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 published: 2005-12-06

Das Kind in die Mitte stellen

Vorstellung der Allensbach-Umfrage zur Generationenbeziehung in Deutschland für das FORUM FAMILIE STARK MACHEN e.V.

 

 

Intercambio de participantes del simposio sobre las relaciones de las generaciones, en Mainz

Participants of the sympision on generation relations in Mainz continue their discusión

Austausch zwischen Teilnehmern des Symposiums zu Generationenbeziehungen in Mainz

Foto: POS Fischer © 2005

 

Las generaciones juntas – un equipo ganador

United generations – a winning team

Generationen gemeinsam – ein Siegerteam

 

Jesus llamó a un niño..

He called a child over…

Da rief Jesus ein Kind herbei...

 

...lo puso en medio de ellos...

...placed it in their midst

...und stellte es in ihre Mitte

Fotos: Busse © 2005

 
   

DEUTSCHLAND, mkf. "Da rief er ein Kind herbei und stellte es in ihre Mitte." Stille. Mit diesem einen Wort aus Matthäus 18 hat Kardinal Karl Lehmann, Mainz, der leidenschaftlichen Podiumsdiskussion um Generationenbeziehungen, Familienpolitik, Renten, Elterngeld und Überalterung Deutschlands ganz am Ende eine Wende gegeben, die mehr war als einfach ein guter Schlusspunkt: Das Kind in die Mitte stellen. Die Podiumsdiskussion war Teil des Symposiums des FORUM FAMILIE STARK MACHEN e.V. "Generationenbeziehungen in Familie und Gesellschaft – Revolution? Evolution? Gestaltungsaufgabe?", am 29. November in Mainz, bei dem das Generationenbarometer vorgestellt wurde.

Bei vielen politischen Fragen geht es heute um "Generationengerechtigkeit": Ist eine Generation gegenüber den anderen im Nachteil? Müssten die kommenden Belastungen anders auf das Gefüge der Generationen verteilt werden, als es jetzt geplant wird? Die Leiterin des Instituts für Demoskopie Allensbach, Professor Renate Köcher, berichtete beim von "Phoenix" ausgestrahlten Symposium am 29. November über Ergebnisse der ersten kleinen Umfrage zum Thema Generationengerechtigkeit anlässlich der Vorstellung des Generationen-Barometers. Zu Beginn hatte der Initiator des Forum Familie stark machen, Professor Dr. Hubertus Brantzen – er gehört zur Schönstatt-Bewegung und steht unter anderem hinter der "Spurensuche" und "SMS von Gott" (www.spurensuche.info) – das Projekt "Generationenbeziehung" des "Forums Familie stark machen" vorgestellt und gefragt: Wie verändert sich das Klima unter den Generationen? Kommt es zu einem "Krieg der Generationen" angesichts des demographischen Wandels, bestehend aus steigender Lebenserwartung und sinkender Geburtenrate?

Generationenkonflikt in der öffentlichen Diskussion, Generationenzusammenhalt in den Familien

Die Verschiebungen durch den gegenwärtigen demograhischen Wandel, so Prof. Renate Köcher, sind gravierend. Es kommt zu einer Veränderung der Mehrheiten – erstmals wird die junge Generation die Minderheit der Gesamtbevölkerung darstellen. Die früher selbstverständliche Begegnung der Generationen wird immer mehr reduziert; immer mehr Menschen halten sich vorwiegend in ihrer eigenen Generation auf. Der Rückzug des Staates aus dem sozialen Sicherungssystemen wirft viele zurück auf persönliche Initiative und Familienzusammenhalt; der aber ist nicht mehr überall gegeben, erst recht nicht für die doch hohe Zahl kinderloser Menschen. Auch ändern sich parallel dazu traditionelle Überlegensheits- und Unterlegenheitsmuster. Es lernt nicht mehr automatisch die jüngere Generation von der älteren. Statt dessen treten sich Experten für Themen, die längere Lebenserfahrung benötigen, und Experten für Innovationen gegenüber.

Die Daten der Befragung zur "Generationengerechtigkeit" wurden im November 2005 durch eine repräsentative Bevölkerungsumfrage erhoben. Demnach sehen viele schon in näherer Zukunft Gefahr für den Zusammenhalt der Generationen: 41 Prozent der Bevölkerung rechnen damit, dass es in absehbarer Zeit große Konflikte zwischen den Generationen geben wird, etwa über die Höhe der Renten oder über die Leistungen der gesetzlichen Krankenversicherung. Besonders oft, mit einer relativen Mehrheit von 48 Prozent, befürchten die Bezieher niedriger Einkommen solche Konflikte.

Allerdings zeigt sich, so Dr. Renate Köcher, dass die Annahme einer wachsenden Gefahr für den Zusammenhalt der Generationen wohl eher rezipierte veröffentlichte Meinung ist als authentische Eigenwahrnehmung. Denn trotz dieser Befürchtungen und Einschätzungen fühlt sich bis jetzt keine Generation real gravierend benachteiligt. Nur 12 Prozent der Gesamtbevölkerung und auch nur 25 Prozent der jungen Leute sehen einen grundsätzlichen Vorteil der älteren Generation. Knapp ein Viertel der Bevölkerung, 23 Prozent, empfindet die Jüngeren im Vorteil. Eine absolute Mehrheit in allen Altersgruppen, 56 Prozent der Gesamtbevölkerung, erklärt jedoch: "Ältere und Jüngere profitieren gleichermaßen voneinander. Die Älteren haben viel für die Jüngeren getan, und die Jüngeren tun heute viel für die Älteren".

Auch die Frage, welche Generation bei den anstehenden Reformen die meisten Opfer bringen sollte, führt nicht etwa zu gegenseitigen Lastenzuweisungen der Generationen. Besonders selten wird an eine überdurchschnittliche Belastung der Rentner-Generation gedacht. In der Grundtendenz gibt es hier keinen Unterschied zwischen den Antworten der Jüngeren und der Älteren: In allen Altersgruppen erklären sich die meisten Befragten, 51 Prozent, als unentschieden und lehnen damit eine einseitige Lastenverteilung ab.

Gegenseitige Unterstützung von Jung und Alt in den Familien

Dieses Meinungsbild hat nach Einschätzung von Professor Renate Köcher vor allem mit der gegenseitigen Unterstützung von Jung und Alt in den Familien zu tun. Dort gebe es oft auch kräftige materielle Unterstützung der nachwachsenden Generationen durch die Älteren. Entsprechend finden provokante Äußerungen wie z.B. "Die Jüngeren zahlen bei uns zuviel für die Älteren, für die wachsende Zahl der Rentner und Pensionäre. Die Älteren leben auf Kosten der Jugend", nur bei einer kleinen Minderheit von 16 Prozent Zustimmung; 68 Prozent sehen es ganz anders. Die Abneigung gegen solche Schuldzuweisungen hat in den letzten Jahren sogar zugenommen. Diese Befunde sprechen eher dagegen, dass sich das derzeit gute Verhältnis der Generationen durch die anstehenden Sozialstaatsreformen ernsthaft verschlechtern könnte.

Insbesondere Eltern zeichnen sich durch die Ablehnung von Ressentiments gegen andere Generationen aus: 66 Prozent der jüngeren Eltern lehnen die Aussage ab, dass Ältere auf Kosten der Jüngeren lebten. Von ihren kinderlosen Altersgenossen teilen dagegen "nur" 46 Prozent diese Ablehnung. Immerhin 27 Prozent der Kinderlosen glauben aber, dass Ältere auf Kosten der Jüngeren lebten.

Solche Befunde lassen aus Sicht des FORUMS FAMILIE STARK MACHEN vermuten, dass das Erlebnis der guten Generationenbeziehungen in den Familien auch leichter zu einer positiven Einschätzung der Generationenbeziehungen in der Gesellschaft insgesamt führt. Empirisch nachvollziehbar also gezeigt, was "Sympathisanten" von Ehe und Familie als Keimzelle der Gesellschaft schon immer vermutet und auch erlebt haben: Stärkung der Familien, so brachte es Dr. Brantzen auf den Punkt, fördert die Solidarität der Generationen. Je mehr Menschen die Solidarität einer Familie erleben, desto weniger wird die Angst aufkommen, zu kurz zu kommen.

Um Bewegungen im "Familien- und Generationenklima" Deutschlands langfristig nachspüren zu können, ist im Forum Familie stark machen die Idee des Generationenbarometers entstanden. Das GENERATIONEN-BAROMETER ist als fortlaufende sozialwissenschaftliche Studie angelegt. Es soll als Messinstrument periodisch – am besten im Abstand von drei Jahren – die Klimaveränderungen zwischen den Generationen aufspüren und Vergleichswerte über Jahre generieren. Mit Fragen und Untersuchungen zu dem Themenkomplex "Generationen in Gesellschaft und Familie" knüpft das GENERATIONEN-BAROMETER an die Herausforderungen des demografischen Wandels an und dokumentiert den Umgang der Menschen damit. Anliegen des GENERATIONEN-BAROMETERS ist, empirische Daten zu liefern, um die Diskussion zum Themenfeld anzuregen – Diskussionen wie sie auch fast zeitgleich Bundespräsident Horst Köhler mit dem FORUM DEMOGRAPHISCHER WANDEL angestoßen hat: Diskussionen, die Ressourcen erschließen und Perspektiven aufzeigen können.

Gesellschaftspolitische Ordnungsfrage oder Eigeninitiative von starken Familien?

In dem von Gundula Gause charmant und souverän moderierten Podiumsgespräch befassten sich Kardinal Karl Lehmann, Mainz, der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Dr. Jürgen Borchert, Richter am Hessischen Sozialgericht, Prof. Dr. Renate Köcher und Professor Dr. marc Szydlik, Direktor des Soziologischen Instituts der Universität Zürich mit dem Thema Generationenbeziehung. In der teils lebhaften Diskussion, bei der sich auch das Publikum stark beteiligte, ging es vor allem darum, wie viel und wie staatliche Maßnahmen greifen können und sollen, und wo es darum geht, Familien und Familienbeziehungen in sich zu stärken. "Wir müssen wieder Kinder bekommen", brachte etwa Dr. Borchert das Thema auf den Punkt. Ursache der immer wieder als Schreckgespenst an die Wand gemalten Überalterung sei ja nicht vor allem die höhere Lebenserwartung, sondern die extrem niedrige Geburtenrate, die nicht nur zu einer demographischen Schieflage, sondern effektiv zu Bevölkerungsrückgang führt. Das von der neuen Bundesregierung vorgeschlagene Elterngeld wurde heiß diskutiert, ebenso wie verschiedene Ansätze, um Bedingungen zu schaffen, in denen der Wunsch nach einem oder mehreren Kindern auch verwirklicht werden kann und will. Könnte es nicht wie in Frankreich etwa eine Karte geben für Familien mit Kindern, auf die es dann beim Einkauf 10% Rabatt gibt, so ein Vorschlag aus dem Publikum. Wichtig sei auch, so Kardinal Lehmann, neu zu vermitteln, dass man nicht nur für sich selbst, sondern auch für die anderen, die anderen Generationen, habe. Und, so Gundula Gause, letztlich gehe es darum, zu zeigen und zu vermitteln, dass Kinder das größte Glück sind...

Und obwohl äußerlich nichts im Konferenzraum des ZDF daran erinnerte, dass es Advent war und auf Weihnachten zuging, war doch etwas von Weihnachten da: Weihnachten – als Gott zur Welt kam. Als Kind. Seitdem kann man nicht mehr vorbei am Ja zum Kind.


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Last Update: 14.12.2005 Mail: Editor /Webmaster
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