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 published: 2006-05-26


Podiumsgespräch zum Thema "Familien stärken in Partnerschafts- und Erziehungskompetenz"

Zukunftsmodell Familie

Podium zur Stärkung von Partnerschafts- und Erziehungskompetenz von Eltern

 

In der Sporthalle der Willi-Graf-Schulen versammelten sich über 120 Teilnehmer

 

Moderation: Sr. Veronika Riechelt, Schönstatt

 

Impuls: Dr. Lukas Schreiber, Soziologe, Vallendar

 

Interview: Weihbischof Jörg Michael Peters, Trier

 

Statement: Ehepaar Regine und Helmut Möhring, Marriage Encounter, Langscheid

 

Statement: Marianne und Hans-Georg Hornung, Schönstattfamilienbewegung, Waal

 

Statement: Dr. Erich und Maria Farkas, Bewegung "Neue Familien" in der Fokolarebewegung, Kempten

 

Musikalische Gestaltung: Wilfried Röhrig und Freunde

Fotos: POS, Brehm © 2006

 

Album de fotos – photo album – Fotoalbum

 

KATHOLIKENTAG, mkf. Ehe als Berufung? Berufung als Priester, Berufung als Schwester – kein Thema. Mit diesem Einstieg bringt Moderatorin Veronika Riechel, Schönstätter Marienschwester, das Podium "Zukunftsmodell Familie" auf eine klare Spur. Was sich im Miteinander der geistlichen Bewegungen schon seit einigen Jahren abzeichnet – nämlich eine klare Option für die Familie und für Familienpastoral -, hat unter den Bewegungen zu einem "Netzwerk für Familie" geführt.

Familienpastorale Erfahrungen und Modelle sollten auch auf dem Katholikentag in Saarbrücken ins Wort kommen, und zwar im bewährten Miteinander geistlicher Bewegungen. Auf Initiative der Schönstatt-Familienbewegung gaben Ehepaare von Marriage Encounter (ME), Fokolar-Bewegung/Neue Familien und Schönstatt-Familienbewegung Zeugnis von Modellen aus ihren jeweiligen Bewegungen zur Stärkung von Partnerschafts- und Erziehungskompetenz von Eltern.

"Miteinander wachsen" – das Lied von Wilfried Röhrig zur Eröffnung des Podiums gab den Ton an, um den es bei der Berufung zu Ehe und Familie geht: Miteinander wachsen dem Himmel entgegen, miteinander gehen auf Gottes Wegen...

Zu Beginn stellte Dr. Lukas Schreiber, Vallendar, aus der Sicht der Ehestabilitätsforschung (PDF) dar, wie sich Familie in ihren gesellschaftlichen Bezügen verändert hat: War Familie in früheren Zeiten durch ein mit einem festen Gerüst von außen gestütztes Fachwerkhaus, das auch bei morschen Balken und schlechter Bauweise hielt, muss dieses Haus heute ohne ein solches Gerüst auskommen und daher von innen gestützt werden. Familie habe heute ihre Selbstverständlichkeit verloren; Soziologen sprechen von einer De-Institutionalisierung der Familie.

Was Ehen halten lässt

Drei Megatrends ließen sich ausmachen, so Schreiber: eine Entkoppelung von früher selbstverständlichen Zusammenhängen: eine Entkoppelung der Lebensgemeinschaft von Mann und Frau von einer institutionellen Verbindlichkeit (Stichworte: Steigende Zahl nicht-ehelicher Lebensgemeinschaften, steigendes Heiratsalter, steigende Scheidungsziffern), Entkoppelung der Lebensgemeinschaft von Mann und Frau von der Elternschaft; und eine zunehmende Entkoppelung von Elternschaft und Erziehung. Die zentrale Frage der Politik ist heute: Wie können wir die Kinderbetreuung und Erziehung professionell outsourcen, damit die Eltern berufstätig sein können? In dieser neuen Situation, in der kein traditionelles Sicherungssystem mehr für Ehe und Familie da ist, geht es um Stärkung von innen, um eine Stärkung der Erziehungs- und Partnerschaftskompetenz. Drei zentrale Voraussetzungen habe er im Rahmen einer empirischen Studie mit länger als zehn Jahren verheirateten Ehepaaren, die ihre Ehe als glücklich erleben, gefunden: die Ehepaare verstehen ihre Lebensgemeinschaft als dauernd und bemühen sich deshalb bewusst um ihre Partnerschaft; sie genießen das Leben in der Ehe – sie erleben das Leben in ihrer Ehe als schön und lohnend und suchen bewusst diesen Genuss; den Eheleuten ist ihre Ehe ein hoher Wert, steht ganz oben in der persönlichen Werthierarchie – erst danach kommen Beruf, Hobbys, Geld, Beziehungen zu Verwandten und Freunden. Ehe und Familie, so Schreiber abschließend, seien zukunfstfähig, aber es brauche eine Stärkung der Partnerschaftskompetenz.

Weihbischof Jörg Michael Peters, Trier, sprach ausgehend von seinen eigenen prägenden Erfahrungen in der Familie von der Wichtigkeit der Familien- und Ehepastoral in der Kirche und der aufmerksamen Begleitung von Paaren auf dem Weg in die Ehe und auch danach. Wichtig sei auch, den Kontakt zu den Paaren aufrechtzuerhalten, deren erste Ehe gescheitert sei und die in der Zweitehe ihren Weg gehen...

Eine Begegnung, die unsere Ehe verändert hat

Im zweiten Teil des Podiums sprachen Ehepaar Möhring (ME), Ehepaar Hornung (Schönstatt) und Ehepaar Farkas (Neue Familien/Fokolar-Bewegung), zum Teil in sehr persönlichem Zeugnis, von Modellen und Erfahrungen ihrer Bewegungen, die zur Stärkung von Ehe- und Erziehungskompetenz beitragen. Was die Marriage-Encounter-Wochenenden bedeuten, vermitteln Regine und Helmut Möhrig (ME) aus Langscheid an ihrem eigenen Erleben. Eine Ehe wie so viele, in der man sich um Kindererziehung und vieles mehr bemüht, aber einander immer mehr aus den Augen verliert, die eigene Partnerschaft nicht mehr pflegt und nebeneinander herlebt als "engagierte Einzelkämpfer", wandelt sich an einem einzigen Wochenende grundlegend. "An diesem Wochenende haben wir einander wieder gefunden", sagt Regine Möhrig, und das Publikum geht mit, als es den Ausspruch des Jüngsten der Familie aufnimmt, der seine Eltern nach diesem Wochenende miteinander erlebt: "Es wirkt schon." Und es hat weitergewirkt. In der liebenden Aufmerksamkeit füreinander wächst Partnerschaft in eine nicht gekannte Tiefe und wird tragfähig. Ein Ein ME-Wochenende ist eine tiefe persönliche Erfahrung. Es ist eine Zeit zum Nachdenken und zum vertrauten Gespräch zu zweit. Das ME-Wochenende bietet Gelegenheit, einander neu zu entdecken. Die gegenseitige Beziehung steht im Mittelpunkt, frei von Ablenkungen und Belastungen des Alltags. ME ist ein herausfordernder, anspruchsvoller Weg, den Menschen miteinander gehen können, die einander offen begegnen, von ihren persönlichen Gedanken und Gefühlen mitteilen wollen, die sich Zeit füreinander nehmen, um einander zuzuhören und zu verstehen. Damit kommen sie sich selbst, einander und Gott näher. Das ME-Wochenende: (Mehr)

Familien in Gemeinschaft

Ehepaar Hornung aus Waal hat an der Akademie in Memhölz den Familientrainerkurs gemacht; sie schildern in Form eines Rollenspiels die Einladung zu einem Hausgesprächsabend und dessen Ablauf aus der Gastgeberrolle. Das in Österreich entwickelte Modell der Hausgespräche beruht auf der Idee, dass ein Ehepaar in seinem Umkreis andere Ehepaare zu einem Hausgespräch einlädt, das von einem auswärtigen Referentenehepaar gestaltet wird. Das Referentenehepaar hält einen Vortrag zu seinem "Lieblingsthema", einem Thema also, in dem sie sachlich Experten sind und kommunikativ entzünden, weil sie dafür glühen... Nach dem Vortrag folgt ein Paargespräch, danach eine gemeinsame Runde, mit einer sehr konkreten Spielregel: Es wird nicht gestattet, übereinander zu meckern oder aus dem Kreis der anderen Verbündete gegen den eigenen Ehepartner zu suchen. Bei den bisher 120 Hausgesprächen, so die Referenten, hätten viele Ehepaare wieder einen Zugang gefungen zu einem Leben, das mit Gott rechnet. (Mehr)

Ehepaar Farkas ging von der persönlichen Erfahrung aus, wie die Begegnung mit der Spiritualität der Fokolar-Bewegung ihrer Ehe eine neue Chance gegeben hatte. Die Familien der Fokolar-Bewegung sind wesentliche Knotenpunkte im weltweiten Netz der Bewegung. Die Spiritualität der Einheit, die sie sich zu eigen gemacht haben, erneuert jede Beziehung im Licht der gegenseitigen Liebe und der tiefsten menschlichen Werte. Die Beziehung der Einheit, die die Eheleute täglich neu untereinander aufbauen, ist wichtiger Bezugspunkt auch in der Kindererziehung und Fundament eines lebendigen Austausches zwischen den Generationen. Die Familien in der Fokolar-Bewegung möchten dazu beitragen, dass Wärme und Geborgenheit sowie Solidarität mit den Schwachen die Beziehungen im eigenen Zuhause prägen und ausstrahlen auf die Gesellschaft, um dort Strukturen zu prägenund zu verändern. Deshalb treffen sie sich vor Ort in kleinen Gruppen zum Austausch, bieten Kurse und Schulungen für befreundete Paare und Eheleute an und unterstützen durch ein weltweites Netz der Solidarität Familien in Not. Ehepaar Farkas machte deutlich, wie sie Familienkreise im Sinne der Spiritualität der Einheit aufgebaut haben und wie sehr das sie selbst bestärkt hat. (Mehr).

In den Fragen und Stellungnahmen aus dem Publikum wurde deutlich, dass hier viele Ehepaare waren, denen ihre Ehe ein echtes Anliegen ist, und die auch selbst geprägt sind von der Familienspiritualität geistlicher Bewegungen. Doch auch die brennenden Themen "Zweitehe", Trennung kamen zur Sprache. Den krönenden Abschluss bildete ein Familienvater, der am Schluss einfach sagte. "Wir empfangen unseren Lohn doch schon hier und jetzt" – und hinwies auf seine Frau und die drei kleinen Kinder, die strahlend aus der Ecke des Saales ihm entgegenlachten.

DOWNLOAD: Statement von Dr. Lukas Schreiber, Vallendar (PDF)

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Last Update: 30.05.2006 Mail: Editor /Webmaster
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