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 published: 2006-01-24

Spuren eines Vaters

Gespräch mit Pater Angel Strada über das Buch "Huellas de un Padre" - Spuren eines Vaters – von Pater Esteban Uriburu

Huellas de un Padre: el Padre Kentenich en Nuevo Schoenstatt, Argentina

Footsteps of a Father: Fr. Kentenich in Nuevo Schoenstatt, Argentina

Spuren eines Vaters: P. Kentenich in Nuevo Schoenstatt, Argentinien

 

El libro: Huellas de un Padre

The book: Huellas de un Padre

Das Buch: Huellas de un Padre

 
 

P. Angel Strada

Fr. Angel Strada

P. Angel Strada

Foto: Cerini © 2006

 
 

P. Esteban Uriburu

Fr. Esteban Uriburu

P. Esteban Uriburu

 
 

P. Esteban Uriburu en el Santuario Tabor

Fr. Esteban Uriburu in the Tabor Shrine

P. Esteban Uriburu im Tabor-Heiligtum

Fotos: Crivelli © 2006

 

Don Joao Pozzobon

John Pozzobon

Joao Pozzon

Fotos: Santa Maria © 2006

 
   

SCHÖNSTATT, Antonella Cerini. "Ein paar Wochen vor seinem Sterben hat er mich angerufen und gesagt: Angel, sorg für Indien! Mich bewegen diese Menschen sehr, sorg dafür, dass Indien Schönstatt kennen lernt", berichtet Pater Angel Strada. Eine Überraschung und doch keine – an den Türen der Ewigkeit bewegt Pater Esteban Uriburu die Sorge, dass Schönstatt in Indien entsteht. Heute wächst Schönstatt in Indien, mit Marienschwestern und Patres und den ersten Ansätzen von Schönstatt-Bewegung, eine Aufgabe, für die auch Rosa und Eduardo Aymerich aus Spanien in Indien wirken.

Pater Esteban war ein zutiefst einfacher Mensch, das war sein charakteristischste Zug, sagt Pater Ángel Strada, sein Kursbruder. Wenn er auch aus einer Familie der Oberschicht in einem der vornehmsten Viertel im Norden von Buenos Aires stammte und mit den wichtigsten Familien der Gesellschaft bekannt war, so hat er dies nie zu seinem eigenen Vorteil oder Ansehen benutzt – wohl aber für die Sache der MTA! Pater Esteban hatte eine starke Tendenz zum Einsatz für die Armen, die Notleidenden. In seinem Testament hinterließ er sein Hab und Gut der Gemeinschaft, bat aber darum, einen Teil davon den Armen zukommen zu lassen.

Zwei Abenteurer der MTA: Pater Esteban Uriburu und Joao Pozzobon

Von 1962 bis 1965, so berichtet Pater Strada, studierten er und seine Kursbrüder, darunter Pater Esteban Uriburu, im Kolleg der Pallottiner in Santa Maria, Brasilien. Dort hatten sie den ersten Kontakt mit Joao Pozzobon. Dieser besuchte wiederholt das Kolleg, da der Direktor sein Beichtvater war, und benutzte diese Gelegenheit, um den Studenten zu erzählen vom Wirken der Pilgernden Gottesmutter, und um ihnen zu erklären, wie man mit dem Volk den Rosenkranz betet und was man beim Besuch in den Häusern der Menschen zu beachten habe. Das Viertel, in dem sie auf Hausbesuch gingen im Rahmen ihrer pastoralen Praktika war stark beeinflusst von spiritistischen Sekten und von der Macumba, einer afrobrasilianischen Religion. Macumba existiert oft neben oder in synkretischer Weise zusammen mit dem volkstümlichen katholischen Glauben weiter Teile der brasilianischen Gesellschaft. Macumba ist ein sehr negativ geprägter Ausdruck. Wird von jemandem behauptet, er betriebe Macumba, so gilt es für einen christus-gläubigen Brasilianer diesen Menschen zu meiden. Joao Pozzobon, der die volkstümliche Frömmigkeit und ihre Vermischung mit Elementen der Macumba genau kannte, riet den Studenten: "Bitte, bitte, tretet nie aus Versehen auf der Straße Kerzen aus, die neben einem Totenschädel brennen, denn dann wird man euch für alles Unglück verantwortlich machen, das je in diesem Viertel passiert!"

Schon in dieser Zeit, so Pater Strada, stand Joao Pozzobon im Ruf der Heiligkeit; er war ein von allen respektierter, einfacher und väterlicher Mensch. Genau diese Eigenschaften waren es, die im Herzen von Esteban Uriburu starken Eindruck machen; Jahre später würde er - für die Arbeit an dem Buch "Huellas de un Padre" – nach Santa Maria zurückkehren und mit Joao Pozzobon für die Verbreitung seiner Kampagne arbeiten, um so die Sendung der Gottesmutter vom Heiligtum grenzenlos werden zu lassen... "Ich würde sagen, dass es in der Persönlichkeit dieser beiden einen gemeinsamen Charakterzug gibt, der sie eng verbunden hat: die Einfachheit, die Schlichtheit", sagt Pater Strada.

Joao Pozzobon ist es, der die Kampagne der Pilgernden Gottesmutter in Brasilien begründet hat, doch ohne die Arbeit von Pater Esteban Uriburu wäre sie wohl nicht weltweit geworden. Die Internationalisierung der Kampagne, so Pater Strada, regte Pater Esteban an. "Ich wage zu sagen, wenn auch etwas zugespitzt, dass ohne Pater Esteban das Werk von Joao Pozzobon mit viel Glück im Süden Brasiliens lebendig geblieben wäre, und das ohne abzustreiten, dass Joao Pozzobon ein großer, ein sehr großer Mensch war", fügt Pater Strada an.

Dass in den lateinamerikanischen Ländern ein neues Schönstatt werde

Pater Ángel Strada macht deutlich, welche Bedeutung und auch welche kirchliche Relevanz eines der interessantesten Bücher von Pater Esteban Uriburu hat, eben dieses Buch, das ihn Anfang der achtziger Jahre in Santa Maria zum Paulus der Kampagne werden ließ: "Huellas de un Padre", Spuren eines Vaters. Dieses Buch, dessen zweite Auflage Ende letzten Jahres erschienen ist, nachdem es mehrere Jahre lang vergriffen war, behandelt einen wenig bekannten Zeitabschnitt im Leben Pater Kentenichs – die Zeit seiner Reisen nach Nord- und Südamerika und Südafrika: vom 16. März 1947, dem Tag seiner Ankunft in Rio de Janeiro, Brasilien, bis zum 20. Juni 1952, dem Tag seiner Abfahrt von Santiago de Chile ins Exil nach Milwaukee.

Diese fünf Jahre im Leben Pater Kentenichs sind entscheidende Momente der Geschichte Schönstatts wie seiner persönlichen Lebensgeschichte. Er kam nach Lateinamerika, nachdem er in Dachau die Internationale gegründet hatte. Er selbst nannte sich einmal den Außenminister der MTA, das heißt, er verstand sich als Vertreter der Anliegen der Gottesmutter und ihres Reiches. Es war ein ganz klares Anliegen, das ihn bewegte: Er wollte die Zahl der Heiligtümer vermehren, der Heiligtümer als Werkstätten des neuen Menschen, in denen die Gottesmutter als große Erzieherin wirkt. Schönstatt braucht Bundesgenossen, Verbündete, so weiß Pater Kentenich, und muss dazu in allen Ländern die Besten gewinnen, die Besten an Menschlichkeit und Würde. Er will ein Netz der Solidarität schaffen, ein internationales Netz, das die Bedingungen für die Ausbreitung des Evangeliums bildet in Verbundenheit mit Maria – das Anliegen also, das Jahrzehnte später Johannes Paul II so stark vertritt, so Pater Strada.

Pater Kentenich hat in diesen Jahren ein klares Programm, ein Ziel: Er beobachtet, dass es in Lateinamerika eine Mentalität gibt, die die deutsche ergänzen und bereichern kann. Um die Sendung Schönstatts zu erfüllen, muss Schönstatt aus dem Reichtum anderer Kulturen schöpfen. Was Pater Kentenich hier intuiert, ist das, was viel später das Zweite Vatikanische Konzil ausarbeitet im Blick auf die Kirche der Sendungen, der Vielfalt der Sendungsträger, der allgemeinen Berufung zur Heiligkeit, der Inkulturation, der Weltdurchdringung...

Zwei Dinge sind es, die Pater Kentenich in Lateinamerika besonders beeindrucken, oder besser, zwei Zeichen: einmal die spontane, massenhafte Marienverehrung, und andererseits der Sinn für Familie und die Leichtigkeit, mit der persönliche Bindungen geschaffen werden. Daraus schließt er, dass Lateinamerika eine stärkere Voraussetzung hat für das organische, ganzheitliche Denken, das er als Grundlage versteht zum tieferen Identifizieren mit der Sendung Marias und Schönstatts.

Der Gründer denkt an eine kulturelle Einheit, die aus dem partnerschaftlichen Austausch verschiedener Ländern wächst. Er spricht von der "Dreifaltigkeits-Assistenz" der Marienschwestern in den ABC-Ländern Argentinien, Brasilien und Chile. Die Provinzen der Schwestern dort sollten eine Einheit bilden ähnlich wie in der Dreifaltigkeit. Zum Teil wächst dies aus den Idealen der Provinzen, die in dieser Zeit entstehen: in Argentinien geht es um Nazaret und den Vater, in Brasilien um Tabor und Jesus, in Chile um Coenaculum und den Heiligen Geist. Doch Dreifaltigkeit meint eine neue Realität, ein tieferes Miteinander.

"Spuren eines Vaters" - Gegenwart und Botschaft Pater Kentenichs in Lateinamerika 1947-1952

"Huellas de un Padre", Spuren eines Vaters, ist Ergebnis einer intensiven Arbeit von sechs Jahren an Nachforschungen und Zusammentragen von Informationen aus Vorträgen, Briefen, Chroniken und deren Bearbeitung, von Interviews und deren Auswertung, von Zeugnissen und Reisen. Das Buch will das Erbe aufgreifen und festhalten, das Pater Kentenich auf seinem Weg durch Lateinamerika hinterlassen hat. In der Einführung schreibt Pater Esteban Uriburu: "Dieses Buch ist nur ein erster Schritt eines Weges, der in den kommenden Jahren zu beschreiten ist. Es war wie das Ausgraben der ersten rohen Gesteinsbrocken aus einer reichen Goldmine, deren Umfang und Ausmaß wir jetzt noch gar nicht erfassen. Mit diesem Buch öffnet sich eine bisher ungekannte Bresche, denn bisher gab es noch keine umfassende Sichtung der immensen Arbeit Pater Kentenichs in diesen Jahren."

Das Buch bietet auf seinen 337 Seiten ein Kompendium der Spiritualität Schönstatts in Anwendung auf das konkrete Leben; Pädagogik, Werkzeugsfrömmigkeit, die Sendung des 31. Mai, organisches Denken, Leben und Lieben, das mechanistische Denken der westlichen Welt und die Herausforderung an Lateinamerika, einen starken Rückstrom zu tragen, der in diesen Ländern neues Glaubensleben wecken und festigen kann und sie so vor dem kulturellen und religiösen Zerfall bewahrt, die Vaterströmung, die Idee des Neuen Menschen in der Neuen Gemeinschaft als Antwort auf gesellschaftliche Herausforderungen, die Kirche am Neuen Ufer, die marianische Sendung in der heutigen Welt, die Neu-Evangelisierung – all das gehört zu den Themen dieses Buches, weil es Themen der Arbeit Pater Kentenichs in Lateinamerika sind. Ein Buch, so sagt jemand, für das es sich lohnt, Spanisch zu lernen.

Uriburu, Esteban: Huellas de un Padre; Editorial Patris, Cordoba, Argentina, 2005. ISBN 950-9579-07-6. editorial-patris-argentina@schoenstatt.org.ar


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