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 published: 2007-03-13

In Schönstatt noch wenig bekannt: Planegg

Im Waldsanatorium Planegg hat Karl Leisner seine Blankovollmacht eingelöst – Eine lohnende Ergänzung jeder Dachaufahrt

 

Planegg, habitación donde falleció Carlos Leisner

Planegg: the room where Karl Leisner died

Planegg: Sterbezimmer von Karl Leisner

 

 

Busto en la habitación en Planegg

Bust in the room in Planegg

Büste im Sterbezimmer

 
 

Peregrinos en Planegg

Pilgrims in Planegg

Pilger in Planegg

 
 

Registro médico

Case report

Krankendokument

 
 

Pedido de ingresar

Letter asking for Karl Leisner to be accepted in the hospital

Aufnahmegesuch

 
 

Letrero

Sign

Straßenschild

Fotos: Pfr. Reinhold Nann © 2007

 

 

 

DEUTSCHLAND, Pfarrer Oskar Bühler Als im Oktober 1939 die Schönstattfamilie das Liebesbündnis mit der Gottesmutter zur Blankovollmacht vertiefte, konnte Karl Leisner nur aus der Ferne mit dabei sein. Er befand sich im Sanatorium St. Blasien, wo er seine Lungen-Tbc auskurieren musste. Die Mitglieder seiner Gruppe waren in Schönstatt dabei. Vier Jahre später schrieb er an seinen Gruppenführer Heinrich Tenhumberg aus dem KZ Dachau in verschlüsselter Sprache: "Mein lieber Heini! Am 18. (Oktober) sind’s 4 Jahre her, dass ihr daheim wart und alles blank gemacht habt. Damals konnte ich nur im Geiste mittun. Inzwischen hat jeder in den vier langen Jahren sein Kreuz zu tragen gehabt. Tonius ist schon oben . . ."

Dieses "blank machen", d.h. die Blankovollmacht vom 18. Oktober 1939, hat Karl Leisner durch seine KZ-Zeit begleitet. Das "Ja" wurde täglich neu aktuell in den verschiedensten Drangsalen des KZ-Lebens, das durch seine Krankheit noch besonders belastet war. Eingelöst hat der selige Karl sein Ja-Wort endgültig am 12. August 1945 durch die Hingabe seines Lebens. Dies geschah im Waldsanatorium Planegg bei München, in dem er am 4. Mai 1945 nach der Befreiung des Lagers Aufnahme gefunden hatte.

Das Haus, in dem ein Seliger starb

Das Zimmer 76 – heute 230 –, in dem Karl Leisner die letzten Monate seines Lebens auf dem Krankenlager verbrachte und in dem er verstorben ist, ist heute eine Gedenkstätte für den Seligen. Der Schwesterngemeinschaft der Vinzentinerinnen bedeutet es viel, dass ihr Haus der Sterbeort eines Seligen ist.

Die Schwestern haben bei der Renovation des Hauses vor ein paar Jahren dieses Zimmer in seinem ursprünglichen Zustand erhalten und als Gedenkstätte eingerichtet. Der Künstler Alexander Henselmann hat eine Büste des Seligen geschaffen, die in diesem Zimmer aufgestellt ist.

Beim Verweilen in diesem Sterbezimmer werden den Besuchern die drei letzten Lebensmonate Karl Leisners präsent. Was ihn bewegt hat, wie er gelitten und gerungen hat, wie er seinem Ja-Wort im Liebesbündnis treu geblieben ist, das hat er – oft unter viel Mühe – in seinem Tagebuch festgehalten. Hier an diesem Ort werden diese Worte in besonderer Weise lebendig.

"Mit Dankes- und Freudentränen war ich eingeduselt. O wie wohl ist mir. Wie ist Gott so unendlich gut. Wenn die Not am größten ist, hilft Er. Nur die Ganzhingabe wollte Er vorher. . . . . Die Dachauer düsteren Bilder fallen langsam von der Seele. Ich bin freier Mensch. Alleluja! Wieder zur Menschenwürde gelangt. . . . Ich bin über alles so froh. Der Wald schaut zu mir herein. Eine frische Birke. . . . Ich schaue, döse, träume, danke, streife Dachau ab. – Wie wonnig. Hier kann sich Leib und Seele erholen. Ich kann wieder recht beten. Aus der Stille spricht Gott, obwohl ich so schlapp bin. " Dies schrieb er am 5. Mai nach seiner ersten Nacht in der Freiheit – voller Freude, voller Hoffnung, voller Zuversicht.

Die Tagebucheinträge zeigen, wie wach er die kirchlichen Feste und das Kirchenjahr mitfeiert. Der Herz-Jesu-Monat Juni findet seine ganze Aufmerksamkeit; er begeht den Herz-Jesu-Freitag und den Priestersamstag. "Alles für die Priester und neue Kandidaten." (2. Juni) "Alles für das göttliche Herz, für Priester und Kandidaten seines Herzens. Sühne" (6. Juni – Herz-Jesu-Fest)

Verbunden mit der MTA

Mit der Gesundheit geht es nicht aufwärts, so dass Pater Otto Pies SJ, der ihn während dieser Zeit liebevoll umsorgte, ihm die Krankenölung spendete. Er schreibt von Fieber, von Hustenanfällen. "Mta, alles für Dich. Nicht mutlos und ungeduldig werden, gel’!" (15. Juni) Er gibt die Hoffnung nicht auf: "Gott, führ’ mich bald mal wieder an den heiligen Altar, dass ich Dir, geliebtester Vater, Deine herzlieben Sohn darbringen darf. O wie verlangt es mich! Ich will wieder gesund werden für Christus und sein Reich; und seine innigstgeliebte Mta wird mir helfen." (16. Juni)

Er freut sich über Besuche, über Grüße und Zeichen der Verbundenheit. Am 20. Juni verspürt er den Wunsch, die "Schönstatt-Horen" zu haben, die Pater Kentenich in den letzten Monaten im KZ gedichtet hatte; die, die er im KZ hatte, waren dort verloren gegangen. Am Abend erhält er von seinem Mitbruder Hermann Richarz aus der Schönstatt-Gruppe einen Abschiedsbrief; diesem lagen die Schönstatt-Horen bei. In diesem Brief liest er: "Ich glaube fest daran, dass Du gesund wirst, wenn es im Plane Gottes gelegen ist. Und wenn das nicht der Fall ist, dann hat dir Gott eben eine andere und eine nicht leichte und nicht kleine Aufgabe auf Erden zugedacht: Du sollst dann eben durch seine Krankheit den Priestern, die er in die Praxis hinausgesandt hat, beistehen. Welches die größere Aufgabe ist, können wir auf Erden nicht ermessen . . ."

Eine besondere Freude erwartet ihn am 29. Juni (Peter und Paul): "Mutter und Vater stehen am Bett und küssen und begrüßen mich. Tiefe Rührung – Wir sind beisammen – Deo gratias!"

Heimwärts zum Vater

In der zweiten Juli-Hälfte vermehren sich die Hinweise auf einen verschlimmerten Gesundheitszustand. Eine besondere Freude ist es, dass bei ihm eine heilige Messe stattfinden kann. "Seit sieben Monaten die erste heilige Messe, an der ich ‚praesentia corporali’ (körperlich anwesend) teilnehmen darf. . . . Wie bin ich froh. Es ist eine solch wunderfeine Stille über den ‚Circumstantes’ (den Umstehenden) . . ." Es ist der Jakobustag, 25. Juli. Diesen Tag schildert er ausführlich in seinem Tagebuch; es ist sein letzter Tagebucheintrag. Seine letzten Sätze zeugen von einer kindlichen Ergebenheit und einer hochherzigen Christus-Gesinnung: "So jetzt schlafen, es ist 9.20 Uhr abends. Gut’ Nacht, Ewiger, Heiliger Gott, liebe Mta, liebe Heiligen alle, alle lieben Lebendigen und Toten nah und fern! Segne auch, Höchster, meine Feinde!"

Karl spürt, dass Gott seinen Lebensweg anders geplant hat als natürlicherweise gewünscht. Das Ja-Wort seiner Blankovollmacht wird gefordert. Er sagt es, nicht wohl oder übel, sondern mit frohem und bereitem Herzen. Seiner Mutter verrät er es: "Ich weiß, ich werde bald sterben; doch ich bin froh dabei." In der Frühe des 12. August hat Gott sein Lebensopfer angenommen.

Das Zimmer 76/230 im Waldsanatorium Planegg ist ‚Zeuge’ dieses geistlichen Weges, des Ringens und Betens sowie der frohen Bereitschaft und Hingabe unseres seligen Karl Leisner. Es ist ein Gewinn, im Rahmen einer Dachaufahrt dieses Zimmer in Planegg aufzusuchen. Wer mit offenem und bereitem Herzen dieses Zimmer betritt und darin verweilt, sich von seiner Botschaft ansprechen lässt, der verlässt es ‚anders’, getröstet, bereichert, gestärkt.

 

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