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 published: 2005-11-22

Festvortrag zum 120. Geburtstag von Pater Josef Kentenich

Gymnich, 20. November 2005

 

P. Ángel Lorenzo Strada

 

P. Angel Lorenzo Strada

Vor 120 Jahre geschah in Gymnich etwas ganz Alltägliches: die Geburt eines Kindes. 120 Jahre später sind wir hier versammelt, in einer nicht ganz alltäglichen Zusammensetzung und gedenken dieses Ereignisses. Und viele Menschen in allen Kontinenten tun das auch.

Was geschah vor 120 Jahren? Katharina, das jüngste von acht Kindern der Familie Kentenich, arbeitet damals als Haushalts- und Wirtschaftsgehilfin auf dem Heuser Hof in Oberbohlheim; dabei lernt sie Mattias Josef Koep aus Eggersheim kennen, der dort als Gutsverwalter tätig ist. Sie ist 22 Jahre alt, und sie wird schwanger. Über die Beziehung der beiden wissen wir nicht viel. Mattias Koep ist doppelt so alt wie sie. Ob dies der Grund dafür ist, dass er keine Ehe mit ihr eingeht und dem Kind eine Legitimation gibt, oder ob die familiäre Situation und die Not der jüngeren Schwester von Mattias Koep dazu den Ausschlag gibt, das wissen wir nicht. Auf jeden Fall bedeutet diese Situation ein schweres Kreuz für Katharina und für ihren Sohn.

Was wissen wir noch von der Mutter und von dem Vater dieses Kindes? Es wird berichtet, dass Katharina Kentenich sehr arbeitsam, hilfsbereit, sparsam im Umgang mit Geld, sehr bescheiden, tief religiös ist und eine große Liebe zu ihrer Familie hat. "Meine Mutter war eine ganz feine, heiligmäßige Frau," äußerte Pater Kentenich einmal in einem Gespräch.

Der Vater hatte einen guten Ruf. Er arbeitete in der Landwirtschaft und betrieb in späteren Jahren eine Bienenzucht. Entsprechend dem Zeugnis seiner Bekannten "führte er ein geregeltes Leben", war geachtet, lange Jahre im Gemeinderat, besuchte öfters die Messe, auch während der Woche.

In der Pfarrei St. Kunibert wird der Kleine am 19. November 1885 auf den Namen "Peter Joseph" getauft. Vor einiger Zeit hat die Pfarrei eine Postkarte herausgegeben mit einer Kopie des Eintrags im Taufregister. Die Pfarrkirche wird für Josef Kentenich der Ort der Eucharistiefeier, des persönlichen Gebetes, der Begegnung mit den Heiligen, mit den Gebräuchen des katholischen Lebens. Vor allem die ehrwürdige Tradition des "Gymnicher Ritts" hat dem kleinen Josef sicher imponiert. Die Bittprozession zu Pferde am Fest Christi Himmelfahrt steht in Verbindung mit dem fünften Kreuzzug am Anfang der 13. Jahrhundert, bei dem Ritter Arnold I. von Gymnich in Todesgefahr den besonderen Schutz Gottes erfahren hat und zum Dank für seine Rettung den alljährlichen Umritt stiftete. Die Treue zu diesem Gelöbnis hat sich bis heute gehalten, auch in den großen Notzeiten der zwei Weltkriege. Der Ritt unterblieb nur während des 30jährigen Krieges und 1666 während der Kölner Pestzeit.

Als allein erziehende Mutter schenkte Katharina ihre ganze Kraft und Liebe ihrem Sohn. Von der herzlichen Beziehung zu Josef und ihrer tiefen Religiosität zeugen ihre Briefe. In einem Brief vom 28. September 1917 (P. Kentenich ist schon 31 Jahren alt!) schreibt sie:

"Mein liebes Kind! Ja, wir wollen dem lieben Gott beide unser Leben schenken. Ich danke dem lieben Gott, dass ich ein braves Kind habe. Das macht mich so glücklich. Glücklicher, als wenn man mir die ganze Welt schenkte. Nun, liebes Kind, wünsche ich Dir neue Kräfte und Gesundheit...Hast Du irgendeinen Wunsch, so bitte, teile es mir mit. Du weißt, ich bin immer – immer für Dich da! Mit herzlichem Gruß. Deine Dich innig liebende Mutter".

Die Volksschule, unter der Leitung von Josef Zimmermann und später August Klinkhammer, hat 355 Schüler und Schülerinnen. Josef ist ein guter Schüler, aber dass er gerne in die Schule geht, kann man nicht sagen. Sie ist sehr auf Disziplin und Wiederholen ausgerichtet, und er auf Freiheit und Eigentätigkeit! Die Schulkameraden Josefs berichten, dass die Lehrer sehr streng waren und schnell zum Stock griffen. Von 8.00 bis 11.00 Uhr und nachmittags von 13.00 bis 15.00 Uhr lernt Josef Kentenich Lesen, Schreiben, Biblische Geschichte, Rechnen, Geographie, Zeichnen, Gesang, Handarbeit...

Während die Schule ihn nicht gerade begeisterte, war das "Leben auf dem Land" eine echte Freude für ihn. Der Schlossgraben diente im Sommer zum Angeln, im Winter zum Schlittschuhlaufen, die Wälder zum Versteckspielen. Und die gestohlenen Äpfel schmeckten selbstverständlich viel, viel besser als die aus dem eigenen Garten! Mit neunzehn Jahre schreibt Josef aus seinen Ferien in Gymnich: "Mit meiner Gesundheit geht es wieder gut. Kaum hatte ich Heimatluft eingeatmet – da war alles gut. Unter den Bauern lässt sich doch gemütlich leben"

Als Josef acht Jahre alt ist, sieht sich seine Mutter gezwungen, eine volle Stelle anzunehmen, und zwar in Köln, als Köchin bei Familie von Guillaume. Ihr Beichtvater August Savels, Pfarrer an St. Aposteln in Köln, rät ihr, das Kind ins Waisenhaus in Oberhausen zu bringen. Er hatte dieses Haus begründet. Die Mutter entscheidet sich dafür, schweren Herzens. Ihre wirtschaftliche Situation spielt dabei eine Rolle, dazu der Tod des Großvaters fünf Jahre zuvor und das hohe Alter der Großmutter, aber auch die guten Ausbildungsmöglickeiten in Oberhausen. Josef und seine Mutter nehmen Abschied von Gymnich. Mit einer Unterbrechung von acht Monaten in Straßburg hat Josef Kentenich die ersten acht Jahre seines Lebens in Gymnich verbracht. Von der modernen Psychologie wissen wir, wie einprägsam die ersten Erlebnisse eines Kindes sind.

Am 12. April 1894 kam Josef von Gymnich nach Oberhausen in das Waisenhaus St. Vinzenz. Der Abschied von der Mutter ist schwer, und der Abschied der Mutter von ihrem Kind auch. Jahre später berichtet Pater Kentenich, dass seine Mutter ihn in der Hauskapelle, vor einer Marienstatue, der Gottesmutter geweiht und anvertraut hat: "Was soll sie nun in ihrer Herzensangst und Besorgnis tun? Sie geht hin, nimmt ihr einziges wertvolles Andenken aus der Kinderzeit – ihr Kommunionandenken – und hängt es der Muttergottes um den Hals mit der inständigen Bitte: "Erziehe Du mein Kind! Sei du ihm ganz Mutter! Erfülle du für mich die Mutterpflichten".

Im Waisenhaus leben, in sehr bescheidenen, armen Verhältnissen, etwa zweihundert Kinder. Hier empfängt Josef am Weißen Sonntag des Jahres 1897 die erste heilige Kommunion. An diesem Tag teilt er seiner Mutter den Wunsch mit, Priester zu werden. Sein Wunsch soll sich erfüllen. Pfarrer Savels begleitet ihn im September 1899 nach Ehrenbreitstein bei Koblenz zum Gymnasium für die humanistische Ausbildung der künftigen Pallottinerpatres.

Der Geburtsort ist mehr als eine bloße Angabe im Personalausweis. Familiäre Umgebung und Umwelt sind entscheidend für das ganze Leben. "Ich bin ich und meine Umstände", sagt der spanische Philosoph Ortega y Gasset. Wir sind gewohnt, unsere Heiligen mit ihrem Geburtsort zu verbinden: Franz von Assisi, Teresa von Avila, Ignatius von Loyola. Franz, Teresa und Ignatius sind von diesen konkreten Orten geprägt, diese Orte ihrerseits verdanken ihnen Bedeutung und geschichtlichen Rang. Letztlich sprechen wir von Jesus von Nazaret. Das Inkarnatorische Prinzip unseres Glaubens verlangt diese Ortung in Raum und Zeit.

Und in Raum und Zeit von Gymnich, Gymnich im ausgehenden 19. Jahrhundert, Gymnich in der Nähe von Köln, ist Josef Kentenich verortet. Kein geringerer als Papst Benedikt XVI. hilft uns, die Hauptzüge der Kultur und christlichen Tradition von Köln und Umgebung zu entdecken: "Hier spürt man die große Geschichte, und der Strom gibt Weltoffenheit. Es ist ein Ort der Begegnung der Kulturen. Ich habe immer den Witz, den Humor, die Fröhlichkeit und die Intelligenz der Kölner geliebt. Aber ebenso muss ich sagen, die Katholizität, die den Kölnern tief im Blut steckt, denn hier gibt es seit ungefähr zweitausend Jahren Christen, und so hat sich das Katholische tief in den Charakter der Kölner eingetragen im Sinne einer fröhlichen Gläubigkeit" (Benedikt XVI., Ansprache beim Besuch des Kölner Doms am 18. August 2005, in: OR, 26 August 2005 / Nummer 34)

Auf dem Kölner Flughafen sagte der Papst direkt nach der Ankunft:

"Die Diözese und insbesondere die Region Köln bewahren die lebendige Erinnerung an große Zeugen, die sozusagen in der Prozession der Wanderer stehen, die mit den Drei Königen begonnen hat. Ich denke an Bonifatius, ich denke an die heilige Ursula, den heiligen Albertus Magnus und – in neueren Zeiten – an die heilige Teresia Benedicta a Cruce (Edith Stein) und den seligen Adolph Kolping. Diese unsere Glaubensbrüder und -schwestern haben im Laufe der Jahrhunderte die Fackel der Heiligkeit leuchten lassen, sind Menschen gewesen, die den Stern gesehen und anderen den Stern gezeigt haben." (Benedikt XVI., Ansprache auf dem internationalen Flughafen Köln/Bonn nach der Ankunft am 18. August 2005, in: OR, 26 August 2005 / Nummer 34).

Diese Fackel der Heiligkeit leuchtete im Leben von Pater Kentenich. Sein Kanonisationsprozess wurde am 10. Februar 1975 in Trier eröffnet. Nach einigen Pausen und einer intensiven Arbeit an der sehr umfangreichen Dokumentation und zahlreichen Zeugenvernehmungen erwarten wir in nächster Zeit den Abschluss der diözesanen Etappe des Prozesses. Der Ruf der Heiligkeit ist sehr verbreitet. Von Tausenden von Menschen aus 87 Ländern haben wir Zeugnisse davon, dass sie ihn als Vorbild für ihr Leben entdecken, sich von ihm in ihrem Glauben anregen lassen und sich seiner Fürbitte bei Gott anvertrauen. Sie sind überzeugt, dass er ein Heiliger ist.

Das Feuer dieser Fackel blieb nicht allein. Es hat sich verbreitet, schenkte Licht und Wärme. Im Brennen für dieselben Ideale entzündete es das Leben des Jugendleiters und Priesteramtskandidaten Karl Leisner, den Papst Johannes Paul II vor 9 Jahren selig gesprochen hat, des jungen Seminaristen Josef Engling, das Leben von Gertraud von Bouillon und Sr. M. Emilie Engel in Deutschland, des Familienvaters und Kaufmanns Joao Pozzobon im Süden von Brasilien, des Ingenieurs und Universitätsprofessors Mario Hiriart in Santiago de Chile. Ihre Kanonisationsprozesse laufen bereits in Rom oder in den jeweiligen Diözesen.

Witz und Humor charakterisieren die Menschen in dieser Gegend, so haben wir eben von Benedikt XVI. gehört. Und das ist der Fall bei Pater Kentenich. "Der übernatürliche Mensch soll zugleich der natürlichste Mensch sein", das ist seine Devise. Es wird erzählt, dass er in den schweren Jahren des Exils in Milwaukee, USA, Besuch bekam von einer Ordensschwester. Von einer Marienschwester hatte sie gehört, dass Pater Kentenich ein weiser Mann sei, ein gütig-väterlicher Priester, ein Heiliger. In ihrer Begeisterung sagt sie direkt nach der Begrüßung zu Pater Kentenich: "Father, ich möchte eigentlich gar nichts von Ihnen. Ich möchte Sie nur anschauen, denn diese Schwester sagt, Sie seien ein Heiliger". Prompt antwortet Pater Kentenich mit lauten Lachen: "Das kostet fünf Dollar!"

(vgl. Peter Locher, Mit Herz und Humor. Erzählungen aus dem Leben Pater Kentenichs, Vallendar-Schönstatt, 1981, 134).

"Hier spürt man die große Geschichte, und der Strom gibt Weltoffenheit" sagt der Papst über Köln. Die große Geschichte mit ihren vielen Licht- und Schattenseiten war für Pater Kentenich ganz wichtig. Seine Grundhaltung definiert er mit den Worten: "Die Hand am Puls der Zeit, das Ohr am Herzen Gottes". In seiner Leidenschaft für Gott sucht er den Gott der Altäre, den Gott der Heiligen Schrift, aber vor allem den Gott der Geschichte. Denn in den Ereignissen der Welt offenbart Gott seine Wünsche. Der rasante Fortschritt von Technik und Wissenschaft und die Gefahr der Vernachlässigung der inneren Welt des Menschen ist Thema seines ersten Vortrags an die jungen Studenten im Jahr 1912. Seine Kurse und Tagungen behandeln die soziale Frage, die veränderte Stellung der Frau, die neue Sicht von Sexualität und Liebe, Familie und Gesellschaft, Autorität und Freiheit, die neuen Herausforderungen in der Pädagogik. Wach nimmt er die Entwicklungen in der katholischen Kirche auf, die sich vor dem Konzil vor allem in ihrem Verhältnis zur modernen Welt schwer tut; er analysiert diese Entwicklungen und nimmt klar Stellung dazu. In den dreißiger Jahren hat ein Drittel des deutschen Klerus seine Kurse in Schönstatt besucht, findet dort Orientierung und neuen Mut. "Hast du dazu schon Pater Kentenich gehört?", heißt es im Kreis von Priestern, die um Antworten auf drängende und neue Fragen ringen. Und Pater Kentenich freut sich und fühlt sich bestätigt, als Papst Johannnes XXIII. das zweite vatikanische Konzil einberuft, damit die Kirche mit offenen Türen und Fenstern ihre Botschaft der Welt anbietet.

Mit treffender Diagnose und gelehrten Vorträgen gibt er sich nicht zufrieden. Der Gott der Geschichte sucht Mitarbeiter, gibt Aufträge. Weder Passivismus noch blinder Aktivismus sind gefragt, sondern eine vorsehungsgläubige, wagemutige Mitverantwortung für die Sache Christi.

"Der Strom gibt Weltoffenheit" nicht nur im breiten Horizont der Reflexion, sondern auch in tätigem missionarischen Einsatz. Nur sieben Jahre nach der Gründung der Gemeinschaft sendet Pater Kentenich die ersten Marienschwestern nach Südafrika, zwei Jahre später nach Brasilien, Chile, Argentinien und Uruguay. Die drei Jahre und acht Monate Verbannung im Konzentrationslager Dachau geben ihn die Möglichkeit, mit Priestern und Laien aus Polen, Frankreich, Italien und anderen Nationen in Kontakt zu kommen. An diesem Ort des Todes und des Hasses gründet er die Internationale der Schönstattbewegung. "In seinem Herzen ein Feuer" ist der Titel einer seiner Biographien auf Deutsch. Dieses Feuer drängt ihn, der schon 61 Jahre alt ist, bald nach seiner Befreiung aus Dachau Reisen nach Südafrika, Lateinamerika und den USA zu unternehmen. Er verfolgt den Prozess der Enteuropäisierung der katholischen Kirche und den sich anbahnenden Vorgang der Globalisierung der Welt. Alle Nationen, alle Rassen, alle Kulturen haben einen Platz in der Katholizität der Kirche und müssten einen Beitrag leisten für eine menschenwürdige Welt, die in Freiheit und Frieden lebt. Maria, Mutter aller Menschen und Beispiel einer solidarischen Frau, will und soll das Antlitz Christi in den Kulturen der Völkern mitprägen helfen. Eine gläubige Überzeugung, die er mit Papst Johannnes Paul II. teilt. Mehr als 180 Schönstattheiligtümer in allen Kontinenten bereichern heute die "Geographie des Glaubens".

Doch nicht nur die große Weltgeschichte, sondern auch die kleine Geschichte jedes Menschen in seiner Originalität und Würde war für Pater Kentenich sehr wichtig. In seinem Dienst stellte er sich total zur Verfügung, "selbstlos fremdem Leben dienen" ist seine Devise. So wurde er geistlicher Vater und guter Begleiter tausender Menschen. "Todo un Padre" (ganz ein Vater) heißt eine seiner auf Spanisch verfassten Biographien. "Am Anfang meines Priesterlebens habe ich viele Bücher gelesen, später habe ich in den Seelen gelesen", sagt er. In jedem menschlichen Schicksal suchte er die Spuren Gottes. Bei der Feier seines silbernen Priesterjubiläums im August 1935 bedankt er sich mit warmen Worten dafür, dass viele Menschen ihm Vertrauen geschenkt, ihre Herzen weit geöffnet haben und damit eine gegenseitige tiefe innerseelische Gemeinschaft entstanden ist, in der der Pilgerweg zu Gott klarer war. Immer bekennt er, dass die internationale Schönstattbewegung ein gemeinsames Werk ist.

All das wäre nicht möglich gewesen, wenn Pater Kentenich auf seinem langen und oft schwierigen Pilgerweg nicht einem Stern gefolgt wäre. Und wie in der Geschichte der drei Könige hat er "das Kind und Maria, seine Mutter" gefunden. "Ihr verdanke ich alles"; "Sie ist die große Lehrmeisterin meines inneren und äußeren Lebens gewesen"; "sie ist die Seele meiner Seele": das sind Ausdrücke seiner tiefen, innigen Liebe zu Maria. Sie ist mehr als frommes, romantisches Gefühl. Er stellt sich mit all seinen Kräften in den Dienst der Sendung der Gottesmutter für die heutige und morgige Gestaltung von Kirche und Welt. "Un profeta de Maria" (Ein Prophet Marias) heißt eine seiner auf Spanisch erschienenen Biographien. Und Maria führt ihn zu einer lebendigen, persönlichen Begegnung mit dem Gott Jesu Christi, dem Vater reich an Erbarmen. In seinem Leben wird sichtbar, was Papst Benedikt mit der "fröhlichen Gläubigkeit" der Kölner meint. Seine uneheliche Herkunft, das Waisenhaus, zwei Weltkriege, Dachau, vierzehn lange Jahre der Trennung von seinem Werk und Unverständnis von Seiten der Kirche sind nicht in der Lage, seinen Glauben und sein Vertrauen an einen liebenden, persönlichen Gott ins Wanken zu bringen oder gar zu zerstören. Dies ist die Quelle für seine Gelassenheit, innere Ruhe und Güte. Denn man kann nicht an einen guten Vater im Himmel und an eine treue, liebende Mutter glauben und gleichzeitig ein trauriges, angstvolles oder langweiliges Leben führen. Es ist sicherlich kein Zufall, dass er ausgerechnet im Schönstattheiligtum vom Köln im Jahr 1966 ein Liebesbündnis mit dem Vatergott schließt. "Gott ist mein Ursprung; Gott ist mein Ziel – er muss auch der Leitstern meines Lebens, der Mittelpunkt aller Ideale sein" hat er als junger Novize in sein Tagebuch geschrieben. Und bis zu seinem Lebensende bleibt er treu, bis er in der Anbetungskirche in Schönstatt, unmittelbar nach der Eucharistiefeier am 15. September 1968, heimgeholt wird.

Pater Kentenich ist kein Privateigentum der Schönstattbewegung. Er gehört uns allen, er gehört der Kirche, er gehört der Menschheit. Der verstorbene Papst Johannes Paul II. rief die Schönstätter auf, das kostbare Erbe der Person und Botschaft Pater Kentenichs nicht für sich zu behalten, sondern anderen zu geben. In einer Ansprache an die internationale Schönstattbewegung vor zwanzig Jahre sagte der Papst: "Ihr seid berufen, an der Gnade, die eurer Gründer erhalten hat, teilzuhaben und sie der ganzen Kirche anzubieten. Denn das Charisma des Gründers erweist sich als eine geistgewirkte Erfahrung, die den eigenen Schülern überliefert wurde, damit sie danach leben, sie hüten, vertiefen und ständig weiterentwickeln, und zwar in der Gemeinschaft und zum Wohl der ganzen Kirche" (Johannes Paul II., Ansprache an die internationale Schönstattfamilie, Rom, 20 September 1985).

Es ist sicher wichtig, dass das große Haushaltsloch einer Nation gefüllt wird. Es ist sicher wichtig, dass die Defizite in Erziehung oder Gesundheit saniert werden. Ist es aber nicht wichtiger, dass das noch größere Loch von glaubwürdigen Persönlichkeiten, von authentischen Beispielen gelebten Mensch- und Christseins gefüllt wird? Die Kirche wird immer defizitär bleiben, wenn sie nur Wahrheiten verkündet und nicht deren gelebte, gelungene Verwirklichung zeigen kann im Leben von Frauen und Männern, die dem Herrn unbedingt nachgefolgt sind. Darum ist es wichtig, dass wir Pater Kentenich gedenken. Darum ist wichtig, dass wir Gott für seine Person und seine Botschaft preisen.

Ich bedanke mich sehr für Ihre Aufmerksamkeit.


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