Die Zeit in diesem Haus wird unvergessen bleiben

Jungmänner der Regio Wegweiser laden zum Abschiedsfest ein nach Thalwenden

Aqui hubo intercambios, reflexiones, encuentros... This was a place of sharing, planning, meditating... Viel wurde im Jugendhaus gearbeitet, nachgedacht und geplant
El „Taller“ sirvió como „club“, un lugar de encuentro The „Old Workshop“ served as club room and was place of many informal encounters Die hauseigene "Alte Werkstatt" war - zur Bar umfunktioniert - immer wieder Ort geselliger Abend
Aqui repararon las carpas del campamento Here the tents could be repaired Der überdachte Innenhof konnte für so manchen Arbeitseinsatz genutzt werden, so z.B. für Zelte-Reparaturen
La capilla de casa, llena de simbolos The house chapel, with many symbols Reich mit Symbolen aus dem SMJ-Leben versehen lud, die Hauskapelle zum Beten und Verweilen ein Fotos: Reimann © 2006

DEUTSCHLAND, Johannes Reimann. Die Schönstatt-Mannesjugend der Regio Wegweiser muss ihr Jugendhaus abgeben, nachdem der Eigentümer, die Pfarrgemeinde Thalwenden, es an privat verkauft hat. Mit einem Dank- und Abschlussfest wollen die Jungmänner die vergangenen zwei Jahrzehnte der schönstättischen Jugendarbeit in diesem Haus würdigen.

"Es bricht mir das Herz", sagt Bernhard Staffa, der als Diözesanleiter der SMJ von Erfurt derzeit auch für die Geschicke der gesamten Regio Verantwortung trägt. "Mit diesem Haus verlieren wir nicht nur unsere einzigartige Heimat und etwas von unserem Lebensgefühl, sondern auch ein Stück SMJ-Geschichte." Trauer und Enttäuschung sind bei den Jugendlichen groß. "Es kann doch nicht sein, dass alles so den Bach runtergeht", begehrt Markus Bode auf, der seit Jahren das Leben im Jugendhaus mitgestaltet. Und auch im Internet-Forum der Regio Wegweiser ist zu lesen: "Es kommt eine schwere Zeit auf uns zu."

Ein Haus und eine Heimat

Noch zu Zeiten der DDR hatte der damalige Jugendpater Rainer Zinke das Pfarrhaus der kleinen Eichsfeld-Gemeinde Thalwenden vom Erfurter Bischof zur Dauernutzung übergeben bekommen. So zog Anfang der achtziger Jahre die SMJ von einer Scheune des Nachbarortes in das Haus ein. Seither fand dort das schönstättische Jungmännerleben statt, trafen sich Jugendliche zu Ferienwochen, Tagungen, Kreistreffen, Vorbreitungen und Einkehrtagen. Für wenige wöchentliche Termine belegte auch die Gemeinde einen der Räume. Ansonsten hatte die SMJ im Pfarrhaus praktisch 'sturmfreie Bude', konnte Räume, Küche, Hof und Garage uneingeschränkt nutzen und nach eigenen Wünschen einrichten. Pater Rainer Zinke nahm seinen Wohn- und Arbeitsstätte ebenso dort wie Pater Bernhard Schneider, der Zinke 1991 bei der Jugendarbeit ablöste. Zinke blieb bis zu seinem Tod 1999 in Thalwenden wohnen und koordinierte von dort aus den Bau des Heiligtums und des Bewegungshauses in Heiligenstadt. Im Jahr 2000 trat dann Pater Michael Czysch die Nachfolge von Pater Schneider an und sorgte sich vier Jahre lang um die SMJ der Regio Wegweiser.

"Wir mussten einige schwierige Monate durchmachen", sagt Bernhard zur Versetzung von Pater Czysch. "Nachdem er 2004 mitten aus dem SMJ-Leben herausgerissen worden war, fanden wir uns fast völlig auf uns allein gestellt". Dass auf Pater Czysch niemand zur Betreuung der SMJ mehr nachfolgte, könne auch zum Verlust des Jugendhauses beigetragen haben, so hält Bernhard es für möglich. "Wenn von außen wahrgenommen wird, es gibt keinen Hauptamtlichen für die SMJ, drängt sich doch der Gedanke auf, bei uns liefe auch nichts mehr". Dabei sei es der Regio mehr als anderthalb Jahre lang erfolgreich gelungen, neben der üblichen Arbeit wie Zeltlager und Tagungen auch die Verwaltung zu stemmen, die ja eine zusätzliche Belastung verursache. "Einige haben sich da sehr stark investiert, ja sogar fast ihre gesamte Freizeit geopfert, um das Haus zu erhalten."

Trauer und Machtlosigkeit

Für die Jugendlichen sei es schließlich mehr als ein Haus gewesen, betont Christoph Nette. Er gehört zum aktuellen Leitungsteam der Regio Wegweiser und hat den Prozess des Ringens um das Jugendhaus hautnah miterlebt. "Wir haben uns schon irgendwie gefragt, ob wir mit dem Aufwand auch in Zukunft fertig werden", beschreibt er die internen Diskussionen, die auf das Bekanntwerden der Verkaufsabsichten folgten. "Aber dann diese Nachricht zu bekommen, das Haus wird tatsächlich verkauft - das ist wirklich sehr hart." Besonders störe ihn die Machtlosigkeit, mit der die Jugendlichen dem Thema nur begegnen könnten. Die Mitteilung über den Verkauf des Hauses sei vom Schönstatt-Bewegung Eichsfeld e.V. gekommen - der offizieller Verhandlungspartner gegenüber der Pfarrgemeinde und dem Bistum Erfurt gewesen sei - mit einer Art Entschuldigung: "Wir konnten nichts dagegen tun."

Ein Dankesfest als Abschluss

"Wir, aber auch ganze Generationen von Jungmännern vor uns haben in diesem Haus gelebt, viel freie Zeit dort verbracht. Wir haben dort Lieder gesungen, Abenteuer erlebt, Zeltlager vorbereitet, uns einfach zwischendurch getroffen - es war unser zweites Zuhause. Und jetzt haben wir überhaupt keinen Einfluss darauf, was damit geschieht. Das ist frustrierend." Christoph, Bernhard und Markus trauern wie die gesamte SMJ um das Jugendhaus. Aber neben dem Gefühl des Verlustes und der Sorge um die Zukunft soll auch noch etwas Positives an Bedeutung gewinnen. "Wir können Gott wirklich von Herzen dankbar sein für diese mehr als zwanzig segensreichen Jahre in unserem Haus", findet Bernhard. "Das wollen wir mit unserem Abschlussfest auch ganz klar verkünden. Und wir möchten nach außen tragen, wie qualitativ hochwertig die Jugendarbeit war, die hier gemacht wurde." So sollen am 2. und 3. September in Thalwenden Dankbarkeit zelebriert und eine unvergessliche Zeit abgeschlossen werden. Eingeladen sind alle, die sich im Jugendhaus gerne noch mal umschauen möchten, bevor es geschlossen wird. Und natürlich alle diejenigen, die selbst einmal in diesem Haus ein und aus gingen und denen die Schließung vielleicht auch ein klein wenig das Herz bricht.

Nähere Informationen zum Abschiedsfest gibt es unter

www.regio-wegweiser.de

sowie unter folgender Adresse:

Jugendhaus Thalwenden
Udersche Straße 10
37318 Thalwenden