Zum Weiterdenken - Considerations - Para reflexionar
 published: 2007-03-16

Für eine Kultur der Begegnung und der Solidarität

Mitten in der Fastenzeit feiert Schönstatt am Sonntag den Bündnistag – Anregungen aus dem Evangelium des Tages

 

El Hijo Prodigo – El Padre Misericordioso

Estatua hecha por Prof. Albin Moroder, Austria, publicación con permiso del artista; www.moroder.at

Coming home: the Prodigal Son – The Merciful Father

Statue made by Prof. Albin Moroder, Austria, published with permission of the artist; www.moroder.at

Heimkehr: Der Verlorene Sohn – der Barmherzige Vater

Figurengruppe „Heimkehr“ von Professor Albin Moroder, 6290 Mayrhofen, Österreich; Original -Entwurf in Zirbelholz geschnitzt und hell gebeizt, Höhe 37 cm . Veröffentlichung mit freundlicher Erlaubnis des Künstlers – Quelle: www.moroder.at/ Kontakt: info@moroder.at

ZUM WEITERDENKEN, P. Javier Arteaga. Wir sind mitten in der Fastenzeit, und an diesem 18. März, Bündnistag und Sonntag, hören wir im Evangelium das Gleichnis vom Verlorenen Sohn – dem Verschwender – oder, aus anderer Perspektive, das Gleichnis vom Barmherzigen Vater (Lk 15, 1-3.11-32).

P. Javier Arteaga

Fr. Javier Arteaga

P. Javier Arteaga

Foto: Crivelli © 2007

 
   

Wir haben es dabei mit drei Akteuren zu tun: der jüngere Sohn, der seinen Vater um das Erbteil gebeten hat und von zu Hause weg ging; er verschleuderte sein Gut, seine Freiheit, die Gnade, und endete am Schweinetrog, das heißt, im vollkommenen Elena. Eines schönen Tages bereut er ehrlich, entschließt sich, zurückzukehren und seinen Vater um Verzeihung zu bitten: "Vater, ich habe gesündigt gegen den Himmel und gegen dich", gegen den Vatergott und gegen dich, meinen Vater; er macht sich auf den Weg nach Hause. Der zweite Akteur ist der Vater, der seinem Sohn gegeben hat, was ihm gehörte, sein Erbe und sein Freiheit, und ihn gehen sah. Er wusste, dass sein Sohn schlecht lebte und sein Vaterherz litt. Jeden Tag erwartete er ihn zurück, jahrelang, und wir stellen ihn uns vor, wie er zum Horizont schaut, Herz und Augen weit geöffnet, voller Sehnsucht und ohne Groll. Und an einem Tag wie so viele andere, an denen er seinen verlorenen Sohn erwartete, sah er ihn von Weitem des Weges kommen, und Lukas sagt: er sah ihn und freute sich sehr. Er eilte ihm entgegen, umarmte und küsste ihn. José Luis Martín Descalzo, der spanische Priester und Schriftsteller, sagt, als der Sohn auf Knien seine Worte der Reue und Entschuldigung aussprechen wollte, da habe sicher der Vater ihm mit der Hand den Mund zugehalten und ihn unter Freudentränen aufgehoben, und sich mit ihm in einer tiefen, warmen, festen Umarmung verbunden. Der Vater bittet, dass man dem Sohn Sandalen anlegt und den Ring, Symbole der Würde und des wieder gewonnenen Gehörens. Und es wurde ein großes Fest ausgerichtet für den Sohn, der ins Leben zurückgekehrt war. Und zuletzt erscheint die dritte Person der Geschichte, der ältere Sohn: Er hatte immer alle Anordnungen des Vaters erfüllt, hatte sich anständig benommen und war immer bei ihm gewesen. Er hatte die Abreise des jüngeren Bruders miterlebt, sein schlechtes Leben und den Schmerz, den dies seinem Vater verursacht hatte. Und jetzt, als "dieser dein Sohn da" reuig zurückkommt, verzeiht er ihm und gibt ein Fest: das war zu viel, das war völlig ungerecht!

Gerechtigkeit verbinden mit Barmherzigkeit und Versöhnung

Wir alle haben etwas vom verlorenen Sohn und etwas vom Älteren. Manchmal sind wir "gegangen" und haben Freiheit und Gnade verschleudert, haben uns vertan, ohne es zu wollen und manchmal auch gewollt; wir haben ehrlich bereut und die Liebe Gottes erfahren: eine warme Liebe, die uns umfangen, eine starke Liebe, die uns aufgehoben hat, eine treue Liebe, die geblieben ist trotz allem und die uns erwartet hat. Aber wir haben auch etwas vom Älteren Sohn. Wir geben uns Mühe, alles gut zu machen, sind aber intolerant gegenüber den Schwächen der anderen; wir bewerten die anderen nach unsern "absoluten" Kriterien und sind kurzsichtig im Blick auf das Gute, das unsere Schemata übersteigt; es kostet uns, an die ehrliche Reue dessen zu glauben, der etwas schlecht gemacht hat, und zeigen mit dem Finger auf ihn: "Guckt euch den an, da geht er zur Messe und kommuniziert und...". Noch öfter fällt es uns schwer, Gerechtigkeit mit Barmherzigkeit und Versöhnung zu verbinden. Manchmal verwechseln wir Barmherzigkeit mit Schwäche und Nachgiebigkeit. Und manchmal verwechseln wir auch Gerechtigkeit mit Revanche und dem heimtückischen Wunsch nach Rache. Wie können wir da Tag für Tag beten: Vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldnern? Wie die Worte des Herrn verstehen: "Gerechtigkeit will ich, nicht Opfer; ich bin nicht gekommen, die Gerechten zu rufen, sondern die Sünder" (Mt 9,13)?

Ich stelle mir vor, wie der gute Vater des Evangeliums seine Kinder anschaut, uns, die wir blind und hartherzig für "unsere" Rechte kämpfen und die dabei die der anderen ausschließen. Es ist die Vorherrschaft des persönlichen Interesses, das Gesetz des Dschungels, sozialer Kannibalismus von oben und unten, die Gefräßigkeit der Opportunisten, die irgendeine Macht zur Schau stellen.

Und im Gegensatz dazu sucht der Vater die Einheit seiner Kinder auf der Grundlage der Wahrheit, die das Rechte anerkennt und die Liebe, die alles überwindet und heilt. Einheit, nicht Ausschluss.

Kardinal Bergoglio erinnert uns klar: "Um die sozialen Beziehungen neu zu begründen, müssen wir an die Ethik der Solidarität appellieren und eine Kultur der Begegnung schaffen. Vor einer Kultur der Fragmente, wie manche wie nennen, oder der "Nicht-Integration", sind wir gefordert, um so mehr in schwierigen Zeiten, nicht diejenigen zu begünstigen, die Ressentiments und das Vergessen der gemeinsamen Geschichte vorantreiben, Bindungen schwächen, das Gedächtnis manipulieren und mit überkommenen Utopien handeln. Für eine Kultur der Begegnung müssen wir einen integrierenden Universalimus schaffen, der Unterschiedlichkeiten respektiert; wir brauchen dabei auch den fruchtbaren Dialog über ein gemeinsames Projekt."

Eine Bündnis-Kultur

Als Schönstattfamilie wollen wir wirken für eine Kultur der Begegnung und der Solidarität, für Einheit in Wahrheit und Liebe, für eine Kultur des Liebesbündnisses. In der Fastenzeit ruft Christus uns zum persönlichen Begegnung mit ihm, der die Bekehrung unseres harten Herzens sucht, damit wir mit Ihm in der Liebe wachsen. Benedikt XVI. sagt uns, dass " die Nächstenliebe ein Weg ist, auch Gott zu begegnen, und dass die Abwendung vom Nächsten auch für Gott blind macht" (Deus Caritas est, 16).

Tun wir in der Fastenzeit ein paar Werke und ein paar Opfer mehr - aus Liebe.

Vielleicht...

  • ... könnte ich meine Meinung opfern, die immer... ausschließt, und die Meinung von ... einschließen?
  • ... könnte ich mein letztes Wort opfern, um zu hören, was der andere braucht?
  • ... könnte ich mein tägliches Klagen opfern und dafür ein Lob über etwas Gutes sagen?
  • ... könnte ich meine Sturheit opfern und das Gespräch mit meiner Familie wieder aufnehmen?
  • ... könnte ich meine Beqeumlichkeit opfern und das Wohl der anderen suchen?

Gemeinschaft schaffen, eine Familie schaffen, unser Land mehr zu einer Familie werden lassen, das heißt, die hand ausstrecken, "unser Land auf die Schulter nehmen" (Kardinal Bergoglio) und auch den konkreten Nächsten, mit einer großen, starken und fruchtbaren Liebe.

Das Liebesbündnis mit Maria lasse uns wachsen in hochherziger und starker Liebe, damit Familiegeist wächst und bleibt, eine Liebe bis zum Wehtun des Karfreitag und voll der siegreichen Hoffnung des Ostermorgens.

 

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