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 published: 2007-02-02

In den Städten der Nation Gottes

Die Jesuitenreduktionen - Erbe und Sendung für Schönstatt in Paraguay

 

Las Misiones Jesuíticas guaraníes:  San Ignacio Mini,  Fachada del frente de la iglesia

Missions of the Jesuits:  San Ignacio Mini, Façade of the church

Jesuitenmissionen: San Ignacio Mini, Fassade der Kirche

 

Loreto

Loreto

Loreto

 
 

San Ignacio Mini, acceso a la Sacristia

San Ignacio Mini, entrance of the sacristy

San Ignacio Mini, Eingang zur Sakristei

 
 

San Ignacio Mini: Interior de la iglesia

San Ignacio Mini: Interior of the church

San Ignacio Mini: Inneres der Kirche

 

Santa Ana: Arbol sobre el muro

Santa Ana: tree growing on the wall

Santa Ana: ein Baum wächst auf der Mauer

 
 

Simbolo y piedra fundamental del Santuario Ciudad del Este

Symbol and corner stone of the Shrine in Ciudad del Este

Symbol und Grundstein des Heiligtums in Ciudad del Este

 
 

Piedra Fundamental del Santuario Nacional, Tuparenda

Corner Stone of the National Shrine, Tuparenda

Grundstein des Landesheiligtums, Tuparenda

Fotos: Cabral © 2007

Albúm de fotos – photo album – Fotoalbum

 

 

 

PARAGUAY, Javier Cabral. In dem Buch, in dem Vorträge von Pater Nicolás Schwizer aus Tagungen in Paraguay zusammengestellt sind, heißt es über den für die Schönstattbewegung in Paraguay zentralen Begriff "Nation Gottes": "Der Ausdruck stammt von Augustinus, aus seinem Werk 'De civitate Dei', Gottesstaat, Nation Gottes. In diesem Werk stellt der Heilige den Gottesstaat dem teuflischen Staat gegenüber."

"Pater Kentenich", so Pater Nicolás Schwizer weiter, "übernahm nicht einfach die Idee des Gottesstaates von Augustinus, sondern fand darin etwas, das ihm gewissermaßen im Blut lag: 'Im Kleinen ein Reich gründen, dass den Namen 'Nation Gottes' verdient und Widerschein des Reiches Gottes ist'. Mit dieser Idee gründete Pater Kentenich die Marianische Kongregation und schließlich die Schönstattfamilie. Er sah in ihr ein Reich Gottes in Form einer Nation Gottes, einen 'Gottesstaates'. Pater Kentenich entdeckte, dass auch die Jesuitenreduktionen die Idee einer Nation Gottes im Kleinen zum Ziel hatten. Die Reduktionen in Paraguay waren in den Jahren 1915/6 und 1916/7 Thema in der Marianischen Kongregation. Vergleichspunkt zwischen den Reduktionen und der Marianischen Kongregation war der Gedanke der Nation Gottes, die in beiden Gründungen verwirklicht und verkörpert werden sollte."

Ein kleiner historischer Exkurs: die Jesuitenreduktionen

Vorbemerkung: das Thema ist sehr vielschichtig und umfangreich; dieser Artikel mag den interessierten Leser anregen, in entsprechenden Büchern und Internetseiten weiter zu forschen.

Viel könnte man sagen über Ursprung und Entwicklung der Reduktionen; wichtig ist, dass von der Mittes des 16. Jahrhunderts an die Guarani-Jesuitenmissionen sich rund 150 Jahre lang ein weiträumiges Gebiet im heutigen Paraguay, Argentinien, Uruguay und Brasilien religiös, gesellschaftlich und kulturell prägten. Man schätzt, dass im Jahr 1732 darin etwa 140.000 Indios lebten.

In dem Buch "Nation Gottes sein" von Carmen Cosp de Santa Cruz heißt es über den Gemeinschaftsgeist in den Missionen: "Einer der Aspekte, der bis heute bei Soziologen, Wirtschaftswissenschaftler und Politologen Aufmerksamkeit erregt, ist die Eigentums- und Arbeitsordnung in den Missionen Paraguays. In den Missionen gab es zwei Klassen von Eigentum: kollektives und privates. "Tupá mba´é", "Gottessache, war alles, was zum Bedarf derer diente, die nicht arbeiten konnten, "abá mba´é", "Privatsache", was dem einzelnen Indio und seiner Familie gehörte. Die Indios arbeiteten für beides."

Es waren über 30 so organisierte Städte, die Bewunderung und Staunen, aber auch Neid und Argwohn der politischen Macht erregten, was schließlich zur Vertreibung der Jesuiten führte. Die Missionen blieben von 1767 an ihrem Schicksal überlassen... Es bleibt die Frage, wie sich die Geschichte der Mission, der Inkulturation des Christentums und die Geschichte der indigenen Völker Südamerikas entwickelt hätte, wenn die Jesuiten hätten bleiben und weiterarbeiten können...

Die Aufgabe und Plünderung der Missionen hatte auch zur Folge, dass viele der Reliquien verloren gingen. Was bis heute geblieben ist, ist der acheologische Reichtum dieser Ruinen frühester kolonialer Bauwerke als Beispiel einer Erfahrung der Evangelisierung, die es so nirgendwo sonst in der Welt gegeben hat. Die Ruinen der Jesuitenmissionen wurden 1984 zum Weltkulturerbe erhoben.

Die bekanntesten sind heute Trinidad und Jesús in Paraguay, San Ignacio Miní in Argentina und Santo Angelo in Brasilien. Touristische gut erschlossen sind die Ruinen von Santa Ana und Loreto in Argentinien. Sehr gute Fotos von der Reduktion Trinidad in Parauguay (und ausführliche Erläuterungen - in Spanisch - ) gibt es hier.

Und wie sieht es heute dort aus?

In einigen der Ruinenstädte beeindruckt als erstes die Stille, die nur von Vogelstimmen unterbrochen wird. Auf den Flächen, wo einmal die Häuser der Indios gestanden haben, bildet das Laub einen zentimeterdicken Teppich, der jeden Laut verschluckt. Der Urwald erobert seinen alten Platz zurück und nimmt wieder in Besitz, was die Menschen aufgegeben haben.

In den Kirchen, in denen sich bis zu zweitausend Indios zur Liturgie versammelten, stehen etwa in Loreto an ihrer Stelle nun riesige Bäume wie ein ewiges Gebet zwischen den halbverfallenen Wänden. Manchmal ist es schwierig, die Gebäude überhaupt zu entdecken, da dickes grünes Moos jeden einzelnen Stein umhüllt; anderswo stützen Gerüste aus Stahl und Holz die Säulengänge, um sie vor dem Einsturz zu bewahren. Auf manchen der alten Mauern stehen große Bäume, manche Säulen sind wild von Schlingpflanzen umhüllt. Trotz der üppigen Vegetation erkennt man überall noch das alte Organisationssystem mit dem zentralen Platz, der Kirche und den übrigen Gebäuden. In einigen Reduktionen, wo die Vegetation nicht so stark ist, kann man die kunstvolle Gestaltung der Böden in den Kirchen und die Wandmalereien noch erahnen.

Erbe

Die Landessendung Paraguays ist: "Nation Gottes, Herz Amerikas": die Erfahrung der Evangelisierung Amerikas, die in den Missionen geschehen ist, soll zurückgewonnen werden und wieder aufleben, anknüpfend an die Geschichte, die damit verbunden ist. Auf dem Grundstein des Heiligtums von Tupãrenda, dessen Silbernes Jubiläum im vergangenen Jahr so lebendig gefeiert wurde, trägt diese Inschrift.

Im Symbol von Ciudad del Este sieht man einen halben Torbogen - halbzerfallen? halbfertig? -, Eingang zur Nation Gottes. Er steht für die verstümmelte Arbeit der Jesuiten und die Verpflichtung, die Schönstatt eingegangen ist, den Aufbau der Nation Gottes in Alto Paraná weiterzuführen.

Eine Schlussbemerkung

Hand aufs Herz: Es sah da alles schon so aus, als wir ankamen!!!

 

 

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Last Update: 02.02.2007 Mail: Editor /Webmaster
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