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 published: 2005-10-15

Viva Schönstatt

Pater Heinrich Walter, Predigt in der Messe am 15. 10. 05: Auswertung des Weltjugendtags in Köln und Schönstatt

 

 

Sermón: P. Heinrich Walter

Sermon: Fr. Heinrich Walter

Predigt: Pater Heinrich Walter

 

 

Fotos: POS Brehm © 2005

 

Liebe Schönstattfamilie,

Heute stand mir oft das Bild vor Augen, wie Hunderttausende Jugendliche am Rheinufer stehen und Papst Benedikt willkommen heißen. In aller Frühe haben sie sich schon aufgemacht, um nahe dabei zu sein, wenn er kommt. Die ersten Reihen standen bis zu den Knien im Wasser. Unwillkürlich denkt man an den See Genezareth, an Bericht, wie Jesus ins Boot stieg, um zur Menge zu sprechen, da wenig Platz war. Was für eine große Sehnsucht lebt in diesen jungen Menschen! Eine Sehnsucht nach Orientierung, Heimat, Angenommensein! Viele hatten sich heimatlos erlebt nach dem Tod Johannes Paul II und kamen jetzt als "Waisenkinder" an den Rhein mit offenen Herzen.

Papst Benedikt XVI hat es ihnen leicht gemacht. Er hat sich schlicht und demütig in die Nachfolge seines Vorgängers gestellt, dass sie den Weg mitgehen konnten. Die Jugendlichen klebten nicht an den großen Gesten und kraftvollen Worten des Vorgängers. Sie suchten nicht den Megastar. Sie suchen tiefer und konnten durch die Schlichtheit und Tiefe des neuen Hl. Vaters den Weg zu Gott zu finden. Eine wunderbarer Vorgang, den wir unserer Sprache Weiterleitung nennen.

1.Eine Generation, die Gott sucht

Wir haben eine junge Generation erlebt, die Gott sucht, eine Generation, die Leidenschaft hat für Gott, wie Kardinal Lehmann in seinen 10 Thesen zur Zukunft der Kirche in Deutschland formuliert. Am Ende der Vigilnacht hat sich eine heilige Stille auf das Marienfeld gelegt, als die eucharistische Andacht begann. Eine Million junger Menschen verharrte in Schweigen und Anbetung. Sie waren wirklich gekommen, um ihn anzubeten. Die liturgischen Feiern waren alle ohne große hinführende Darbietungen nüchternen, wesentlich und tief. Auch Papst Benedikt habe sich in seinen Predigten nicht auf die vermeintlich wichtigen Themen, nicht auf die Fragen der Journalisten, sondern einzig auf das Wesentliche konzentriert: das Mysterium, das Heilsereignis in Christus, auf Gott. Und die Jugendlichen sind mitgegangen. Sie stimmten zu, auch wenn sie es als Herausforderung erlebt haben.

Wenn also unsere Jugendlichen eine Generation darstellen, die Gott sucht, verträgt dann nicht unsere Gesellschaft viel mehr Religiosität und Spiritualität, als wir ihr zutrauen? Ist nicht die Zeit zaghaft-verschämter Entschuldigung für den Glauben langsam aus der Mode gekommen? Der WJT macht uns Mut. Er fordert uns heraus zu mehr Bekenntnisses und Zeugnisses. Wenn die Jugendlichen die "Zugvögel der Zeit" sind, dann sollten wir diese Herausforderung annehmen. Mögen uns dabei Adlerflügel wachsen.

2. Schönstatt lebt – viva Schönstatt

Schauen wir in einem zweiten Blick auf das, was sich am Ort Schönstatt ereignet hat. Der Ort war voller Leben, Schönstatt war lebendig, die Häuser platzten aus den Nähten, das Urheiligtum war umlagert Tag und Nacht. Immer wieder gab es Erlebnisse, wie das von Victoria und Lucia aus Parana: "Und dann sind wir bald da...Es geht viel zu schnell... Wir stehen vor dem Urheiligtum, und du kannst nichts mehr denken, gar nichts mehr, das Herz springt dir aus dem Leib und die Tränen laufen... Du bist da".

Viva Schönstatt: die Kraft des heiligen Ortes

Mir fiel neu auf, welche Kraft von unserem heiligen Ort ausgeht. Die Jugend der Welt hat uns, die wir am Ort leben das wieder deutlicher ins Bewusstsein gehoben. Die Gnadenkapelle ist uns heilig. Es ist nicht allein der Ort, das wissen wir, es ist die Anziehungskraft der großen Frau, der Mutter und Gehilfin Jesu. In wie viele Augen hat die Gottesmutter in diesem August geschaut, wie viele Tränen der Freude hat sie gesehen, wie oft hat sie ein Liebesbündnis angenommen. Sie muss große Freude gehabt haben an dieser Jugend. Und es gut, dass Pater Rummel, der Rektor des Urheiligtums, unter uns ist.

Viva Schönstatt: Beispiellose Solidarität

Dass Schönstatt lebt wurde sichtbar in der beispiellosen Solidarität, mit der sich alle Gemeinschaften und Gliederungen eingeschaltet haben. Die offenen Häuser, die Gastfreundschaft, die Spendenbereitschaft, vieles durfte mal einen Sommer lang anders sein als sonst. Schönstatt war in der Hand der Jugend und es ist uns gut bekommen, sich so auf die Jugend einzulassen. Es war nicht eine Einbahnstraße – wie es die Vertreterin des Mütterbundes bei Ihrem Dank ausgedrückt hat. So muss es sein, wenn wir wirklich Familie sein wollen.

Viva Schönstatt: ein neues Erlebnis der Internationalität

Man muss sich vorstellen: Beim Festival haben mehr doppelt so viele Jugendliche Spanisch oder Portugiesisch gesprochen als Deutsch, und die Konferenzsprache war Englisch! Die Zukunft Schönstatts, ist international, und sie wird noch mehr Spanisch und Englisch werden als Deutsch. Das ist kein Verlust, es ist ein großer Gewinn. Wer an dieser Zukunft mitbauen will, kann sich schon mal überlegen, welche Sprache er noch lernen will.

Viva Schönstatt: Orientierung an Vorbildern

Ein weiteres Zeichen der vitalen Kraft war die Nacht der stars, der "Heiligen" unserer Familie. Die Jugend will das große, hatte Papst Benedikt gesagt. Viel Idealismus ist geweckt worden durch die Bilder der Mitgründer der ersten Stunde und vorbildhaften Schönstätter, die – umrahmt von Fackeln - am Urheiligtum neben unserem Vater und Gründer aufgestellt wurden.

Viva Schönstatt: im Lebensstrom der Kirche

Selten haben wir uns als Bewegung so aktiv hineinbegeben in einen Lebensvorgang der Kirche wie jetzt beim WJT. Wir haben über uns hinausgeblickt und dem kirchlichen Vorgang unseren Dienst angeboten. Die Reaktionen aus dem Büro in Köln haben uns die Bestätigung gegeben, dass unsere Solidarität verstanden wurde. Dadurch ist viel Freude entstanden und neue Kräfte sind geweckt worden. Schönstatt lebt heute mehr inmitten der Kirche und die Kirche mehr im Herzen Schönstatts. Das hat unsere Ahnung verstärkt, wie es sein und werden kann, wenn wir als Bewegung noch mehr im Herzen der Kirche ankommen.

3. Eine neue Gründergeneration entsteht

Was will uns Gott mit der Erfahrung dieses Jahres sagen? Ich kann nur wiederholen, was ich den Jugendlichen zu Beginn des Festivals gesagt habe.

Ich sehe P. Kentenich am Fenster stehen, dort im alten Haus beim Urheiligtum. Er schaut auf euch, winkt euch zu und ruft: "Desiderio desideravi (mit großer Sehnsucht habe ich mich nach euch gesehnt)! Schönstatt geht nur weiter, wenn ihr es ganz zu eurer Sache macht und die Zukunft in eure Hände nehmt." Er ruft uns zu: "Ihr seid meine Gründergeneration des 3. Jahrtausends. Mein Charisma geht auf euch über, habt den Mut, meinem Charisma euer jugendliches Gesicht zu geben!"

Eine internationale Gründergeneration ist am entstehen. Das Liebesbündnis für die Jugend der Welt am 10. August ist die Geburtsstunde dieser Gründergeneration. Diese Generation zeigt Elemente einer eigenen Charakteristik: sie habe Freude an der Verantwortung für andere, für alle Jugendlichen und für die ganze Welt. Sie hat sich bewährt, indem Jugendliche für die Jugend das Ereignis vorbereitet und durchgeführt haben. Das dritte Element, das ich sehe ist, das missionarisches Zeugnis. Ich erwähne nur einige Fakten: Chilenische Studenten gehen für ein Jahr nach Milwaukee, um dort die Schönstattjugend aufzubauen. Sie nennen diesen Einsatz "operation Mario". Andere gehen unter dem Stichwort "Porta de Europa" auf die iberische Halbinsel um Schönstatt-Aufbauarbeit leisten. Ich denke an portugiesische Jugendliche, die in Angola und Mocambique Missionsarbeit leisten und an die Spanier, die jetzt mit dem Decknamen "Piedra nova", in diesem Jahr nach Rom gegangen sind, um die Schönstattjugend zu gründen. Vor Jahrzehnten hat unser Vater vor allem Marienschwestern ausgesandt, um Schönstatt in alle Welt zu tragen. Diese junge Generation hat selber die Initiative ergriffen. Das ist der Geist der Gründungsstunde. So wächst eine missionarische, apostolische Generation von Laien. Ich bin sicher, dass uns die Gottesmutter aus dieser Generation neue "Helden" schenken wird, "heroes" wie sie sagen. Ob nicht auch unter uns hier in Deutschland solche Initiativen entstehen können. Man muss nicht nach Afrika gehen, es kann sich auch eine Gruppe finden, die ein Jahr nach Berlin geht, um Schönstatt in unsere Hauptstadt zu tragen.

4. Das Liebesbündnis für die Jugend

Wenn wir heute das Liebesbündnis erneuerten für die Jugend der Welt, dann wollten wir unsere Solidarität in die Waagschale werfen für diese neue Gründergeneration, damit sie weiter reift und viele Früchte bringen darf.

Und was ist jetzt unsere Reaktion? Zuerst dürfen wir stolz sein, dass unsere Familie gewürdigt wird, eine solche Jugend zu haben. Das weckt unser Vertrauen, ja einen Vertrauensvorschuss und dieses Vertrauen wird die Jugendlichen stärken. Wir wollen uns nicht nur an ihnen freuen, wir wollen ein Bündnis mit ihnen schließen. Je mehr die Generationen im Bündnis der Liebe leben, umso mehr Ausstrahlung wird diese Familie haben.

Und wir denken dabei an unser Land, unser Deutschland. Es ist viel Lähmung, Stagnation auf vielen Ebenen zu spüren, in der Kirche, in der Gesellschaft. Kleinmut will sich da und dort breit machen. Unser Land braucht die Erweckung, von der P. Penners gesprochen hat. Da ist der jugendliche Idealismus und Radikalismus die beste Fährte, der wir folgen können. So kommt uns die neue Kampagne der großen Medienanstalten gerade recht. Sie heißt: "Du bist Deutschland" das bedeutet "Du bist das Wunder von Deutschland", du kannst Deutschland verändern. Sie wollen eine nie da gewesene Aktion der Ermutigung, der Innovation in unser Land tragen. Ist das nicht das richtige Öl auf unser Feuer, wie es in dem Video "entflammt" aufgeleuchtet ist. So kann der WJT weitergehen, indem wir das Bewusstsein in uns wach halten: ich bin Deutschland, Martina, du bist Deutschland! Daniel, du bist Deutschland.

P. Heinrich Walter


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