Nachrichten - News - Noticias
 published: 2006-08-11

An der Hand des Vaters gehen

Ein Highlight des Schoenstatt Summer: Begegnung mit Mike und Marge Fenelon aus Milwaukee

 

Mike y Marge Fenelon con los jovenes

Mike and Marge Fenelon with the youth

Mike und Marge Fenelon mit den begeisterten Jugendlichen

 

 

La foto famosa: Mike Fenelon de la mano del Padre Kentenich

The famous photo: Mike Fenelon at the hand of Father Kentenich

Das berühmte Foto: Mike Fenelon an der Hand von Pater Kentenich

 

Mike y Marge Fenelon

Mike y Marge Fenelon

Mike y Marge Fenelon

Fotos: Signorini © 2006

 
   

SCHOENSTATT, Francesca Signorini. Wissen Sie es? Oder haben Sie sich schon einmal gefragt, wer das Kind an der Hand von Pater Kentenich ist auf einem der berühmtesten Fotos, das eine Art Ikone seiner Väterlichkeit geworden ist? Viele haben das getan. Die Mädchen und Jungen der deutschen Jugend haben jahrelang geglaubt, bei dem Kind handele es sich um einen blinden Jungen, dem Pater Kentenich beim Gehen behilflich ist. In Argentinien hingegen war man der Meinung, dass dieses Kind dank der Führung von Pater Kentenich Priester geworden sei. Ganz genau so ist es allerdings nicht, und darüber können die Jugendlichen, die am letzten Freitag beim Schoenstatt Summer waren, wirklich sicher sein, denn sie haben mit diesem "Kind" gesprochen.

Es handelt sich um Mike Fenelon, verheiratet mit Marge und Vater zweier Kinder: Sarah (27) und Steven (23). Die Eheleute Fenelon befanden sich gerade in Schönstatt, um am Internationalen Kapitel des Instituts der Schönstatt-Familien teilzunehmen. Die Jugendlichen, die sich in Schönstatt für ihr Festival, den Schönstatt- Summer, versammelt haben, deckten die Identität von Mike während der Bündnismesse am 18 Juli auf. Sofort haben sie alles versucht, um ein Treffen mit dem Paar zu arrangieren. Schließlich wurde ein Treffen für den 2. August festgesetzt, das mit dem Abendgebet am Urheiligtum begann und im Konferenzsaal im Erdgeschoss der Sonnenau fortgesetzt wurde. Über 40 Jugendliche waren dabei – wer möchte auch schon verpassen, wenn man unmittelbar Menschen begegnen kann, die tiefe Erlebnisse mit Pater Kentenich hatten?

Die Montagabendgespräche

Die Eheleute Fenelon sind aus Milwaukee/ Wisconsin, einer in Schönstatt berühmten Stadt; sie war der Ort des langen Exils Pater Kentenichs von 1952 bis 1965. Sowohl Mike als auch Marge hatten als Kinder das Glück, Pater Kentenich als spirituellen Vater ihrer Gemeinde und ihrer Familie kennenzulernen.

Mike begann mit einer kurzen Einführung in die Bedeutung der Exilszeit und den Kontext der Begegnungen seiner Eltern mit Pater Kentenich. Pater Kentenich hatte immer den Wunsch geäußert, sich den Familien zu widmen, aber die unzähligen Verpflichtungen, die er in Schönstatt hatte, machten einen solchen unmittelbaren pastoralen Kontakt weitgehend unmöglich. In Milwaukee nun war er durch die kirchlichen Autoritäten daran gehindert sich weiter dem Aufbau Schönstatts zu widmen. So nahm er seine nun reich verfügbare Zeit, um sich den Familien zu widmen. Eine Familie deutscher Herkunft nahm als erste Kontakt zu Pater Kentenich auf, die Zahl der Familien stieg schnell und 1955 begannen die regelmäßigen Katechesentreffen für Eheleute , immer am Montag, weshalb sie den Namen: Monday Night Talks, Montagabendgespräche, bekamen. Sowohl die Eltern von Mike wie die von Marge, Ehepaar Fenelon und Ehepaar Yank, haben daran teilgenommen. Alle waren sehr davon beeindruckt, wie aufmerksam Pater Kentenich immer seinen Zuhörern gegenüber war. Als beispielsweise auch jüngere Paare an den Treffen teilnahmen, wurden unverzüglich Themen angepasst und es wurden Fragen der Kindererziehung oder die eheliche Vertrautheit in Angriff genommen. Viele Fotos bezeugen diese Treffen.

Das Foto

Aber zurück zum Foto, das den kleinen Mike mit Pater Kentenich zeigt. Mike erzählt, dass er sich noch gut an den Tag erinnert, aber nicht an alles was Pater Kentenich gesagt hat. Stattdessen erinnert er sich etwas mehr an den Ort und die zahlreichen Bäume, die es dort in langen Reihen gab. Weitere Einzelheiten fand er später im Gespräch mit seinen Eltern heraus.

Das Foto wurde 1963 an einem Samstagnachmittag gemacht, bei einer Erkundungstour Pater Kentenichs zu einem Gelände, das für den Bau des International Schoenstatt Center in Blick genommen worden war. Pater Kentenich kam dorthin, um es persönlich anzuschauen. Sobald die Familien davon Wind bekommen hatten, informierten sie sich gegenseitig per Telefonkette, und schon bald war eine große Zahl Leute mit Pater Kentenich auf dem Gelände. Das lief immer so, erklärte Mike Fenelon. Wie nun kam es zu dem Foto oder besser zu dem Gang an der Hand Pater Kentenichs? Der Boden des Geländes war sehr uneben und der schon 70jährige Pater Kentenich fühlte sich etwas unsicher. Und weil es ihm unangenehm gewesen wäre, sich von einem Erwachsenen stützen zu lassen, rief er den kleinen Mike herbei und ließ sich von ihm führen. Diese Geschichte ändert die Interpretationsperspektive des Fotos komplett. Im Allgemeinen glaubte man, dass der alte Priester das Kind leitet, obwohl in Wirklichkeit das Kind es war, dass die Aufgabe des Stützens übernommen hatte. Marge lud zum Nachdenken darüber ein: Wenn der Vater für eine Aufgabe ein Kind braucht, dann müssen wir Kinder werden, damit er uns dafür brauchen kann. Mike erzählte zur Erheiterung aller eine Anekdote vom Besuch einer Schule in Chile. In der Vorhalle der Schule befand sich eine gigantische Fotografie dieses Fotos von ihm mit Pater Kentenich. Dort traf Mike die Schulkinder. Eine Lehrerin fragte sie: "Glaubt ihr, dass dieser Mann dass Kind auf dem Bild ist?" Alle antworteten ohne zu zögern: "Nein!". Daraufhin nahm Mike die Brille ab, nahm die Position wie auf dem Foto ein und nach der gleichen Frage antworteten die Kinder nun schüchtern mit "Vielleicht!"

Lebendiges Heiligtum und Hausheiligtum

Sowohl Marge als auch Mike heben den besonderen Charakter der Zeit, die Pater Kentenich in Milwaukee verbrachte, hervor. Für sie war er ihr Hirte, außergewöhnlich, aber immer auch ihr Priester. Sie sahen Leute aus aller Welt, die ihn besuchten, aber sie selbst wussten fast nichts von Schönstatt und erst recht nicht von seiner Stellung.

Die Familien verbrachten viel Zeit mit ihm, sie luden ihn in ihr Haus und er kam, für gewöhnlich sofort nach dem Abendessen, um ein paar Stunden gemeinsam verbringen zu können. Er nahm Einladungen an, wenn es sich um eine besondere Gelegenheit handelte, wie zum Beispiel die Krönung der MTA oder die Weihe des lebendigen Heiligtums oder des Hausheiligtums.

Das lebendige Heiligtum war der erste Schritt zur Evangelisierung der Familie. Pater Kentenich lud jedes Familienmitglied dazu ein, einen Teil des Heiligtums, das sie sich wünschten zu sein, auszuwählen und es zu leben. Marge wählte beispielsweise aus, ein ewiges Licht zu sein, Mike wählte den Erzengel Michael, ihre Tochter eine Kerze, Marges Schwester die Glocke.

Das Ehepaar Fenelon sieht im Charakter ihrer Tochter wirklich die Helligkeit einer Flamme, einer Kerze und sie erzählen, dass Sarah Kerzen sehr mag, es ist immer das richtige Geschenk für sie. Steven hingegen wünschte sich, der Erzengel zu sein, wie alle Kinder war auch er fasziniert von der Lanze. Da der Erzengel aber schon vergeben war, entschied er sich für Paulus, der wenigstens auch eine Waffe in der Hand hat. So entstand ein Zusammenhang zwischen Steven, der den Namen des ersten Märtyrers trägt und seinem Henker Saul, der zu Paulus bekehrt wurde.

Eine schöne Geschichte ist die von Mikes kleinem Bruder, Bernard, der sich wünschte Pater Kentenich zu sein. Die Marienschwestern erklärten kategorisch, dass das unmöglich sei und das er sich ein anderen Symbol auswählen müsse.

Aber Bernard hatte sich entschieden, und als er an die Reihe kam, sagte er zu Pater Kentenich, er wolle Pater Kentenich sein. Pater Kentenich erklärte schmunzelnd, das könne er sein, und dann wäre das Vaterauge sein Platz. Als die Feier zu Ende war, reichte Bernard Pater Kentenich den Hut, und dieser setzte ihn Bernard auf den Kopf, wie auf einem anderen schönen Foto zu sehen ist. Er machte ihm deutlich: Wir gehören zusammen!

Pater Kentenich hat danach die Familien dazu geführt, in ihrem Haus ein echtes Hausheiligtum einzurichten. Für Marge und Mike ist es das Herzstück ihres Hauses. Im Hausheiligtum befindet sich ein Bild der MTA, ein Kreuz, genauso wie andere wichtige Zeichen des katholischen Glaubens. Hier betet die Familie zusammen, vertraut Freud und Leid der Gottesmutter an. Das Hausheiligtum ist auch Ort der Gnade für Freunde und Nachbarn des Hauses. Hier geschehen Tag für Tag viele kleine und große Wunder des Lebens. Mike erzählt wie einer der Nachbarn, seit einigen Jahren Alkoholiker, dabei war seine Familie zu zerstören, die Frau und die Kinder waren an dem Punkt ihn zu verlassen. Eines Abends klopfte er an die Tür der Fenelons und bat um Hilfe. Er hatte sich entschieden sein Leben zu ändern, aber wie? Er kniete sich mit Mike vor das Hausheiligtum und anschließend beteten sie gemeinsam. Sie entschieden sich, dass der Mann sofort zum Entgiften ins Krankenhaus müsse, inzwischen würde Mike die Familie benachrichtigen. Seit diesem Moment hat sich alles zum besseren gewandt und Mikes Nachbar hat seitdem immer ein Kreuz der Einheit in seiner Tasche zum Zeichen der Dankbarkeit an den, der ihm geholfen hat.

Pater Kentenich, ein wirklicher Vater

Die Gnade, die die Gemeinschaft in Milwaukee in besonderer Weise erfahren durfte, ist die der Väterlichkeit Pater Kentenichs. Pater Kentenich stand ihnen stets zur Verfügung, zu jeder Zeit konnte man an seine Tür klopfen.

Er kümmerte sich, um die Familie auch aus materieller Sicht. Es ist rührend, wie er beispielsweise in einer Zeit, in der Marges Vater arbeitslos war, fragte: Haben Sie genug zu Essen? Oder genug Arbeit? Er war unglaublich großzügig, für die Kinder hatte er immer kleine Geschenke. Besonders unterhaltsam ist die Erzählung über das, was sich in der Weihnachtsnacht ereignete. Alle Familien hatten sich zuerst am Heiligtum versammelt, um gemeinsam zu beten und danach im Bewegungshaus zu feiern. Viele Leute brachten Geschenke für Pater Kentenich, er nahm nichts für sich. Folglich wurden die Geschenke, die die Menschen mitgebracht hatten an die Personen daneben weiter geschenkt.

Bei einer Weihnachtsvigil befand sich Mikes Vater, während der Geschenkübergabe zur Rechten Pater Kentenich. So passierte es, dass sein Vater mit einer wunderschönen Bibel, italienische Verarbeitung, mit einem Umschlag aus Leder nach Hause zurückkehrte. Die Väterlichkeit Pater Kentenichs findet Ausdruck in allem was er tut. Marge erinnert sich in besonderer Weise an seine väterlichen Hände und das Einladende in seiner Stimme, wie Musik. Jetzt fühlen sich Marge und Mike gerufen, die Einmaligkeit ihrer Erfahrung zu bezeugen und das große Geschenk, welches Pater Kentenich in der Kirche mittels des Hausheiligtums machte, zu zeigen. Ein einfacher Ort, aber effizient für die Evangelisierung und Übertragung des Glaubens.

Übersetzung: Stefanie Frank, Dieblich, Deutschland


Zurück/Back: [Seitenanfang / Top] [letzte Seite / last page] [Homepage]

Last Update: 11.08.2006 Mail: Editor /Webmaster
© 2006 Schönstatt-Bewegung in Deutschland, PressOffice Schönstatt, hbre, All rights reserved, Impressum