Nachrichten - News - Noticias
 published: 2006-05-17

Die Mischung macht’s

Gott mag Turnschuhträger und Menschen in Ordenstracht. In Würzburg trafen sich nun Vertreter beider Spezies. Das war prima

 

Iglesia: Alegria en la diversidad

Church: Joy in the diversity

Kirche: Freude an der Vielfalt

Foto: WJT Köln © 2006

 

DEUTSCHLAND, Sarina Märschel. Martin staunt. Schon wieder. In den letzten Wochen ist ihm das oft passiert, dass er Menschen zuhörte und dabei anfing zu staunen. Das Putengeschnetzelte auf dem Teller vor ihm wird schon langsam kalt, aber essen und zuhören und staunen gleichzeitig ist eben viel auf einmal. Um ihn herum sitzen Jugendliche von der Schönstattbewegung, den Fokolaren, von der Freien Christlichen Jugendgemeinschaft aus Lüdenscheid und ein paar seiner Freunde aus dem Münchner CVJM. Katholiken, Lutheraner, Freikirchler. Die Schönstatt-Jugendlichen erzählen gerade von ihrem geplanten Sommerprogramm, von den Mädchengruppen und von der kleinen Kapelle, die in Südamerika und auf den Philippinen genauso aussieht wie in Schönstatt bei Koblenz. Später, als der 17-jährige Schüler mit angezogenen Beinen auf dem Rücksitz des CVJM-Bullys sitzt, der ihn zurück nach München chauffiert, sagt Martin: "Ich bin fasziniert von der genialen Atmosphäre, jeder interessiert sich für den anderen, man will sich kennen lernen. Das ermutigt mich."

Martin ist einer von etwa 180 Vertretern aus knapp 50 Gemeinschaften, die am 6. Mai nach Würzburg gekommen sind, um Vorbereitungen für den Mitarbeiter-Kongress zu treffen. Dieser wird am 10. und 11. Mai 2007 im Rahmen der Großveranstaltung "Miteinander für Europa" in Stuttgart stattfinden. "Miteinander für Europa" ist ein Treffen von vielen unterschiedlich geprägten Gemeinschaften und Bewegungen aus dem evangelischen, katholischen, orthodoxen, anglikanischen und freikirchlichen Raum. Menschen aus allen Ecken Europas werden im nächsten Jahr in die schwäbische Landeshauptstadt kommen, um an einem Netzwerk geschwisterlicher Beziehungen weiter zu knüpfen, das die verschiedenen Völker und Kulturen Europas verbinden soll.

Verschiedenheit und Einheit

Der Mitarbeiter-Kongress hat dabei das Ziel, dass sich die Bewegungen untereinander besser kennen lernen und ihre Erfahrungen im Dienst an Gesellschaft und Kirche austauschen. Der Wunsch, der dahinter steht, ist, dass vom Kongress Impulse ausgehen zum Miteinander vor Ort und zur Zusammenarbeit für gemeinsame Ziele. Nach Würzburg kamen Martin und die anderen nun, um die Foren und Podien für den Kongress vorzubereiten, um sich auszutauschen und kennen zu lernen.

Mit müden Augen war Martin deshalb am frühen Morgen ins Auto gestiegen, und besondere Erwartungen an den Tag hatte er da noch keine gehabt. Nette Christen kennen lernen, vielleicht. Eine ermutigende Erfahrung machen, mal schauen. Drei Stunden später, nach einer Fahrt quer durch Bayern, wird ihm im Würzburger CVJM dann erst einmal Kaffee angeboten. Um Martin herum werden Hände geschüttelt, Namen ausgetauscht und Gemeinschaften vorgestellt. Von Fokolare bis Vineyard, von Sant’Egidio bis Christusbruderschaft Selbitz: Die Palette ist breit, und schon äußerlich wird die Unterschiedlichkeit der Gemeinschaften deutlich: Manche Vertreter sind in Ordenstracht gekommen, manche im Anzug und manche in Turnschuhen.

Zwei Gedanken prägen den Tag in Würzburg: Zum einen die "Anwendung der Trinitätsthese auf unser Miteinander", wie Thomas Römer, Mitglied des Leitungskomitees, es später formuliert: Verschiedenheit und Einheit sind gleich ursprünglich. Der Heilige Geist walzt Unterschiede nicht platt, um Einheit zu schaffen. Vielfältigkeit hat Platz in Gottes Welt. Sie ist manchmal zwar anstrengend, aber vor allem: Toll. Und das soll sichtbar werden beim Kongress.

Hoffnungszeichen des Lebens

Der zweite Gedanke hängt eng mit dem ersten zusammen: "Es ist die Frage, wie die Hoffnungszeichen des Lebens, die unter den Gemeinschaften da sind, sichtbar werden bis in die Gesellschaft hinein", so Thomas Römer.

Die Foren, die jetzt am Nachmittag in kleinen Gruppen vorbereitet werden, sind ein Platz dafür. Die Idee ist, dass die Gemeinschaften und Bewegungen ihren Reichtum in die verschiedenen Foren einbringen und dort austauschen. Und schon beim Vorbereiten wird deutlich, dass dieser Plan aufgeht: Martin nimmt zum Beispiel am Forum "Mit Kindern und Jugendlichen unterwegs" teil. Mit dabei sind Leute aus sechs verschiedenen Bewegungen und Gemeinschaften. Geplant wird hier erst einmal wenig, stattdessen erzählen die Teilnehmer von ihren Erfahrungen in der Jugendarbeit. Und sie hören einander zu.

Mit Martin zusammen im Forum sitzt Schwester Eva Maria Schenk, eine Franziskanerin vom Kloster Sießen. Die 62-jährige Lehrerin ist glücklich über diesen Tag: "Ich nehme eine neue Hoffnung mit, eine innere Freude und viele neue Freunde. Wir haben uns gegenseitig gestärkt im Glauben." Als der Schlussapplaus verklungen ist, geht sie noch einmal durch die Reihen, um den neu gefundenen Freunden zum Abschied die Hand zu schütteln. Die neuen Kontakte sollen keine Eintagsfliege bleiben, hat Schwester Eva Maria Schenk beschlossen: "Wir sind auseinander gegangen mit noch vielen Fragen - Wir treffen uns wieder!"

Jugendnetzwerk Europa

Mit diesem Plan rennt sie bei Martin offene Türen ein: Er war in erster Linie mit nach Würzburg gekommen, um Jugendliche aus anderen Gemeinschaften zu treffen, die seine Leidenschaft für Europa teilen. Und um Menschen zu finden, die daran mitarbeiten wollen, dass auch die nächste Generation eine Sehnsucht nach der Einheit des Volkes Gottes bekommt. Jetzt, am Ende des Tages, ist Martin ganz aus dem Häuschen, weil die jungen Leute aus den anderen Gemeinschaften Feuer und Flamme waren für die Idee, ein Jugendnetzwerk aufzubauen und Begegnungen zu organisieren.

Martin erhofft sich von "Miteinander für Europa", dass "es ein Zeichen nach Europa gibt, wo der Öffentlichkeit klar wird, dass den Christen Europa am Herzen liegt, dass sie es prägen und etwas dafür machen wollen." Die Offenheit, Liebe und Begeisterung, die ihm in Würzburg entgegenschlug, hat ihn begeistert. "Ich habe gemerkt, dass der älteren Generation am Herzen liegt, dass die Jüngeren mitmachen. Dass es ihnen am Herzen liegt, das gemeinsam mit uns zu machen." Martin hat sich vorgenommen, den Älteren zuzuhören. Weil es den Älteren gut tut. Und den Jüngeren auch. Sein Traum ist, dass das Treffen in Stuttgart nicht nur ein super Erlebnis wird. Sondern dass der Geist Gottes dort wirkt – mitten unter Menschen aus unterschiedlichen Gemeinschaften und Bewegungen, Ländern und Generationen. Und wenn der Heilige Geist das tut, möchte er, Martin, bitteschön gerne dabei sein.

Mehr: www.europ2007.org

 


Zurück/Back: [Seitenanfang / Top] [letzte Seite / last page] [Homepage]

Last Update: 17.05.2006 Mail: Editor /Webmaster
© 2006 Schönstatt-Bewegung in Deutschland, PressOffice Schönstatt, hbre, All rights reserved, Impressum