa im Einsatz sind- haben den Auftrag, unser Herz auf die Welt und ihre Zukunft hin zu öffnen, Propheten der Hoffnung zu sein, die Geschichte positiv anzugehen und achtsam zu sein auf die konkreten Lebensumstände der Menschen."

Das zeige sich insbesondere beim weltweiten Einsatz für den Frieden: "Nicht siegen, sondern versöhnen ist heute die Voraussetzung für Frieden." Als Herausforderungen für Europa, die auch und gerade Christen herausforderten, nannte er konkret Afrika, den Vordere Orient, die Menschenrechte mit dem Schwerpunkt auf einem entschiedenen Nein zur Todesstrafe, der Kampf gegen die Armut und der Einsatz für den Frieden, die Bewahrung der Umwelt und der Schutz der Familie. Zum in Italien politisch hochbrisanten Thema Familie meinte er unter anderem: "Die große europäische Familie braucht Familien, die eine Kultur der Gemeinschaft und der Hoffnung hervorbringen, die Unterschieden Raum geben und die durch ihre Kinder Neues hervorbringen, ein Samenkorn der Zukunft und der Schönheit." Ein Thema, das er auch bei der improvisierten Pressekonferenz am Schluss der Veranstaltung aufgreift. Europa fordert die Christen heraus. Und 8000 haben sich an diesem 12. Mai herausfordern lassen. Wer einem von ihnen begegnet, könnte mitgerissen werden.

Abschluss im Unter- und Hintergrund

12. Mai, 20.00 Uhr. Die Kameras sind abgebaut, die Teilnehmer auf dem Weg nach Haus, ein Lokalreporter klagt in der S-Bahn einer Mitfahrerin sein Leid, dass er nicht wisse, wie er die vielen Eindrücke in die gewünschte kurze Meldung bringen solle, das Pressezentrum ist verwaist, der VfB Stuttgart hat gewonnen, die Cannstatter Waasen geht ihrem Höhepunkt entgegen. Im untersten Geschoss der Schleyer-Halle strömen aus allen Winkeln Menschen zusammen, viele Jugendliche dabei, manchen steht die Erschöpfung im Gesicht und allen die Freude. Bevor das Aufräumen und Abbauen weitergeht, feiern sie heilige Messe, Danksagung... Eine ganze Woche lang hat es im Untergrund der Schleyer-Halle zwei Mal am Tag eine stille heilige Messe für die Helfer gegeben. Heute wird gedankt...

Eine Stunde später, CVJM-Haus, in Sichtweite der Liederhalle. Hier, wo am Abend des 9. Mai mit einer intensiven Gebetsstunde die Mitarbeiter des Kongresses und Europatreffens miteinander gebetet haben, treffen sie sich jetzt zum Abendessen und erstem Austausch. "Das ist wie in der Familie", sagt ein Jugendlicher. "Wenn die Gäste gegangen sind, setzt man sich zusammen und erzählt, was so schön war." Viele, die hier zusammensitzen, haben von der Veranstaltung, für die sie die ganze Zeit gearbeitet haben, kaum etwas mitbekommen, waren im Untergrund und Hintergrund. Und dort, so hört man und spürt man, war das Miteinander für "Miteinander für Europa" "einfach nur total wunderbar."

Dokumentation der Reden demnächst auf www.europ2007.org
 

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Last Update: 14.05.2007 Mail: Editor /Webmaster
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