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 published: 2005-12-06

Der 8. Dezember 1965 in Rom

Ein Zeitzeuge berichtet vom Geschehen vor vierzig Jahren

 

Ermita en Belmonte

Wayside shrine in Belmonte

Bildstock in Belmonte

 
 

Piedra fundamental

Corner stone

Grundstein

Fotos: Archiv © 2005

 
   

ROM, Pfr, Oskar Bühler. Der innerste und engste Kreis der Vorgeschichte des 8. Dezember 1965 umfasst die Pläne für die Grundsteinlegung zu unserem Heiligtum. Den Anstoß dazu gab eine Pressemeldung, wonach der Heilige Vater vorhabe, bei der Schlussfeier des Konzils, die schon längere Zeit für den 8. Dezember vorgesehen war, den Grundstein für eine Kirche zu segnen, die der Mutter der Kirche geweiht werden soll. Diese Meldung weckte zunächst den verwegenen Gedanken, ob nicht gleichzeitig - vielleicht sogar vom Heiligen Vater - der Grundstein für unser Schönstattheiligtum in der ewigen Stadt gesegnet werden könnte.

Trotz der Kürze der Zeit - es war schon in der zweiten Novemberhälfte - glaubten wir, das Vorhaben in der vorgeschlagenen Weise noch durchführen zu können. Entscheidend für diesen Optimismus war, dass hinter diesem Vorschlag ein tiefer Sinn zu erkennen war: das geplante Heiligtum steht dadurch in einem unmittelbaren Zusammenhang mit dem Konzil und ist ein Zeichen dafür, dass wir uns für das Erneuerungswerk der Kirche zur Verfügung stellen wollen. Es stellte sich jedoch heraus, dass es bei der Kürze der Zeit nicht mehr möglich ist, einen Grundstein, der auch in seiner Gestaltung der Bedeutung dieses Heiligtums entspricht, herstellen zu lassen. Man wollte jedoch den bedeutsamen Tag des Konzilsabschlusses auch nicht vorübergehen lassen, ohne einen konkreten Schritt zur Verwirklichung unserer Pläne getan zu haben. So entschied man sich in den ersten Dezembertagen in Rom dafür, auf dem vorgesehenen Gelände ein MTA-Bildstöckchen zu errichten und die Weihe dieses Bildstöckchens als symbolische Grundsteinlegung zu begehen.

Eine echte Vertretung der ganzen Schönstattfamilie

Der Kreis, der sich am 8. Dezember im Generalat der Mainzer Vorsehungsschwestern um unseren Gründer zusammengefunden hatte, war seiner Zusammensetzung nach eine echte Vertretung der gesamten Schönstattfamilie. Sowohl die Gliederungen wie die Nationen, in denen Schönstatt lebt, waren größtenteils in irgendeiner Weise vertreten. Den größeren Teil der Anwesenden bildeten die Schwestern, von denen die Verantwortlichen der Generalleitung und der einzelnen Provinzen da waren. Die Verbände der Frauen von Schönstatt und der Marienbrüder waren durch ihre Generaloberen vertreten. Von den Schönstattpatres und den Schönstattpriestern waren jeweils einige Vertreter anwesend, die teils schon länger da waren, teils eigens auf diesen Tag hingekommen waren. Wie öfters in den Wochen zuvor war auch an diesem Tag der Vorsitzende des Generalpräsidiums, Weihbischof Tenhumberg, bei uns.

Am Morgen des 7. Dezember gab es noch kein Bildstökchen...

Das Haus Via della Vignaccia 25 hat wohl noch kaum einen solchen "Betrieb'" mitgemacht, wie in den Wochen, da Herr Pater mit seiner Begleitung dort zu Gast war. Es war einerseits eine große äußere Unruhe, verursacht durch die vielen Besuche und Telefonanrufe; andrerseits war auch wieder eine große innere Ruhe vorhanden, die von der Freude her kam, wieder den Vater in der Mitte haben zu dürfen. Von dieser Atmosphäre war auch der 8. Dezember beherrscht, der neben der Geburtstagsfeier am 16. November ein Höhepunkt in diesen Wochen werden sollte. Vor großen Festtagen darf erfahrungsgemäß eine besondere Unruhe nicht fehlen. So war es auch am 7. Dezember. Am Morgen dieses Tages war noch nichts da: weder ein Bildstöckchen, noch ein Schreiner, der es anfertigen könnte; am andern Tag soll das Bildstöckchen geweiht werden. Die Gottesmutter wollte noch an einige Leute ihre Zumutungen stellen, bis alles so weit war. Ein Mitbruder durfte den ganzen Tag "von Pontius zu Pilatus" laufen, bis das Bildstöckchen fertig war. Eine Marienschwester hatte schon am Tag zuvor auf das MTA-Bild verzichten dürfen, das sie eben von Herrn Pater geschenkt bekommen hatte. Und ein römischer Schreiner sollte noch schnell innerhalb von wenigen Stunden im Schweiße seines Angesichtes das Bildstöckchen zurechtzimmern; er hat seine Sache wirklich gut gemacht; ob er sie gerne getan hat, wissen wir von ihm genau so wenig wie von Simon von Cyrene. Am Vorabend des 8. Dezember war jedenfalls das Bildstöckchen mit dem in Bronze gegossenen MTA-Bild fertig und wartete nur noch, bis der frische Lack trocken war.

Abschluss des Konzils

Am frühen Morgen des 8. Dezember hielt Herr Pater wie jeden Tag einen Vortrag. Er sprach, nachdem er in den Vorbemerkungen auf das Immakulatafest eingegangen war, in Fortsetzung seiner Vortragsreihe über das Bild des Guten Hirten. Wer ihn zum ersten Male hörte, der musste feststellen, dass er über den Guten Hirten nicht nur Worte gehört hatte; die Worte waren voller Leben.

Schon bald begaben wir uns, soweit die einzelnen Karten erhalten hatten zum Petersplatz, um den feierlichen Abschluss des Konzils mitzuerleben. Es war für alle Teilnehmer ein unvergessliches und einmaliges Erlebnis, mit dem Vater der Christenheit und mit dem gesamten Episkopat in einer schlichten Weise die heilige Messe mitfeiern zu dürfen. Auch wer kein oder nur wenig Italienisch verstand, konnte aus der Stimme entnehmen, mit welch väterlicher Liebe der Heilige Vater seine kurze Grußansprache an die Kirche und den Erdkreis richtete. Und wenn wir heute nachlesen, was er damals sagte von seinem Gruß der Liebe, von dem Funken der Liebe, der den Gedanken des Konzils Feuer mit auf den Weg geben soll, von Maria als dem Wirklichkeit gewordenen Idealbild des Menschen und dem reinsten Spiegelbild Gottes, dann fühlen wir uns mit unserem Vorhaben in Rom besonders angesprochen.

Drei deutsche Priester mit einem Bildstock auf dem Petersplatz

Da uns der Wunschtraum versagt blieb, dass jetzt auch unser Grundstein gesegnet werden könnte, sollte doch unser Bildstöckchen wenigstens in allgemeiner Weise den Segen des Heiligen Vaters erhalten. Deswegen hatten wir es auf den Petersplatz mitgenommen. In dem Gedränge hatten wir Mühe, dass es nicht zu Schaden kam. Die Leute um uns herum schauten uns mit unserem Bildstöckchen auch ganz eigenartig an: drei deutsche Priester (und darunter noch ein Doktor der Theologie) mit einem MTA-Bild auf dem Petersplatz, das dürfte nicht gerade ein gewohnter Anblick gewesen sein. Während der Messfeier hatten wir das Bild auf dem Boden stehen. Am Schluss hoben wir es jedoch zum Segen in die Höhe. Und schon waren auch die neugierigen Photographen da, die unser Bildstöckchen auf ihre Platten bannten. Vom vierstündigen Stehen und vom Fahren in den überfüllten Bussen. ordentlich müde kamen wir um 14.00 Uhr in unserem Quartier wieder an. Aber zum Ausruhen war keine Zeit. Schnell Mittagessen, denn auf 14.30 Uhr hatte Herr Pater seinen Einstimmungsvortrag angesetzt. Zur Einweihung des Bildstöckchens konnte er nicht mitfahren, da sich Besuch bei ihm angemeldet hatte.

Der Vortrag zur symbolischen Grundsteinlegung

Aus dem Vortrag wurde mehr als nur eine Einstimmung. Schon die feierliche und ernste Art, mit der Herr Pater sprach, deutete darauf hin, dass er dieser Stunde eine besondere Bedeutung beimessen wollte. Und alle haben auch irgendwie gespürt, dass es eine große Stunde war. Am Abend hat es dann jemand ausgesprochen: dieser Vortrag kommt einer Gründungsurkunde gleich, er hat epochemachende Bedeutung. Herr Pater hat diese Deutung am anderen Tag bestätigt. Unsere symbolische Grundsteinlegung - das war der Grundgedanke des Vortrags - will nichts anderes sein als eine sinngemäße Gleich- und Einschaltung in den feierlichen Schlussakt des II. Vatikanischen Konzils. Das Kirchenbild des Konzils war von jeher unser schönstättisches Kirchenbild. Von daher wird unsere postkonziliare Sendung bestimmt.

Kirche am neuen Ufer

Unmittelbar nach dem Vortrag fuhren wir gemeinsam mit einem Bus auf unser Gelände, um dort durch die Errichtung des Bildstöckchens und durch unsere Weihe die nunmehr wieder neu geschaute Sendung anzunehmen und unser bereites Ja dafür zu sprechen. Die Fahrt dauerte etwa eine halbe Stunde. Bei unserer Ankunft wurde es schon allmählich dunkel. Auf der an das Grundstück angrenzenden Via di Boccea herrschte starker Verkehr, dessen Lärm uns während der Feierstunde etwas zu schaffen machte.

Wir begannen unsere Feierstunde mit dem Lied "Lichtzeichen über der Welt" und beteten im Bewusstsein unserer Schwachheit und Armseligkeit das Stufengebet aus Himmelwärts. Pfarrer Wolfgang Müller richtete im Namen der jungen Verbandspriester, die die Vorbereitung und Leitung der Feierstunde übernommen hatten, eine Ansprache an die versammelte Schönstattfamilie. Pater Menningen, der im Namen und Auftrag des Gründers sprach, wies auf die beiden Entschließungen des Generalpräsidiums hinsichtlich des Romheiligtums hin, und rief die Schönstattfamilie zur Mitarbeit an dem nunmehr begonnenen Werk auf. Einige Strophen des Heimatliedes wiesen uns hin auf das Reich der Liebe, auf den Gottesstaat und auf das kampfbereite und sieggewohnte Reichs das die Gottesmutter von diesem Heiligtume aus bauen und der Kirche schenken möchte. Das Weihegebet, das wir gemeinsam beteten, brachte den Sinn und Inhalt dieser Stunde zum Ausdruck: "Jeder von uns und schließlich jeder aus der Schönstattfamilie will aus der Kraft des Liebesbündnisses mit Dir seinen Beitrag leisten zum Bau der Kirche am neuen Ufer. Dem Sein und Leben unserer Familie entsprechend wollen wir in enger Verbindung mit dem Heiligen Vater und den Bischöfen die Aufgaben des Konzils verwirklichen helfen."

Gebet für die künftige italienische Schönstattfamilie und die Pfarrei...

Im Anschluss an das Weihegebet folgte die liturgische Segnung des Bildstöckchens durch unseren Herrn Weihbischof Tenhumberg. Die anschließenden Fürbitten, die von Vertretern der einzelnen Gliederungen formuliert und vorgetragen wurden, brachten eine Fülle von Anliegen im Zusammenhang mit unserem Romheiligtum zum Ausdruck. Weil unser Opfer zu klein und armselig ist, wollen wir uns vereinigen mit den Bauopfern Josef Engling, Gilbert Schimmel und Mario Hiriart. Von hier aus möge die Gottesmutter eine Welt bauen, "wie dem Vater sie gefällt", und in der Liebe und Wahrheit regiert. Sie möge uns viele heilige Schönstattpriester schenken, die durch ihr Wirken in den Diözesen und Pfarreien Herz der Kirche werden. Die MTA möge sich hier im Herzen der Kirche niederlassen und sich von hier aus in der nachkonziliaren Kirche verherrlichen. Wir beteten für den Heiligen Vater und seine Mitarbeiter, für die Bischöfe, die nun wieder in ihre Diözesen zurückkehren; für unseren Vater und Gründer, dass sein Wunsch nach der vollen Heimkehr bald in Erfüllung gehen möge, für die künftige italienische Schönstattfamilie, für die Pfarrei, in der unser Heiligtum steht, und für deren Seelsorger.

Zum Abschluss unserer Feierstunde beteten wir zusammen mit den Italienern, die sich mit ihrem Pfarrer zu uns gesellt hatten, das lateinische Ave Maria und sangen gemeinsam das Salve Regina.

Die ersten italienischen Pilger

Inzwischen war schon die Dunkelheit eingebrochen. Wir machten uns gleich wieder auf den Heimweg. Unterwegs stellte ein Mitbruder fest, dass er seine Mappe beim Bildstöckchen hatte liegen lassen. Es blieb nichts anderes übrig, als mit dem ganzen Omnibus zurückzufahren und die Verzögerung in Kauf zu nehmen. Aber das musste so sein! Denn als wir wieder zum Bildstöckchen kamen, da hatten sich auch schon die ersten italienischen Wallfahrer eingefunden, die dort beteten und Kerzen anzündeten. Die Gottesmutter war also schon daran, von hier aus "jugendliche Herzen an sich zu ziehen".

Dieser Tag, an dem wir uns bewusst in die Sendung der kirchlichen Hierarchie einschalten wollten, sollte nicht vorübergehen, ohne dass wir unsere Verbundenheit mit dem Heiligen Vater in einem äußeren Zeichen zum Ausdruck brachten. Wir richteten deshalb ein Schreiben an ihn, in dem wir ihm mitteilten, dass wir die Absicht haben, in Rom ein Heiligtum zu erbauen und dass wir am heutigen Tag an der vorgesehenen Stelle ein Bildstöckchen errichtet haben. Dies solle ein Zeichen dafür sein, dass wir die Anliegen des Konzils zu unseren eigenen machen wollen und dass wir Garanten sein wollen für die Durchführung der Konzilsbeschlüsse. Dieses Schreiben erreichte nach einiger Zeit den HI. Vater. Ende Januar traf eine von Substitut DelI' Acqua unterzeichnete Bestätigung des Staatssekretariates ein.

aus: MATRI ECCLESIAE – Anregungen und Mitteilungen zum Bau des Heiligtums in Rom, Heft 2 (1966 oder 1967)


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Last Update: 06.12.2005 Mail: Editor /Webmaster
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