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 published: 2007-03-02

Zwei fundamentale Regeln zum Leben der Bewegungen

Papst Benedikt auf die Frage von P. Gerardo Carcar

 

Encuentro de los sacerdotes de la diocesis de Roma con el Papa Benedicto XVI

Meeting of the priests of the diocese of Rome with Pope Benedict XVI

Treffen der Priester der Diözese Rom mit Papst Benedikt XVI

 

 

El Papa responde

The Pope answers

Der Papst antwortet

 

 

Foto: Carcar © 2007

 
 

Nun, ich sehe, dass ich mich kurz fassen muss. Danke für Ihre Frage. Mir scheint, dass Sie die wesentlichen Quellen bezüglich dessen, was ich über die Bewegungen sagen kann, zitiert haben. In diesem Sinn ist Ihre Frage auch eine Antwort.

Ich möchte schnell präzisieren , dass ich in diesen Monaten die italienischen Bischöfe zum Ad-Limina-Besuch empfange. So kann ich die Geografie des Glauben in Italien ein wenig besser kennenlernen. Ich sehe so viele schöne Dinge zusammen mit den Problemen, die wir alle kennen. Ich sehe vor allem, wie der Glaube weiterhin tief im Herzen der Italiener verwurzelt ist, auch wenn er natürlich in vielfacher Weise bedroht ist in den modernen Situationen. Die Bewegungen nehmen auch meine Hirtenaufgabe gut an. Andere sind kritischer und sagen, dass die Bewegungen sich nicht integrieren. Ich denke, dass die Situationen unterschiedlich sind und alles auch von den fraglichen Personen abhängt.

Mir scheint, wir haben zwei fundamentale Regeln, zu dem Thema von dem Sie gesprochen haben. Die erste kommt vom heiligen Paulus aus dem ersten Brief an die Thessalonicher: Löscht den Geist nicht aus. (1 Thess. 5, 19) Wenn der Herr uns neue Gaben schenkt, dann müssen wir dankbar sein, auch wenn sie unbequem sind. Es ist schön, dass ohne Initiative der Hierarchie, in einer Initiative von unten, wie es heißt, aber mit einer wirklichen Initiative aus der Höhe, nämlich als Geschenk des Heiligen Geistes, neue Formen des Lebens in der Kirche entstehen, wie das in allen Jahrhunderten geschehen ist.

Am Anfang waren sie immer unbequem: auch der heilige Franziskus war unbequem und für den Papst war es sehr schwierig, schließlich für eine Realität, die viel größer war als die juristischen Reglements eine kanonische Form zu geben. Für Franziskus war es ein riesengroßes Opfer, sich in dieses juristische Korsett stecken zu lassen, doch am Ende ist daraus eine Wirklichkeit geworden, die noch heute fortbesteht und auch in Zukunft weiter leben wird: das gibt den neuen Elementen im Leben der Kirche Kraft.

Ich wollte damit nur sagen: in allen Jahrhunderten sind Bewegungen entstanden. Auch der Heilige Benedikt war ursprünglich eine Bewegung. Ihre Eingliederung in die Kirche verlief nicht ohne Leid, nicht ohne Schwierigkeit. Benedikt selbst hat die ursprüngliche Richtung des Mönchtums korrigieren müssen. Und auch in unserem Jahrhundert hat der Herr, hat der Heiligen Geist, uns neue Initiativen mit neuen Aspekten des christlichen Lebens geschenkt. Da sie von Menschen mit ihren menschlichen Grenzen gelebt werden, entstehen auch Schwierigkeiten.

Die erste Regel also: die Charismen nicht auslöschen, dankbar sein, auch wenn sie unbequem sind. Die zweite Regen ist diese: die Kirche ist eins; wenn die Bewegungen wirklich Gaben des Heiligen Geistes sind, dann integrieren sie sich in die Kirche und dienen ihr, und im geduldigen Dialog zwischen Hirten und Bewegungen entsteht eine fruchtbare Form, in der diese Elemente dem Aufbau der Kirche von Heute und Morgen dienen.

Dieser Dialog findet auf allen Ebenen statt. Angefangen vom Pfarrer über den Bischof und zum Nachfolger Petri findet die Suche nach den angemessenen Strukturen statt; in vielen Fällen hat diese Suche schon ihre Frucht gebracht. Bei anderen wird das erst studiert. Zum Beispiel ist die Frage, ob nach fünf Jahren des Experimentierens die Statuten des Neokatechumenalen Weges definitiv anerkannt werden oder ob eine weitere Zeit des Experimentierens kommt oder ob einige Elemente dieser Struktur noch etwas geändert werden müssen.

Jedenfalls habe ich den Neokatechumenalen Weg von Anfang an gekannt. Es ist ein langer Weg gewesen, mit vielen Komplikationen, die auch heute noch bestehen, doch wir haben eine kirchliche Form gefunden, die die Beziehung zwischen Hirten und dem (Neokatechumenalen) Weg sehr verbessert hat. Und so gehen wir weiter! Das selbe gilt für die anderen Bewegungen.

Nun, als Synthese dieser beiden fundamentalen Regeln würde ich sagen: Dankbarkeit, Geduld und Annahme auch des unausweichlichen Leidens. Auch in der Ehe gibt es immer Leid und Spannungen. Und doch machen sie weiter voran und reifen so in die wahre Liebe hinein. Das selbe gilt für die Gemeinschaft der Kirche: gehen wir mit Geduld gemeinsam weiter! Auch auf den verschiedenen Ebenen der Hierarchie – Pfarrer, Bischof, Papst – müssen wir gemeinsam einen ständigen Austausch der Ideen pflegen, müssen wir das Gespräch suchen, um miteinander den besten Weg zu finden. Die Erfahrungen der Pfarrer sind fundamental, aber auch die Erfahrungen des Bischofs, und die universale Sicht des Papstes haben einen eigenen theologischen und pastoralen Ort in der Kirche.

Darum wird einerseits das Miteinander der verschiedenen Ebenen der Hierarchie, andererseits das in der Pfarrei gelebte Miteinander, mit Geduld und Offenheit, in Gehorsam gegenüber dem Herrn, wirklich diese neue Vitalität der Kirche schaffen.

Danken wir dem Heiligen Geist für die Gaben, die er uns gegeben hat. Seien wir gehorsam gegenüber der Stimme des Geistes, doch seien wir auch klar beim Integrieren dieser Elemente in das Leben. Dieses Kriterium dient schließlich, der konkreten Kirche. Auf diese Weise wird uns der Herr mit Geduld, Mut und Hochherzigkeit führen und helfen."

Private Übersetzung: Subregens Michael Gerber, Freiburg

 

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Last Update: 06.03.2007 Mail: Editor /Webmaster
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