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 published: 2006-10-20

Ein Liebesbündnis mit allen Gliedern und Gliederungen der Kirche... und darüber hinaus

Berufung in der ganzen Weite des Corpus Christi Mysticum - Liebesbündnis als Weg der Evangelisierung

 

Vortragsvormittag in der Aula der Anbetungskirche

 

Pater Dr. Lothar Penners, Schönstatt, spricht über das Thema: "Liebesmacht sein - unsere Berufung in der gesamten Weite des Corpus Christi mysticim".

 
 

Pfarrer Josef Treutlein, Würzburg, spricht zum Thema: "Evangelisierung - ein Bündnisweg".

 
 

Pater Franz-Johannes Brügger, Vorsitzender des Landespräsidiums der Deutschen Schönstatt-Bewegung stellt die Aktion "Schönstatt-Euro" vor.

 

Fotos: POS Brehm © 2006

 

SCHOENSTATT, mkf. Der Vormittag des zweiten Tags der Oktoberwoche ließ die Delegierten auf die Berufung Schönstatts im Gesamt der Kirche heute schauen und anregen, das Liebesbündnis als Weg der Evangelisierung im Missionsland Deutschland zu entdecken. "Liebesmacht sein", war Thema des Vortrags von Pater Dr. Lothar Penners am Morgen des 20. Oktober. Nicht gewusst, aber passend, dass genau an diesem Tag der sechzigste Jahrestag der Krönung des Bildstocks in Weesen war, bei dem Pater Kentenich vom Liebesbündnis der Völker sprach - und dass die Ikone, die mit dem Weltjugendtagskreuz durch Afrika wandert, an diesem Tag zum Heiligtum in Bujumbura, Burundi, kam.

"Wo wird mit feurigen Zungen von Gott und seiner gesprochen... ?", fragt Karl Rahner einmal. In seinem programmatischen Vortrag vom 31. Dezember 1965 stellt Pater Kentenich als Programm für Schönstatt auf, Liebesmacht zu werden im Herzen der Kirche. Das Bild vom "Herzen der Kirche" hat Tradition; als das "kontemplative Herz" der Kirche wird der Karmel gesehen; Hans Urs von Balthasar nennt die Säkularinstitute "das geheime Herz der Kirche" in der welthaften Existenz christlichen Lebens. Wenn es um die Weite geht, um die Weite in der Tiefe und Tiefe in der Weite, dann geht es darum, einen Blick zu haben für den ganzen Organismus der Kirche – für die Lebenskräfte, Lebensträger, Lebensimpulse, die es dort gibt, so Pater Penners. Wenn Pater Kentenich das Ideal aufstellt, dass Schönstatt wie und in Maria Herz der Kirche sein soll, Herz der Kirche im Sinne von "Liebesmacht im Herzen der Kirche", dann spricht er von einem Liebesbündnis mit allen Gliedern und Gliederungen der Kirche. Damit, so Pater Penners, greife er das Motiv der kleinen heiligen Theresia auf: sie sucht – schönstättisch gesagt – ihr PI, und schaut auf die Lebensträger der Kirche, die Märtyrer, die Priester, die Missionare: sie will ihre Identität finden, sie will nicht nur leben und beten, sondern will ihre Sendung in der Kirche erfüllen. Antwort findet sie im Hohelied der Liebe, in dem Paulus über die Charismen in der Kirche spricht. Wo jemand nicht zur alles tragenden und erfüllenden Liebe kommt, da nützt jedwedes andere Charisma letztlich nichts. Theresia erkennt die "Liebe als Schlüssel meiner Berufung: Ich begriff, dass die Kirche ein Herz hat und dass dieses Herz vor Liebe brennt... Im Herzen meiner Mutter, der Kirche will ich die Liebe sein und so werde ich alles sein." Das ist das Glück eines Menschen, der seine Berufung gefunden hat. Wenn sie im Herzen der Kirche lebt, darf sie Herz der Kirche sein. Schönstatt ist nicht Herz der Kirche; Herz der Kirche wird Schönstatt immer neu und immer dann, wenn es im Herzen der Kirche lebt und darin die Liebe wird. Das "Herz der Kirche" ist dem Charisma zuzuordnen, und Charisma hat man nicht, sondern Charisma muss in dauernd neuer Offenheit für den Geist immer neu empfangen werden.

Liebesmacht, so führte Pater Penners aus, ist nicht, ein bisschen nett zu sein in der Gemeinde. Liebesmacht sein heißt in Rückgriff auf Paulus, die Liebe so zu haben, dass sie die anderen Charismen in ihrer Art liebt und geschenkte Gaben in ihrer eigenen Originalität hervortreten lässt. Es geht nicht darum, Charismen zu vermischen, sondern die Liebe so wirksam werden lassen, dass die anderen sich gesehen, gewertet erleben und ihr eigenes Charisma mehr entfalten. Das Ideal, das Pater Kentenich Schönstatt stellt, bedeutet einen selbstlosen Dienst an der charismatischen Kirche. Das Ziel der apostolischen Bewegung in Blick auf die Liebesmach liegt in der Berufung zur Zusammenarbeit mit allen, zur apostolischen evangelisierenden Zusammenarbeit.

Realisierung dieses Ideals - hier und jetzt

Wie aber leben wir dieses Ideal in der momentanen Situation der Kirche in Deutschland? , so die Frage von Pater Penners an die Spitzenvertreter der deutschen Schönstatt-Bewegung.

Zunächst ist es ein neuer und immer neu einzulösender Anruf für Schönstatt als Familie, untereinander diese Liebesmacht darstellen und das Liebesbündnis mit allen Gliedern und Gliederungen zu leben. Das ist der Prüfstein dafür, dass wir das auch in der Kirche leben können. Pater Kentenich, so der Referent, habe in der Aufbruchszeit nach Dachau das Bild des Adlers gebraucht, der mit starkem Flügelschlag aufbricht in die Weite. Dieser Adler hat sich in der Verbannungszeit die Flügel verstaucht - zumindest in Deutschland. Es ist Zeit, sich davon zu erholen und einander nicht die Flügel zu stutzen: Sonne, Wind und Weite braucht der "deutsche Adler"!

Im Kreis der Geistliche Bewegungen hat Schönstatt große und entscheidende Schritte tun können im Blick auf das Zusammenarbeiten - eine schöne Erfahrung, da einem so ausgeprägtes Wohlwollen und wohlwollendes Zusammenarbeitens entgegen kommt.

In einer pluriformen und pluralen Kirche erlebt sich Schönstatt, so Pater Penners, zwischen verschiedenen kirchlichen Mentalitäten und "Lagern" in der kirchlichen Landschaft in Deutschland. Schönstatt versteht sich selbst in der "kirchlichen Mitte" positioniert, auch wenn das nicht immer so gesehen wird. Pater Kentenich will eine Kirche, in der das ganze Menschliche mit dem ganzen Göttlichen verbunden ist, will Initiative von unten und klare, wenn auch demokratisch ausgeübte Autorität. Das Ideal Pater Kentenichs sei der charismatische Bischof und die charismatisch bewegte Gemeinde, die sich scheinbar nicht gegenseitig brauchen, aber zutiefst aufeinander bezogen sind.

In Blick auf die Ökumene erklärte Pater Penners, dass Schönstatt auch hier das Zusammenarbeitspotential noch stärker sehen könne, etwa im Aufgreifen des Freiheitsanliegens Pater Kentenichs. "Wenn wir das wach in uns haben, können wir in fruchtbaren Dialog treten mit den evangelischen Christen", sagte er. Liebesmacht sein, Zusammenarbeit aus einer Tiefe der Herzensfreundschaft heraus, das geht nicht ohne Ganzhingabe. Man muss Nadelstiche aushalten in Kauf nehmen, zwischen die Lager zu kommen. Mit einem Zeugnis von Chiara Lubich und dem Gebet Pater Kentenichs, mit dem er vor dem 20. Januar seine Freiheit anbot für die Freiheit der Schönstattfamilie, lud Pater Penners am Schluss zu einem letzten Schritt im Sinne der Liebesmacht ein: bereit zu sein, wie Pater Kentenich bereit zu sein, das Kostbarste und das Eigenste einzusetzen "für alle Glieder und Gliederungen der Kirche."

Schönstatt wirft die Netze aus

Pater Franz Brügger, Vorsitzender des deutschen Landespräsidiums, stellte vor Beginn des zweiten Vortrags die Initiative "Schönstatt-Euro" vor.

Pfarrer Josef Treutlein, Würzburg - es geht die Legende um, dass er schon einmal als Pfarrer Marienweg angesprochen wird -, rief in seinem Vortrag die Schönstattfamilie im wahrsten Sinne des Wortes hinaus in die Weite! Am Beispiel der Zeltlager der Mannesjugend zeigte er einen Wandel auf. Früher dachte man, erst müssten die "kirchlichen Standards" gesichert sein, dann schließt jemand das Liebesbündnis sozusagen als Sahnehäubchen auf ein schon gutes christliches Leben. Jetzt sind auf den Zeltlagern Ungetaufte und Getaufte ohne religiöse Praxis. Im Liebesbündnis lernen sie christliche Grundbezüge. Das Liebesbündnis steht am Anfang, eröffnet einen Weg, ist ein Weg hin zum Glauben. Wo steht ein Junge mitten in der Nacht auf, um den Heiland anzubeten? Im Lagerheiligtum! Wo macht das Beichten Spaß? Am Waldrand auf dem Hochsitz!

Deutschland ist radikal Missionsland geworden und braucht darum radikal die große Missionarin, zeigte Pfarrer Treutlein in vor Überzeugung sprühender Begeisterung. Glaube ist nicht etwas, was man sagt, sondern was man wagt.

Schönstatt habe sich in Deutschland in den vergangenen Jahren verstärkt an missionarische Projekte herangewagt. Auch früher haben Schönstätter schon die Kirche im Verborgenen mitgetragen - es hat nur meist keiner bemerkt. Am Beispiel des Fränkischen Marienweges - eines insgesamt 900 km langen Wanderweges, der 50 Marienwallfahrtsorte in Franken verbindet - zeigte er auf, wie Evangelisierung konkret anfangen kann: bei Wanderwallfahrten mit über 100 Teilnehmern etwa, bei denen religiöse Erlebnisse geschaffen werden. Prinzipien, die hier wirksam sind, sind urschönstattisch: Es geht um Bewegungsarbeit aus freier Initiative. "Es gibt Leute, die sind für etwas begeistert, und es gibt Leute, die sind nur zuständig.", so pointiert Pfarrer Treutlein. "Idee und freie Initiative kamen von unten. Und plötzlich haben auch viele Zuständige etwas getan. Wir warten nicht, bis die Zuständigen etwas unternehmen, sondern fangen selbst an!"

Es gilt, Bundesgenossen gewinnen durch Beziehungsarbeit, es wirkt das Prinzip der heiligen Orte, das einem starken Heimatgefühl entgegenkommt. Strömungen sind entstanden, regelrechte marianische Pilgerströmungen im Bistum. Es ist lebensnah marianisch, biblisch und wertgesättigt: Alles Schöne und Gute erleben die Wanderer als in Maria verkörpert, in einer Verkündigung, die ihr Lebensgefühl trifft. Der Rosenkranz als gebetete Bibel wird zum idealen Trekkingebet. Im Würzburger Heiligtum wird der Krug und das Hineinschenken von persönlichen Erfahrungen von Leid und Grenze zu einem befreienden Erlebnis. In dieser Richtung, so Treutlein, könnten wir noch viel Mut und Phantasie entwickeln.

Raus auf die Straße!

Es gilt, hinauszugehen auf die Straße und aus dem Glauben heraus Zeugnis zu gehen, so Pfarrer Treutleins Resümee. Wir brauchen Christen, die Zeugnis geben. Wir brauchen Christen, die Beziehungen knüpfen. "Die Liebe fängt ganz unten an", heißt es in "Wagnis und Liebe", ganz unten, in der schlichten, natürlichen, herzlichen Menschenfreundlichkeit, wie sie Pater Kentenich gelebt hat.

Brauchte es aber nicht noch viel mehr mutige Evangelisierungsinitiativen - wie einen Glaubenskurs vom Liebesbündnis her, wie Konzert-Zeugnis-Veranstaltungen mit guten Marienliedern, wie mutige Zusammenarbeit vor Ort mit anderen Bewegungen.

Wagen wir, Maria ins Spiel zu bringen? Das Beispiel, das Pfarrer Treutlein erzählte von der Gestaltung einer Marienkapelle, bewegte tief und war auch später noch Gesprächsthema.

Die Menschen finden ganz leicht zu Maria, die erster und letzter Anker zum Glauben ist, so Treutlein. Maria ist nicht für die ganz Frommen, so Treutlein, Maria ist für die, die einen erste Beziehung suchen zu Gott. Sie wirkt als Missionarin!

"Netzwerke der Liebe schaffen"

Was auf dem Titel der letzten Nummer von Schönstatt Aktuell stehe, so Pfarrer Treutlein zum Abschluss, sei eine großartige Zusammenfassung all dessen, was gesagt worden sei. Es ist ein Auszug aus der Predigt von Bischof Bode beim Goldenen Jubiläum des Heiligtums in Meppen: Netzwerke der Liebe schaffen.

 


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