published: 2006-01-10 |
Forschung mit menschlichen Embryonen und die Würde der PersonDer Skandal um Hwang Woo Suk im Licht des organischen Denkens und der personalen Interpretation der Bioethik nach Pater Josef Kentenich |
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STELLUNGNAHME, mkf. Angesichts der Schlagzeilen um die gefälschten Forschungsergebnisse im Bereich der südkoreanischen embryonalen Stammzellenforschung nimmt die Bioethikerin Dr. Elena Lugo, Puerto Rico, Stellungnahme zu den damit neu aufgeworfenen Fragen. Im vergangenen Mai veröffentliche das Magazin "Science" eine als Durchbruch gefeierte Studie des südkoreanischen Wissenschaftlers Hwang zur Stammzellenforschung. Darin versicherte Hwang, er habe erstmals maßgeschneiderte Stammzellen für elf Patienten hergestellt. Die Studie hatte damals Hoffnungen auf einen Durchbruch beim so genannten therapeutischen Klonen geweckt. Experten hofften, dass sich mit Stammzellen schwere Krankheiten wie Parkinson behandeln lassen. Eigens für Patienten maßgeschneiderte Stammzellen hätten zusätzlich den Vorteil, dass sie nicht abgestoßen würden. Bald mehrten sich auch Zweifel an Hwangs weiteren Arbeiten. Unter anderem hatte der Forscher 2004 die ersten geklonten embryonalen Stammzellen präsentiert sowie 2005 den ersten Klonhund, Snuppy. Eine schöne neue Welt schien am Horizont aufzusteigen, in der Krankheiten wie Krebs, Parkinson, Diabetes ausgerottet würde. Und als einziges Hindernis stand die ach so rückständige katholische Kirche dem Durchbruch im Weg, die diesen Fortschritt aufhalten wollte und stattdessen an die Würde der menschlichen Embryonen erinnerte, die für diesen Fortschritt hergestellt und zerstört werden. Stattdessen mahnte sie die Forschung an adulten Stammzellen an Die Nationaluniversität von Seoul teilte am Donnerstag (29.12.05) mit, Hwang habe nicht eine einzige für Patienten maßgeschneiderte Stammzelle hergestellt. Der als Gentechnik-Pionier gefeierte südkoreanische Wissenschaftler Hwang Woo Suk hat seine bahnbrechende Studie nach Erkenntnis seiner Universität komplett gefälscht. Von einem schweren Schlag für die Wissenschaft ist die Rede, und von einer großen Enttäuschung für Tausende von Patienten. Die Karriere des Wissenschaftlers ist zu Ende. Mit der Hand am Pulsschlag der Zeit fragen sich viele: Und nun? Geht es nun nur um bessere Kontrollen vor der Veröffentlichung von wissenschaftlichen Studien? Oder spricht in diesem Ereignis die Stimme Gottes leise, aber vernehmbar, von der Würde des menschlichen Embryos? Das Denken Pater Kentenichs in Anwendung auf die BioethikEine bioethische Betrachtung der Forschung an und mit embryonalen Stammzellen kann sich nicht beschränken auf eine säkulare und im mechanistischen Denken - wie Pater Kentenich sagt - behaftete Perspektive. Die säkulare Bioethik charakterisiert sich vor allem durch eine ausgeprägte Pragmatik im Umgang mit Problemen und Konflikten im Bereich der Gentechnik und Stammzellenforschung. Ihre Methode beruht auf dem Minimalkonsens einer pluralistischen Gemeinschaft, bei dem es darum geht, möglichen Schaden abzuwenden, für das Wohlergehen der Mehrheit zu sorgen und Probleme nach Konsens oder durch Verhandlungserfolge einschließlich Mehrheitsentscheid zu lösen. Auf den ersten Blick erscheint diese Art der bioethischen Betrachtung und ihrer Anwendung attraktiv, unkompliziert und sympathisch, klingt doch darin das hohe Ideal demokratischer Meinungs- und Willensbildung an. Ehrfurcht vor der individuellen Freiheit und vor der persönlichen Gewissensentscheidung sind ihre Eckpunkte. Der gesellschaftliche Konsens wächst und wird zum Gesetz erhoben, widerstrebende Ideologien werden marginalisiert und Aktionseinheit gefördert. Ganz pragmatisch und ganz praktikabel. Diese pragmatische Methode bringt mit sich eine gemäßigte Skepsis gegenüber der Suche nach letzten Wahrheiten und Begründungen und dem Gemeinwohl im universellen Sinn, oder kurz gesagt, nach Objektivität. Fragen wie die nach der Natur des menschlichen Embryos, nach dem Tod, dem Gebrauch des "Rohstoffs" und der forschungsalltäglichen Praxis werden mit praktischen Vereinbarungen beantwortet, gestützt von einer Methode des ethischen Diskurses, in der die friedliche Koexistenz unterschiedlicher ethischer Positionen und Weltanschauungen möglich und selbige letztlich völlig irrelevant sind. Kann als eine Mehrheit - auch wenn sie das Gemeinwohl will und nachdenkt - bestimmen, was wahr ist und was gut in grundlegenden Themen wie Leben, Tod, Umwelt und menschliches Handeln? Die Antwort ist: nein. Aber um das zu zeigen, muss man zu einem organischen Denken kommen, das ontischen Personalismus, Naturrecht und die Dynamik der aktuellen bioethischen Fragen in ganzheitlichem Zusammenhang sehen kann. Organische und mechanistische MentalitätErstes Ziel der organischen Mentalität ist die Wiederherstellung der Harmonie von Immanenz und Transzendenz des Lebens im Denken wie im moralischen Handeln und allem Tun des Menschen, einschließlich der Liebe. Es geht um eine natürliche wie übernatürliche Dimension, die auf fruchtbarer und ehrfürchtiger Gegenseitigkeit beruht. Ausgehend von dieser tiefen Bindung an die Harmonie von Transzendenz und Immanenz, fordert organische Mentalität eine gestaltende ethisch-psychisch-spirituelle Verpflichtung auf die Person als ganzheitliches Wesen. Das ist der neuralgische Punkt im Herangehen an bioethische Fragestellungen. Theorie und Praxis ergänzen einander und sind im organischen Denken nicht zu trennen. Dieses Denken hat gleichzeitig einen selbsterzieherischen Impuls zur Einbeziehung persönlicher Tugenden und Haltungen in einem Netz von Beziehungen mit repräsentativen Persönlichkeiten der Gesellschaft allgemein wie mit Forschern der Biomedizin und der sie befruchtenden Wissenschaften in der Beantwortung bioethischer Herausforderungen. Wenn der menschliche Verstand sich vom Licht des Glaubens ergänzen lässt, erweitert sich der Horizont bioethischer Forschungsmethoden um den Wert und die Bedeutung der geistigen und transzendenten Dimension des Forschungsobjekts. Ganz allgemein geht es dann darum, die Werte des Personseins an sich - Würde, Unantastbarkeit und Beziehungen - zu schützen gegenüber jeder Form von Nützlichkeitsdenken, Technisierung und Reduzierung des Lebens auf sein Funktionieren. Antworten personaler Bioethik auf die aktuellen HerausforderungenWie nun antwortet personale organische Bioethik auf die Fragen der Forschung an embryonalen Stammzellen und des therapeutischen wie reproduktiven Klonens?
Bleibt daran zu erinnern, dass in der Sicht Pater Kentenichs der Wert des menschlichen Embryo und seine Behandlung organisch untrennbar verbunden ist mit der Bewertung des natürlichen Prozesses menschlicher Fortpflanzung als Ausdruck ehelicher Liebe, als gegenseitiges Geschenk zweier Personen als geistigen Wesen mit körperlich komplementärer Sexualität. Embryonenforschung trennt oft genug mechanistisch den Embryo von seinem natürlichen Lebenszusammenhang: der Empfängnis als Ausfluss ehelicher Einheit und Fruchtbarkeit.
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Last Update: 28.04.2009
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