Zum Weiterdenken - Considerations - Para reflexionar
 published: 2007-03-23

Wir zwei wollen eine neue Welt aufbauen

Gedanken und Anregungen zum Miteinander der Generationen in der Familie

 

 

Queremos construir un mundo nuevo

We want to build a brand new world

Wir zwei wollen eine neue Welt aufbauen

 
 

P. Elmar Busse

Fr. Elmar Busse

P. Elmar Busse

Fotos: Unser Weg © 2007

   

ZUM WEITERDENKEN, P. Elmar Busse. Der Auszug von zu Hause ist eine wichtige Voraussetzung, dass die Ehe auf stabilen Füßen steht. Vollzieht einer der beiden Partner oder gar beide diesen Auszug physisch oder psychisch nicht, kann es leicht zu "Unfällen" kommen.

Vor einer Hochzeit habe ich dem Brautpaar geraten, sie sollen den Eltern einen Brief schreiben, wie sie sich in Zukunft das Miteinander und Zueinander vorstellen. Damit sollte deutlich werden: "Wir beide wollen unsere eigene Welt aufbauen. Wir sind dankbar für das, was Ihr uns mitgegeben habt, aber lasst und die Chance, auch etwas Neues zu entwickeln.

Wir werden den 24. Dezember als junges Paar alleine feiern und erst am 25. zu Euch kommen …"

Die Eltern des Bräutigams haben diesen Brief wohlwollend aufgenommen, die Eltern der Braut empfanden das als Provokation.

In diesen unterschiedlichen Reaktionen wird deutlich, dass es nicht selbstverständlich ist, ob der Ablösungsprozess der herangewachsenen Generation gelingt.

Wo sind mögliche Unfallschwerpunkte, wo gibt es Schleuderstrecken, wo gibt es Chancen?

In der Bibel zitiert Jesus aus dem Buch Genesis: "Darum wird ein Mann Vater und Mutter verlassen, er wird seiner Frau anhangen, er wird sich an sie binden und die beiden werden ein Fleisch sein." Zu dem Lebensvorgang einer Eheschließung gehört es elementar, die Herkunftsfamilie zu verlassen und sich an die neue Familie zu binden.

Hotel Mama?

Es gibt ein nettes Buch, das nennt sich: Hotel Mama. Darin wird beschrieben, dass die jungen Männer noch mehr als die jungen Frauen aus Kosten- oder Bequemlichkeitsgründen einfach zu Hause bleiben. Die Ausbildung zieht sich in die Länge, man genießt die Infrastruktur und weil es so schön bequem ist, denkt man gar nicht daran, aus dem Nest zu fliehen.

Vor paar Wochen war die Hochzeit von einem jungen Paar. Im Zuge der Vorbereitung hat die junge Frau darauf bestanden, dass ihr Freund zu Hause aus seiner Herkunftsfamilie ausgezogen ist, um einfach noch zu lernen, auf eigenen Füßen zu stehen. Nach anfänglicher Skepsis hat er gemerkt, wie wichtig die Erfahrung ist, nicht aus der Geborgenheit in der Herkunftsfamilie in die Geborgenheit der neuen Beziehung hineinzuschliddern. Es ist wichtig zu lernen, auch selbständig zu sein und Geborgenheit schenken zu können. An dieser Falle haben manche junge Paare zu knabbern.

Wenn wir eine eigene Partnerschaft gründen wollen, dann müssen wir die eigene Herkunftsfamilie verlassen. Das ist nach Jesu Aussage ein nicht verzichtbarer Schritt.

Nach 16 Jahren hat es ihr so gereicht

Ich erinnere mich, wie ein ganzer Familienkreis einmal total schockiert war, als eine Frau nach 16 Ehejahren auf und davon ging. Der Hintergrund: Die Familie lebte im Haus seiner Eltern mit. Er war der einzige Sohn und sein Vater war gestorben. Wenn er von der Arbeit nach Hause kam, ging er immer erst mal zu seiner Mutter und ließ sich dort einen Kaffee kochen. Er erzählte seiner Mutter manches und ging erst dann hoch zu seiner Frau.

Die manchmal auch heftig vorgetragenen Wünsche seiner Frau, er solle doch zu ihr kommen, stießen bei ihm auf taube Ohren. Ihren Argumenten, dass er in erster Linie jetzt Ehemann sei und nicht der Sohn seiner Mutter, hielt er sein Mitleid mit der verwitweten Mutter entgegen.

Irgendwann nach 16 Jahren hat es der Frau so gereicht, dass sie auf und davon ist.

"Darum wird der Mann Vater und Mutter verlassen …" – Dieses Bibelwort gilt für die Frau genauso.

Sich immer alle Optionen offen lassen?

Wir erleben ein kulturell interessantes Klima, dass viele Menschen sich gar nicht mehr richtig binden können, auch wenn sie wollen. Sich binden heißt, eine Entscheidung treffen und diese auch dann durchtragen, wenn es mal schwer wird.

Ich hatte kürzlich eine hitzige Diskussion mit einem 25 jährigen, der meinte, Freiheit besteht genau darin, sich nicht zu binden. Freiheit hieße, sich immer alle Optionen offen lassen. Ich weiß nicht, ob er inzwischen immer noch als Single herumläuft. Auf dieses Freiheitsverständnis wird sich keine Frau einlassen.

Wer sich alle Optionen immer offen hält, der stirbt im Warteraum der Zukunft. Leben besteht genau darin, täglich kleine Entscheidungen zu treffen und dadurch sich weiter zu entwickeln; Ja zu sagen, Nein zu sagen und dadurch auch der eigenen Grundentscheidung treu zu bleiben.

Läuft morgen der Partner weg?

Treue ist ein spannender Wert: Diejenigen, die sie leben begreifen: Treue ist Lebensqualität.

Es erzeugt Unsicherheit, wenn ich ständig Angst haben muss:

  • Läuft morgen der Partner weg?
  • Was passiert, wenn ich unheilbar krank werde?
  • Was passiert, wenn ich mal einen schlechten Tag habe, bin ich dann übermorgen allein?

Es schenkt Sicherheit, wenn man weiß: Der Partner hat zu mir gesagt: Ich will dich lieben, achten und ehren in guten Tagen, in bösen Tagen, in Krankheit, bis dass der Tod uns scheidet. Das ist Lebensqualität, das schenkt Sicherheit. Und für den, der diese Sicherheit bieten will heißt das: Es kann durchaus Phasen geben, wo dieses Ja schwer fällt.

Verlassen und Sich-binden sind Wesensaussagen, die Jesus über die Ehe macht. Sie sind die Voraussetzung dafür, dass ein Nest gebaut wird, in dem dann Kinder auch ihren Platz haben. "Wir zwei wollen eine neue Welt aufbauen."

Quelle: "Unser Weg" 1/2007, Schönstatt-Familienbewegung, www.UnserWeg.com
 

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