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 published: 2006-11-14

"Mit Pater Kentenich die Kirche lieben" (Benedikt XVI)

Interview mit Pater Ángel Strada, Postulator im Seligsprechungsprozess von Pater Kentenich

 

Amar a la Iglesia con el Padre Kentenich

Living the church with Father Kentenich

Mit Pater Kentenich die Kirche lieben

Foto: POS Fischer © 2006

 

Padre, Profeta, Pionero...

Father, Prophet, Pioneer...

Vater, Porphet, Pionier…

Foto: JM Córdoba © 2006

 
 

El P. Angel Strada durante una conferencia en Chile

Father Angel Strada during a conference in Chile

Pater Angel Strada bei einem Vortrag in Chile

Foto: Vinculo, Chile © 2006

 
 

“El P. Angel tiene el don que la gente se enamore siempre mas de P. Kentenich!” M.T.

“FAther Angel has the gift to make people fall in love with Father Kentenich!” M.T.

“Pater Strada hat die Gabe, die Leute immer mehr für Pater Kentenich zu begeistern!”

Foto: Crivelli © 2006

 

 

 

PJK, Paula Christensen/mkf. Aus den Fenstern des Vatikan die Heiligsprechung Pater Kentenichs zu vernehmen, ist zweifellos ein heimlicher Wunsch alles Schönstätter. Obwohl die Sache nicht ganz so einfach ist, gibt es große Fortschritte im Prozess für Pater Josef Kentenich, den Gründer der Schönstatt-Bewegung, dessen 121. Geburtstag am 18. November in seiner Geburtsstadt Gymnich mit einer Prozession von seinem Geburtshaus zur Pfarrkirche, seiner Taufkirche begangen wurde, sowie an vielen Orten auf allen Kontinenten: in La Plata, Argentinien, etwa organisierte die Schönstattjugend ein "Pater-Kentenich-Museum für einen Tag", oder in Medellin, Kolumbien, gab es einen Vortrag in einer Pfarrei, woraus eine neue Schönstattgruppe entstand.

Pater Angel Strada, erster Rat in der Generalleitung der Schönstatt-Patres, Postulator im Seligsprechungsverfahren für Pater Kentenich und Mario Hiriart, betont, dass es große Fortschritte gibt im Prozess, und dass sich in tiefer Weise Charisma und Persönlichkeit Pater Kentenichs zeigten in allem, was im Rahmen des Prozesses erarbeitet worden sei.

In welcher Etappe des Prozesses befinden wir uns gegenwärtig?

– Gegenwärtig fehlt noch die Beglaubigung jeder Seite der Akten und der Schlussbericht der Kommisision in Trier für den Abschluss des Prozesses in Deutschland. Von dort geht er nach Rom, wo die Kongregation für die Selig- und Heiligsprechungen Einwände gegen den Prozess machen oder ihn gutheißen kann. Zuerst prüfen acht Theologen alles, dann acht Kardinäle und Bischöfe. Wenn die Kongregation den Prozess positiv bewertet hat hat, bleibt das Warten auf ein Wunder auf die Fürsprache Pater Kentenichs, und nach der Seligsprechung auf ein weiteres Wunder für die Heiligsprechung.

Unser Gründer – gründlich betrachtet

Welche neuen Eigenschaften haben Sie bei Pater Kentenich gefunden beim Kennenlernen seiner nicht veröffentlichten Schriften?

– Es gibt Tausende von Briefen von ihm, in denen sich sehr viele Aspekte zeigen, wie er die Menschen geistlich begleitet hat. Die Art der Ratschläge, die er gibt, wie er korrigiert, rät, tröstet, ermutigt. Zum Beispiel sagt er oft: ‚Werden Sie ein Sonnenstrahl’ für Ihre Gemeinschaft, für Ihre Familie. Oder auch ist da sehr oft bei ihm eine Einladung zum Vertrauen, zum Vertrauen in Gott und zum Vertrauen in sich selbst. "Vertrauen Sie darauf, dass Gott Ihnen Fähigkeiten gegeben hat, das zu überwinden, vertrauen Sie auf Ihre gute Erfahrungen", und etwas anderes wiederholt er auch oft: "Handeln Sie nach Ihrem Gewissen", wohl wissend, dass dies oft Konflikte nach sich ziehen wird, aber "haben Sie den Mut, Sie selbst zu sein." Auch kommt häufig die Einladung, sich ans Heiligtum zu binden, zum Dialog mit Maria. Und am Schluss sagt er immer: "Ich begleite Sie", "ich denke an Sie", "ich bete für Sie", "ich habe sie gegenwärtig", "rechnen Sie mit meinem Gebet." Das sind starke Ausdrücke persönlichen Einsatzes. So erklärt sich sein starker Einfluss auf die Menschen.

Haben Sie Überraschungen erlebt bei Ihren Untersuchungen?

– Im Allgemeinen hat Herr Pater eine außergewöhnliche Kontinuität beibehalten. Die Exerzitien an die Schwestern, an die Ehepaare sind von größerer Tiefe als andere. Wir hatten nie das Gefühl, dass uns ein vollkommen neues Thema begegnet, ich würde sagen, generell nicht. Was es gibt sind Streitschriften, Tausende von Seiten über seine Beziehung zu Vinzenz Pallotti. Er schreibt einmal an den General der Pallottiner einen Brief von wenn ich mich nicht täusche etwa 1.100 Seiten! Er nennt das Brief, aber es ist ein ganzer Traktat. Es ist bemerkenswert, wie er klar macht, was sein Werk ist und was von Pallotti kommt. Er hat eine ganz eigene Vorstellung von Demut. Ich glaube, zum großen Teil weil er denkt: "Ich kann das nicht für mich behalten, nicht schweigen über das, was Maria in mir gewirkt hat." Und so sagt er: "Dieses Element kommt von mir, kommt nicht von Pallotti."

Herr Pater hat ein ausgesprochen starkes Bewusstsein dessen, was Maria durch ihn wirkt. Und hier entdeckt man einen psychologischen Zug: wenn er einmal von etwas überzeugt ist, dann kann niemand ihn mehr davon abbringen. Wenn er sich sicher ist, ist er sicher. Pater Kentenich hatte eine enorme Festigkeit, und in diesem Sinn war ihm diplomatisches Talent fremd. Herr Pater hat nicht verhandelt. Dieser Charakterzug erklärt die Problematik von Milwaukee. Er wusste, wenn er Rom gegenüber eine unbeugsame Haltung einnehmen würden, würde ihm das ein neues Dekret einbringen und ihn noch mehr in seiner Freiheit einschränken. Und dennoch hat er so gehandelt und es kam das neue Dekret. Seine Antwort lautete: "Ich werde mich strikt an die Normen halten, die Sie mir auferlegen, aber ich bin ihrer Begründung nicht einverstanden." Er gehorcht; aber dieses Verständnis von Gehorsam verlangt viel Reife von Oberen und Untergebenen. Manchmal ist die Haltung Herrn Paters regelrecht herausfordernd; er selbst schreibt in einem seiner Briefe: "Ich verbinde Gehorsam und Ehrfurcht mit Freimut, mit innerer Freiheit und Kühnheit." So erkläre ich mir viele Dinge, die passiert sind... darin gab es wirklich einige Überraschungen für mich.

Warum ist das Handeln und Verhandeln Herrn Pater so schwer gefallen?

- Der Vater und Gründer war sich sehr bewusst, eine Sendung zu haben, und dass Gott von ihm bestimmte Dinge erwartete. Für jemanden, der kein solches Sendungsbewusstsein hat und Herrn Pater nicht verbunden war, war das manchmal nicht einfach. Das machte sich besonders nach der Rückkehr Herrn Paters nach Dachau bemerkbar. Er kehrte mit einer anderen Haltung zurück, mit einer anderen inneren Haltung. Bis Dachau hatte der Gründer vermieden, von sich zu sprechen, hatte vermieden, dass über ihn gesprochen wurde, dass man ihn fotografierte; er hatte praktisch nichts von seiner persönlichen Geschichte erzählt. Doch von Dachau kehrte er zurück mir der vollkommenen Überzeugung, dass Schönstatt ein Gotteswerk sei. Seine Befreiung ist für ihn eine klare Bestätigung dafür. Er kommt außerdem zurück mit der Überzeugung, dass Schönstatt einen Sprung machen muss, dass es aufbrechen, sich in Kirche und Welt einbringen muss. Schönstatt ist bereits ein internationales Werk geworden. Da entscheidet er sich, dem Werk ein personales Zentrum zu geben, das die Einheit dieser in aller Welt ständig wachsenden Familie garantiert. "Und die einzige Person, die das tun kann, bin ich", versichert er. Er ist überzeugt, dass dies der Wille Gottes ist. Darum erlaubt er nun, dass man ihn fotografiert, er beginnt, von sich zu sprechen, beginnt auf der Bindung an ihn zu bestehen und löst sich von den Pallottinern. Es geht so weit, dass manche sagen, Herr Pater sei sehr verändert von Dachau zurückgekommen, er sei anormal – und das wird auch an die Bischöfe weitergegeben. Er nimmt das an als Preis, den er zahlen muss für etwas, von dem er überzeugt ist, dass es der Wille Gottes ist und was das Werk braucht. Das hat einen großen Teil der deutschen Bischöfe verärgert und das ganze Thema des31. Mai heraufbeschworen.

Gibt es eine Begebenheit, die Ihnen schwer gefallen ist zu verstehen?

Da ist eine sehr leidvolle Geschichte. Es gibt manche ältere Pallottinerpatres, die von Pater Kentenich spirituell begleitet worden waren. Da ist ein Pater, der eine Zeit lang Generaloberer war und danach stellvertretender Generaloberer, und dieser sagt in einem Moment: "Ich kann ihm nicht mehr folgen." Es ist ein Briefwechsel, der mich persönlich viel gekostet hat wegen des menschlichen Dramas darin. Von Rom aus schreibt dieser Pater einen Brief an Pater Kentenich und sagt darin, dass er nach Schönstatt fahren werde, und dieser antwortet ihm: "Gehen Sie ins Heiligtum, nehmen Sie auch mich mit, und danken sie der Gottesmutter für den langen Weg, den wir miteinander gegangen sind, und jetzt, da unsere Wege sich treffen, bitten Sie Maria, dass sie Sie segnet und dass sie auch mich segnet." Es ist ein Abschiedsbrief.

Ein übertragbares Vorbild als Heiliger?

Wie hat es Herr Pater gemacht, dass er im Licht Gottes diese schmerzvollen Dinge auf dem nicht gerade üblichen Weg, den er gehen musste, verstehen konnte?

Es kommt vor, dass er sagt: Ich habe Licht für den nächsten Schritt, aber ich sehe nicht den Weg. Man muss sich davor hüten zu denken, Herr Pater habe, weil er diesen ganzen Weg des praktischen Vorsehungsglaubens entwickelt hat, nun jede n Tag einen Ruf Gottes erhalten, der ihm sagte, was er an diesem Tag zu tun habe. Herr Pater hatte viele Augenblicke der Dunkelheit, und er sagt klar: Ich habe nur Licht für den nächsten Schritt.

P. Ángel, wenn man die Klarheit sieht, die Pater Kentenich hat über sich selbst, über seine Sendung und all diese persönlichen Qualitäten der Bindung an die anderen, in welchem Maße ist denn dieses Heiligkeitsmodell anwendbar auf normale Menschen ohne Gründungssendung, ohne dieses tiefe seelische Gleichgewicht, das Herr Pater hatte?

Es hängt viel davon ab, wie man die Nachahmung eines Heiligen angeht. Es geht nicht darum, ihn wortwörtlich nachzuahmen, sondern den Weg zu gehen, den er gegangen ist, entsprechend der eigenen Originalität, mit den wenigen oder vielen Talenten die ich in meiner Struktur habe. Ich kann die Erfahrung ausnutzen, die er gemacht hat mit seiner Originalität und seiner Struktur. Außerdem lebt er in einem anderen kulturellen Kontext und einer anderen Zeit. Ich muss mich bemühen, mir in origineller Weise die Werte anzueignen, die ihn bewegt haben, aber in meiner Realität.

Wir müssen einen realistischen Blick auf Pater Kentenich bewahren; denn er ist offensichtlich nicht als Heiliger geboren. Er ist einen langen und schwierigen Weg gegangen, und man muss auf Herrn Pater als Vorbild schauen, aber eben nicht nur am Ende seines Lebens. Manchmal sagt Herr Pater selbst, darin oder darin bin ich kein Vorbild für Sie. So müssen wir das Leben Herrn Paters nehmen und unseren eigenen Weg gehen, bewegt von den Werten, die ihn bewegt haben. Und wir müssen uns von ihm an die Hand nehmen lassen, und an ihm bestätigen lassen, seine Hilfe erbitten.

Gut, und wie übertragen wir im praktischen Leben diese vielen "Freunde auf dem Weg zur Seligsprechung", die wir in der Schönstattfamilie als Vorbilder haben?

Ich glaube, wir müssen zuerst einmal einfach dankbar sein für die Heiligen, die wir haben, denn sie sind Zeichen des Wirkens Gottes in der Geschichte der Familie. Einer religiösen Familie, die keine Heiligen hat, fehlen Hoheitszeichen, fehlt Reichtum. Außerdem hat Herr Pater das Heiligtum als "Wiege der Heiligkeit" angesehen, und – wenn Sie nicht zeigen können, dass aus dieser Wiege Heilige hervorgegangen sind, von welchem Heiligtum reden Sie dann? Es ist ein Reichtum, der gut investiert sein will. Schauen Sie mal, wie schön ist es, dass Gott uns eine Vielfalt von Heiligen schenken will, die verschiedene Zeitepochen, Geschlechter, Sendungen, Nationen abdecken. Und zu der Frage, wie ich sie nachahme, kann es verschiedene Stationen geben, ich kann mich etwa einmal mehr am Beispiel von Schwester Emilie orientieren, die mir zeigt, wie man zum Vater und Gründer eine Beziehung aufbaut, und das führt mich dann zu Jesus Christus. Wenn das Leben des Gründers, eines deutschen Priesters, mir zu fern erscheint von meiner Lebenswirklichkeit, haben wir Mario Hiriart, einen chilenischen Laien, der über die Straßen gegangen ist, über die ich gehe – eine Geschichte, die mir viel näher ist und mir den Weg leichter macht.

Aber definitiv sind diese Heiligen der Familia Lichter, die nicht versteckt und verborgen bleiben, sondern angezündet werden sollen, damit sie leuchten.

Und was ist mit dem Wunder?

Herr Pater war sehr respektvoll gegenüber den Normen der Kirche. Er weiß, wenn er selig gesprochen werden will, muss er ein Wunder wirken. In diesem Thema bin ich deswegen sehr gelassen. Unterdessen arbeiten wir so gut wir können an dem, was getan werden muss. Zurzeit geht es darum, dass der Tugendprozess abgeschlossen wird. Darum bitte ich um Gebet für Herrn Dr. Georg Holkenbrink, den Generalvikar des Bistums Trier, der den Abschlussbericht unterschreiben muss. In gewissem Sinn vertritt er alle, die daran arbeiten, den Prozess auf der Ebene der Diözese Trier abzuschließen, und er ist es, der die Macht hat, diese derzeitige Etappe zu beenden. Und so beten wir für Dr. Holkenbrink in Trier und erbitten die Fürsprache unseres Vaters und Gründers in den kleinen Wundern des täglichen Lebens, und lieben so die Kirche und alles, was Pater Kentenich in seinem Leben so geliebt hat. Werden wir ihm ähnlich vor allem in seiner besonderen Art, sich mit den Menschen zu verbinden, dann nähern wir uns zweifelsohne jenem Tag, an dem der Heilige Vater uns einen neuen Heiligen für unsere Familie schenkt. Denn abgesehen von allem Fortschritten im Prozess gibt es auch das Wohlwollen des Heiligen Vaters, Papst Benedikt XVI, der das Vorwort einer Novene über Pater Kentenich mit dem Wort überschrieben hat, das wir als Titel über dieses Interview gesetzt haben.

Um sich ein Bild zu machen...

*26.000 nicht veröffentlichte Schriften
* 9.500 Briefe Pater Kentenichs
* 8.000 Seiten Schrifttum aus Milwaukee
* 350.000 Seiten (Tausend Bücher á 300 Seiten)
* Ruf der Heiligkeit in 85 Ländern der Welt
* 150 Zeugen haben ausgesagt
* Das Register mit den Titeln aller Dokumente umfasst 4.800 Seiten

Das Interview führte Paula Christensen; veröffentlicht in der Zeitschrift "Vinculo" der Schönstatt-Bewegung Chile


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Last Update: 13.12.2006 Mail: Editor /Webmaster
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