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 published: 2006-09-08

Der Garten unseres Vaterlandes

Wie bleibt man sauber, wo alle schmutzig werden? Wie kann man mitten in der Korruption leben, ohne korrupt zu werden? – Eduardo de Zanvalia, Stadtrat in San Miguel de Tucumán, möchte "das Beispiel des Wandels säen"

 

... hubo algo que merece destacarse y es la actitud del Concejal Eduardo de Zavalía quién pidió por la vida

... there was something that is worth to be mentioned: the attitude of councilman Eduardo Zavalia who spoke for life

… etwas, das erwähnt zu werden lohnt, und das war die Haltung von Stadtrat Eduardo de Zavalía, der eine Lanze brach für das Leben vom ersten Augenblick an

 

 

La ciudad de San Miguel de Tucumán, un jardín ...

The city of San Miguel de Tucumán, a garden…

Die Stadt San Miguel de Tucumán, ein Garten...

Foto: StockXchnge © 2006

 
 

... desde el Santuario de Schoenstatt, hogar espiritual del consejal valiente

... from the Schoenstatt Shrine, spiritual home of the courageous councilman

… vom Schönstatt-Heiligtum aus, geistige Heimat und Kraftquelle des mutigen Stadtrates

Foto: Cabral © 2006

 
   

ARGENTINIEN, mkf. In letzter Zeit hat die Stadt San Miguel de Tucumán den Glanz verloren, in dem sie einmal gestrahlt hat als echter "Garten der Republik Argentinien". Weit entfernt sind wir von dieser aufstrebenden Hauptstadt, dem Wahrzeichen des Nordostens, vom Geist des Fortschritts geprägt. Und deshalb gilt es, mit allem Einsatz daran zu arbeiten, dass unsere Stadt wieder der Garten unseres Vaterlandes wird, in dem die Menschen in Würde in jedem Stadtteilen wohnen und dort ihre Lebensprojekte und die ihrer Kinder entfalten können. – Worte, die sich auf der Internetseite von Eduardo de Zavalia finden, Stadtrat in San Miguel de Tucumán, Argentinien, und Mitglied der Schönstatt-Bewegung.

Eduardo de Zavalía ist 43 Jahre alt und Elektronik-Ingenieur, verheiratet mit Liliana Stordeur, Vater von fünf Kindern. Er ist Informatik-Professor im Lehrstuhl für Marketing der Thomas-von-Aquin-Universität und seit 2003 Stadtrat von San Miguel de Tucumán. Und außerdem Mitglied der Schönstatt-Familienbewegung. Wie bleibt man sauber, wo alle schmutzig werden? Wie kann man inmitten der Korruption leben, ohne korrupt zu werden?, fragte er einen Schönstatt-Pater, bevor er sein Amt antrat. "Es war klar", sagt er, "dass meine Sendung sein würde, das Beispiel des Wandels zu säen, dass man die Dinge korrekt machen kann und dabei Erfolg hat. Dass am Anfang, sagen wir, der Grad der Korruption 100% ist, und wenn deine Amtszeit um ist, ist er auf 90% gesunken, und dann hast du Erfolg gehabt. Denn der nächste Christ, der den Posten übernimmt, beginnt bei 90%. Wir wissen, dass es ein langer Weg ist, aber wir müssen Saatkörner ausstreuen in der heutigen Gesellschaft, damit andere weitermachen, sich anschließen."

Zwischen Gummiknüppeln und Schimpftiraden

Es geht. Man kann etwas bewirken, auch ganz allein. Am 1. September schrieb Eduardo de Zavalía an seine Freunde aus der Schönstatt-Bewegung: "Möchte euch erzählen, dass ich gestern in der Sitzung des Stadtrates das Leben von der Empfängnis an stark verteidigt und gegen die Abtreibung gesprochen habe, was von den anderen Räten positiv aufgenommen wurde, so dass am Schluss eine Erklärung für das Leben von der Empfängnis an approbiert und verkündet wurde; alle Abtreibungspraktiken wurden verurteilt. Auch wurde ein Schweigeminute eingelegt für die beiden Abtreibungsopfer der letzten Woche."

Wie in vielen südamerikanischen Ländern gibt es auch in Argentinien immer wieder Vorstöße zur Legalisierung der Abtreibung. Nach einer langen juristischen Schlacht wurden dort Anfang September zwei Kinder "legal" abgetrieben. Was in den USA und den meisten europäischen Ländern längst traurige Routine ist, war hier ein Drama – das Drama des Tötens eines unschuldigen, hilf- und wehrlosen Menschenwesens.

In einer Online-Zeitung, "Journalismus der Wahrheit", wurde das Handeln von Eduardo de Zavalía in einem großen Artikel gewürdigt. Da heißt es:

"Der Stadtrat von San Miguel de Tucumán tagte inmitten von tumultartigen Protesten, bei denen die Polizei mit Gummiknüppeln eingriff, während Angestellte der Stadt sich ihren Weg ins Gelände erkämpften. Ungeachtet der Straßenschlacht draußen und der Verbalschlacht drinnen billigte der Stadtrat mit seiner regierungsnahen Mehrheit mehrere kontroverse Projekte: die Verkehspolizei bekommt größere Vollmachten, die fliegenden Händler fliegen aus dem Stadtzentrum heraus und bekommen zwei offizielle Plätze angewiesen, das Aktienpaket der Macro-Gruppe wird gekauft ein Großmarkt gebaut, das Gasnetz soll erweitert werden und um die Schulden zu tilgen, wird anderweitig vorgesehenes Geld freigegeben... Doch inmitten dieser von Beleidigungen und Verbalattacken geprägten Sitzung, die eher einem Krieg als einer demokratischen Versammlung glich, gab es etwas, das sich herauszuheben lohnt, und das ist das Handeln von Stadtrat Eduardo de Zavalia, der für das Leben sprach. Ein Beispiel dafür, dass in unserer Gesellschaft nicht alles verloren ist und worauf hinzuhören lohnt.

Eduardo de Zavalía, Stadtrat der Oppositionspartei Recrear, sprach zunächst im Rahmen der Ehrungen, und erbat eine Schweigeminute für die beiden Abtreibungsopfer. De Zavalía sagte vor der Schweigeminnute: Heute ist der Festtag des heiligen Raimundus Nonnatus, des Patrons der Ungeborenen und der Schwangeren. Es lohnt sich, zu erwähnen, dass der heilige Raimundus Nonnatus (lat.: der Ungeborene), so genannt, weil man ihn aus dem Leib seiner verstorbenen Mutter herausschneiden musste, zusammen mit Petrus Nolasco in Spanien den Mercedarier-Orden gegründet haben, durch den die Verehrung der "Gottesmutter von der Barmherzigkeit", unserer Patronin, ins Land gekommen ist. Zu Ehren des heiligen Raimundus Nonnatus möchte ich eine Schweigeminute erbitten für die beiden Leben, die in der letzten Woche durch Abtreibung vernichtet worden sind, und für alle Abtreibungen, von denen wir nichts wissen.

Später, bei den allgemeinen Beratungen, erbat er erneut das Wort und sagte: Das ist eine Sitzung, bei der es um alle möglichen Themen geht, wie die Schupos und Verkehrsregeln, wie 30 Millionen Schulden, Gas, Straßenhändler usw. Aber für mich ist das heute eine Sitzung um Leben und Tod.

Eine Chance, das Leben zu verteidigen

Denn heute haben wir, die 18 Stadträte, die Chance, das Leben zu verteidigen. Ein einziges Mal könnte Tucumán heute berühmt werden durch den Einsatz für das Leben, statt wie sonst leider Gottes bekannt zu sein für den Tod – sei es der unternährter Kinder oder der vielen "Verschwundenen". Heute, ich wiederhole, heute haben wir die Chance, eine Botschaft für das Leben in die Welt hinauszuschicken.

Wir alle wissen, dass unsere Verfassung in Artikel 75 Absatz 23 die Abtreibung verbietet und dem ungeborenen Leben absolute Priorität gibt, und dass die Legislative durch die Sozialgesetze angehalten ist, ein System sozialer Sicherheit aufzubauen, in dem jedes Kind von der Empfängnis an besonderen Schutz genießt.

Wir wissen auch, dass unsere neue Provinzverfassung spricht kategorisch vom Schutz des Lebens vom Augenblick der Empfängnis im Mutterschoß spricht. Vor einigen Tagen hat es uns das Herz gebrochen, als wir die in den Bomben von Beirut ums Leben gekommenen oder verstümmelten Kinder gesehen haben; niemand, so bin ich überzeugt, der nicht Mitleid verspürt hat mit diesen unschuldigen Opfern eines brutalen Krieges. Letzte Woche sind unter dem Titel, dass es sich um eine Vergewaltigung gehandelt habe, und dass es behinderte Mütter seien, und dass es Unrecht sei oder was auch immer, zwei unschuldige Menschenkinder getötet – und ich sage es dazu – zuvor grausam verstümmelt worden.

In meinen Haus ist Platz für jedes Kind, das abgetrieben werden soll

Ich frage mich: Warum muss man ein unschuldiges und hilfloses Wesen töten, um das eine Unrecht mit einem anderen gutzumachen? Wäre es nicht gerechter, den Vergewaltiger angemessen zu bestrafen? Wenn es in Argentinien – Gott sei Dank – keine Todesstrafe gibt für einen Vergewaltiger, für einen Attentäter, warum dann für einen Unschuldigen, einen Hilflosen, einen Schutzlosen?

In San Miguel de Tucumán müssen wir das Leben verteidigen, und erst recht das der Ungeborenen, zu Ehren unserer Patronin, der Muttergottes von der Barmherzigkeit, der Mercedariar, zu Ehre von Raimundus Nonnatus! Das Leben zu verteidigen muss Staatspolitik sein, 365 Tage im Jahr müssten wir Erziehungs- und Meinungsbildungs-Kampagnen machen um zu verhindern, dass eine Mutter so weit geht, egal wie schwierig ihre Situation sein mag, dass sie ihr Kind abtreiben will – zumal wir wissen, dass Abtreibung das Problem nicht löst. Der Tod ihres Kindes wird niemals das Leben der Mutter besser machen.

So wie es Organspende-Kampagnen gibt, so und noch mehr müssen wir, wenn eine Mutter, aus welchem Grund auch immer, ihr Kind nicht haben will, ihr helfen, es zur Adoption freizugeben. Tausende von Ehepaaren, die Kinder haben möchten und nicht können, warten darauf. Und wenn es hilft, dann biete ich ganz persönlich in aller Bescheidenheit all meine Unterstützung an, materiell wie personell, um eine Abtreibung zu verhindern. In unserem Haus ist Platz für jedes Kind, das abgetrieben werden soll. Und wenn mit all dem immer noch jemand abtreiben will, dann nicht in dieser Stadt, denn in San Miguel de Tucumán verteidigen wir das Leben.

Das ist mehr als eine Sache des Glaubens, aus dem heraus ich als Christ das Leben verteidige, nein, hier geht es um das Naturrecht auf Leben, und weil es in der Macht der Stadt liegt, zu regeln, was in ihrem Territorium geschieht und was nicht, habe ich eine Vorlage einzubringen, die Abtreibung in jeder Form in unserer Stadt verbietet, und ich hoffe aus ganzem Herzen auf ihre Zustimmung, schloss Stadtrat de Zavalía. Die Versammlung war sprachlos, damit hatte niemand gerechnet. Es gibt Menschen, so schließt der Artikel, die mit erhobenem Haupt durchs Leben gehen und keine Angst haben.

Ein neues Argentinien schaffen

Wie ist Eduardo auf die Idee gekommen, in die Politik zu gehen? Es war eine Tagung der Schönstatt-Familienbewegung, die "schuld" daran war. "Im April 2003 waren meine Frau und ich bei einer Tagung für Ehepaare, veranstaltet von der Schönstatt-Bewegung in Tucumán", erzählt er. "Es ging um das Thema: ‚Ein neues Argentinien schaffen’. Das Argentinien des Unrechts, der Korruption, der Unterernährten, und im Gegensatz dazu das Argentinien, das alle Christen wünschen, ein Land des Rechts, der Gleichheit, der Ehrlichkeit, der Arbeit, und das dieses neue Argentinien nicht vom Himmel fällt, sondern Frucht unseres Einsatzes ist, dass wir die Werkzeuge des Wandels sind, wer sonst ..."

Ein paar Tage später, einen Monat vor den Kommunalwahlen in der Provinz, wurde ihm angeboten, sich an einer Unter-Devise zu beteiligen. In Tucumán herrschte in dieser Zeit das "Gesetz der Devisen", das heißt, um am Wahlkampf teilzunehmen, bestimmte jede Partei eine Devise, und die verschiedenen Strömungen innerhalb der Partei formulierten Unter-Devisen, so dass die Wähler gleichzeitig mit der allgemeinen Wahl über Schwerpunkte innerhalb der Partei entschieden. Das Thema wurde auf den Familientisch gebracht, diskutiert, und angesichts des miserablen Ansehens der Politiker und der Politik insgesamt, abgelehnt. Es fehlten noch zwei Wochen am Schließen der Listen, als ein Freund ihm anbot, bei der Unter-Devise einer anderen Partei mitzumachen, einer, die ein besseres Ansehen hatte. Wieder wurde das Thema am Familientisch beraten, und wieder lautete der Beschluss: Das ist nichts für uns. Am Ende der Woche vor dem Stichtag, es war ein Montag, acht Uhr abends, kam das dritte Angebot einer Unter-Devise, anders als die anderen, komplett zusammengesetzt aus Leuten, die nie zuvor sich politisch engagiert hatten. Da sagte seine Frau: "Wie viele Anrufe brauchen wir noch, um zu begreifen?"

"Es war eine Herausforderung", sagt Eduardo. "David gegen Goliath, aber wir haben es im Vertrauen gemacht, fast spielerisch, ohne uns aufzuregen." Gestützt, so sagt er, auf seine Familie, Schönstatt, seine Lebenserfahrung, seinen Lehrstuhl an der Universität, sei er die Sache angegangen. "Wir sind beide Professoren in Angewandter Informatik am Marketing-Lehrstuhl der Katholischen Universität, und diese Kenntnisse haben uns dann im Wahlkampf gut gedient, um gezielte Botschaften zu vermitteln!"

Wegweiser sein

"Man muss Tausenden von engagierten Christen den Weg weisen, damit wir eines Tages die Mehrheit der Sitze einnehmen und die Entscheidungen in eine neue Richtung lenken können", sagt er. Es tut gut, zu wissen, dass auch in der Schönstatt-Bewegung eine ganze Anzahl von Personen sich in der Politik engagieren – als Bürgermeister, als Abgeordnete. Viele sind es vor allem in Paraguay, wo sie mit anderen zusammen eine neue Partei gegründet haben. Es wäre schön, sich miteinander zu vernetzen, Erfahrungen auszutauschen, sich gegenseitig anzuregen oder einfach den Rücken zu stärken. "Wir sind nicht wirklich gut darin, Mails oder Briefe zu schicken, in denen wir unsere Zustimmung signalisieren oder dem, der unsere christlichen Werte verteidigt, zu zeigen, dass er nicht allein steht. Darum ist es wichtig, das unter uns Christen besser zu pflegen. Wer sich allein fühlt, gibt irgendwann auf..."

"Als Gesellschaft müssen wir aufhören, unseren Kindern zu erklären, dass Politik nichts bringt und alle Politiker korrupt sind, denn das einzige, was wir damit erreichen, ist, dass sie nicht wählen gehen und alle, die mit bestem Willen am öffentlichen Leben mitgestalten, schief anschauen. Und damit leiden wir bis ans Ende unserer Tage unter den Folgen schlechter Politik. Nein, wir müssen sie lehren, zwischen guten und schlechten Politikern zu unterscheiden und sich aktiv in Angelegenheiten des Gemeinwohls zu engagieren, auch wenn es nicht eine politische Partei sein muss, in Tierschutzvereinen etwa, beim Umweltschutz, beim Lebensschutz, in katholischen Bewegungen, in den Pfarreien; wir müssen sie anregen, wirklich engagierte Laien zu sein! Es ist wichtig, sich klar zu werden, dass es in allen Parteien Christen gibt. Was zählt, ist, sich zu engagieren, und zwar verbindlich, Sitze zu gewinnen und vor allem, einmal dort, die Angriffe des Systems abzuwehren – dem geht es ja darum, dass sich bloß nichts ändert! Und gleich von Anfang an gilt es anzufangen, für den Wandel zu arbeiten, aus einem klaren Wertekatalog, den Tugenden und der Wahrheit."

Es klingt auf, was die Schönstattfamilie von Tucumán bei der Einweihung des Heiligtums vor sechs Jahren als Botschaft an die Bevölkerung verkündet hat: "Dass Tucumán ein blühender Mariengarten in Argentinien werde, wo kleine Abbilder Christi und Marias wachsen, und dass sie, Christus gleichgestaltet, ihn in die Welt tragen, um das Reich Gottes auf Erden zu bauen."


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